schmetterling

(Martin Jones) #1

»Weil Elmar mich nun mal liebt«, sagt Liza in einer Gefühlsaufwallung, dass
es klingt, als habe man ihre Stimmbänder mit flüssiger Butter bestrichen. »Er
liebt mich so sehr! Und darum liebt er es natürlich auch, Ihnen zur Verfügung
zu stellen, was immer Sie brauchen.«
»Das ist großartig!«, bekräftigt der Produzent und schüttelt Elmar zum
wiederholten Male die Hand. »Der Name Liza Martini hat enorme Zugkraft,
eine ganze Generation wird den Film nur ihretwegen sehen wollen. Und dann
in Virtual 3D, sechzig Bilder pro Sekunde!«
»Abendfüllend«, gurrt Liza.
»Sozusagen das Liza-Martini-Rundumvergnügen, ich meine, wann wäre
man ihr je so nah gekommen!«
»Wie lange bist du noch mal im Bild?«, fragt Elmar irritiert.
»Oh, sie ist eigentlich ständig zu sehen.« Der Produzent gibt sich den
Anschein nachzudenken. »Vier Minuten insgesamt.«
»Vier Minuten. Aha.«
»Aber was für vier Minuten!« Liza klatscht in die Hände.
»Nun, ähm – super.« Elmar lächelt, bemüht, ihre notorischen Zweifel zu
zerstreuen, er sei nicht bei der Sache. Was er nicht ist. Hingerissen zwar von
ihrem Venusfallen-Appeal und ihrer selbst noch im Zustand morgendlicher
Verwahrlosung hypnotischen Erscheinung – elbisch blass und dunkellockig
mit jadegrünen Augen, die einen ständig in verwunschene Wälder zu locken
scheinen –, doch gerade kreisen seine Gedanken zu sehr um Undersheriff
Luther Opoku und dessen Nichterscheinen, besser gesagt, Verschwinden, als
dass Lizas Einstieg ins Filmgeschäft ihn die Bohne interessierte. Auch die
Party, die sie schmeißt, um der epochalen Bedeutung des Anlasses gerecht zu
werden – weshalb Dutzende schwuler Kellner Häppchen durchs Haus und an
den Pool tragen und Hipster durch die Räumlichkeiten lungern –, scheint ihm
die anderer Leute zu sein. Ein Gefühl, das ihn auf Partys grundsätzlich
beschleicht. Irgendetwas wird begossen, gelegentlich sein eigener
Geburtstag, ohne dass er das Getöse mit dem Grund dafür in Einklang zu

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