SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,11.SEPTEMBER2019 SEITE 28
E
r traf, drehte ab und
zeigte ihn wieder – sei-
nen ganz eigenen Tor-
jubel. Dabei rührt Serge
Gnabry mit einem imaginären
Löffel in einem ebenfalls nicht
sichtbaren Topf herum. Die Ges-
te, so erzählte der deutsche Na-
tionalspieler es mal, hat er sich in
der Basketball-Liga NBA bei
James Harden von den Houston
Rockets abgeschaut. „Das ist
Cooking. Wenn James Harden
übertrieben viele Punkte macht“,
erklärte Gnabry, „dann ist er der
Chefkoch.“
VON LARS GARTENSCHLÄGER
Der Chef im deutschen Natio-
nalteam ist Gnabry sicherlich
nicht. Aber zumindest ist der
Profi vom FC Bayern derzeit der-
jenige, der für viel Würze sorgt.
Auch am Montagabend, als die
Auswahl von Bundestrainer Joa-
chim Löw in Nordirland 2:0 (0:0)
gewann, war das wieder der Fall.
Gnabry, 24 Jahre alt, rackerte viel
in der Offensive und erzielte in
der Nachspielzeit den Endstand.
Es war sein neuntes Tor in sei-
nem erst zehnten Länderspiel,
dazu kommen noch zwei Vorla-
gen – eine beachtliche Quote. Al-
lein sie zeigt auf, wie wichtig der
offensive Mittelfeldspieler im
jungen, neu formierten National-
team mittlerweile geworden ist.
Joachim Löw, der in den Tagen
vor dem Länderspieldoppelpack
- am vergangenen Freitag hatte
Deutschland in Hamburg 2:4 ge-
gen die Niederlande verloren –
ein längeres Telefonat mit Gna-
brys Vereinscoach Niko Kovac
geführt hatte, ist ein Fan des Mit-
telfeldspielers. Er gerät ins
Schwärmen, wenn er über ihn
spricht. Als Löw vor dem Spiel
gegen die Niederlande gefragt
wurde, ob Gnabry denn spielen
würde, sagte er: „Serge Gnabry
spielt.“ Dann fügte er mit einem
Schmunzeln noch an: „Serge
Gnabry spielt immer. Er ist für
den Gegner schwer zu greifen.“
Davon konnte man sich auch
in Belfast überzeugen. In der ers-
ten Halbzeit hatte die deutsche
Elf zwar große Probleme, weil sie
kein Mittel wusste, sich gegen die
robust und körperbetont spielen-
den Nordiren zu behaupten. Als
den Gastgebern trotz der laut-
starken Unterstützung von den
Rängen aber mit zunehmender
Spieldauer die Puste ausging und
sie es zudem nicht verstanden,
zumindest eine ihrer wenigen
Torchancen zu nutzen, war es
auch Gnabry, der seinen Teil für
die Wende zugunsten der deut-
schen Elf beitrug. Er ist ein Ge-
winner der vergangenen zwei
Länderspiele, die einmal mehr
offenbarten, wie mühsam der
Weg für die deutsche National-
mannschaft nach dem Umbruch
ist. Noch laufen viele Dinge nicht
gut und reibungslos. Da fehlt die
Leichtigkeit, der Fußball ist oft
nicht ansehnlich.
Gnabry aber sticht schon her-
vor. „Serge macht es wirklich
klasse. Nicht nur im Abschluss,
sondern er ist auch ein wichtiger
Zielspieler für uns geworden“,
sagte Löw: „Er kann die Bälle in
den Räumen vor der gegneri-
schen Abwehr sehr gut behaup-
ten. Er kann sie weiterspielen,
geht wieder weiter und ist im-
mer anspielbar. Er kann auf
mehreren Ebenen spielen. Er
spielt gut und schlau.“
Löw hatte nach der Niederlage
gegen die Niederlande eine Reak-
tion von seinen Spielern erwar-
tet. Die gab es, wenn auch das
Spiel nicht vollends zufrieden-
stellend war. Mehr Geduld in den
Aktionen, mehr Ruhe und etwas
mehr Coolness hatte er in der
Halbzeitpause angemahnt. Drei
Minuten nach dem Seitenwech-
sel bekam er dann tatsächlich ei-
nen abgeklärten Torabschluss zu
sehen. Nach einer Flanke seines
Leipziger Vereinskollegen Lukas
Klostermann hatte Marcel Hals-
tenberg den Ball volley zum 1:0
ins Tor geschossen.
