Die Welt - 07.09.2019

(Axel Boer) #1

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07.09.19 Samstag, 7. September 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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DIE WELT SAMSTAG,7.SEPTEMBER2019 SEITE 24

PANORAMA


Breeemmmeeen Hamburgg

Hannover

Leipzzig

Münster

Rostockkk

Düsseldorrf

Frriieeddrichshafen

Saarbrücken

Köln

Kiiell

Münncchhen

Kassel

Stuttgart

Berlinn

Drreessddenn

Frankfurt

Nürnberrg

Antalya
Bali
Bue
Dje
Hon

Innsbruck
J l

Manila
Mb

WELLLTTWETTERHEUTE

TEMPERAAATTURREKKKOORDE

DEUUTTSSCCHHLLAANNDDHHEEUUTTEE

VORHERSAAAGGE

VielleWWWWoollkken,gebbiiettsweiiseSSchhauer


Sonntag

Norden Süden

Montag Dienstag Mittwoch

Sonne

Mond

06 : 4419 : 55

16 : 28 - -:--
AngabenffürKassel

DerHimmelzeigtsichwechselndbisstarkbewölkt,dieSon-
nescheintnurgelegentlich.Dabeikommtesimmermalwiederzu
Regenschauern,vorallemimNordwestenundWestenentwickeln
sichaucheinzelneGewitterrr..DieTTTeemperaturensteigenmeistnurauf
13 bis 20 Grad,imOstenörtlichbis 22 Grad.DerWindwehtschwach
bismäßig,anderKüsteteilweisefrischausSüdwestbisWest.
HeutemüssensichAsthmatikeraufAtembeschwerden
einstellen.AuchHerzundKreislaufwerdenbelastet,daherwirdPati-
entenmitBluthochdruckempfohlen,sichzuschonen.BeiRheuma-
krankenverschlimmernsichdieSchmerzeninGliedernundGelenken.

DDuublin

Brüsssel

OOslloo

Warschau

Bordeeaaux

Kiew

Moskau

Stoocckkkholm St.Petersbuurg

Riga

Reyykkkkjjavikk

KKoopppeeennhhaaggenn

Berlin

Heelsinnkki

WWien
ZZüürriiiicccchh

Nizza

Palmaa

LLondon

PParis

Romm

AAtthhhen

Tuniss

ZZagrebb

Buddapesst

Lissabboonn

LLLaaasPalmmmaaass

MMadrddi Barceloonnaa

MMaallagaa

Alggier


  • 9 bis- 5 - 4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35
    Hoch/Tief Warmfront Kaltfront Okklusion Warmluft KKKaaltluffftt


(^7189189191121815615618920)
IIsstttaanbbuull
33 ° heiter
25 ° lki
15 ° Regen
26 ° lki
31 ° Schauer
31 ° Shuer
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VVVaanccouver
WWWaashingtoonn
NewOrleans
MMexicoCity
TTTTookioo
Peking SSeeoul
Chengdu
Bangkokk
KualaaLLuummpurr
HoChiMMinhStadt
Singaappuur
MMaanila
Hongkong
Shhanghaii
BBrruunneei
Dhaka TTTTaaipeh
SSaanFrancisco YYYYaangon
SaltLakeCity
LosAngeles
Calgary
Winnipeg
TTTooronto
Montreal
NewYYYoork
ChicagoW
Dallas
Denver
Phoenix
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MMiiamii
Nassauuu
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kkkk 333322 °°
332 °
rr 331 °
2777 °°
35 °
35 °
31 °
3311 °°
3311 °°
2288 °
322 °°
27777 °°
38 °
334444 °°
229 °°°°
28 °
21 °


A N Z E I G E


Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Sonntag Montag Dienstag Mittwoch

Mitte
817 918 920 1220

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Maximum 2777 ,, 9 °( 1927 ),
Minimum 3 , 444 °°( 1996 )

Maximum 30 , 0 °( 1958 ),
Minimum 6 , 2 °( 1971 )

Hamburg Berlin Maximum 29 , 1 °( 2006 ),
Minimum 0 , 9 °( 1992 )

