FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen SAMSTAG, 7. SEPTEMBER 2019·NR. 208·SEITE 23
MÜNCHEN,6. September. Nun auch
noch das: Die berühmte Osram-Reklame
am Münchner Stachus ist Vergangenheit.
„Hell wie der lichte Tag“ rankte seit Ende
der fünfziger Jahre über dem Karlsplatz
im Stadtzentrum. Bilder mit diesem
Schriftzug gingen über sieben Jahrzehnte
als ein Wahrzeichen der Stadt um die
Welt. Die Leuchtstoffröhren sollten durch
moderne LED-Leuchten ersetzt werden.
Doch die Stadtoberen hatten Bedenken
wegen des Denkmal- und Ensembleschut-
zes der halbrunden mit reichlich Fresken
versehenen neobarocken Gebäude. So lag
am vergangenen Dienstag für kurze Zeit
vor dem Abtransport ein trauriger Rest
von Buchstaben-Einzelteilen am Boden.
Mehr Symbolkraft geht nicht.
Osramwird seit dieser Woche vom zwei-
ten Kaufinteressenten AMS aus Öster-
reich umworben – und doch ist die Zu-
kunft des angeschlagenen Lichttechnik-
konzerns aus München ungewisser denn
je. Aktionäre können zwischen dem Ange-
bot von 38,50 Euro des kleinen Herstellers
von Sensortechnologie aus der Steiermark
und den 35 Euro der amerikanischen Fi-
nanzinvestoren Bain Capital und Carlyle
Group bis zum 1. Oktober wählen. Man
rechnet nun mit einer Reaktion der Fi-
nanzinvestoren. Die wird aber wohl nicht
so ausfallen, wie viele vermuten, die ein
Bieterrennen erwarten. Zu vernehmen ist,
dass eine Nachbesserung auf zumindest
38,50 Euro eher unwahrscheinlich ist.
Eine Stellungnahme gab es auf Anfrage
dazu nicht. Der Kaufpreis würde für sie
von 3,4 auf 3,7 Milliarden Euro steigen.
Schon damals betonten die Amerika-
ner, dass der Preis ausgereizt sei. Sie müs-
sen einen hohen Anteil von einem Drittel
des Kaufpreises durch Eigenkapital auf-
bringen. Die Banken verlangen für die Fi-
nanzierung mit Zinsen von 7,75 Prozent
für Euro- und 9,75 Prozent für Dollar-Kre-
dite enorme Risikoaufschläge. Zu hören
ist, dass Bain/Carlyle in der kurzen Zeit
kaum Wege finden werden, einen 300 Mil-
lionen Euro teureren Kaufpreis zu decken.
Voraussichtlich bis Ende nächster Wo-
che werden Vorstand und Aufsichtsrat
von Osram die noch ausstehende formale
„begründete Stellungnahme“ zum AMS-
Angebot abgeben, in der eine Empfehlung
an die Aktionäre abgegeben werden muss.
Nachdem das Angebot der Finanzinvesto-
ren einhellig von den Gremien zur Annah-
me empfohlen worden ist, wird Osram –
wie zu hören ist – allein schon aus Grün-
den des Selbstschutzes den Aktionären ra-
ten, beide Angebote zu prüfen. Aus heuti-
ger Sicht werden in der Bewertung wohl
die Vorteile beider Offerten hervorgeho-
ben, auch wenn der um 10 Prozent höhere
Preis der Österreicher eines der schwers-
ten Argumente bleibt. Durch ein derarti-
ges Verhalten nimmt Osram eine neutrale
Position ein. Im Fall der Präferenz für eine
Offerte würde die konkurrierende de
facto als feindlich eingestuft. Es erübrigt
sich so eine Klausel in der Investorenver-
einbarung mit Bain/Carlyle, wonach Os-
ram diese binnen zehn Tagen nach Start
der zweiten Offerte kündigen kann, sollte
deren Angebot nicht angepasst werden.
Das hätte für die Investoren ohnehin kei-
ne Relevanz, würde deren Angebot ein-
fach mit dem 1. Oktober auslaufen.
Dabei bevorzugen die Osram-Gremien
eindeutig das Konzept der Amerikaner,
mit dem das Unternehmen eigenständig
weiterexistieren würde. AMS hingegen
würde es auflösen und integrieren. Das
stößt auf heftigen Widerstand der Arbeit-
nehmerseite unter Führung der IG Metall,
die im Aufsichtsrat gegen die Investoren-
vereinbarung mit den Österreichern vo-
tierte, obwohl diese im Wortlaut nahezu
identisch mit der der Finanzinvestoren ist.
