Blickpunkt Film - 09.09.2019

(coco) #1

Filmfest München. Sehen Sie dadurch
der TV-Ausstrahlung auf dem zuletzt von
einigen Rückschlägen gebeutelten Mitt-
wochssendeplatz gelassener entgegen?
CS: Es war ja nicht nur das Filmfest. Die
ARD macht mit dem Film noch eine
Preview-Tour durch mehrere Städte,
Erfurt, Berlin, Köln und München. Das
ist schon außergewöhnlich. Nach jeder
Vorführung gibt es eine Podiums-
diskussion zum Thema.
HB: Für mich ist das wie eine kleine
Kinotour. Das ist gekoppelt mit einer
Zusammenarbeit verschiedener Radio-
sender der ARD. Dadurch wird gewähr-
leistet, was uns sehr wichtig ist: dass
über den Film diskutiert wird. Die ARD
schafft Aufmerksamkeit für den Film.
Und auf dem Sendeplatz gab es immer
wieder Filme, die prägend für ihre Zeit
waren, etwa Homevideo oder Das weiße
Kaninchen. Das ist ein toller Sendeplatz.
Filmfest München, Preview-Tour mit
den Radiosendern, Mittwochssende-
platz, Vorabstreaming in der Mediathek -
es fühlt sich an, als wäre Play eine
Event-Produktion.


Aber ohne Event-Budget.
HB: Richtig, wir liegen in der Range des
Mittwochsfilmbudgets. Ich sehe darin
auch eine Chance für die Sappralot: Sa-
chen zu zeigen, die man so noch nicht
gesehen hat. Dass ein Game-Charakter
neben unserer Filmfigur sichtbar wird,
und das echt wirkt - keiner hat geglaubt,
dass das geht. Davon hatte auch nie-
mand eine Vorstellung. Wir haben es mit
Trixter zusammen gezeigt, dass es geht.
Und wir haben gezeigt, dass es im Rah-
men eines Mittwochsfilmbudgets geht,
auch wenn es kostspielig war. Mit neuen
Technologien kommt man da hin. Die
CGI-Techniken, die immer als enorm
teuer galten, erreichen inzwischen alle
Filmbereiche und eröffnen ganz neue
Welten. Stoffe werden finanziell mach-
bar, weil manche Dinge nicht mehr real
gedreht werden müssen. Der Schlüssel
dafür ist, dass CGI durch die Game-
Technologien günstiger wird und damit
auch für Fernsehproduktionen wie
unsere anwendbar.


Dann könnte Play stilprägend für nach-
folgende Produktionen sein?
HB: Es ist ein Beispiel dafür, dass man
keine Angst vor CGI zu haben braucht.
Und weil sich durch VFX und CGI gerade
so viel ändert, ist es an der Zeit, Dinge
auch im Fernsehen zu machen, die es


dort bislang nicht gab. Sonst hat man
doch keine Chance gegen Netflix.
CS: Diese Umsetzung wollen wir auch
mit unseren anderen Projekten spiegeln.
Wir wollen, dass man da unsere DNA
erkennt.

Was haben Sie mit der Sappralot noch
vor?
CS: Wir haben viele Ideen und einige
Projekte parallel schon weiter vorange-
trieben. Einzelstücke fürs Fernsehen,
Serien und auch Kinoprojekte. Die Ga-
mes-Thematik hat uns weiter im Griff.
Wir haben uns mit Gaming im Alter aus-
einandergesetzt, Silvergamers heißt der
Stoff. Es gibt tatsächlich einige Senioren,
die sich in Teams zusammengeschlossen
haben und bei eSports-Meisterschaften
gegen die Jungen antreten. Insofern ist
das auch eine Generationengeschichte.
Das planen wir fürs Kino. Als weiteren
Kinostoff haben wir die Geschichte von
Mod Helmy optioniert. Das ist ein ägypti-
scher Arzt, der, selber von Nazis verfolgt,
im zweiten Weltkrieg in Berlin Juden das
Leben gerettet hat. Der israelische Autor
Igal Avidan hat die Geschichte entdeckt
und in einem Sachbuch erzählt.

Spannend. Und im TV-Bereich?
CS: Auf einer Idee von mir beruht ein
bayerisches Serienprojekt. Mit Autorin
Katharina Greendale entwickeln wir eine
Serie über das weltweit erste Bauernthe-
ater in Schliersee, das mit Gastspielrei-
sen in die Welt hinauszog und es 1896

sogar bis in die Metropolitan Opera in
New York schaffte. Das ist gleichzeitig
auch eine Geschichte über die Gründung
der Marke Bayern, wie sie zum Teil bis
heute noch wahrgenommen wird.
Außerdem arbeiten wir an der Umset-
zung eines orientalischen Märchens aus
Tausendundeine Nacht, das wir ebenfalls
mit der neuen Technologie produzieren
wollen. Da versuchen wir, eine neue Welt
zu eröffnen, haben dabei aber die beste-
henden Sendeplätze im Visier.
HB: Sinn und Zweck ist, dass wir regel-
mäßig produzieren und mittelfristig eine
andere Unternehmensgröße avisieren,
gerade weil sich der Markt stärker für in-
novative Projekte gerade im Hinblick auf
den Einsatz von Technik öffnen muss.
Für diese Wachstumspläne ist auch das
gesamte Knowhow von Steffen Matz
ganz wesentlich, denn da ist wirklich
Dampf im Kessel.
FRANK HEINE

»›Play‹ ist das


perfekte Projekt für


den Markteintritt.«


CHRISTOPH SZONN

Ein Filmkuss, der
TV-Geschichte
schreiben könnte:
Emma Bading und
ihr Game-Charakter
Sindruin
Free download pdf