Frankfurter Allgemeine Zeitung - 11.09.2019

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SEITE 22·MITTWOCH, 11. SEPTEMBER 2019·NR. 211 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


W

arumBahn fahren? Weil man
die bessere Alternative zur Stra-
ße sei, betont dieBahnseit vielen Jahr-
zehnten – sei es mit Blick auf das Wet-
ter, auf den Komfort, auf die nutzbare
Zeit. Immer wieder wurde auch auf den
Umweltaspekt abgehoben, noch nie
aber so offensiv wie heute. Die Klima-
diskussion beschert dem Schienenkon-
zern Rückenwind und stellt den Ärger
über mangelnde Qualität und fehlende
Pünktlichkeit in den Schatten. Kein Ver-
kehrsmittel sei so klimafreundlich wie
die Bahn, konstatiert Vorstandschef
Lutz, und der Eigentümer Bund will sei-
ne Bahn zum „Verkehrsmittel des 21.
Jahrhunderts“ machen. Das ist teuer.
Viele Milliarden Euro müssen fließen,
um diesem Ziel näher zu kommen.
Umso mehr schätzt man da in Berlin of-
fenbar die billigen Maßnahmen, wie
die jetzt angekündigte Umlackierung
der ICE-Züge. Grün statt Rot vorne und
hinten soll klarmachen: Die Bahn ist
ein umweltfreundliches Unternehmen.
Es dauerte nicht lange, da meldeten
sich die Häme-Beauftragten. Der tat-
sächliche grüne Anstrich sei nichts an-
deres als Greenwashing, also eben ein
grüner Anstrich. Auch wenn die Bahn
von ihrem 100-Prozent-Ökostrom-Ziel
tatsächlich noch zwei Jahrzehnte ent-
fernt ist: Mit solch missratenen Marke-
tingmaßnahmen macht es das schon
heute relativ ökologische Verkehrsmit-
tel seinen Gegnern unnötig einfach. Im
Bahntower sollte man lieber auf Fakten
setzen statt auf frischen Lack.

B

esuche auf der Automesse IAA wa-
ren für die Bundeskanzlerin lange
Zeit eine angenehme Sache. Wenn An-
gela Merkel an diesem Donnerstag an
den Main kommt, wird sie jedoch auf
Unternehmen treffen, die sich ange-
sichts gewaltiger Herausforderungen in
einem Verteilungskampf mit harten
Bandagen befinden. Der weltgrößte
HerstellerVolkswagenhat in Frankfurt
nicht weniger als die Mobilitätswende
ausgerufen, symbolisch ist die Kern-
marke VW nur durch Elektromodelle
vertreten. Konzernchef Diess fordert
nun volle Kraft für die E-Mobilität, was
den staatlichen subventionierten Auf-
bau Tausender Ladestellen beinhaltet.
Der große Rest der Branche ist dagegen
längst nicht überzeugt vom globalen
Siegeszug des Elektroautos und macht
sich für die Förderung anderer An-
triebsarten wie Wasserstoff oder syn-
thetische Kraftstoffe stark. Für die Re-
gierung ist das ein Drahtseilakt, denn
es verhält sich mit der Autoindustrie im
Allgemeinen und Volkswagen im Be-
sonderen so ähnlich wie mit den Ban-
ken während der Finanzkrise: Sie sind
zu groß zum Scheitern. In dieser Lage
hilft jedoch die alte ökonomische Er-
kenntnis über die Gefahr von Klumpen-
risiken. Oder einfacher: Wenn sich
neue Technologien schon nicht allein
am Markt durchsetzen und einen An-
schub benötigen, dann legt die kluge
Kanzlerin ihre Subventionseier besser
nicht alle in einen Korb.

