schmetterling

(Martin Jones) #1

»Ich auch nicht.«
»Womit wir uns schon mal unserer Ahnungslosigkeit versichert hätten.«
Das hat etwas von einem Schachspiel, Zug, Gegenzug, bis die Figuren
einander blockiert haben werden. Aber Luther ist nicht gekommen, um sich
mit einem Patt abspeisen zu lassen.
»Du bist nicht ahnungslos«, sagt er. »Es ist deine Technologie. Nicht
meine.«
Elmar beginnt, das Tikka-Hühnchen in sich hineinzuschaufeln.
»Technologien stellen uns manchmal Fallen.«
»Das kann ich unterschreiben.«
»Schau, Luther«, sagt Elmar kauend. »Mein Problem ist, dass jede
Information, die ich einem intelligenten, kommunizierenden System gebe,
mich erst mal ins Hintertreffen versetzt. So lange, bis ich eine gleichwertige
Information zurückbekomme. Aber kann ich beurteilen, ob sie gleichwertig
ist? Wenn du bei Google was suchst, erzählst du denen etwas über dich,
nämlich was dich interessiert. Dafür bekommst du deine Info, aber weißt du
darum etwas über Google? Wir nennen es scherzhaft das Smiley-Problem.
George Smiley, du weißt schon –«
»Nein.«
»John le Carrés Meisterspion. Den kennst du nicht? Smiley muss im
Kalten Krieg dafür sorgen, dass der MI6 den ausländischen Diensten immer
einen Schritt voraus ist. Das geht oft nur im Austausch mit wieder anderen
ausländischen Diensten. Ein ständiges Geschacher, und wehe, du gibst zu viel
preis, schon kriegen sie dich am Sack. Das ist übrigens die Crux, wenn man
eine künstliche Intelligenz zur Superintelligenz weiterentwickelt. An jedem
Punkt musst du sicherstellen, dass sie nicht versucht, dich zu verarschen,
etwa indem sie verspricht, den Hunger in der Welt zu besiegen, und das
Problem dann dahingehend löst, dass sie einfach alle Menschen killt. Also
wie viel gibst du preis, damit der andere auspackt?«
»Du nennst mich ein System?«

Free download pdf