schmetterling

(Martin Jones) #1

Eukalyptus und faulige Noten wabern umeinander, ohne dass ein kühler Zug
vom See die betäubende Melange aufbrechen würde. Wenige Meter entfernt
reckt eine Küstenkiefer ihre korkenzieherartig verdrehten Äste über die
glitzernde Fläche hinaus. Gehölz entsprießt dem Grund des Gewässers,
durchbricht die Oberfläche und krallt sich in die Borke des Baums, in dessen
Zweigen – wie Luther nun sieht – etwas Großes und Dunkles hängt, ein toter
Schwarzbär, offenbar dort verendet. Die Hand am Griff seiner Glock, hält er
weiter Ausschau. Seine Augäpfel fühlen sich wund in ihren Höhlen an, Durst
plagt ihn. Überall zirpt und summt es, schwingt die Luft von hohem
Sirenengesang.
»Niemand zu sehen«, konstatiert Ruth.
»Sie verstecken sich.« Elmar fixiert das gegenüberliegende Ufer. »Wenn
es hier intelligentes Leben gibt –«
»Wäre es das erste Mal in dieser Gegend«, spottet Jaron.
»Vorsicht, Rodriguez«, sagt Luther, ohne die Stimme zu heben. »Ich
könnte mich hinreißen lassen.«
»Dazu hast du keine Veranlassung, Undersheriff.«
»Wie bitte?« Er glaubt sich verhört zu haben. »Deinetwegen ist einer
meiner Männer tot.«
Der Hüne betrachtet ihn träge. »Ja, und das tut mir leid.«
»Tatsächlich?«
»Ich empfinde kein Vergnügen dabei, Menschen zu töten. Wärt ihr uns
nicht in die Quere gekommen, hätte niemand sterben müssen. Es war eure
Entscheidung.«
»Meine Entscheidung könnte sein, dir ein zweites Loch in die Arschritze
zu schießen«, sagt Ruth mühsam beherrscht. Locken baumeln ihr in Stirn und
Augen. »Wir haben euch daran gehindert, ein Verbrechen zu begehen!«
»Bist du sicher? Vielleicht habt ihr ja eines ausgelöst.«
»Halt den Mund, Jaron«, sagt Elmar.

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