schmetterling

(Martin Jones) #1

»Geheiratet. Was denkst du denn? Dass sie Nonne geworden ist?«
»Und wen?«, fragt er matt.
»Einen Typ aus dem Baugewerbe. Taugte nichts, ging in die Brüche.«
Er schluckt. »Und ich?«
»Du hattest was mit einer Schnepfe aus Plumas.« Sie nimmt das Bein von
der Sessellehne. »Und dann was mit Juliette.«
»Welcher Juliette?«
»Die im St. Charles Place die Bar gemacht hat.«
»Du meinst, die immer noch im St. Charles Place die Bar –«
»Herrgott!«, sagt Ruth genervt. »Können wir bitte bei meiner Version
bleiben, solange ich sie erzähle?«
»Entschuldige.«
»Ist auch egal. Das war’s im Grunde schon. Seit Jodie solo ist, hängt ihr
wieder öfter zusammen. Das fand Juliette nicht gerade berauschend, darum
arbeitet sie jetzt in einem Schuppen an der Küste.« Ihr Blick durchbohrt ihn.
»So. Und jetzt will ich wissen, was in deinen letzten vierundzwanzig Stunden
passiert ist.«
»Wir haben eine Tote gefunden.«
»Wir?«
Luther stockt. Die Erinnerung versammelt Bilder, aus denen keine Worte
werden wollen. Etwas schnürt ihm die Kehle zu, neue Panik erfasst ihn. Mit
unheimlicher Schnelligkeit hat die hiesige Welt ihre Ansprüche geltend
gemacht, während sein bisheriges Leben über eine nicht passierbare Grenze
entrückt ist. Kein Beweis lässt sich vorlegen, dass es je existiert hat. Im einen
Moment so nahe, als müsse er nur die Oberfläche der Illusion zum Platzen
bringen und es träte solide und verlässlich wieder zutage, scheint es im
anderen unwiederbringlich verloren. Statt dass es aus ihm heraussprudelt,
sieht er sich Argumente mobilisieren, um eine verblassende gegen eine
mächtigere, strahlendere Version zu verteidigen. Was soll Ruth denken?

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