schmetterling

(Martin Jones) #1

»Wieso?«
»Warst du mal in dieser Anlage, die sie die Farm nennen?«
»Nie gehört.«
»Oben im Valley, an der Grenze zu Plumas. Soll er dir selbst erzählen, er
hatte dort vergangene Nacht einen Einsatz.«
»Vergangene Nacht?«, wundert sich Ruth.
»Mhm. Ihr seid doch ziemlich dicke, oder?«
»Worauf willst du hinaus?«
Carl nimmt den Blick von seinen imaginären Truppen. Das Knattern eines
Helikopters nähert sich aus westlicher Richtung. Dicht über dem
Zackenkamm der Baumwipfel wird die Maschine sichtbar, ein nachtblauer
Bell 407GXP. »Der Junge ist längst Sheriff, Ruth. Das wissen wir beide. Ich
polier nur noch den Stern für ihn. Machen wir uns nichts vor, ich – ich werde
ausgelöscht. Mein Verstand stirbt wie eine Flamme am Docht. Und ich kann
nichts tun –«
Es gibt so vieles, was man sagen könnte.
Ruth sagt nichts davon.
»Ich meine, ich beschwer mich ja nicht. Er wird ’n großartiger Sheriff sein,
aber er ist auch ein verdammter Einzelgänger. Als er herkam, war er der
gerissenste Drogenermittler Sacramentos, mein Gott, was für ein abgebrühter
Hund, zugleich platzte seine Akte vor Verwarnungen. Warum wohl haben sie
ihm alles durchgehen lassen? Weil er die Schweine am Wickel kriegte! Alle!
Ohne Rücksicht auf Verluste. Fast, als wär er süchtig danach, seinen Arsch in
die Schusslinie zu bringen. Klar, dass Jodie so ein Leben auf Dauer nicht
führen konnte –«
»Ich kenne ihn nicht aus dieser Zeit.«
»Tief im Innern ist er immer noch derselbe. Ein verfluchter Besessener.
Als seine Eltern sich haben scheiden lassen, da war er – war er –«
»Zehn«, ergänzt Ruth, als sich das Stocken in die Länge zieht.

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