Süddeutsche Zeitung - 18.09.2019

(Tina Sui) #1
Sendling– Neben dem Dante- und dem
Klenze-Gymnasium hat der HC Wacker sei-
ne Heimat, gleich bei der Bezirkssportanla-
ge an der Demleitnerstraße mit dem FC Wa-
cker und dem FFC Wacker. Über den
HC Wacker, dessen Mitglieder Hockey und
Tennis spielen, gab es in jüngster Zeit Be-
schwerden. Der Verein halte die Ruhezei-
ten nicht ein, der Lärmpegel sei zu hoch,
die Zahl der Veranstaltungen gestiegen,
auch werde die Gegend zugeparkt. Das Re-
ferat für Bildung und Sport (RBS) hat sich
deshalb eingeschaltet. Der HC Wacker wur-
de gebeten, in Zukunft stärker darauf zu
achten, die Lärmbelästigung auf das Unver-
meidliche zu beschränken. Dem HC Wa-
cker ist die Problematik bekannt. Er habe
im Sinne der nachbarschaftlichen Verstän-
digung sich stets bemüht, die Einhaltung

der gesetzlichen Ruhezeiten und Lärmver-
meidung durch die Mitglieder zu gewähr-
leisten. Deshalb habe man neue Hockeyto-
re angeschafft, die durch eine Verkleidung
im unteren Bereich geräuschärmer seien.
Man habe die Kooperation mit dem Ameri-
can-Football-Verein beendet. Es sei auch
geplant, die Kunstrasen-Beleuchtung
durch LED-Lampen zu ersetzen – das spa-
re Energie und produziere deutlich weni-
ger Streulicht. Dem RBS teilte der Klub
auch mit, dass in den vergangenen drei Jah-
ren die Zahl der Spiele nicht gestiegen sei.
Der Spielbetrieb soll im Sommer laufen.
Er verteilt sich auf zehn bis elf Wochen zwi-
schen Oster- und Sommerferien. Laut
HC Wacker gab es in drei Jahren nur drei
größere Veranstaltungen. Eine weitere, ein
Benefiz-Turnier zugunsten des Vereins

Zeltschule, ist für den 3.Oktober angemel-
det. Im RBS hieß es noch, die eingeschränk-
te Parkplatzsituation habe sich durch die
Baustellen am Dante- und am Klenze-
Gymnasium in den vergangenen zwei Jah-
ren ergeben. Es wies auch darauf hin, dass
durch die Nachverdichtung vor allem in
der Innenstadt die Wohnbebauung immer
näher an Sportanlagen rücke, die meist
schon früher da waren. Eine erhöhte Lärm-
einwirkung könne oft nicht verhindert wer-
den.
Der Bezirksausschuss bestand darauf,
dass das Allparteiliche Konfliktmanage-
ment in München (AKIM) sich einschaltet,
um das Verhältnis zwischen Anwohnern
und Verein zu verbessern. AKIM kündete
bereits an, „zeitnah“ alle Beteiligten zu ei-
nem Gespräch einzuladen. birgit lotze

Der HC Wacker hat bereits geräuschärme-
re Hockeytore angeschafft.FOTO: CLAUS SCHUNK

Maxvorstadt– DiePolitiker im Stadtbe-
zirk Maxvorstadt starten einen neuen An-
lauf, um die Schellingstraße zur Tem-
po-30-Zone zu machen. Einen entspre-
chenden Antrag der SPD hat das Gremium
jetzt mehrheitlich beschlossen. Das Papier
fordert von der Stadtverwaltung, auf der
Ost-West-Achse zwischen Ludwig- und
Lothstraße eine Geschwindigkeitsbegren-
zung einzuführen, wegen der dort verkeh-
renden Buslinien jedoch an den Kreuzun-
gen keine „Rechts-vor-links“-Regelungen
zu erlassen. Zuletzt hatte das Gremium
2015 einen ähnlichen Vorstoß unternom-
men, den das Kreisverwaltungsreferat
(KVR) aber zurückwies. Die Begründung
damals: Gesetzlich sei nur eine Tempobe-
schränkung „als Einzelmaßnahme“, etwa
im unmittelbaren Bereich von Schulen, zu-
lässig, eben wie es bereits in den Abschnit-
ten vor den Schulen an Schwind- und Tür-
kenstraße geschehen ist.
Nach einer Bürgereingabe im Sommer
sah sich die SPD nun berufen, einen erneu-
ten Versuch zu unternehmen. „Mit der Ar-
gumentation können wir es probieren“,
glaubt SPD-Mann Felix Lang. Er meint da-
mit das Hauptargument in dem Antragspa-
pier, die Schellingstraße werde „intensiv
von radelnden Studentinnen und Studen-
ten“ genutzt. Und diese seien durch den Au-
toverkehr sehr gefährdet. Langs Fraktions-
kollegin Gesche Hoffmann-Weiss verwies
auf das Projekt der Technischen Universi-
tät (TU), in der Schellingstraße eine „grüne
Welle“ für Radler zu testen. „Da bewegt
sich was“, sagte sie. Nur Gerhard Mittag
(CSU) zeigte sich pessimistisch: „Ich glau-
be nicht, dass wir von der Verwaltung eine
andere Antwort bekommen.“ smüh