Maximum 30 , 6 °( 2005 )M,ünchen
Minimum 2 , 6 °( 1996 )

Frankfurt

L


ang wollte Dennis Pfeifer ein-
fffach nur vergessen, was in Ru-ach nur vergessen, was in Ru-
mänien geschehen war. Die
Demütigungen, die Grausam-
keiten, die Schläge. „Vergessen
und weitermachen“, das sei seine Devise
in den letzten Jahren gewesen, erzählt
der 21-Jährige aus Saarbrücken. Doch seit
gggut einer Woche ist alles wieder da. Derut einer Woche ist alles wieder da. Der
Ort, an dem es geschah, ist plötzlich in
den Nachrichten: Das Projekt Maramu-
res, ein abgelegener Bauernhof im Nor-
den Rumäniens.

VON TERESA PFÜTZNER

In diesem deutschen Jugendhilfepro-
jekt sollen die Mitarbeiter schwer er-
ziehbare Jugendliche misshandelt, er-
niedrigt und zu viel zu schwerer körper-
licher Arbeit gezwungen haben. Mas-
kierte Polizisten stürmten am 27. Au-
gust den Bauernhof, durchsuchten meh-
rere Häuser, nahmen vier deutsche Ju-
gendliche in ihre Obhut. Außerdem fan-
den sie mehr als 146.000 Euro, deren
Herkunft nicht geklärt werden konnte.
Die rumänische Staatsanwaltschaft er-
mittelt unter anderem wegen Bildung
einer kriminellen Vereinigung, Frei-
heitsberaubung und Menschenhandel.
Hauptverdächtiger: der Deutsche Bert
S., der die Einrichtung 2002 gründete
und mit seiner Frau Babett S. leitete. Er
und vier seiner Mitarbeiter wurden in
Untersuchungshaft genommen.
Für die Staatsanwaltschaft ist das ei-
ne Liste von Vorwürfen – für Pfeifer ei-
ne Aufzählung von Tatsachen. Wenn
der 21-Jährige erzählt, dann klingt er
ruhig, freundlich, unaufgeregt. Aber
die Zeit im Projekt Maramures: „Das
war die Hölle.“ Seine Geschichte zeigt
beispielhaft die Fehler im System der
AAAuslandsmaßnahmen deutscher Ju-uslandsmaßnahmen deutscher Ju-
gendämter. Als Teenager in Saarbrü-
cken, so Pfeifer, sei er extrem aggressiv
gewesen. Er habe ständig zugeschla-
gen, außerdem Drogen genommen.
Mehrere Einrichtungen versuchten ihn
zu betreuen und scheiterten – eine
Kinder- und Jugendpsychiatrie habe
ihm sogar Hausverbot erteilt, erinnert
er sich. Seine Mutter und sein Stiefva-
ter machten sich Sorgen um seine bei-
den kleinen Geschwister.
Als das Jugendamt Saarbrücken 2013
vorschlug, ihn zu einer „erlebnispäda-
gogischen Maßnahme“ nach Rumänien
zu schicken, stimmten Pfeifer und sei-
ne Mutter zu. Das Projekt versprach ei-
ne Mischung aus landwirtschaftlicher
Arbeit sowie pädagogischer und psy-
chologischer Betreuung. Die Vermitt-
lung an das Projekt Maramures lief
über die Caritas Jugendhilfe Margare-
tenstift in Saarbrücken.
Jugendämter sind berechtigt, Jugendli-
che auch zu Trägern ins Ausland zu schi-
cken. Angewandt wird das meist nur in
AAAusnahmefällen – zum Beispiel, wenn dieusnahmefällen – zum Beispiel, wenn die
Jugendlichen in Deutschland kurz davor-
stehen, in eine geschlossene Einrichtung
zu müssen. Das Bundesfamilienministeri-

