E-Sportwagen im Rennduell:
Manche Autohersteller und
Zulieferer sind bei Anlegern
besonders beliebt.
Judith Henke Frankfurt
C
ameron Diaz, Kanye West,
Brad Pitt – und sogar Alli-
anz-Chef Oliver Bäte: Sie
alle fahren elektrisch.
Während die globalen Autoverkäufe
rückläufig sind, steigt die Nachfrage
nach Elektrofahrzeugen. 2025 könn-
te der Anteil an E-Autos bei den Neu-
wagenzulassungen in Deutschland
bei bis zu 25 Prozent liegen, schätzt
Stefan Bratzel, Direktor des Center
of Automotive Management (CAM).
Für 2030 geht er sogar von 40 bis 60
Prozent aus.
Ein Treiber des steigenden Be-
darfs an E-Autos ist auch der stren-
gere gesetzliche Rahmen für Auto-
bauer. Ab 2021 drohen hohe Straf-
zahlungen in der EU, wenn die
neuen Werte von 95 Gramm CO 2 pro
Kilometer für den Durchschnitt der
Fahrzeuge eines Herstellers nicht
eingehalten werden. E-Autos helfen
erheblich, diesen Schnitt zu senken.
Außerdem spielt die Klimadiskussi-
on eine Rolle, die mittlerweile in
der Mitte der Gesellschaft angekom-
men ist.
Als Anleger kann es sich also loh-
nen, auf den Trend zur Elektromobi-
lität zu setzen. Das sind die Möglich-
keiten:
n Lohnende Autowerte: Als Pionier
in Sachen Elektromobilität hatte Tes-
la lange Zeit eine Sonderstellung,
doch langsam wacht auch die deut-
sche Konkurrenz auf. Noch wäre Tes-
la dem Rest der Welt beim Elektroau-
to um ein, zwei Jahre voraus, aber es
sei fraglich, ob der amerikanische
Konzern seinen Vorsprung halten
könne, sagt NordLB–Analyst Frank
Schwope. Er rät Anlegern von der
Tesla-Aktie ab. Sie sei überbewertet
und damit ein riskantes Investment.
Unterbewertet und damit ein loh-
nenswertes Investment könnte hinge-
gen die Volkswagen-Aktie sein, so die
Einschätzung von Jürgen Pieper, Se-
nior Advisor Automobil beim Bank-
haus Metzler. Der Kurs könne inner-
halb der nächsten zwei bis drei Jahre
um 70 bis 80 Prozent nach oben ge-
hen, sagt Pieper: „Gerade weil Volks-
wagen unter den deutschen Herstel-
lern vorn liegt, was Elektromobilität
angeht.“
Bis 2025 möchten die Wolfsburger
hoch hinaus – sie wollen dann mehr
als eine Million Stromer pro Jahr ver-
kaufen. Bei der Batteriezellfertigung
will sich der Konzern mit einem eige-
nen Werk in Salzgitter unabhängig
machen. Außerdem hat VW einen
„Modularen E-Antriebs-Baukasten“
entwickelt und plant, diesen auch
anderen Herstellern zur Verfügung
zu stellen. „Auf diese Weise könnte
VW zu so etwas wie dem Meister der
Skaleneffekte in der Autobranche
werden“, glaubt Martin Lück, Leiter
für Kapitalmarktstrategie von Black-
rock in Deutschland. Je mehr Autos
auf der Plattform basierten, desto
günstiger würden sie. Allein schon
die Vielzahl der Marken innerhalb
des Konzerns bietet Chancen.
Doch es lohnt sich auch, nach
China zu blicken: Die Aktie des chi-
nesischen Auto- und Batterieher-
stellers Build your Dreams (BYD)
gilt als aussichtsreich, wenn auch
schwankend. Seit vier Jahren ist der
Konzern nach eigenen Angaben
weltweit die Nummer eins bei den
Verkaufszahlen für Plug-in-Elektro-
autos. Das in Hongkong an der Bör-
se gelistete Unternehmen ist der
größte Akku- und Elektroautoher-
steller der Welt. Mit mehr als 20
Modellen kann BYD eine weitaus
breitere Produktpalette als Tesla
mit zurzeit vier Modellen aufwei-
sen. Ebenfalls weit in Sachen E-Mo-
bilität ist der Pekinger Hersteller
BAIC, wie eine Studie des Center of
Automotive Management zeigt.
n Asiatische Zulieferer: Wenn sich
Elektroantriebe durchsetzen, könn-
te es düster aussehen für klassische
Zulieferer. Bei Continental fällt das
Elektrogeschäft noch zu wenig ins
Gewicht. Einzig im Mittelständler
Hella sieht Bankhaus-Lampe-Analyst
Christian Ludwig Potenzial. Das im
MDax notierte Unternehmen produ-
zierte 2017 den weltweit ersten
Spannungsstabilisator, der Span-
nungen auf stabilem Niveau hält,
wenn etwa ein E-Auto an der Ampel
wartet. Damit habe sich Hella eine
Nische geschaffen, so Ludwig. Bis-
her sei allerdings auch diese Nische
noch klein und generiere nur einen
geringen Teil des Gesamtumsatzes.
Abseits der Zulieferer kann es
sich außerdem für Anleger lohnen,
die Unternehmen Akasol und Volta-
box zu beobachten. Der Darmstäd-
ter Batteriehersteller Akasol strebt
für dieses Jahr einen Umsatz von 60
Millionen Euro an, was verglichen
zu 2018 nahezu eine Verdreifa-
chung ist. Dennoch ist bei Akasol
und auch beim Batteriesystemher-
steller Voltabox Vorsicht geboten,
da beide Unternehmen noch recht
klein sind.
Bankhaus-Metzler-Experte Pieper
weist zudem darauf hin, den Batte-
riehersteller Varta im Auge zu behal-
ten. Varta habe sich zwar auf kleine
Batterien spezialisiert, das könne
sich aber bald ändern. Innerhalb die-
ses Jahres hat sich der Wert der Var-
ta-Aktie verdreifacht.
Doch die wahren Profiteure der
E-Mobilität sitzen auf dem asiati-
schen Markt. Der japanische Kon-
zern Panasonic hat seinen Schwer-
punkt mittlerweile nicht mehr in der
Unterhaltungselektronik, sondern
setzt auf Lösungen für Industriekun-
den. Wachstumsmarkt ist das Auto-
mobilgeschäft, gerade die Akkupro-
duktion. Panasonic ist führender
Hersteller von Lithium-Ionen-Batte-
rien, für die über das Jahr 2021 hi-
naus ein kräftiges Marktwachstum
prognostiziert wird. Den Akkumarkt
hat sich Panasonic mit BYD, LG und
Samsung aufgeteilt.
n Junge Indexfonds: Wer sich brei-
ter aufstellen will und sein Risiko
streuen möchte, kann auch in einen
Investieren in Megatrends
Profitieren von
der E-Mobilität
Die Autobranche ist im Umbruch, der Bedarf
an Elektroantrieben wird in den kommenden Jahren
voraussichtlich massiv steigen. Auf diesen Trend
können auch Anleger setzen. Interessant sind dabei
nicht nur Autokonzerne, sondern auch Zulieferer.
LightRocket/Getty Images
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Das Handelsblatt
beleuchtet in
dieser Serie,
wie Anleger von
großen Megatrends
profitieren können.
Im nächsten Teil
geht es um vegane
Ernährung.
Private Geldanlage
(^34) DONNERSTAG, 12. SEPTEMBER 2019, NR. 176