Schwabing im Film
Die Seidlvilla zeigt an diesem Mittwoch um
19 Uhr einen Film von Wolfgang Ettlich und
Hans-Albrecht Lusznat über „Schwabing – Da-
mals und heute“ – vor allem über die Hohen-
zollernstraße. Der Eintritt ist frei.

http://www.sz.de/muenchen
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Wie aus einer anderen, nicht unbedingt besseren Welt:
Verkehrsstau in der Rosenstraße im Jahr 1961 (li.),
der komplett zugeparkte Wittelsbacherplatz im Jahr 1953,
Fahrzeuge auf dem Marienplatz. Klaus Fröbas
Fundstücke enthalten Landmarken in ungewohntem
Erscheinungsbild, etwa die der Kirche St. Maximilian in der
Isarvorstadt mit Spitztürmen (oben).FOTOS: VERLAG/OH

von julian raff

München– AnBildbänden zur Geschichte
der Landeshauptstadt mangelt es nicht,
die meisten davon fallen nach Preis und
Format in die Kategorie „Coffee-Table-
Book“, sind also eher etwas für Daheim und
fürs größere Budget. Einen kompakteren,
preisgünstigeren Band (17 mal 24 Zentime-
ter, 19,99 Euro) hat nun der Erlanger Autor
Klaus Fröba im Sutton-Verlag heraus ge-
bracht, der zur Bruckmann-Verlagsgruppe
gehört. Die handliche „historische Bilder-
reise“ von 1890 bis 1960 versammelt 170
bisher unveröffentlichte Fotos und Grafi-
ken, die Fröba teils im eigenen, rund 10000
Bilder umfassenden Archiv gefunden hat,
teils in den Beständen von Münchner Kir-
chengemeinden und Firmen. Die Bildtexte
sind knapp gehalten, liefern aber die we-
sentlichen Erläuterungen. Er habe den his-
torischen Überblick mit höchstens fünf, al-
lerhöchstens zehn Textzeilen knapp halten

wollen und vertraue auf die Aussagekraft
seiner Fundstücke, so Fröba. Ansonsten
journalistisch und lange Zeit als Prokurist
bei einem fränkischen Sportartikelherstel-
ler tätig, hat der 72-jährige Autor rund 30
Titel veröffentlicht, die meisten über seine
Heimatregion. Besonders genau dokumen-

tierte er den Wandel seiner Heimatstadt Er-
langen. Als München-Experte würde sich
der Franke ebenso wenig bezeichnen wie
als Wilderer auf südlichem Terrain. Er kom-
me aus familiären Gründen seit Jahrzehn-
ten alle zwei bis drei Wochen hierher und
kenne daher die Stadt nicht nur aus Ge-
schichtsbüchern, versichert Fröba.
Der Band zeigt unwiderruflich vergange-
ne Ansichten, aber auch solche von hohem
Wiedererkennungswert. Nicht allem, was