um erklärt auf Anfrage von WELT, im
Jahr 2017 habe es knapp 800 Hilfsmaß-
nahmen im Ausland gegeben. Die Kosten
variieren stark – für Dennis’ Betreuung
habe man damals zwischen 5000 und
6 000 Euro im Monat an das Projekt Ma-
ramures gezahlt, teilt ein für das Jugend-
amt Saarbrücken zuständiger Sprecher
aaauf Anfrage von WELT mit.uf Anfrage von WELT mit.
Dennis Pfeifers Mutter Katja bestand
im Mai 2013 darauf, ihren damals 15-jähri-
gen Sohn persönlich nach Rumänien zu
bringen. Schon vor Ort bekam sie ein
schlechtes Gefühl. Sofort nach der An-
kunft hätten die Mitarbeiter sie von ih-
rem Sohn getrennt, obwohl Dennis nach
ihr geschrien und sich gewehrt habe. „Ich
habe mein Kind noch nie so schreien hö-
ren“, sagt sie. Er erinnert sich ebenfalls
an seinen ersten Tag: „Die haben mir alles
weggenommen. Meine Klamotten, mei-
nen Tabak, meine Medikamente.“ Von da
an habe er jeden Tag „gearbeitet, gearbei-
tet, gearbeitet“. Viele der Arbeiten hätten
einfach seine Kräfte überstiegen.
Wenige Tage nach seiner Ankunft sei
er in Ohnmacht gefallen, weil er einen
mehrere Meter langen Holzbalken für
einen neuen Weidezaun schleppen
musste, der viel zu schwer für ihn gewe-
sen sei. „Die haben einen Eimer Wasser
über mir ausgeschüttet und dann ge-
sagt: ‚Los, weitermachen!‘.“ Wer sich
weigerte, habe kein Essen bekommen –
oder wurde geschlagen. Von einigen der
rumänischen Mitarbeiter, aber vor al-
lem von Bert S. selbst, sagt Pfeifer. „Mit
der bloßen Hand, mit einem Holzstab
oder was ihm in die Finger kam.“ Als er
sich einmal geweigert habe, in sengen-
der Hitze Holz zu stapeln, hätten die
Mitarbeiter ihn auf sein Zimmer ge-
zerrt, sich zu dritt auf ihn draufgesetzt.
Dann habe Bert S. ihn zur Strafe mit Ka-
belbindern ans Bett gefesselt.
Am Anfang habe er probiert sich zu
wehren, aber schlug auch zurück,. Mehr-
mals habe er versucht wegzulaufen. Bert
S. habe im Dorf alle gekannt, der Polizei-
chef sei oft zu Besuch gewesen. Im Zuge
der Ermittlungen berichten auch rumäni-
sche Medien: Die Betreiber des Projekts
hätten Verbündete bei der Polizei und in
der Kommunalverwaltung gehabt, die sie
etwa vor Inspektionen des rumänischen
Kinderschutzes gewarnt hätten. Ohnehin
sei allen klar gewesen: „Wenn wir was ge-
sagt hätten, dann wär die Hölle losgebro-
chen“, sagt Pfeifer. Mit seiner Mutter ha-
be er in der Zeit nur einmal skypen dür-
fffen, unter Aufsicht der Mitarbeiter.en, unter Aufsicht der Mitarbeiter.
Nachweisen kann er seine Anschuldi-
gungen nicht – es gibt keine Fotos oder
ärztlichen Gutachten aus der Zeit. Wie
hätte er diese auch erlangen sollen,
fragt Pfeifer. Der rumänische Anwalt Io-
an Sas vertritt Bert und Babett S. Auf
Anfrage von WELT übersendet er ein
schriftliches Statement: Seine Mandan-
ten weisen alle Vorwürfe von sich. Bei
der Umsetzung der Maßnahmen im
Projekt Maramures hätten sie sich stets
an alle rechtlichen Vorgaben gehalten.
Weitere Details wolle man in der nächs-

ten Woche bekannt geben. Für Pfeifer
habe sich die Situation erst gebessert, als
er den Bauernhof nach gut einem halben
Jahr verließ und in eine Gastfamilie durf-
te, erzählt er. Dort habe er seine Mutter
kontaktieren und ihr erzählen können,
was auf dem Bauernhof passiert war. Als
klar wurde, dass es für ihn einen Platz in
einem spanischen Projekt geben würde,
holten sie ihn im März 2014 zurück. Mit 18
kam er zurück nach Deutschland. Nun
macht er eine Ausbildung zum Koch und
holt in der Abendschule seinen Haupt-