Der Kampf ums Geld


Von Sven Astheimer

FRANKFURT/LUDWIGSHAFEN, 10. September

D


ie Hersteller von Lacken und Farben
sind raus. „Potentiell krebserregend“


  • diesen Warnhinweis müssen sie nun
    doch nicht auf ihre Produkte drucken.
    Zumindest dann, wenn sich die schei-
    dende EU-Kommission auf der letz-
    ten Anhörung am 18. September nicht mehr umstim-
    men lässt. Und danach sieht es aus. Für etliche ande-
    re Branchen aber geht die Lobbyschlacht um die mög-
    liche Krebsgefahr der als Universalstoff geltenden
    Chemikalie Titandioxid weiter. Nach dem Willen der
    Kommission soll Titandioxid nämlich doch noch als
    potentiell krebserregend eingestuft werden – und
    zwar in Form von Staub und in Gebinden. Eine War-
    nung mit womöglich weitreichenden Folgen für die
    Industrie.
    Am Dienstag, kurz vor dem Showdown in Brüssel,
    haben sich deshalb fast 300 Unternehmen und Ver-
    bände aus Europa in einem Appell an die Kommissi-
    on dafür starkgemacht, die Entscheidung abermals zu
    verschieben und erst eine Abschätzung der Folgen zu
    veranlassen. Zu den Unterzeichnern des Briefes, der
    der F.A.Z. vorliegt, gehören neben einer ganzen Rei-
    hen von Unternehmen vonBASFbisHenkelauch der
    Maschinenbauverband VDMA, der Chemieverband
    VCI, der Bundesverband der Pharmazeutischen Indus-
    trie und der Bundesverband der Deutschen Industrie.
    Die Industrievertreter verweisen in ihrem Brief dar-
    auf, dass die geplante Klassifizierung, in der Titandi-
    oxid in Form von Staub, aber auch in Gebinden als po-


tentiell krebserregend gekennzeichnet werden müss-
te, „politisch sensibel“ sei. Deshalb seien vor der Neu-
einstufung dringend die Folgen abzuschätzen. Unter
anderem bei der Entsorgung der dann möglicherwei-
se als „gefährliche Abfälle“ klassifizierten Produkte
sei vieles noch ungeklärt. Zudem schließen nach An-
gaben aus der Industrie mehrere EU-Vorschriften
den Einsatz von potentiell krebserregenden Stoffen
zum Beispiel in Spielzeug generell aus. Eine ähnliche
Vorgabe gebe es in der Kosmetikverordnung. „Damit
wären Tuschkästen, Knete und viele Kosmetikartikel
in ihrer heutigen Form schlicht verboten“, sagt Mar-
tin Engelmann vom Verband der Farbenindustrie.
Denkbar seien zwar Ausnahmegenehmigungen, die
aber seien politisch vermutlich schwer umzusetzen.
Für Lebensmittelindustrie hätte dagegen die Neuein-
stufung rechtlich keine Folge. Dort ist Titandioxid als
E 171 in einer eigenen Gesetzgebung unbegrenzt zuge-
lassen. Kaum vorstellbar jedoch, dass ein Stoff, vor
dem Farbenhersteller warnen müssten, weiter ohne öf-
fentliche Debatte in Käse und Süßigkeiten verwendet
werden könnte. Die bisher weitgehend im Stillen ver-
laufende Auseinandersetzung um Titandioxid findet
ohnehin immer mehr Aufmerksamkeit. So forderte
der Verein Foodwatch kürzlich in einer Petition den
NahrungsmittelkonzernDr. Oetkerauf, den Zusatz-
stoff aus seinen Lebensmitteln zu verbannen. Titandi-
oxid habe keinerlei Nutzen für Verbraucher. Mehr als
42 000 Menschen unterschrieben die Bittschrift.
Eine ganze Reihe von Lebensmittelherstellern hat
nach F.A.Z.-Recherchen schon begonnen, den lange
so beliebten Weiß- und Glanzmacher durch andere

