schmetterling

(Martin Jones) #1

»Nein.« Eleanor schaut an ihm vorbei. »Ob sie Ihnen vertrauen kann.«
Er dreht sich um und sieht eine weitere Person aus der Tiefe des Labors
auftauchen, bekleidet mit Armeehose und Ringershirt. Das schwarze Haar ist
kurz geschnitten, ein Boyfriend Cut im Halle-Berry-Stil, doch die Züge
lassen auf mexikanische Wurzeln schließen.
»Du wolltest mich sprechen«, sagt Pilar Guzmán. »Hier bin ich.«


Fünf Minuten. Eingerechnet, was es braucht, um ihr Auftauchen zu
verarbeiten, fast eine Nichtigkeit – er selbst hat sie schließlich vor dem Tod
bewahrt, außerdem bringt er allmählich eine gewisse Expertise im Umgang
mit Doppelgängern mit. Jemanden zugenäht auf dem Obduktionstisch liegen
und zwei Tage später vor seiner Nase herumspazieren zu sehen, kann ihn
kaum noch in seinen Grundfesten erschüttern, also verliert er keine Zeit und
erzählt, das Ziel vor Augen: fünf Minuten, bis er wieder im Besitz der Glock
ist.
Er schafft es in zehn.
Von dem Moment an, da sie Pilars Leichnam aus der Fuchsschwanz-Kiefer
geborgen haben, protokolliert er die Ereignisse, spricht schnell und präzise
und sieht, wie die Vorstellung, im Steilhang ihr Leben verloren zu haben,
Pilar einen Moment erblassen lässt. Sieht es mit unangebrachter
Befriedigung, vielleicht, weil die Vergabe von Schockzuständen in den
letzten achtundvierzig Stunden einfach zu sehr zu seinen Lasten gegangen ist.
Sollen auch andere mal gedanklich Schiffbruch erleiden. Vom Stick erzählt
er, liefert eine getreuliche Nacherzählung der Videos einschließlich ihrer
verstörenden Wirkung, schildert, wie Rodriguez ihn durch das Tor in eine
alternative Vergangenheit getrickst hat, auch wenn Elmar beteuert, Zeitreisen
seien unmöglich. »Rodriguez konnte nicht wissen, dass ich im Besitz deiner
Filme war. Aber er wusste, dass weitere Untersuchungen eine Lawine ins
Rollen bringen würden, bis hin zur Rekonstruktion seines illegalen Handelns.
Ich bin sicher, er sah weniger seine Freiheit bedroht als seine Pläne, welcher

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