schulabschluss nach. Die Frage, warum
Bert S. nie zur Rechenschaft gezogen wur-
de, beschäftigt ihn. Sicher, er und andere
junge Erwachsene, die damals im Projekt
waren, erwogen zu klagen. Doch der Tat-
ort sei Rumänien und die Vorwürfe
schwer nachweisbar. Pfeifers Mutter sagt:
„Das ist Mittelalter, was die dort machen.
Das geht gar nicht. Und das große Pro-
blem ist: Die sind davon überzeugt, dass
das richtig ist, was die dort machen.“ So
bewertet das auch die rumänische Staats-
anwaltschaft. Sie erklärte in einer Mittei-

lung, Bert S. habe aus „persönlichen päda-
gogischen Überzeugungen“ so gehandelt.
Pfeifers Mutter habe dem Betreuer im
Margaretenstift von den Vorwürfen ih-
res Sohnes erzählt – und dass andere Ju-
gendliche, die ebenfalls im Projekt gewe-
sen seien, ihr diese bestätigt hätten. Auf
ihre Schilderungen habe man ihr gesagt,
ihr Sohn sei ja nun in einer anderen Maß-
nahme. Man solle es nun auf sich beru-
hen lassen. Äußerungen, die sich kaum
nachweisen lassen. Sowohl das Margare-
tenstift als auch ein für das Jugendamt
Saarbrücken zuständiger Sprecher er-
klärten gegenüber WELT schriftlich, es
seien ihnen keine Beschwerden über die
Behandlungen der Jugendlichen bekannt
geworden. Das Margaretenstift habe je-
doch die Zusammenarbeit nach nur ein-
einhalb Jahren wieder beendet. Grund:
Der Projektträger habe nicht den „Stan-
dards des Margaretenstifts für die Kom-
munikation zwischen dem Projekt und
der Einrichtung selbst sowie den Eltern
entsprochen“. Damit zog zwar ein Ju-
gendamt Konsequenzen – doch die Ju-
gendämter aus anderen Städten und
Bundesländern schickten weiter Jugend-
liche in das Projekt Maramures.
Hier zeigt sich die Schwachstelle des
Systems: Es gibt keine zentrale Stelle,
welche die Auslandsmaßnahmen über-
wacht. Selbst wenn ein Jugendamt ei-
nem Träger misstraut und die Zusam-
menarbeitet beendet, werden andere Ju-
gendämter nichts davon erfahren. So
wurde kürzlich bekannt, dass das Ju-
gendamt in Celle in Niedersachsen
schon 2009 die Kooperation mit der Ein-
richtung von Bert und Babett S. beende-
te, wegen Hinweisen auf „unprofessio-
nelle Behandlung der Kinder“. Das Bun-
desfamilienministerium erklärt auf An-
frage von WELT: „Grundsätzlich halten
wir eine weitergehende Schärfung und
Qualifizierung der Regelungen zu Aus-
landsmaßnahmen für notwendig. Insbe-
sondere erscheinen die Kontrollen ge-
genwärtig nicht hinreichend.“
Dass dies notwendig ist, zeigen auch
die Zweifel, die es schon mehr als ein
Jahrzehnt gibt. 2006 veröffentlichte ein
rumänisches Nachrichtenportal einen Be-
richt mit dem Titel „Der Gulag der Kin-
der, versteckt in den Bergen von Maramu-
res“, in dem der Einrichtung vorgeworfen
wwwurde, dass die Mitarbeiter Jugendlicheurde, dass die Mitarbeiter Jugendliche
schlagen und misshandeln würden. Bert S.
stritt die Vorwürfe ab, Ermittlungen gab
es keine. Zweifel gab es auch in der deut-
schen Politik: Abgeordnete des nieder-
sächsischen Landtages stellten 2009 eine
Kleine Anfrage an die Landesregierung zu
dem Projekt. In der Antwort hieß es, es lä-
gen „keine Hinweise auf eine Gefährdung
des Kindeswohls vor“.
Die rumänische Staatsanwaltschaft hat
fffür Bert S. eine Untersuchungshaft vonür Bert S. eine Untersuchungshaft von
3 0 Tagen festgesetzt. Die Staatsanwalt-
schaft Potsdam, wo das Projekt Maramu-
res seinen Sitz in Deutschland hat, erklär-
te gegenüber WELT, man beobachte den
Sachverhalt und prüfe, ob Ermittlungen
aaaufzunehmen seien.ufzunehmen seien.

