Focus - 06.09.2019

(singke) #1
Foto: Jim Rakete/photoselection

FOCUS 37/2019 1515


Es gibt sogenannte Star





Fotografen, die sich für wichtiger halten als die Stars, die sie fotografie





ren. Peter Lindbergh war das Gegenteil davon. Er, stilprägend wie kaum ein anderer und eigentlich immer in schwarz-weiß,
blieb zeitlebens der nette

Typ aus dem Ruhrpott. Bei einem Interview anlässlich des Pirelli-Shootings 2017
in Berlin erzählte er von seiner ersten Aufnahme, mit derer er Geld verdien





te: ein Hauskittel auf wei





ßem Grund. „Schäbigste Bezahlung“, sagte er und lachte.

Im eher oberflächlichen
Business der Modefotografie fing Lindbergh die wahre Schönheit der Schönheiten ein, jenseits von Retusche und Photoshop. Selbst Farbe war ihm zu viel. Dem Perfek





tionswahn der Beauty-In-dustrie stand er kritisch gegenüber. Die Supermodels

liebten ihn dafür. Er hatte sie erfunden mit diesem ikoni





schen „Vogue“-Cover im Januar 1990: fünf schöne, selbstbewusste Frauen in schlichter Kleidung.

Seine Fotos strahlen Inti





mität aus, weil er die Men-schen vor seiner Kamera wirklich mochte. Er selbst

trug immer Schwarz und ausgewaschen, „Fliesen-leger-Look“ nannte er das. Geld gab er nur für seine englische Jacht von 1962 aus. Das Boot hielt für ihn die Fiktion aufrecht, er könne jederzeit verschwinden.

n

BARBARA JUNG-ARNTZ

Sechs Sterne Deluxe


Fotografie

Liebling der Schönen

Dieses Foto von Peter Lindbergh und sei-nen Supermodels schoss Jim Rakete 1990

in New York. Lindbergh starb
überraschend am 3. September

Linda Evangelista

Christy
Turlington
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