GEO - 09.2019

(Nancy Kaufman) #1

Der Platz ist Fußballfeld und Trimm- dert mit Nachbarn, spielt Fußball mit intim ist, dass man jeden am Gang er­
dich-Anlage, er ist der Ort für Gottes- Kindern und erreicht nach 20 Minuten kennt, an der Silhouette, am Schweiß?
dienste und Geburtstagsfeiern, Jal1r- den zwischen Betonstelen errichteten "Die Menschen schlafen so dicht anein-
markt, Schulhof, Versammlungshalle. Bootskai. Hier, in einem mit Fischer- ander, dass sie dasselbe träumen."
"So verdammt klein ist die Insel", sagt netzen abgesperrten Becken, zieht er Das ist ein Mythos von vielen, findet
Maya. So klein, dass sie schon nach ein Meeresschildkröten, Rochen und Haie Adrian. "In den Wohnsilos von Carta­
paar Dutzend Metern am Ufer ist, egal groß. Er ist Anführer der Umweltbriga- gena leben die Menschen viel dichter
in welche Richtung sie geht. Aber da de "Salvadores del Arrecife"- Retter aufeinander."
öffnet sich wenigstens der Horizont, des Riffs -und bezeichnet seinen Job
der sie atmen lässt, die Freiheit, der als "lnselschützer". Er kauft Fischern
weite Himmel-und dann zwei Punkte, und Kindern die gefangenen Jungtiere
die ihr Herz sogleich höher schlagen ab, füttert und pflegt sie, um sie an­
lassen: Boote. Touristen. Das Fremde. schließend in die Freiheit zu entlassen.
Der Einfluss aus der Welt, der Arbeit "Ich bin ein Retter des Meeres hier",
bringt, neue Ideen, Abwechslung. sagt er selbstbewusst. "Und Retter un-
Das ist ihr Leben der Kontraste: eine serer Insel. Ich will sie in eine Insel der
Welt der Enge-und dahinter der end- Nachhaltigkeit verwandeln."


A


UF IHRE ART stehen die
Geschwister de Hoyos für
zwei Konzepte. Adrian für
Bewahrung, Schutz und, ja,
auch für eine gewisse Ab-
schottung. Maya für Öffnung, Vielfalt,
Mischung. Etwas überspitzt: Sie stehen
für die beiden Pole Heimatschutz und
lose Horizont. "Den Widerspruch muss Mit Blick auf seine kleine Schwester Weltoffenheit, zwischen denen sich vie-
man erst mal ertragen", sagt sie. fragt sich Adrian: Wie kann ein junger Je Gesellschaften zerreiben.
Auch ihr Bruder Adrian macht sich Mensch die Insel je verlassen wollen, Dabei ist die zentrale Frage eher eine
auf den Weg zur Arbeit. Aber schon sein wenn sie einem so viel Halt gibt, Gebar- andere: Wird es Islote in 50 Jahren an­
Gang sieht anders aus, gemütlicher. Er genheit, eine Berufung?
schlendert durch Villa Rosita zu den Maya fragt sich: Wie hält man es aus
Vierteln Ramblas und EI Bolsillo, plau- in einer Welt, die so eng und klein und


gesichtsdes steigenden Meeresspiegels
überhaupt noch geben? Da sehen beide
ihre Aufgabe. Da sind sie sich einig.

Wie die bonbonbunten Häuser gehört auch das Kartenspiel zum Alltag auf Santa Cruz del lslote. Die drei
Mädchen machen es allein zum Spaß, die Erwachsenen verzocken auch gern mal kleine Geldbeträge
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