FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG DONNERSTAG, 12. SEPTEMBER 2019·NR. 212·SEITE 23
Finanzen
Schub für Exporttitel
Chinas Ankündigung, 16 ameri-
kanische Produkttypen von Straf-
zöllen auszunehmen, machte Anle-
gern am Mittwoch Hoffnung auf Ent-
spannung im Handelskonflikt. Die Kur-
se vieler deutscher Exportaktien klet-
terten daraufhin: Autowerte wie Daim-
ler und VW und Chemiewerte wie
BASF trieben den Dax. Im M-Dax klet-
terte der Maschi-
nenbauer Gea um
3 Prozent. Im
S-Dax stand der
Autozulieferer Leo-
ni mit 7 Prozent
Kursgewinn vorn.
Deutsche Börse profitiert
Die Hongkonger Börse will die
britische Börse LSE für umgerech-
net 35 Milliarden Euro kaufen – aller-
dings nur, wenn die LSE den Datenan-
bieter Refinitiv nicht wie geplant über-
nimmt. Die LSE-Ak-
tie reagierte auf das
Übernahmeangebot
mit einem Kurs-
sprung von 16 Pro-
zent. Auch der Kurs
der Deutschen Börse,
die schon mehrfach mit der LSE fusio-
nieren und vor Bekanntgabe des LSE/
Refinitiv-Deals das Devisenhandelsge-
schäft des Datenanbieters übernehmen
wollte, stieg mit 139,80 Euro auf Re-
kordniveau.
Der Chefvolkswirt einer Bank
sagt,was Anleger in turbulenten
Zeiten tun können.Seite 25
Der Börsenstar debütiert nun
auch am Bondmarkt. Ein Blick
auf neue Emissionen.Seite 25
Die Vereinigten Staaten
scheitern bei der Basketball-WM
an Frankreich.Seite 28
Der designierte Wada-Chef
Banka über seine Vorstellung
vom Anti-Doping-Kampf.Seite 27
Infineon elektrisiert
Unangefochten an der Dax-Spit-
zemit Kursgewinnen von gut 3
Prozent stand am Mittwoch die Infine-
on-Aktie. Der Chiphersteller profitiere
vom Trend zu Elektroautos, heißt es
vom britischen Analysehauses Libe-
rum. Anleger sollten
daher den jüngsten
Kursrückgang zum
Einstieg nutzen. Infi-
neons Kurs war von
21 Euro im April auf
15 Euro im August ab-
gesackt. Am Mitt-
woch kostete die Ak-
tie 18 Euro.
Tops&Flops
„Nicht den Mut verlieren“ Wirecards erste Anleihe
10.9. 11.9.
Dax
F.A.Z.-Index 2269,36 2282,57
Dax 30 12268,71 12359,07
M-Dax 25883,49 26082,40
Tec-Dax 2823,80 2859,42
Euro Stoxx 50 3498,99 3516,82
F.A.Z.-Euro-Index 128,34 128,95
Dow Jones 26909,43 27137,04
Nasdaq Index 8084,16 8169,68
Bund-Future 173,76 174,15
Tagesgeld Frankfurt -0,45 % -0,45 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,55 % -0,57 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J.-0,23 % -0,20 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,73 % 1,74 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1486,00 1495,99
Rohöl (London $/barrel) 62,71 61,05**
1 Euro in Dollar 1,1040 1,1003
1 Euro in Pfund 0,8930 0,8913
1 Euro in Schw. Franken 1,0943 1,0934
1 Euro in Yen 118,52 118,51
*) Ortszeit 16.00 Uhr, **) Ortszeit 22.00 Uhr
Bundesanl. R. 10 J.