nur im Bild überlebt hat, muss man nach-
trauern. Das Elend in den Haidhauser Her-
bergshäusern oder das Armenspital am
Platz der heutigen Hauptfeuerwache wir-
ken nicht mal auf den ersten Blick pitto-
resk. Wie aus einer anderen, nicht unbe-
dingt besseren Welt erscheint auch ein im
Jahr 1953 noch komplett zugeparkter Wit-
telsbacherplatz oder ein Verkehrsstau in
der Rosenstraße im Jahr 1961. Bilder, die
auf jeden Fall zeigen, wo die Wende zur ver-
kehrsberuhigten City ihren Ursprung hat
und wie gut sie (nicht nur) München be-
kommt.
Andere Aufnahmen zeigen Münchner
Landmarken in ungewohntem Erschei-
nungsbild, etwa die Kirche St. Maximilian
in der Isarvorstadt mit Spitztürmen. Zeug-
nisse zur Industriegeschichte illustrieren
zugleich das Wachstum der Stadt, etwa das
BMW-Werk an der Moosacher Straße,
1920 noch umgeben von riesigen Feldern,
oder die in den Fünfzigerjahren wegweisen-

de Siemens-Siedlung, mit der Obersend-
ling ins Stadtgebiet hineinwuchs. Wie ge-
sagt, schwelgt der Band nicht im vermeint-
lichen Idyll. Ausführlich dokumentiert er
die NS-Zeit und die anschließenden Trüm-
merjahre, beides sowohl in Panoramabil-
dern als auch in Detailaufnahmen, etwa je-
ner vom erzwungenen Abriss der Haupt-
synagoge in der Herzog-Max-Straße, oder,
später, von der Wahl zur verfassungsgeben-
den Landesversammlung 1946.
Für Monacensia-Sammler und profun-
de Kenner der Stadtgeschichte mag die „Bil-
derreise“ nicht allzu viel wirklich Neues bie-
ten, dafür, siehe oben, passt sie in jede
Hand-, Akten oder gar Manteltasche und
bietet sich so als Begleiter zum Stadtspa-
ziergang an.

Klaus Fröba: „München, 1890 bis 1960“ eine histori-
sche Bilderreise, 122 S. Sutton Verlag 2019,
19,99Euro, ISBN: 978-3-96303-130-4.

Altstadt– DasMünchner Künstlerhaus
am Lenbachplatz 8 läutet den Herbst mit
zwei Ausstellungen ein. Der Fotokünstler
Dieter Härtter und der Maler Brian Auspitz
haben sich unter dem Titel „Hopfengär-
ten & Schäffler“ dem Thema Bier gewid-
met. Vernissage ist am Mittwoch, 18. Sep-
tember, 19 Uhr, zu sehen ist die Ausstel-
lung dann bis 12. Oktober. In der zweiten
Schau präsentiert Peter Lindenberg sein
Skulpturenprojekt „Kapuzinerkresse“. Er-
öffnet wird es am Donnerstag, 19. Septem-
ber, 18 Uhr, im Innenhof, zu sehen sind die
Werke bis zum 30. November. Der Eintritt
ist frei, um Anmeldung unter Telefon
5991 8414 wird gebeten. croc


Maxvorstadt– Wie sehen NS-Geschichte,
der Holocaust und Antisemitismus im Co-
mic aus? Dieser Frage geht die Reihe „Ras-
sismus und Antisemitismus in der Popkul-
tur“ des NS-Dokumentationszentrums
nach. Bei einer Podiumsdiskussion am
Mittwoch, 18. September, diskutieren Ja-
kob Hoffmann, Kurator der Ausstellung
„Holocaust im Comic“, der Journalist und
Comic-Autor Heiner Lünstedt und die Co-
mic- Zeichnerin Barabara Yelin über die In-
halte, Wirkungen und Mechanismen von
modernen Comics und wie diese heute ras-
sistisch und antisemitisch verwendet wer-
den. Die Veranstaltung am Max-Mannhei-
mer-Platz 1 beginnt um 19 Uhr, der Eintritt
ist frei. croc

Maxvorstadt– Die schier endlose Debatte
um die Neuregelung des Verkehrs im Pina-
kotheken-Viertel geht in eine weitere Run-
de: Der Bauausschuss des Stadtrates hat
den Auftrag für das 9,5-Millonen-Projekt
mit dem Titel „Modifizierte Alternative 5“
am Dienstag in die Vollversammlung ver-
tagt. Zuvor hatte das Bündnis Radent-
scheid kritisiert, der Beschlussentwurf sei
nicht mit Vorgaben des Bürgerbegehrens
Radentscheid vereinbar. Die Organisation
drang auf eine Abkehr vom Kernelement
des Projekts, der Aufhebung der Einbahn-
regelung in Gabelsberger-, Theresien- und
Türkenstraße, weil nicht ausreichend brei-
te Radwege vorgesehen seien. Die Rathaus-
SPD fordert nun ein „neues Verkehrskon-
zept für das Kunstareal“, wie es in einer Mit-
teilung heißt. Die SPD will per Änderungs-
antrag durchsetzen, dass die Verwaltung
untersucht, wie das Verkehrskonzept geän-
dert werden muss, um den Vorgaben des
Radentscheids zu entsprechen. smüh

