schmetterling

(Martin Jones) #1

Katie Ryman lässt einen Moment verstreichen, mit Neuausrichtung
beschäftigt. Dieses Verhalten von ihr zu kennen, amüsiert ihn. Du hast nie
mit mir gesprochen, denkt er. Ich aber mit dir.
»Sind Sie Elmar namentlich bekannt?«, fragt sie eisig.
»Das liegt im Bereich des Möglichen.«
»Ja oder nein?«
»Kommt drauf an, wie schnell die Dossiers von Cole & Rosenfield auf
seinen Schreibtisch wandern.«
»Undersheriff«, seufzt sie. »Sie würden mir meinen Job sehr erleichtern,
wenn Sie nicht klängen wie das Orakel von Delphi.«
»Okay. Erleichtern Sie mir meinen.«
»Ich sehe, was sich machen lässt.«
Nervös verbringt er Minuten in der Warteschleife, dann kühlt ihre Stimme
wieder seinen Gehörgang. »Passt es Ihnen, morgen mit Elmar zu Mittag zu
essen?«
Fast verschlägt es ihm die Sprache. Das ist mehr, als er erwartet hat.
Zugleich verspürt er grimmige Zufriedenheit. Wenn Elmar Nordvisk ihn zum
Lunch treffen will, muss er sehr interessiert sein.
»Morgen passt gut. Wo?«
»In Palo Alto. Seien Sie um Viertel vor zwölf am Haupteingang.«
Das Telefon in seiner Handfläche glüht, seine Wangen glühen, sein Herz
trommelt wie das eines Schiffbrüchigen, der Land sieht. Verfrühte Euphorie,
doch ihm ist, als sei er der Aufklärung seiner Situation durch die bloße
Aussicht auf das Gespräch ein entscheidendes Stück nähergekommen. Wie
wird die Welt nach dem Treffen sein? Welche neuen Abgründe sich öffnen?
Unversehens wird ihm bewusst, wie einseitig er bislang gefragt hat, nämlich
welcher Anomalie er sein Hiersein verdankt. Aber vielleicht stimmt ja die
Fragerichtung nicht.
Vielleicht müsste er fragen, was mit ihm in diese Welt gelangt ist.
Ist er die Anomalie?

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