schmetterling

(Martin Jones) #1

jeden Tag ein bisschen mehr; zu alt, um Dinge auf die lange Bank zu
schieben. Wenn es zutrifft, was Somerset Maugham schrieb, dass man im
Alter vor allem die Sünden bereut, die man nicht begangen hat, dann steht ihr
einiges an Reue bevor. Wunschdenken nährt nur die Flamme, die dich von
innen heraus verzehrt.
Sie dreht sich um und betritt die Sheriffwache.
Luther lehnt im Türrahmen von Carls Büro und schenkt ihr ein
geschnitztes Lächeln. Seinem Aussehen nach gehört Urlaub grundsätzlich
infrage gestellt. Tucker hockt auf der Tischkante und rollt die Augen.
»– Goodyears Bar, Tucker«, sagt Kimmy soeben: »Was soll ich denn
machen, alle sind unterwegs, einer muss hin. Ines Welborn hat heute schon
zweimal angerufen. Solange ihre Katze nicht wieder auftaucht –«
»Die getigerte«, ergänzt Luther müde. »Nicht die schwarze.«
»Also, tatsächlich ist es ja noch ein bisschen anders«, Kimmy, Wanderin
im Unterholz der Nebensächlichkeiten. »Weil, die schwarze ist ein Kater!
Also nicht der Kater, Tucker.«
»Nee, Leute.« Tucker schüttelt den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass
wir jetzt ’ne Katze suchen.«
»Tja«, sagt Ruth. »Wir wachsen an unseren Aufgaben.«
»Echt nicht, Leute! Der Schwarzbär in Calpine, den wir kürzlich des
Wäscheklaus überführt haben – ich dachte, damit hätten wir die Talsohle
erreicht, aber eine verdammte Katze?«
»Oh, für Ines sind Katzen wie Blutsverwandte«, belehrt ihn Kimmy sehr
ernsthaft. »Darum wäre es wirklich nett, wenn du zu ihr runterfährst, sie hat
nämlich eine Theorie.«
»Billy Bob Cawley«, murmelt Luther.
»Ach«, wundert sich Kimmy. »Das weißt du schon?«
»Nur so ’ne Idee.«
»Kompletter Blödsinn«, schnaubt Tucker. »Billy Bob Cawley würde
keiner Fliege was zuleide tun.«

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