Neue Zürcher Zeitung - 07.09.2019

(Ron) #1

38 REFLEXE Samstag, 7. September 2019


Umstrittene Massnahme


Schweden gräbt


die Bankensteuer aus


Rudolf Hermann· E in früherer sozialdemokratischer
Ministerpräsident und die sozialdemokratische
Finanzministerin müssten in Steuerfragen doch
mehr oder weniger einig sein, möchte man mei-
nen. Umso mehr, als der einstigeRegieru ngschef
früher auch einmaldas Finanzministeriumführte.
Doch inzwischen präsidiert er denVerwaltungsrat
einer Grossbank und die amtierendeFinanzminis-
terin schlägt eine stärkere Besteuerung desBan-
kensektors vor – da ist es jetzt vorbei mit der Ein-
tracht in Schweden.
Aber derReihe nach: In Schweden besteht ein
breiterKonsens darüber, dass dieVerteidigungs-
ausgaben erhöht werden müssen. Gleichzeitig will
die rot-grüneRegierungkeineAbstriche an Sozial-
programmen machen.Doch woher die zusätzlichen
Mittel nehmen? Man holte das bereits einmal ge-
scheiterte Projekteiner stärkere n Besteuerung der
Banken wieder hervor. Banken,so die Logik, könn-
ten sichmehr Belastung angesichts ihrer «hübschen
Gewinne» leisten.Wer so viel Geld verdiene, sagte
Finanzministerin Magdalena Andersson, dürfe

durchaus etwas mehr zum Gemeinwohl beitragen.
GöranPersson findet daskeine so gute Idee. Zwar
bestreitet der ehemaligeRegierungschef nicht,dass
es denFinanzhäusern in den letztenJahren gutging,
er betont jedoch, dass sie die Gewinne ordnungs-
gemäss versteuerten. Jetzt, da sich einKonjunktur-
abschwächung am Horizont abzeichne, seien die
Margen etwabei den Hypotheken schon vieldün-
ner. In dieser Situation eine «Jagd auf dieBanken»
zu entfesseln, sei finanz- undkonjunkturpolitisch
nicht die klügste Idee.
Wenn nicht im Inhalt, so erstaunt dasVotum
Perssons, der seitJuni Chef derSwedbank ist, doch
imTon:Aus dem Mundeines früheren sozialdemo-
kratischen Spitzenpolitikers klingt das Gesagte un-
erwartet scharf. DochPersson hatrecht, wenn er
argumentiert, dass die internationalenFinanz-
ströme sehr beweglich seien und entsprechend
empfindlichreagierten.Was das heissen kann, hat
im Übrigen Nordea gezeigt, die nordische Gross-
bank, die unlängst von Schweden nachFinnland
umgezogen ist.

Claudia Bröll, Kapstadt· Im südafrikanischenWirt-
schaftszentrumJohannesburg brach das Chaos
aus, während dasWeltwirtschaftsforum (WEF) in
Afrika im malerischen Kapstadt über die Heraus-
forderungen auf demKontinent debattierte. Ran-
dalierer griffen ausländische Händler an, verwüs-
teten und plündertenLäden. Zehn Menschen
kamen ums Leben, mehr als 400 wurden verhaf-
tet.Die fremdenfeindlichenAusschreitungen ereig-
neten sich zu einer Zeit, da SüdafrikasWirtschaft
lahmt, die Arbeitslosigkeit auf fast 30% gestiegen
ist und viele die Hoffnung auf den von Staatspräsi-
dent CyrilRamaphosa versprochenenAufschwung
verloren haben.Da werden Migranten aus anderen
afrikanischenLändern zu Sündenböcken.
Die Unruhen sind auch aus wirtschaftlicher Hin-
sicht verheerend. Erst vor kurzem hatten afrikani-
sche Regierungschefs die Schaffung einer panafri-
kanischenFreihandelszone beschlossen. Nach lan-
gem Zögern war auch Nigeria – das zweite afrika-
nischeSchwergewichtnebenSüdafrika–dabei.Das
Potenzialistenorm:Aus54 Ländernkönnteeinriesi-

gerHandelsraumentstehen,miteinerrelativjungen
Bevölkerung von 2,4 Mrd. Menschen imJahr 2050.
ZumAuftakt des WEF verwies SüdafrikasFinanz-
ministerTito Mboweni darauf, dass die Afrikaner
inZeitenglobalerHandelskriegezusa mmenfänden.
Jetzt ist die vielbeschworene Eintracht dahin.
Nigerias Präsident schickte eine Delegation nach
Südafrika,umseineEntrüstungauszudrücken.Der-
weil verriegelten in Nigeria südafrikanische Unter-
nehmenwiedieSupermarktketteShopriteoderder
MobilfunkerMTNihreLädenausAngstvorVergel-
tungsakten.Auch inanderenLändern gab es Atta-
cken auf südafrikanische Einrichtungen. DieFuss-
ballmannschaften von Sambia und Madagaskar
sagten Spiele gegen das südafrikanischeBafana-
Bafana-Teamab.DieEnttäuschungaufdemganzen
Kontinent ist gross:Während der Apartheid stan-
den alleafrikanischenLänder solidarisch hinter der
Widerstandsbewegung gegen die weisse Minder-
heitsregierung. Mehr als 25Jahre später ist Süd-
afrikaein Land,in dem Menschen aus anderen afri-
kanischenNationenumihrLebenfü rchtenmüssen.

Angriffe auf Arbeitsmigranten


Südafrika macht sich


in Afrika unbeliebt


Morgen im


Magazin«Stil»


DasMagazin «Stil»als wöchentlicheBeilageinder«NZZamSonntag»gibtesamKioskoderbequemimAbonnement.Jetztbestellen:abo.nzz.ch,[email protected].


Spezial: Outdoor


Mobilmit Stil


Währendder eine in denWald geht,umPilze
zu suchen, macht sich dieandereauf nach
Italien, wodasPilgern einRevivalerlebt

WirhabeninZürichnachMenschen
aufGefährtenallerArt gefahndet –ein
Streetstyle mitE-Scooter undCo.

Fahrzeugkontrolle


Via Fr ancigena^25
und BenediDas Wandernkt-Weg: ist
des Italieners neue Lust

NZZ am So8. September nntag 2019

Spezial: Outdoor

Wir haben^10 mobile
Zeitgenossen um ihre Gefähangehalten, rte und
ihr Outfit zu inspizieren
Free download pdf