Stoffe zu ersetzen. Aufgeschreckt hat die Branche
das Vorgehen in Frankreich, wo E 171 in Nahrungs-
mitteln von 2020 an ganz verboten werden soll. Ti-
tandioxid ist als Weißmacher, Aufheller und
Glanzverleiher so etwas wie eine Universalche-
mikalie, die in nahezu jeder Farbe, vielen
Kunststoffen, Kosmetika, Lebensmitteln
und selbst Medikamenten enthalten ist.
Seit die europäische Chemikalienagentur
Echa 2017 der EU-Kommission ihren Vor-
schlag für die neue Kennzeichnungs-
pflicht unterbreitet hat, läuft die Industrie
Sturm. Immerhin hat die Kommission bis-
her jeden Vorschlag der Chemikalienagen-
tur umgesetzt, eine Ablehnung wäre ein
Novum. Dazu kommt: Die scheidende Kom-
mission kann ihre Entscheidung nächste
Woche erstmals nach der im Lissabon-Ver-
trag festgeschriebenen „delegierten Rechtsak-
te“ umsetzen, ebenfalls ein Novum im Chemika-
lienrecht. Sie kann also selbst entscheiden, ohne
das Votum der Fachleutegruppen der Länder zu be-
rücksichtigen.
Für die Industrie liegt das Problem nicht im Stoff
selbst, sondern in dessen Form als Staub. Gelöst und
verarbeitet sei Titandioxid unbedenklich. Kritikern
warnen hingegen, dass E 171 die Darmflora schädi-
gen und in Form kleinster Nanopartikel möglicher-
weise Krebs auslösen kann. Eine eindeutige wissen-
schaftliche Meinung zu Titandioxid gibt es nicht. Vor
allem wegen der laufend gewonnenen neuen Erkennt-
nisse über die Wirkung von Nanopartikeln tun sich
Überwachungsbehörden schwer. Das Bundesinstitut
für Risikobewertung verwies anlässlich der Empfeh-
lung darauf, dass der Inhaltsstoff in den entsprechen-
den Produkten kein Gesundheitsrisiko für Verbrau-
cher darstelle. Das Umweltbundesamt spricht in ei-
ner Studie von Wissenslücken, die Wirkweise von na-
nokleinen Titanoxid-Varianten sei komplex, abhän-
gig auch von Umweltbedingungen. In Studien hätten
ökotoxische Wirkungen teilweise nachgewiesen wer-
den können, zumeist allerdings erst bei Konzentratio-
nen, die in der Umwelt derzeit nicht zu erwarten sei-
en. Die Industrie fordert wie das federführende Ar-
beitsministerium unter Minister Hubertus Heil
(SPD), stattdessen Staubgrenzwerte in Europa zu har-
monisieren.
In der Lebensmittelindustrie gilt Titandioxid als
die am weitesten verbreitete weiße Lebensmittelfar-
be. Sie wird in Käse, Backwaren und Süßigkeiten ver-
wendet. E 171 sorgt für Glanz und intensivere Far-
ben, etwa wenn die Oberfläche eines Mozzarellas
glänzend weiß erstrahlt. Entsprechend verärgert rea-
giert die Branche auf den Vorstoß Frankreichs. „Das
Verbot wird erhebliche ökonomische Folgen haben“,
sagt Sieglinde Stähle vom Lebensmittelverband BLL.
Ritter Sport, Perfetti Van Melle und Roelli Roelli ge-
ben indes an, in Deutschland kein Titandioxid zu ver-
wenden. Der amerikanische Nahrungsmittelkonzern
Mars kündigte schon vor drei Jahren an, den Farb-
stoff bis 2020 aus seinen Lebensmitteln zu entfernen.
Auch der Süßwarenhersteller Haribo plant, den Stoff
aus der Zutatenliste zu streichen. Selbst Danone und
Nestlé setzen auf dem deutschen Markt nach eigenen
Angaben kein E 171 mehr ein. Auch Dr. Oetker hat
auf die Kritik reagiert, will seine diesjährige Weih-
nachtsware ohne den Farbstoff herstellen.
Foodwatch nennt Reisstärke als unbedenkliche Al-
ternative, die schweizerische Roelli Roelli setzt auf
Maltit. Aber keiner der Unternehmen nennt ver-
meintliche Gesundheitsrisiken als Grund. Beim Le-
bensmittelkonzern Nestlé etwa heißt es: „Da wir uns
bewusst sind, dass Konsumenten gegenüber dem
Farbstoff kritisch eingestellt sind, arbeiten wir an ent-
sprechenden Alternativen.“ Alle Unternehmen ge-
ben an, Kundenwünschen nachzukommen. „Herstel-
ler machen das nicht aus Überzeugung“, sagt Stähle
vom BLL. Vielmehr habe das Verbot in Frankreich
den Druck auf die Unternehmen erhöht.
Den Spielzeugherstellern hingegen fehlen vielfach
die Alternativen. Selbst Holzspielzeug könnte nach
den Vorgaben der Spielzeugrichtlinie damit eigent-
lich nicht mehr weiß angestrichen werden. Entspre-
chend wenig Verständnis haben die Hersteller. „Si-
cherheit steht bei uns ganz oben, aber man kann von
Spielzeug kein Titandioxid einatmen“, sagt Ulrich
Brobeil vom Verband der Spielwarenindustrie DVSI.
Die Spielzeugsicherheit werde durch die Neueinstu-
fung nicht erhöht, schon deshalb müsse die EU-Kom-
mission vor der Neuregelung eine Folgenabschät-
zung in Auftrag geben. „Wir hoffen, dass dann die
Vernunft siegt.“