Angeblich musste Aufsichtsratsvorsitzen-
der Peter Bauer seine Zweitstimme nut-
zen, um die Arbeitnehmerseite zu über-
stimmen. Die Investorenverträge gelten
drei Jahre, die für die 26 000 Osram-Mitar-
beiter betreffenden und die Standorte be-
treffenden Garantien fünf Jahre.
Vehement wehrt sich die IG Metall. Sie
befürchtet eine Zerschlagung, da AMS be-
reits den Verkauf des Digitalgeschäftes als
die kleinste der drei Konzernsparten ange-
kündigt hat. Zwar soll einmal ein Osram-
Vertreter in den AMS-Vorstand einziehen.
Am Ende aber ist der Vorstand weg, die Be-
legschaft aber noch da – dann unter AMS.
Dabei müssen bestimmte Aussagen im Pro-
spekt von Bain und Carlyle wohl überse-
hen worden sein, die sich weitreichende
Rechte zur Einflussnahme gesichert ha-
ben: „Aufgrund des herausfordernden und
volatilen Marktumfelds hat der Vorstand
von Osram jedoch anerkannt, dass die Bie-
terin (gemeint sind die Finanzinvestoren,
die Red.) auf Seiten des Vorstands von Os-
ram eine gewisse Flexibilität erwartet,
mögliche Vorschläge zu potentiellen Ver-
äußerungen von Vermögenswerten in offe-
ner und unvoreingenommener Weise zu
diskutieren.“ Wenn von Bain und Carlyle
die Rede sei, spreche man nicht über Wohl-
tätigkeitsorganisationen, sagt ein Insider.
Bei Osram herrsche alles andere als eitel
Sonnenschein. Es drohten radikale Ein-
schnitte statt eines „Weiter so“, wie es sich
die IG Metall vorstellen möge.
Auch wenn AMS ein strategischer Inter-
essent ist und Osram integrieren will und
etwa mit 300 Millionen Euro an Verbund-
vorteilen sowie einer Stärkung des Stand-
ortes Regensburg konkretere Pläne als die
Investoren präsentiert: Es gibt große Zwei-
fel an der Umsetzbarkeit. Dass AMS gera-
de einmal ein Drittel so groß ist wie Os-
ram und mit einer Übernahme womöglich
überfordert sein könnte, ist nur ein Teil
der Skepsis. Die Zeit rennt davon. Die Fi-
nanzinvestoren wollten den Erwerb in der
ersten Jahreshälfte 2020 vollzogen haben.
AMS hingegen wird frühstens Anfang
2021 Vollzug melden können. Genehmi-
gungen von Kartellbehörden in 19 Län-
dern sowie der amerikanischen Aufsicht
für Auslandsinvestitionen (CFIUS) müs-
sen eingeholt werden, das dauert. Nur we-
nige Wochen hatten die Österreicher Zeit,
Osram zu prüfen und ihre Pläne zu kalku-
lieren. Die Finanzinvestoren hatten mehr
als ein halbes Jahr und haben einen sehr
viel detaillierteren Einblick erhalten. Be-
obachter wundern sich zudem, wie AMS
mit den Banken UBS und HSBC eine Brü-
ckenfinanzierung von 2,7 Milliarden Euro
zu einem Zinssatz von nur 3,5 Prozent hin-
bekommen will.
Die größte Hürde bleibt die hohe Min-
destannahmequote von 70 Prozent. Die
kreditgebenden Banken von Bain und Car-
lyle haben zur Auflage gemacht, dass die-
se nicht herabgesetzt werden darf. Auch
AMS dürfte daran festhalten, Nur ein ho-
her Anteil sichert den Zu- und Durchgriff
und die notwendige Wegnahme von der
Börse. Das Überschreiten der Quote gilt
als äußerst unwahrscheinlich. Denn nur
25 bis 30 Prozent der Aktien sind im Be-
sitz einer Handvoll größerer institutionel-
ler Investoren, sonst gibt es eine Vielzahl
kleinerer von professionellen Anlegern ge-
haltener Pakete – und 44 000 Streubesitz-
aktionäre mit zusammen etwa 20 Prozent.