12.6.2019 11.9.2019 12.6.2019 11.9.2019
Von wegen Supermacht
Die Börse
„Schauen Sie nach Afrika“
sibi. FRANKFURT,11. September. Der
Ölpreis hat sich in den vergangenen Tagen
wieder etwas von der Marke von 60 Dollar
je Barrel (Fass zu 159 Liter) für die Nord-
seesorte Brent nach oben abgesetzt –
schwankt aber stark im Rhythmus der
Nachrichten. Am Dienstagabend war der
Preis vorübergehend kräftig gefallen,
nachdem bekannt wurde, dass der ameri-
kanische Präsident Donald Trump seinen
Sicherheitsberater John Bolton zum Rück-
tritt bewegt hat. Die Nachricht wurde als
Möglichkeit gedeutet, dass der amerikani-
sche Kurs gegen Iran künftig nicht mehr
ganz so konfrontativ ausfallen und damit
die Gefahr einer militärischen Auseinan-
dersetzung sinken könnte und die Sanktio-
nen womöglich gelockert werden. Eine
Deeskalation des Konflikts in der Golfre-
gion würde es unwahrscheinlicher ma-
chen, dass das globale Ölangebot beein-
trächtigt wird. Deshalb sank der Preis.
Am Mittwochabend lag er bei 61,05 Dol-
lar. Das waren 1,23 Dollar weniger als am
Dienstag. Zeitweise hatte das Treffen der
Organisation erdölexportierender Staa-
ten (Opec) in Abu Dhabi seine Schatten
voraus geworfen und den Ölpreis auf
63,20 Dollar steigen lassen.
Am Donnerstag wollen sich die Opec-
Ölminister mit Vertretern anderer Staa-
ten wie Russland treffen. Dabei wollen
sie über den weiteren Fahrplan für Förder-
kürzungen reden, wie der irakische Ölmi-
nister Thamir Ghadhban sagte. Auch
wenn einige Opec-Mitglieder die Erwar-
tungen hinsichtlich konkreter Beschlüsse
dämpften, dürften viele Opec-Staaten
mit einem Ölpreis von 60 Dollar nicht ein-
verstanden sein, weil ihnen damit Geld
im Haushalt fehlt. Auch das wichtigste
Opec-Land, Saudi-Arabien, das seit dem
Wochenende durch einen neuen Ölminis-
ter aus der Herrscherfamilie namens Ab-
dulaziz bin Salman vertreten wird, dürfte
sich für einen möglichen Börsengang sei-
ner Ölgesellschaft Saudi Aramco einen
Ölpreis von mindestens 70 Dollar wün-
schen.
„Der neue saudische Ölminister war
bei den bisherigen Verhandlungen bereits
dabei, folglich wird sich die saudische
Strategie meiner Meinung nach kaum än-
dern“, meinte Giovanni Staunovo, Ölana-
lyst der Schweizer Großbank UBS. Der Öl-
preisanstieg der vergangenen Tage sei in
der Tat wohl vor allem auf das Opec-Tref-
fen in Abu Dhabi zurückzuführen, sagte
Frank Schallenberger, Ölanalyst der Lan-
desbank Baden-Württemberg (LBBW).
Saudi-Arabien dürfte die Mitglieder ver-
mutlich auf eine weiterhin hohe Kartell-
disziplin verpflichten. „Allerdings halte
ich zusätzliche Förderkürzungen der
Opec für unwahrscheinlich“, führte Schal-
lenberger aus. Immerhin habe das Ölkar-
tell seit Oktober 2018 schon 2,5 Millionen
Barrel je Tag aus dem Markt genommen.
Ohne weitere Kürzungen dürfte der
Markt aufgrund der konjunkturbedingt
eher wenig dynamischen Ölnachfrage al-
lerdings zunächst weiter überversorgt blei-
ben, meint der Analyst. Daher sei der Öl-
preisanstieg der vergangenen Tage wohl
eher ein Strohfeuer: „Mittelfristig dürfte
der Preis der Nordseesorte Brent wieder
unter die 60-Dollar-Marke zurückfallen.“
Auch die Analysten der Commerzbank
sind davon überzeugt, dass die Opec und
Saudi-Arabien den festen Willen hätten,
den Ölpreis zu stabilisieren. Im Zusam-
menhang mit dem (wieder einmal) ge-
planten Saudi-Aramco-Börsengang kön-
ne man sich auch Öl-Förderkürzungen
des Landes vorstellen, meinte Ölfach-
mann Eugen Weinberg. Für die nächsten
Monate erwarte die Bank gleichwohl nur
einen Ölpreis von weiterhin um die 60
Dollar, sagte Ölanalyst Carsten Fritsch.
