Handelsblatt - 18.09.2019

(Sean Pound) #1
B. Fröndhoff, C. Schlautmann
Düsseldorf

E


lmar Degenhart ist be-
kannt als Mann der klaren
Worte. „Es hilft nichts, die
Dinge schönzureden“,
sagt der Vorstandsvorsit-
zende des Automobilzulieferers Conti-
nental. Der Manager stimmt die Be-
schäftigten deshalb schon mal auf ein
dickes Sparprogramm ein, das spätes-
tens Ende des Jahres stehen soll.
Selbst betriebs bedingte Kündigungen
sind derzeit nicht ausgeschlossen.
Als Autozulieferer ist Conti von der
Krise in der Branche und dem allge-
meinen konjunkturellen Gegenwind
besonders getroffen. Doch die ange-
spannte Lage treibt vielen Managern
Sorgenfalten auf die Stirn. Sie müs-
sen ihre Firmen mit Blick auf den
drohenden Abschwung wetterfest
machen. Und wie es aussieht, könn-
ten sie bei ihren Bemühungen um
Einsparungen noch einmal zum
Nachbessern gezwungen werden.
Den die Entwicklungen der vergan-
genen Tage sprechen für eine Ver-
schärfung der geopolitischen Unsi-
cherheiten, die seit Monaten auf der
Wirtschaft lasten. Die Attacken auf
saudi-arabische Bohrtürme verteuer-
ten den Rohstoff Öl zum Wochen -
beginn um 20 Prozent und verur-
sachten damit den größten Kurs-
sprung seit Januar 1991. Der ohnehin
geschwächten Wirtschaft dürfte dies
nun einen weiteren, erheblichen
Dämpfer bescheren.
Tatenlosigkeit kann man der deut-
schen Wirtschaft aber schon seit Mo-
naten kaum vorwerfen. Um sich auf
härtere Zeiten einzustellen, ersonnen
Deutschlands Unternehmen zuwei-
len Maßnahmen, die in klassischen
Lehrbüchern kaum zu finden sind:
400 Millionen Euro gab etwa die
Deutsche Post aus, um sich vorzeitig
von 800 Beamten zu trennen. 900
könnten demnächst folgen. Der Mo-
bilfunkanbieter Telefónica macht
drei deutsche Niederlassungen dicht,
ohne den dort arbeitenden Beschäf-
tigten zu kündigen. Die 250 Ange-
stellten müssen sich schlicht in ande-
ren Städten ein Büro suchen.
Fit werden für den Abschwung, so
lautet seit Kurzem die oberste Devise
in Deutschlands Chefetagen. Für vie-
le Vorstände und Geschäftsführer ei-
ne nahezu verlernte Übung. Zehn
Jahre lang ging es in Deutschlands
Wirtschaft schließlich nur in eine
Richtung: mit voller Kraft nach oben.
Entsprechend holprig starten in die-
sen Wochen die ersten Sparrunden.
Conti versuchte es zunächst in
mehreren Werken mit Kurzarbeit,
was sich inzwischen als unzurei-
chend herausstellt. Auch andere
flüchten in die Defensive: Wettbewer-
ber Elring-Klinger streicht massiv das
Investitionsbudget zusammen, Scha-
effler drosselte Anfang September
die Arbeitszeit seiner Angestellten im
Schnitt um ein Viertel.
Dass Sparideen in Deutschland
Konjunktur bekommen, hatte schon
vor dem Ölpreisschock triftige Grün-
de: Nicht nur aus Übersee sinkt die
Nachfrage nach Exportgütern, längst
klagt das verarbeitende Gewerbe
auch über schrumpfendes Neuge-
schäft im Inland. Die Auftragsbücher
werden dünner.

Berater warnen vor
Übertreibungen
Ausgehend von der Autoindustrie
droht sich die Krisenstimmung aus-
zuweiten. Nach einem Rückgang von
0,1 Prozent des Bruttoinlandspro-
dukts (BIP) im zweiten Quartal 2019,
könnte es auch im laufenden Viertel-

jahr zu einem leichten Minus kom-
men, fürchtet das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW). Laut
Definition würde dies den Tatbe-
stand der Rezession erfüllen.
Um das eigene Unternehmen für
den drohenden Abschwung wetter-
fest zu machen, heißt das Zauber-
wort im Jargon der Unternehmens -
berater: „Downturn Readiness“. Die
Consultants merken schnell an ihrer
Auftragslage, wenn sich der Wind bei
den Kunden dreht und statt Experten
für das nächste Wachstumsprojekt
die Sanierungs- und Restrukturie-
rungsteams stärker gebucht werden.
Seit Anfang Juli hat genau diese
Nachfrage deutlich angezogen, heißt
es bei der Beratungsgesellschaft Ro-

land Berger. Um sich für einen Ge-
winneinbruch zu wappnen, gehen
viele Manager zunächst an sanfte He-
bel: Reisen werden eingeschränkt, es
gibt inoffizielle Einstellungsstopps.
Bestände werden abgebaut, die Ka-
pazitäten neu ausgesteuert und die
Einkaufskosten gedrückt.
So soll die Liquidität gesichert und
der Cashflow am Laufen gehalten
werden. Es geht im ersten Schritt um
das Dringliche: „Man verdurstet
schneller, als dass man verhungert“,
umschreibt dies Sascha Haghani, der
als Partner und Co-CEO das Geschäft
von Roland Berger im deutschspra-
chigen Raum leitet.
Er rät Unternehmenslenkern zu ei-
ner schonungslosen Analyse und

Sparprogramme


Fitnesskur für


den Abschwung


Ölpreisschock, Exportschwäche, Handelskriege –


Deutschlands Firmen müssen sich wetterfest


machen. Doch nach zehn Jahren Boom wissen


viele Manager gar nicht mehr, wie Krise geht.


Lackierstraße in
der Autoindustrie:
Die Branche
kämpft gegen den
Abschwung.

30


PROZENT
der Unternehmen
analysieren die Gefahr
eines drohenden
Abschwungs nicht

Quelle: h&z München

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