Erfahrungsgemäß spricht diese Struktur
gegen das Erreichen einer so hohen Ak-
zeptanz. Selbst wenn Bain/Carlyle zurück-
ziehen, die bislang knapp 3,5 Prozent an-
gedienten Aktien gegen die AMS-Offerte
getauscht werden können und es nur noch
ein Angebot gibt: Es findet sich wohl
kaum jemand, der auf einen Erfolg wettet.
Alibaba kauft Online-Händler
Der chinesische Internetriese Alibaba
kauft den Luxus-Online-Händler Kao-
la für zwei Milliarden Dollar (1,8 Milli-
arden Euro) vom Computerspielekon-
zern NetEase. Alibaba will zudem 700
Millionen Dollar in eine Minderheits-
beteiligung an der NetEase-Musikstrea-
mingsparte stecken. Kaola, im Jahr
2015 gegründet, bietet in China Pro-
dukte von Edelmarken an – diese wer-
den direkt von Lieferanten bezogen,
um sie dann an Verbraucher weiterzu-
verkaufen. Reuters
H&M umgeht Brasilien
Der Modekonzern Hennes & Mauritz
(H&M)will kein Leder mehr aus Brasi-
lien kaufen. Grund dafür seien die
Brände im Amazonas-Gebiet. Das gab
der Konzern in einer offiziellen Mittei-
lung bekannt. Das Verbot gelte so-
lange, bis garantiert werden könne,
dass das Leder aus Brasilien nicht zu
Umweltschäden im Amazonas-Gebiet
führe. sdie.
Druck auf Facebook wächst
Eine Allianz von amerikanischen Bun-
desstaaten hat wegen kartellrechtli-
cher Bedenken eine Untersuchung ge-
gen den Online-Riesen Facebook ein-
geleitet. Es solle geprüft werden, ob
das Unternehmen den Wettbewerb be-
hindert und Nutzer gefährdet hat, teil-
te New Yorks Generalstaatsanwältin
Letitia James am Freitag mit. „Wir wer-
den alle verfügbaren Ermittlungsmit-
tel nutzen, um festzustellen, ob Face-
book Daten von Verbrauchern in Ge-
fahr gebracht hat“, kündigte James an.
Zudem solle ermittelt werden, ob Nut-
zer in ihrer Entscheidungsfreiheit ein-
geschränkt oder die Preise für Werbe-
anzeigen in die Höhe getrieben wur-
den. „Selbst die größte Social-Media-
Plattform der Welt muss das Gesetz be-
folgen und die Verbraucher respektie-
ren“, so Staatsanwältin James. Neben
New York beteiligen sich die Bundes-
staaten Colorado, Florida, Iowa, Ne-
braska, North Carolina sowie Ohio,
Tennessee und der Regierungsbezirk
Washington D.C.. Nach Informationen
des „Wall Street Journal“ will in der
kommenden Woche ein Bündnis von
Bundesstaaten auch kartellrechtliche
Ermittlungen gegen die Alphabet-Toch-
ter Google einleiten. Im Juli hatten die
Wettbewerbshüter des amerikanischen
Justizministeriums eine weitreichende
Untersuchung großer Online-Plattfor-
men angekündigt. dpa
Zwei Interessenten für Osram – und eine ungewisse Zukunft
Vergangene Zeiten:Seit Dienstag gibt es die berühmte Reklame als ein Wahrzeichen Münchens nicht mehr. Foto Andrea Späth/Fotofinder
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IhreReiseroute
- Tag1AbflugvonFrankfurt*
- Tage2-3Tokio
(Ankunft und Hotelaufenthalt) - Tag4Tokio
(Hotelaufenthalt und Tour) - Tag5Tokio/Yokohama
(Einschiffung) - Tag6AufSee
- Tag7Hiroshima,Japan
- Tag8AufSee
- Tag9JejuIsland,Südkorea
- Tag10Nagasaki,Japan
- Tag11Aburatsu,Japan
- Tag12Kochi,Japan
- Tag13AufSee
- Tag14Tokio/Yokohama
(Ausschiffung und Rückflug)
Tokio
Die Finanzinvestoren Bain
und Carlyle steigen wohl nicht
ins Bieterrennen ein – und
ziehen sich damit de facto
zurück. Und die Offerte der
österreichischen AMS wirft
mehr denn je Fragen auf.
Von Rüdiger Köhn