Die Bank nennt unter anderem das schwä-
chere Wirtschaftswachstum und den Han-
delsstreit als Gründe. Entsprechend hat
die Bank ihre Ölpreisprognose für Brent-
Öl und die amerikanische Sorte West Te-
xas Intermediate (WTI) bis Ende 2020 je-
weils um fünf Dollar gesenkt.
Zahlen zum Öl transportierten derweil
widersprüchliche Nachrichten. Zahlen zu
den amerikanische Ölvorräten vom Ame-
rican Petroleum Institute (API) wirkten
zeitweise preistreibend. Dagegen wirkte
eher preisdämpfend, dass die Opec in ih-
rem Septemberbericht die Prognose für
die globale Ölnachfrage in diesem Jahr
nach unten gesetzt hat, und zwar um
80 000 auf 1,02 Millionen Barrel je Tag.
Cyrus de la Rubia, der Chefvolkswirt der
Hamburg Commercial Bank, spekulierte,
der Ölpreis könnte in Zukunft auch von
neuen staatlichen Investitionsprogram-
men etwa in Deutschland, China oder
Amerika beflügelt werden: „Bis es so weit
ist, dürfte es allerdings noch etwas dau-
ern – die harten Fakten zeichnen ein ge-
dämpftes Bild“, meinte de la Rubia.
An der Tankstelle müssen Autofahrer
jetzt wieder etwas mehr zahlen. Nachdem
die Spritpreise zuletzt sieben Wochen in
Folge gesunken waren, legten sie nun wie-
der leicht zu. Das berichtete der Autoklub
ADAC am Mittwoch in seiner wöchentli-
chen Auswertung der Preise von 14 000
Tankstellen. Der Dieselpreis stieg dem-
nach auf Wochensicht im Schnitt um 0,9
Cent auf 1,248 Euro, der Preis für Super
E10 um 0,2 Cent auf 1,391 Euro je Liter.
V
erbraucher haben derzeit am Euro-
päischen Gerichtshof einen schwe-
ren Stand. Erst vergangene Woche ur-
teilte Luxemburg über Zahlungsmetho-
den im Internet nach dem Motto „Für
alle oder keinen“ – mit der Folge, dass
die im E-Commerce unter Kunden be-
liebte Online-Lastschrift nach Einschät-
zungen von Fachleuten auf kurze Sicht
von Händlern gemieden wird. Nun set-
zen die Richter den nächsten Sargnagel
in Sachen Verbraucherrechte. Diesmal
durch das Ende des ewigen Widerrufs-
rechts, das viele Verbraucher in Zeiten
niedriger Bau- und Kreditzinsen für
sich genutzt haben. Wer sich von sei-
nem alten Darlehensvertrag mit unat-
traktiv hoher Zinsbelastung lösen woll-
te, suchte akribisch nach kleinsten for-
malen Fehlern. Fündig geworden, konn-
te sich der Kunde, flankiert von zahlrei-
chen verbraucherfreundlichen Urtei-
len, noch Jahre später per Widerruf lö-
sen und ein günstigeres Angebot wäh-
len. Damit ist jetzt Schluss. Sobald der
Vertrag erfüllt ist, gibt es kein Zurück
mehr. Auch der Bundesgerichtshof
wird sich anpassen müssen. Den Kredit-
instituten bringt das Planungssicher-
heit. Für Kunden heißt es umso mehr:
Drum prüfe, wer sich bindet, ob sich
nicht doch was Bess’res findet!
Der nächste Sargnagel
Von Marcus Jung
mj. FRANKFURT, 11. September.Die
großzügige und verbraucherfreundliche
Praxis des deutschen Widerrufsrechts bei
Darlehensverträgen ist durch ein Urteil
des Europäischen Gerichtshofs (EuGH)
am Mittwoch immens eingeschränkt wor-
den. In einem Vorlageverfahren des Land-
gerichts Bonn entschied der Gerichtshof
am Mittwoch, dass ein Widerrufsrecht in
einem Fernabsatz-Darlehensvertrag aus-
geschlossen ist, wenn dieser vollständig er-
füllt ist. Im konkreten Fall ging es zwar um
eine über das Internet abgeschlossene Im-
mobilienfinanzierung, jedoch hat die re-
striktive Auslegung des Gerichtshofs mit
hoher Wahrscheinlichkeit Auswirkungen
auf andere über diesen Vertriebskanal ge-
schlossene Kreditverträge, etwa für Autofi-
nanzierungen (Rechtssache C-143-18).