NR. 216,MITTWOCH, 18. SEPTEMBER 2019 PGS


Sendling-Westpark– Die Wiesn steht vor
der Tür. Als Vorübung können Interessier-
te an diesem Mittwoch, 18. September, am
Bayerwaldhaus im Westpark von 20 Uhr
an mit Ernst Schusser vom Volksmusikar-
chiv des Bezirks Oberbayern zünftige Lie-
der anstimmen. Getränke werden bereitge-
stellt, eine eigene Brotzeit kann mitge-
bracht werden. Der Eintritt ist frei. croc

München


für die Hosentasche


Ein neuer Bildband von Klaus Fröba zeigt
unveröffentlichte Ansichten der Stadt von 1890 bis 1960,
viele davon mit hohem Wiedererkennungswert

Reden gegen den Lärm


Die städtischen Konfliktmanager von AKIM sollen zwischen dem HC Wacker und den Anwohnern vermitteln


Neue Ausstellungen


im Künstlerhaus


Neuer Vorstoß


für Tempo 30


Lokalpolitikern fordern
Zone in der Schellingstraße

Moderner Comic


und Antisemitismus


SPD fordert neues


Konzept fürs Kunstareal


von jürgen wolfram

N

arrenhände“, grummelt der Volks-
mund, „beschmieren Tisch und
Wände.“ Ein Bürger aus dem
Münchner Süden hat jetzt mal die Probe
aufs Exempel gemacht und in der ganzen
Stadt einen kritischen Blick auf das ge-
worfen, was unbekannte Dilettanten an
Schmierereien und Kritzeleien hinterlas-
sen. Das Resultat seiner Recherche, die er
jetzt vor Lokalpolitikern schilderte, hat
eindeutig ergeben: Noch viel mehr Mau-
ern und Fassaden sind verunstaltet, und
das in allen Vierteln gleichermaßen.
Verdienstvollerweise hat der Mann auf-
gelistet, welche Zeichen und Parolen am
häufigsten zu sehen sind. Es sind schon
lange keine Herzchen mehr, die ein „Jo-
hann liebt Johanna“ garnieren. Und auch
die Sponti-Sprüche wie „Macht kaputt,
was euch kaputt macht“ sind im öffentli-
chen Raum auf dem Rückzug. Der aktuel-
le Spitzenreiter besteht vielmehr aus vier
Ziffern: 1860. Offenbar schlummert in
manchem Fußballfan ein Talent zum
Schmierfink. Offenbar kompensieren ver-
zweifelte Anhänger eines ehedem ruhm-
reichen Sportvereins mangelnde Erfolge
auf dem Rasen mit einer simplen Be-
schwörungsformel. Auf einer Museums-
toilette oder an einem Altenheimportal
wirkt so was dennoch ähnlich deplatziert
wie ein Dribbling im Abseits.
Die SPD schickt sich nun an, den Verun-
staltungskünstlern die Stirn zu bieten.
Mit ihren eigenen Waffen sollen diese Ver-
irrten geschlagen werden, so der sozialde-
mokratische Plan, der parteiübergrei-
fend auf Zustimmung trifft. Ein bei der
Stadtverwaltung beantragtes Street-Art-
Projekt in der Unterführung Heinrich-
Vogl-Straße/S-Bahnhof Solln konkreti-
siert sich gerade; es soll der monströsen
Krakelei Paroli bieten. Anti-Vandalismus-
Proteste von Anwohnern haben den politi-
schen Impuls verstärkt, „öffentliche Räu-
me, die nachts auch Angsträume darstel-
len können, erheblich aufzuwerten“. Auf
den Wandel der verschandelten Unterfüh-
rung zur Graffiti-Attraktion darf man ge-
spannt sein. Und ob sich echte Spray-
kunst gegen visuellen Terror durchsetzt.


Einstimmung


aufs Oktoberfest


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Redaktion:Thomas Kronewiter(Leitung),
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