„Das war


die HÖLLE“


In einem deutschen Hilfsprojekt in Rumänien


sollen Jugendliche misshandelt worden sein.


Dennis Pfeifer war einer von ihnen


OLIVER DIETZE

Dennis Pfeifer erhebt
schwere Anschuldigungen
gegen seine früheren
Betreuer

D


ie Mutter der ermordeten Ma-
ria ist in Tränen aufgelöst. „Das
haben sie verdient“, sagt sie mit
Blick auf die Männer, die ihre 18-jährige
schwangere Tochter aus reiner Mord-
lust getötet haben. Mit dem Urteil „le-
benslänglich“ für einen 21-Jährigen und
„Unterbringung im Maßregelvollzug“
für einen 19-Jährigen ist am Freitag ein
Prozess zu Ende gegangen, der heftige
Emotionen und viel Schmerz mit sich
brachte. Die Grausamkeit, mit der die
beiden Täter im März die im dritten
Monat schwangere Maria getötet haben,
hat die Menschen bis ins Mark erschüt-
tert. Selbst Juristen und Mediziner zeig-
ten sich fassungslos während des Pro-
zesses vor dem Landgericht Stralsund.
„Ich bekomme meine Tochter und
mein Enkelkind nie mehr zu sehen. Das
macht mich so traurig“, sagt die Mutter.
Sie sei dankbar für die hohen Haftstra-
fen. Die Verzweiflung und der Hass, den
diese Tat hervorgerufen hatte, wurde
auch nach dem Urteil deutlich. Die bei-
den Verurteilten wurden aus dem Publi-
kum in aufgeheizter Stimmung mit
„Bastard“ oder „Abschaum“ verabschie-
det. Das Gericht hatte festgestellt, dass
sie sich im März zum Mord verabredet
und heimtückisch und aus Mordlust he-
raus getötet hatten. „Sie wollten einen
Menschen sterben sehen.“
Vor Gericht hatte der 19-Jährige emo-
tionslos und detailliert die Tat gestan-
den. Schon zuvor sei der Wunsch zu tö-
ten Thema gewesen. „Lass es uns heute
machen“, erzählte er vom Tattag, an
dem wie stets reichlich Alkohol getrun-
ken wurde. Ein anderer junger Mann
stand noch zur Wahl, doch sie entschie-
den sich für die gemeinsame Freundin
Maria. Sie wohnte alleine, der Mord war
einfacher durchzuziehen. Es gab keinen
Anlass, sich Maria auszusuchen, wie die
Richterin sagte.
Die Emotionslosigkeit, die vom Gut-
achter als völliger Mangel an Empathie
beschrieben wurde, beherrschte laut An-
klage die Tatplanung und den Beginn des
Mordes. Der Jüngere fiel die arg- und
wehrlose Maria in deren Wohnung von
hinten an und stieß ihr von der Seite sein
Messer in den Hals. Dann stach er meh-
rere Dutzend mal auf die liegende Maria
ein – bis sie tot war. „Danach war ich
kurz überfordert“, berichtete er. „Grau-
sam, brutal, heimtückisch, bestialisch“,
nannte die Anwältin der Mutter das Ver-
brechen. Der Prozess war begleitet von
schmerzhaften Ausbrüchen der Mutter,
auch unter den Besuchern war immer
wieder Schluchzen zu vernehmen. dpa

Hohe Strafen


fffür die Täter ür die Täter


im Fall Maria


Gericht: Die Männer
handelten aus Mordlust

Atemberaubende Orte.


Traumhafte Strände.


Erholsame Kreuzfahrten.


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