Zwar verzeichnete der beim Bundesver-
band deutscher Banken angesiedelte Om-
budsmann in seinem Tätigkeitsbericht für
2018 abermals einen Rückgang solcher
Streitigkeiten zwischen Kreditinstituten
und Kunden. Dennoch ist der Widerruf
von Altdarlehensverträgen nach formel-
len Fehlern beim Online-Vertragsschluss
eine unter Verbrauchern weitverbreitete
Praxis geblieben. Insbesondere in den Be-
lehrungen über Form, Frist und Inhalt die-
ses Gestaltungsrechts wird fleißig nach
Fehlern gesucht. In Zeiten niedriger Bau-
und Kreditzinsen haben Zehntausende
Kunden die Möglichkeit genutzt, ihre al-
ten Darlehensverträgen mit hoher Zinsbe-
lastung loszuwerden, um sich eine günsti-
gere Finanzierung zu suchen.
Diesen Gedanken hatte offenkundig
auch ein Ehepaar, das im Jahr 2007 via In-
ternet bei derDSL Bank, die mittlerweile
einer Tochtergesellschaft der Deutschen
Bank gehört, ein Darlehen aufnahm. In
der ihnen zugesandten Widerrufsbeleh-
rung hieß es damals, ein Widerrufsrecht
erlösche vorzeitig, wenn der Vertrag voll-
ständig erfüllt sei und der Darlehensneh-
mer dem ausdrücklich zugestimmt habe.
Neun Jahre später wollten die Bauherren
ihr „ewiges Widerrufsrecht“ nutzen und
machten geltend, sie seien fehlerhaft be-
lehrt worden. Die DSL Bank verweigerte
die Anerkennung. Schließlich habe man
den Vertrag erfüllt.
Der Fall landete vor dem Landgericht
Bonn, wo die Kläger neben dem wirksa-
mem Widerruf auch die angefallenen Zin-
sen und Gebühren einforderten. Das Ge-
richt setzte das Verfahren aus und legte
den Fall dem EuGH in Luxemburg vor.
Die Bonner Richter wollten wissen, ob
die deutschen Normen mit der EU-Richt-
linie über den Fernabsatz von Finanz-
dienstleistungen an Verbraucher verein-
bar seien. Zudem wies das Landgericht
Bonn darauf hin, dass der Paragraph
312d Absatz III Nr. 1 des Bürgerlichen Ge-
setzbuchs nicht auf Verbraucherdarlehen
anwendbar sein soll, auch wenn diese im
Fernabsatz abgeschlossen wurden. Die
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs
sehe vor, dass ein Widerrufsrecht dann
nicht erlischt. Der Verbraucher müsse
schließlich vor den Folgen offenkundiger
Fehler einer Bank geschützt werden, be-
tonte Karlsruhe.
Der EuGH kam bei der Prüfung der Ver-
einbarkeit mit EU-Recht zu einem ande-
ren Ergebnis. Sobald der Vertrag erfüllt
sei, könne sich der Kunde nicht mehr mit
einem Widerruf davon lösen. Dies soll so-
gar für den Zeitraum der ersten 14 Tage
nach Vertragsschluss gelten. Laut der Ur-
teilsbegründung verstößt eine Bank auch
nicht gegen ihre gesetzlichen Informati-
onspflichten, wenn sie einen „normal in-
formierten und angemessen aufmerksa-
men“ Verbraucher klar und verständlich
auf diese Rechtsfolge im Rahmen des Ver-
tragsschlusses hinweist.
Mit dieser strengen Sichtweise müssen
nun die Gerichte hierzulande künftig in
Streitfällen zwischen Verbrauchern und
Kreditgebern umgehen. Die Luxembur-
ger Richter halten die deutsche Justiz je-
denfalls deutlich zur Einhaltung ihrer Vor-
gaben an. Das Landgericht Bonn müsse
zu einer damit im Einklang stehenden Lö-
sung kommen. Dafür sollte „erforderli-
chenfalls eine gefestigte Rechtsprechung“
in Deutschland abgeändert werden.