Grüner Anstrich


Von Thiemo Heeg

D

ie Chemikalien Glyphosat und Ti-
tandioxid haben eines gemein-
sam: Sie sind wirksam und umstritten
zugleich. Doch während über die Ge-
sundheitsgefahren des Spritzmittels
schon lange öffentlich debattiert wird,
findet der Streit über Titandioxid hin-
ter den Kulissen statt. Das könnte sich
nächste Woche ändern, sollte die EU-
Kommission den Stoff in Form von
Staub und Gebinden wie geplant als
„potentiell krebserregend“ klassifizie-
ren. Titandioxid ist nämlich nicht ir-
gendeine Chemikalie. Als Weißma-
cher und Aufheller findet man sie nahe-
zu überall. In Farben, Kunststoffen,
Kosmetik, Nahrungsmitteln, selbst in
Medikamenten. Der Hinweis auf eine
Krebsgefahr würde also viele Men-
schen und Branchen betreffen. Wie ge-
nau, ist allerdings nicht klar: Vor allem
Fragen der Müllentsorgung sind unge-
klärt. In der Kosmetik- oder Spielzeug-
industrie würde die Warnung automa-
tisch dazu führen, dass manche Stoffe
nicht mehr eingesetzt werden dürfen.
Selbst Spielzeug mit weißer Farbe
wäre dann verboten. Dass unter diesen
Umständen fast 300 Unternehmen und
Verbände in einem Brandbrief an die
EU-Kommission darauf dringen, erst
eine Abschätzung der Folgen zu veran-
lassen, bevor die Kennzeichnung in
Kraft tritt, ist nur verständlich. Politik
hat die Aufgabe, Menschen vor Gefah-
ren zu schützen. Davor aber muss sie
sich über die Folgen ihres Tuns Klar-
heit verschaffen.

NEW YORK,10. September

I


m September stellt der Elektronik-
konzern Apple üblicherweise neue
Versionen seines iPhone-Handys
vor, und dieser Termin wird von Be-
obachtern des Unternehmens jedes Mal
mit Spannung erwartet. Am Dienstag war
es wieder so weit: Apple hat in seine Zen-
trale im kalifornischen Cupertino eingela-
den und wollte dabei wohl neue iPhone-
Modelle enthüllen. Die Veranstaltung,
die nach Redaktionsschluss dieser Ausga-
be angesetzt war, stand diesmal aber un-
ter schwierigen Vorzeichen, denn das Ge-
schäft mit dem iPhone hat sich in jüngster
Zeit erheblich abgeschwächt. Die Präsen-
tation neuer Geräte wurde außerdem
vom eskalierenden Handelsstreit zwi-
schen den Vereinigten Staaten und China
überschattet, der zunehmend auch Pro-
dukte von Apple trifft – und womöglich
bald auch das iPhone.
Wie üblich sind in amerikanischen Me-
dien im Vorfeld schon einige Details dazu
durchgesickert, was zu erwarten sein
wird. Demnach wollte Apple wie schon
im vergangenen Jahr drei iPhone-Varian-
ten präsentieren. Der Nachfolger für das
gegenwärtige iPhone XS könnte mehre-
ren Berichten zufolge „iPhone 11 Pro“ hei-
ßen, und es soll davon wohl auch wieder
eine Variante mit größerem Bildschirm
und dem Namenszusatz „Max“ geben. Es
wurde damit gerechnet, dass diese Geräte
wie ihre Vorgängermodelle nicht unter
1000 Euro zu haben sein werden. Dane-
ben sollte wohl auch ein billigeres Handy
vorgestellt werden, als Nachfolger des der-
zeitigen iPhone XR.

Im Design sollen sich die Neuheiten
von den bisherigen iPhones nicht allzu
sehr unterscheiden, und auch sonst wur-
den diesmal keine bahnbrechenden Ver-
änderungen erwartet. Dies wird womög-
lich erst im nächsten Jahr der Fall sein,
wenn sich Spekulationen bewahrheiten,
dass Apple dann iPhones herausbringt,
die mit dem neuen Mobilfunkstandard
5G arbeiten können. Zu den größten
Neuerungen bei den am Dienstag erwarte-
ten Geräten soll ein aufgerüstetes Kame-
rasystem mit drei Linsen gehören. Das
soll Ultraweitwinkelaufnahmen ermögli-
chen und für eine bessere Bildqualität bei
schlechten Lichtverhältnissen sorgen. An-
geblich hat Apple auch die Gesichtserken-
nungstechnologie für seine iPhones ver-
bessert, so dass die Geräte zum Beispiel
auch dann entsperrt werden können,
wenn der Nutzer sie vor sich auf einem
Tisch liegen hat. Wie es heißt, sollen die
Glasbildschirme der neuen iPhones auch
nicht mehr so leicht zerbrechen wie bei
früheren Modellen, wenn die Geräte auf
den Boden fallen.
Das iPhone ist das Vorzeigeprodukt
von Apple, hat dem Konzern aber in
jüngster Zeit einige Sorgen bereitet. In
den vergangenen drei Quartalen hat Ap-
ple für das iPhone jeweils zweistellige Um-
satzrückgänge gemeldet, und zum ersten
Mal seit langem stand das Gerät zuletzt
für weniger als die Hälfte des Konzernum-
satzes. Viele Apple-Kunden warten län-
ger als früher, bis sie ihre Geräte ersetzen,
zumal die Spitzenmodelle in den vergan-
genen Jahren deutlich teurer geworden
sind. Gerade auf dem für Apple sehr wich-

