schmetterling

(Martin Jones) #1

erinnert sich Luther der Videos: monolithische, einer fremden Welt
entstammende Tanks, umringt von Männern mit Flammenwerfern, die
unverkennbar nervös sind, Abstand halten. Rodriguez, an einer Art Konsole
hantierend. Hälftig auseinandergleitende Flächen, pulsierendes Licht hinter
milchtrübem Glas, verschlungene Muster und eine vage, abnorme Präsenz,
die den Anschein erweckt, sich zu bewegen – schemenhaftes Zucken, Tasten,
als ob etwas dort drinnen seine Sinne nach außen richtet. Er fragt sich,
welchen Prozess Pilar in Gang setzen muss, um das Ding im Tank zu
erledigen. Dann ist sie draußen, mit gerecktem Daumen, und hangelt sich die
Strickleiter hoch zum nächsten Behälter.
Am Kai setzt sich ein Reach Stacker in Bewegung.
Der Teleskoparm mit der Greifklaue liegt horizontal auf, noch in sich
zusammengeschoben. Aus dem lichtgefluteten Umfeld der Kräne taucht er in
den Schlagschatten einer Containerwand ein, wirft gelbe Ovale auf den
Asphalt.
»Wo willst du denn hin?«, murmelt Luther.
Die Fahrzeuglichter verharren. Unvermittelt hat der Reach Stacker
angehalten. Ein Volvo XC90 nähert sich mit hoher Geschwindigkeit und
kommt dicht neben ihm zum Stehen. Obwohl sich das Ganze in gut
einhundert Metern Entfernung abspielt, gefällt Luther ganz und gar nicht,
was er da sieht. Eine Ahnung sagt ihm, welchen Weg beide Fahrzeuge gleich
nehmen werden, und er späht nach Pilar, sieht sie in den nächsthöheren
Container klettern und versucht, die Neuankömmlinge mit Blicken zu
bannen. Jemand entsteigt dem XC90 und tritt neben das Führerhaus des


Reach Stackers, spricht mit dem Fahrer. Im Wiederschein der Kabine
gewinnt die Gestalt an Vertrautheit, lange, schlanke Gliedmaßen,
äthiopischer Gesichtsschnitt –
Luther seufzt.
Nach zwei überaus einprägsamen Begegnungen würde er Grace Hendryx
in finsterster Nacht wiedererkennen.

Free download pdf