Luxemburg schränkt das „ewige Widerrufsrecht“ ein
Verbraucherrecht erlischt, wenn der Darlehensvertrag erfüllt ist / Gerichte müssen Rechtsprechung ändern
clb.KAPSTADT,11. September. Pro-
sus, ein neuer Tech-Gigant in Europa,
hat am Mittwoch ein starkes Börsende-
büt an der Euronext-Börse in Amster-
dam gefeiert. Der Name bedeutet „vor-
wärts“. Die Aktie ging mit einem Kurs
von 76 Euro in den Handel, der damit
30 Prozent über dem am Dienstag-
abend festgelegten Referenzpreis lag.
Wie berichtet, besteht Prosus aus den
internationalen Tech-Beteiligungen
des südafrikanischen Internetkon-
zerns Naspers, darunter ein großes
Stück chinesischen Tencent-Konzerns,
des Erfinders von Fortnite und ande-
ren Computerspielen (F.A.Z. vom 11.
September). Mit einem Marktwert von
125 Milliarden Dollar befindet sich das
Unternehmen in einer Liga mit SAP.
Nach eigenen Angaben handelt es sich
um den „größten auf Konsumenten ge-
richteten, börsennotierten Internet-
konzern“ in Europa. Die Börsennotie-
rung markiert auch den Beginn einer
Aufholjagd. Bisher mussten die Aktio-
näre des in Johannesburg notierten
Naspers-Konzerns einen stattlichen
Abschlag auf ihre indirekte Beteili-
gung an Tencent hinnehmen. Dieser
war dem hohen Währungsrisiko in Süd-
afrika geschuldet, das globale Investo-
ren abschreckt. Mit der Notierung in
Europa soll dieser Abschlag dahin-
schmelzen. Naspers ist mit 75 Prozent
an Prosus beteiligt. Der mehr als 100
Jahre alte Medienkonzern aus Südafri-
ka hatte sich vor knapp 20 Jahren mit
32 Millionen Euro an Tencent betei-
ligt. Heute ist der 31-Prozent-Anteil
130 Milliarden Dollar wert.
Abgesehen von Tencent, gehört zu
Prosus eine Fülle weiterer Beteiligun-
gen etwa an Delivery Hero, dem argen-
tinischen Online-Handelsplatz OLX
und dem indischen Essenslieferanten
Swiggy. Für die Johannesburger Börse
war Naspers zu groß geworden. Institu-
tionelle Investoren mussten immer wie-
der Aktien verkaufen, um ein Überge-
wicht im Portfolio zu verhindern. Nas-
pers-Chef Bob van Dijk will außerdem
verstärkt internationale Tech-Investo-
ren anlocken.
rit. ZÜRICH, 11. September. Die von
Facebook geplante Digitalwährung Libra
muss sich den Regeln der Eidgenössi-
schen Finanzmarktaufsicht (Finma) un-
terwerfen. Wie der in Genf angesiedelte
Verein Libra Asscociation am Mittwoch
bekanntgab, will er bei der Finma beantra-
gen, Libra als Zahlungssystem anzuerken-
nen. Das neue Digitalgeld basiert ähnlich
wie Bitcoin auf der sogenannten Block-
chain-Technologie. Nach den Vorstellun-
gen der Initianten soll es zu einem voll-
wertigen Zahlungsmittel werden. Dabei
sollen potente Mitglieder wie Visa, Mas-
tercard, Paypal, Stripe, Ebay und Booking
tüchtig mithelfen. Das Geld, das Nutzer
für Libra ausgeben, soll von der Libra As-
sociation möglichst sicher und schwan-
kungsfrei in einem Währungskorb ange-
legt werden. Aufgrund der Unterlegung
mit Reserven bewegt sich Libra in der Ka-
tegorie der sogenannten Stable Coins.
