Die Zeit - 12.09.2019

(singke) #1

DIE ZEIT


STELLENMARKT


Warum noch die Habilitation? Eine klassische Antwort
darauf gibt ein deutscher Professor: »Ich musste eine
schreiben, also sollten die Nachgeborenen diese Hürde
auch nehmen.« Eine menschliche Regung; warum sol-
len die Jungen schneller an die Spitze des akademischen
Olymps kommen?
Dagegen der Haupteinwand: Eine Habil-Arbeit kos-
tet viele Jahre. Im Durchschnitt werden die »Jungen«
mit 41 habilitiert. Zumal in den Naturwissenschaften
sind sie dann zu spät dran, werden doch die Leistungs-
gipfel schon bis Mitte 30 erklommen. Kritiker des
deutschen Sonderwegs höhnen über »Fleißarbeiten«
von 500 Seiten, die in den Uni-Bibliotheken verstau-
ben. In den angelsächsischen Ländern ist der Ph.D.
oder DPhil der Ausweis der Lehrbefähigung, den der
Nachwuchs Ende 20 erwirbt.
Nun wird seit 20 Jahren über ein ehrenvolles Be-
gräbnis der Habil geplaudert. Inzwischen gibt es Ju-
niorprofessuren und tenure tracks nach angelsächsischem
Vorbild – Leitern, die den Aufstieg durch Lehre und
Veröffentlichungen erlauben. Geändert hat sich wenig.

Im Jahr 1991 wurden 1655 Doctores habilitiert, 2018
waren es 1529. Zwischendurch gab es bis zu 2200, was
der Wiedervereinigung geschuldet war. Plötzlich muss-
te auch in der Ex-DDR die Lehrbefähigung durch die
Habilitation nachgewiesen werden.
Die bleibt der Königsweg, wie die Zahlen zeigen. Be-
kundet die zweite Arbeit nach der ersten (der Dissertation)
Exzellenz oder nur Sitzfleisch? Auf jeden Fall funktioniert
die Habil als Rationierungsinstrument, streben doch viel
mehr Nachwuchs-Scholaren (unter den insgesamt 28.400
Promovierten 2017) an die Spitze, als dort Lehrstühle frei
werden. Welche Verschwendung von Lebenszeit! 40 Jahre
alt und dann doch keine Professur.
Gerhard Casper, der Hamburger, der acht Jahre lang
Stanford geleitet hat, drückt es milde aus: »Die Habilita-
tion ist ... eine suboptimale Art der Ausbildung
von Hochschullehrern.« Wie es besser funk-
tioniert, zeige seine eigene Karriere.
Nach der Promotion in Freiburg bot ihm
Stanford eine Assistenz-Professur an. Sechs
Jahre später erhob sich wie in den USA üblich

»die recht hohe Schwelle des tenure review«. Doch schon
vom ersten Tag an war Casper verantwortlich für seine
Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Doktoranden, das
eigene Forschungsprogramm und die Drittmittel. Dann
wurde er evaluiert – von Stanford selbst wie von aushäu-
sigen Größen. Endlich der begehrte Preis: die Voll-Profes-
sur. Casper sagt: »Ich kenne keine Habilitation, der gegen-
über ein tenure review an einer guten amerikanischen
Universität verschämt zurückstehen müsste.«
Sein Fazit: »Nach den sechs Jahren war ich besser
auf meine weitere Tätigkeit als Hochschullehrer vor-
bereitet, als wenn ich [die Zeit] mit einer Habilitation
zugebracht hätte.« Die deutsche Juniorprofessur lehne
sich an das Modell an; allerdings bleibe abzuwarten,
mit welchem Erfolg. Der ist offensichtlich begrenzt;
sonst würde sich heute nicht ein Drittel der
Junioren habilitieren.
Auf Rosen gebettet sind Amerikas Jung-
Professoren nicht: volles Lehrpensum, Studen-
tenbetreuung, Gremienfron. Und dann müssen
sie in der Probezeit zwei Bücher schreiben, die

sich, anders als eine Habil, auf dem akademischen Markt-
platz durchsetzen müssen. Schaffen sie die tenure an einer
Top-Uni nicht, müssen sie weiter unten einen Job finden,
wo sie zumindest entlohnt werden. Straucheln hiesige
Habilitanden, dürfen sie sich mit dem »Privatdozenten«
schmücken, der kein Gehalt abwirft.
Der probate Einwand: Deutsche Geisteswissen-
schaftler sind in den USA gern gesehen. Dass die Besten
dort reüssieren, besagt freilich nichts über den allgemei-
nen Wert der Habil. Klüger wäre es, die Anforderungen
an den Doktor hochzufahren, der bis in die Neuzeit mit
dem Recht auf Lehre quer durch Europa einherging.
Das würde die Lust am Schummel-Dr. dämpfen, die so
manchen Politiker zu Fall gebracht hat. Vor allem würde
der Tod der Habil es jungen Talenten erlauben, ihre
kostbare Lebenszeit sinnvoller zu investieren als in ein
Konvolut, das außer den Prüfern keiner liest.
Doch wird die Habil bleiben. Sie sollte 2002 mit der
Einführung der Juniorprofessur begraben werden. Dann
klagten drei Bundesländer, und 2004 wurde die Abschaf-
fung aufgehoben. Das Überkommene stirbt zuletzt.

Die Position


Josef Joffe
ist Herausgeber der ZEIT und forscht als Fellow an der Stanford Universität

Sie beglaubigt weder Brillanz noch Lehrbefähigung. Stattdessen kostet sie Lebenszeit VON JOSEF JOFFE


Begrabt die Habilitation!


Foto: Larry Fiebert

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  1. SEPTEMBER 2019 DIE ZEIT No 38



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