schmetterling

Vielleicht sollte er aufhören, den Hellseher zu spielen. Kate dürfte jeden
Moment anrufen, und dann werden Kimmys Augen aus ihren Höhlen rollen.
Doch er kann der Versuchung nicht widerstehen, diese neue Vergangenheit
auf ihre Hieb- und Stichfestigkeit zu überprüfen. Schon des Urlaubs halber,
den er zwar vorgehabt hatte zu nehmen, ohne es jedoch zu tun. Inzwischen
bedauert er fast, Carl solche Lügen aufgetischt zu haben. Sollte der Sheriff
gerade an Luthers Haus vorbeischlurfen, wird er den angeblich im Valley
zurückgelassenen Privatwagen wohl in der Einfahrt parken sehen, und warum
Luther bei aller Hast noch Zeit fand, seine Dienstmontur anzuziehen, lässt
sich auch nicht wirklich plausibel darstellen. Nichts ist plausibel, außer dass
sein Verstand ausgesetzt hat. Aber woher weiß er dann, was noch alles
geschehen wird?
Augenblick – weiß er es denn? Könnte er sich nicht einbilden, gewusst zu
haben, dass Tucker nach Goodyears Bar zu Ines Welborn muss? Déjà-vus
sind so beschaffen. Das Hirn spielt dir Streiche: Du hast, was du schon
einmal zu erleben glaubtest, gar nicht erlebt, sondern sitzt einer falschen
Erinnerung auf, einer neurochemischen Entgleisung im Schläfenlappen.
Damit wird Kate Buchanans Hauptwasserhahn zum Lackmustest. Erst wenn
sie tatsächlich anruft, hat er etwas vorhergesagt.
Er greift sich ein Stück Pecannuss-Bananenbrot.
Ein Anruf geht ein.
Kimmy spurtet in die Zentrale, und Luther hört sie durch die offene Tür
sagen: »Klar, Kate, jemand kommt und schaut nach.« Als Nächstes wird er
Zeuge, wie die Disponentin einen Rundruf startet und Jamie sich bereitfindet,
nachzuschauen. Unglaublich! Er ist ein verdammter Prophet.
»Und wie war jetzt dein Urlaub?«, fragt Ruth.
Schon erstrahlt die Traum-Option in neuem Glanz. Ja, er träumt. Immer
noch, ist immer noch auf der Farm, Gefangener einer Illusion. Virtuelle
Realität, sagte Rodriguez. Träumen gar nicht so unähnlich. Oder? Damit ließe
sich der größte Blödsinn erklären, aber dann hätte Rodriguez die Erklärung