Notenbanker, Aufseher und Politiker
haben starke Vorbehalte gegen Krypto-
währungen wie Libra. Im Juli forderte die
Gruppe der sieben führenden Industrie-
staaten (G 7), dass Digitalwährungen den
höchsten Aufsichtsstandards genügen
müssten und die Stabilität des Finanzsys-
tems nicht gefährden dürften. Auch in
Amerika, dem Herkunftsland der Libra-
Initianten, herrscht Skepsis. Am Dienstag
war die zuständige amerikanische Staats-
sekretärin Sigal Mandelker eigens nach
Bern gereist, um ihre Bedenken kundzu-
tun: Die hohe Geschwindigkeit, die globa-
le Verbreitung und die Anonymität mach-
ten Zahlungen in Kryptowährungen für
kriminelle Aktivitäten attraktiv, warnte
Mandelker. Wenn sich Finanzplätze wie
die Schweiz als Zentrum für finanzielle In-
novationen positionierten, dann gelte es
sicherzustellen, dass auch die striktesten
amerikanischen Bestimmungen gegen
Geldwäsche und Terrorismusfinanzie-
rung eingehalten würden.
Tatsächlich ist die Schweiz in Sachen
Regulierung von Blockchain-Firmen pro-
gressiver und schneller unterwegs als vie-
le andere Länder. Im Kanton Zug, dem
selbsternannten „Crypto Valley“, aber
auch in Zürich haben sich Hunderte Un-
ternehmen angesiedelt, deren Geschäfts-
modell auf der Nutzung der Blockchain-
Technologie beruht. Ende August erteilte
die Finma erstmals zwei Krypto-Finanz-
dienstleistern die Bewilligung, als Bank-
und Effektenhändler tätig zu sein.
Am Mittwoch nahm die Finma erst-
mals Stellung zu Libra. Die Aufseher leg-
ten dar, dass dieses Projekt zwingend eine
finanzmarktrechtliche Bewilligung benö-
tige. Das geplante Zahlungssystem
braucht also das Plazet der Finma. „Mit
Blick auf die Geldwäschereibekämpfung
müsste die Einhaltung höchster interna-
tionaler Standards im gesamten Ökosys-
tem des Projekts sichergestellt werden“,
schreibt die Behörde in einer Mitteilung.
Grundvoraussetzung für eine Bewilli-
gung als Zahlungssystem ist aus Sicht der
Finma, dass die mit der Verwaltung der
Reserve verbundenen Erträge und Risi-
ken vollständig von der Libra Association
und nicht von den allfälligen Besitzern
der Stable Coins getragen würden.
Sollten die Libra-Initianten, wie ge-
plant, über die Entwicklung eines Zah-
lungssystems hinaus weitere Dienstleis-
tungen wie die Ausgabe von Zahlungs-To-
ken anbieten, steigen die Anforderungen
für eine Zulassung weiter an. Diese zu-
sätzlichen Anforderungen beträfen nach
Angaben der Finma insbesondere die Ka-
pitalverteilung (zum Beispiel für Kredit-
und Marktrisiken), die Liquiditäts- und
die Risikoverteilung sowie das Manage-
ment der Reserven.
Der Rauswurf von
Trumps Sicherheits-
berater Bolton drückt
den Preis. Das Treffen
der Ölstaaten konnte
nur zeitweise dagegen
halten.
Prosus macht
seinem Namen
alle Ehre
Libra braucht das Okay der Schweizer Finanzaufsicht
Das Herz der Digitalwährung schlägt in Genf / Geldwäschegesetz muss eingehalten werden
Vor Opec-Treffen in Abu Dhabi fällt der Ölpreis
Ölförderung der Opec-Staaten
1) Stand August 2019. 1 Barrel: rund 159 Liter.
in Millionen Barrel am Tag
1)
In Abu Dhabi trifft sich
diese Woche die Opec.
9,8
Saudi-Arabien
4,8
Irak
3,1
V.A.E.
2,7
Kuweit
2,2
Iran
1,9
Nigeria
1,4
Angola
1,1
Libyen
1,0
Algerien
0,7
Venezuela
0,2
Gabun
0,1
Äquatorial-
Guinea
0,5
Ecuador
0,3
Kongo-
Brazzaville
Quellen: Opec; Bloomberg / Foto Getty / F.A.Z.-Grafik Brocker
Rohölpreis der Sorte Brent
in Dollar je Barrel
7.9.2018 11.9.2019
im
Tagesverlauf
50
55
60
65
70
75
80