schmetterling

(Martin Jones) #1

kann Rodriguez tausendmal behaupten, es sei ein stinknormales
Versuchslabor für virtuelle Realität. Ist es nicht. In dieser Sphäre dort geht
etwas Abnormes vonstatten. – Du hast es übrigens auf den Punkt gebracht.«
»Ich?«
»Du sagtest, es sei das Vorzimmer zur scheiß Ewigkeit.«
»Oh.« Ruth hebt die Brauen. »Ja, das könnte ich gesagt haben. Also schön,
diese – wie nennst du sie –?«
»Sphäre.«
»Sphäre. Weißt du was? Ich glaube dir sogar, dass du in dem Ding warst.«
Luther schweigt. Das Aber in ihrem Tonfall ist ihm nicht verborgen
geblieben. »Du hast darin etwas erlebt, und ich denke, es war der Auslöser
für deine Phantasien.«
»Ich phantasiere nicht.«
»Auch wieder wahr. Phantasie gehört nicht zu deinen Stärken. Tatsächlich
weist du einen eklatanten Mangel an Spieltrieb auf, schätze, Carl hat dir nicht
den Punkt hinterm Satz abgekauft. Kaum vorstellbar, dass du im Alleingang
so eine Räuberpistole erfindest.«
»Also glaubst du mir?«
»Ich glaube, sie haben dich auf der Farm umgekrempelt.«
»Soll heißen?«
»Sie haben dir den Quatsch implantiert. Ins Oberstübchen gepflanzt.
Falsche Erinnerungen.« Sie breitet die Hände aus. »Wurde schon in Vietnam
und am Golf ausprobiert. Hirn im Vollwaschgang. Hinterher dachten die GIs,
sie hätten wunder was für Heldentaten vollbracht, dabei haben sie bloß in
einem Raum gehockt.«
»Der Manchurian Kandidat?«
»Ganz genau.«
Er starrt sie an. »Ich war allenfalls eine Minute in der Sphäre.«
Ruth zögert. Dann sagt sie mit therapeutischer Behutsamkeit: »Oder auch
länger, Luther. Vielleicht über eine Woche.«

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