tigen chinesischen Markt hat sich das Ge-
schäft abgeschwächt.
Wachstum brachten in jüngster Zeit an-
dere Aktivitäten. Zum Beispiel jüngere
Produkte wie die Computeruhr Apple
Watch und die kabellosen Airpod-Kopf-
hörer sowie die Dienstleistungssparte,
der im Moment wohl größte Hoffnungs-
träger des Konzerns. Zu diesen Diensten
gehören Angebote wie der App Store, in
dem Anwendungen für das iPhone und an-
dere Geräte vertrieben werden, der Be-

zahldienst Apple Pay oder die Musikplatt-
form Apple Music. Apple ist dabei, dieses
Geschäft erheblich auszuweiten. In die-
sem Jahr startete der Konzern ein On-
line-Portal für Zeitungen und Zeitschrif-
ten, und gerade hat er eine eigene Kredit-
karte herausgebracht. Noch in diesem
Herbst soll der Videodienst „Apple TV+“
verfügbar sein, der mit Netflix konkurrie-
ren soll, und auch eine Plattform für Vi-
deospiele mit dem Namen „Apple Ar-
cade“ ist in Vorbereitung. Zu letzteren bei-

den Angeboten fehlen noch Details wie
Abonnementgebühren oder ein genauer
Starttermin, über die Apple womöglich
ebenfalls am Dienstag sprechen wollte.
Daneben wurde im Vorfeld auch über
Neuigkeiten rund um andere Produktkate-
gorien spekuliert, zum Beispiel neue
Funktionen für die Apple Watch.
Apples Veranstaltung fällt in eine
schwierige Zeit, denn der Konzern wird
zunehmend in den Handelskonflikt zwi-
schen Amerika und China hineingezo-
gen. China ist für Apple von enormer Be-
deutung, sowohl als Produktionsstandort
als auch als Absatzmarkt. Abgesehen da-
von, dass das Geschäft in China Apple
Sorgen macht, ist der Konzern auch mehr
und mehr von Strafzöllen betroffen, die
die amerikanische Regierung auf in Chi-
na produzierte Waren verhängt. Zu den
Produkten, für die seit Anfang September
Zölle gelten, gehören in China gefertigte
Apple-Geräte wie die Apple Watch oder
die Airpods. Bei seinen besonders wichti-
gen Produkten wie dem iPhone, dem Tab-
letcomputer iPad oder Macbook-Laptops
profitiert Apple im Moment noch davon,
dass geplante Zölle zunächst einmal auf
den 15. Dezember verschoben worden
sind. Aber auch diese Schonfrist wird
bald ablaufen. Analysten haben gesagt,
dass Apple die durch die Zölle entstehen-
den höheren Kosten vorerst wohl weitge-
hend selbst schultern und damit nicht an
seine Kunden weitergeben wird, die ohne-
hin schon Premiumpreise bezahlen. Das
heißt freilich, die Zölle werden den Ap-
ple-Gewinn erheblich belasten – umso
mehr, wenn sie im Dezember auch für das
iPhone in Kraft treten.

Weiß und Wahrheit


Von Bernd Freytag

Streit ums


Weiß


Ein Übergangsjahr für das iPhone


Apple stellt neue Varianten seines Vorzeigeprodukts in einer schwierigen Zeit vor / Von Roland Lindner


Farben, Kosmetik und Speisen enthalten den


Weißmacher Titandioxid. In einigen Formen soll


er als potentiell krebserregend gekennzeichnet


werden. Für Spielzeug drohen gravierende Folgen,


für Nahrungsmittel hingegen zunächst nicht.


Die Industrie läuft Sturm.


Von Bernd Freytag und Stefanie Diemand


Nachfolger gesucht:Wie wird die nächste iPhone-Generation aussehen? Foto dpa

EU-Plan:Vor weißer
Farbe soll nicht
gewarnt werden,
vor anderen weißen
Produkten schon.
Foto Mauritius
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