schmetterling

(Martin Jones) #1

schneller absolviert, als Liev einen klaren Gedanken fassen konnte, und
entkam ungehindert in die Nacht. Bei Petes Eintreffen war der Mann besser
vorbereitet, wusste, was sich in der Serverhalle abgespielt hatte und dass sein
Boss kurz davorstand, eingebuchtet zu werden, ohne das Geringste
unternehmen zu können. Ohnmacht und Wut über sein Versagen standen ihm
ins Gesicht geschrieben, seine Pupillen flackerten auf der Suche nach
Optionen, um in Ordnung zu bringen, was so offenkundig aus dem Ruder
lief, doch zweifach konfrontiert mit der Gesetzesvertretung Sierra Countys
erwies er sich als klug genug, von Widerstand abzusehen und sie mitsamt
Rodriguez ziehen zu lassen.
»Nach Grass Valley?«, fragte Pete, bevor sie einstiegen.
Luther starrte auf den Gefangenen. Regentropfen zerplatzten an der
Seitenscheibe, in dicht verflochtenen Schnüren lief das Wasser daran herab
und ließ Rodriguez im Dunkel des Fonds aussehen, als habe seine Haut zu
schmelzen begonnen. Einen Moment lang hegte Luther den innigen Wunsch,
der Kerl möge sich auflösen.
»Nein, wir bringen ihn nach Downieville.«
»Schon klar. Ich meine, nachdem wir seine Personalien erfasst haben. Soll
ich ihn runter nach Grass Valley fahren?«
»Er bleibt in Downieville.«
Pete runzelte die Stirn. Vor Jahren hatte Carl Mara verfügt, dass sie in
Sierra keine Insassen mehr über Nacht dabehalten. Downieville rühmte sich
des kleinsten Gefängnisses Kaliforniens, das nie in seiner Geschichte mit
Überbelegung zu kämpfen hatte und meist leer stand. Ungeachtet dessen war
man am Yuba River den gleichen Regeln unterworfen wie in Los Angeles
mit seinem Superkasten, der achtzehntausend Seelen wegsperrte. Staatliche
Inspektoren und Bürgerrechtsverbände wachten penibel über die Einhaltung
von Standards, und der Knast von Downieville ließ schon länger zu
wünschen übrig. Millionen Steuergelder in die Renovierung lumpiger sieben
Zellen zu stecken, deren Rund-um-die-Uhr-Bewachung sechs weitere Beamte

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