schmetterling

(Martin Jones) #1

»Hör zu, ich –«, was ist jetzt das Sinnvollste?, »– will noch mal nach
Hause, da stehen die ausgepackten Koffer rum und alles, ich war ja gar nicht
mehr dort nach dem Einsatz. Lass uns – vielleicht heute Abend im St. Charles
Place was essen? Was meinst du?« Lust, dir auf den Zahn fühlen zu lassen,
worauf in diesem verfluchten Gestern noch Verlass ist? Außerdem sind sie
sowieso verabredet, auch wenn Ruth nichts davon wissen kann. Besser, er
setzt seine Ratlosigkeit in Geselligkeit um, als aller Welt aus dem Weg zu
gehen, bloß damit niemand auf den Gedanken kommt, mit ihm stimme etwas
nicht.
»Klar.« Ruth schiebt eine Locke aus ihrer Stirn. »Ab sieben bin ich frei.«
Sie geht die paar Stufen zum Sheriffbüro hoch, bleibt am oberen Absatz
stehen und dreht sich zu ihm um. »Wann, sagtest du, hast du diesen
Rodriguez hergebracht?«
»Gegen Mitternacht.«
»Seitdem warst du nicht mehr zu Hause?«
»Nein.«
Ihre Brauen ziehen sich zusammen. Sie scheint in sich hineinzublicken.
Wie jemand, der in einer Kiste voller Fotos kramt, um an ein bestimmtes Bild
zu gelangen. »Egal. Ach ja, Robbie hatte vorübergehend mal deinen Wagen.
Seiner musste in die Inspektion, jetzt steht er wieder vor deinem Haus. Hast
du ja sicher gesehen.«
»Ich weiß, danke.« Einen Scheiß hat er gesehen.
»Okay. Bin in zehn Minuten weg.«
»Gut.«
»Bis heute Abend.«
Er wartet, bis sie im Gebäude verschwunden ist. Schaut sich um. Worauf
immer sein Blick fällt, leuchtet in gespenstischer Vertrautheit, da die
alternative Vergangenheit nur in seinem Kopf zu existieren scheint. An den
Fahnenmasten vor dem Gerichtsgebäude flattern einträchtig die Flaggen
Kaliforniens und der Vereinigten Staaten. Wie eh und je erwecken die

Free download pdf