schmetterling

(Martin Jones) #1

»Das täuscht.«
Sie steigen aus und gehen zum Haupteingang. Soweit er durch das dunkle
Glas erkennen kann, ist das dahinterliegende Foyer leer bis auf ein paar
Stühle und einen an die Seite geschobenen Tisch. Eleanor hält ihm mit
einladender Geste die Tür auf. Luther verharrt auf der Schwelle und sieht sie
an.
»Dr. Bender, was tun wir hier?«
Sie lächelt, und diesmal ist ihre Nervosität mit Händen greifbar, doch
immer noch kann er nichts Zweideutiges oder gar Böses in ihrem Blick
erkennen.
»Das Richtige«, sagt sie. »Hoffe ich jedenfalls.«
Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss. Er folgt ihr in den angrenzenden
Raum, eine von halbgeöffneten Lamellenjalousien ins Zwielicht getauchte
Flucht, aus der sich Laboreinrichtungen herausschälen, lange Werkbänke
voller Gerätschaften und Computern, Maschinen, Reagenzgläsern, Pipetten
und Chemikalienbehältern. Zwei Männer nähern sich Luther. Einer der
beiden hält eine Waffe auf ihn gerichtet, ein Kerl kaum älter als Mitte
zwanzig, kurz geschnittenes braunes Haar, Vollbart. Der Statur nach
verbringt er wesentliche Teile seines Lebens im Kraftraum, seine Augen
lassen darauf schließen, dass er den Rest intelligenteren Tätigkeiten widmet.
Der zweite, ein kleiner, schmächtiger Asiate, tastet Luther geschäftsmäßig ab
und nimmt die Glock an sich.
»Die hätte ich gern wieder«, sagt Luther. »Unaufgefordert.«
»Klar«, sagt der Bärtige. »Griff oder Lauf voran. Hängt ganz davon ab, ob
sie dir vertraut.«
»Ob sie mir vertraut?« Luthers Blick wandert zu Eleanor Bender, die in
einer entschuldigenden Geste die Hände öffnet: »Ja, ich weiß. Das war ein
bisschen unfair.«
»Sie schleppen mich hierher, um rauszufinden, ob Sie mir vertrauen
können?«

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