schmetterling

(Martin Jones) #1

Wissenschaft zur Verfügung, jetzt mehren sich Zweifel, ob Nordvisk die
wichtigsten Funktionen nicht geheim hält. Zum Unbehagen trägt bei, dass der
gigantische Computer – mittlerweile durch Quantenprozessoren betrieben –
versteckt in einer Anlage in der Sierra Nevada brütet. Dafür erblüht
TELESCOPE, ein Unternehmenszweig für Prognostik. Nordvisk sagt
Aufstände und Wahlen im Ausland treffsicher voraus, analysiert
gesellschaftliche Strömungen und leitet Entwicklungen daraus ab, die fast
durchweg eintreten, erstellt Wettermodelle für Monate, denen die Natur wie
unter Hypnose folgt.
Luthers Augen ruhen auf den letzten Zeilen. Neuer Wechsel im Gange.
Elmar wird wieder CEO der Muttergesellschaft, Hugo van Dyke wechselt in


den Verwaltungsrat. Man muss schon ein bisschen genauer hinschauen. Dann
sieht man, dass sich seit drei, vier Jahren bei Nordvisk etwas fundamental
verändert hat. Besser gesagt – etwas hat Nordvisk verändert.
Das Etwas, das mich hergebracht hat, denkt er.
Blick auf die Uhr: Viertel vor sieben.
Er packt seine Sachen, checkt aus und nimmt den Highway Richtung
pazifische Küste.


Hinter Vallejo folgt Luther den Beschilderungen nach Oakland und San José,
fährt auf die Dumbarton Bridge und überquert den südlichen Arm der San
Francisco Bay. Über der frühmorgendlich glitzernden, fein gekräuselten
Wasseroberfläche gleiten Reiher dahin, einzelne Wolken treiben ostwärts, so
blendend weiß, als saugten sie das Sonnenlicht in sich hinein. Die Luft selbst
funkelt wie Kristall. Er fährt durch Palo Alto, vorbei am Gelände der
Stanford-Universität und die sich windende Straße hoch ins waldige
Hügelland der Küste. Um kurz nach zehn parkt er den Wagen gegenüber
einem einsam gelegenen, gepflegt aussehenden Holzhaus mit Veranda,

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