„Bei solchen Aktionen ist na-
türlich auch immer etwas Risiko
dabei. Aber ich habe ihn überra-
gend getroffen. Das Tor hat so
ein bisschen die Dose geöffnet“,
Ein Hoch
auf Serge
Gnabry
In nur zehn Länderspielen hat sich der
Angreifer des FC Bayern zu einer festen
Größe mit beeindruckender Bilanz entwickelt
Die Zukunft der deutschen
Nationalmannschaft: Vorbereiter
Kai Havertz trägt den Torschützen
Serge Gnabry auf Händen
FUSSBALL
DFL zahlt Bremen
Millionenbetrag
Die Deutsche Fußball Liga wird
die Gebührenbescheide des
Landes Bremen für vier Par-
tien des Bundesligisten Werder
in Höhe von 1,17 Millionen
Euro fristgerecht bis Ende
September begleichen. Das
kündigte die DFL am Dienstag
an. Die Rechtmäßigkeit der
Bescheide, bei der es um die
Beteiligung an Polizeikosten
für sogenannte Risikospiele
geht, erkennt die DFL aber
trotz der Zahlung explizit
nicht an.
Nübel lässt
Schalke zappeln
Alexander Nübel lässt seine
Zukunft beim FC Schalke of-
fen. „Es ist noch keine Ent-
scheidung gefallen“, antworte-
te der Torhüter auf Fragen
nach seiner Bereitschaft, das
vorgelegte Angebot zur Ver-
längerung seines bis Sommer
2020 datierten Vertrages an-
zunehmen. „Das ist keine ein-
fache Entscheidung. Ich bin
dankbar, dass der Verein mir
die Zeit lässt und mir kein
Limit gesetzt hat. Diese Zeit
nehme ich mir.“
TENNIS
Siegemund steht
im Achtelfinale
Laura Siegemund aus Metzin-
gen hat beim Hartplatzturnier
im japanischen Hiroshima das
Achtelfinale erreicht. Die an
Position acht gesetzte 31-Jäh-
rige setzte sich zum Auftakt
gegen die Russin Waleria Sawi-
nych mit 6:4, 6:1 durch und
trifft in der nächsten Runde
nun auf die Rumänin Patricia
Maria Tig. Tatjana Maria unter-
lag hingegen der Japanerin
Kurumi Nara in zwei Sätzen
mit 4:6, 4:6.
EISHOCKEY
DEG verlängert
mit Trainer Kreis
Drei Tage vor dem Start in die
neue DEL-Saison hat die Düs-
seldorfer EG aus der Deut-
schen Eishockey Liga (DEL)
den Vertrag mit Trainer Harold
Kreis verlängert. Der ursprüng-
lich bis Sommer 2020 laufende
Kontrakt ist nun bis 2022 gül-
tig. Der frühere Nationalspie-
ler Kreis war 2018 nach dem
Wechsel vom damaligen Bun-
destrainer Marco Sturm in die
NHL Favorit auf dessen Nach-
folge. Düsseldorf erteilte ihm
aber nach dem Angebot keine
Freigabe, Bundestrainer wurde
schließlich Toni Söderholm.
KOMPAKT
D
ass er aneckt, ist nicht
neu. Dennis Schröder
polarisiert. Und er tut
das auch gern. Ob mit seinem
Fuhrpark, wo neben einem 700-
PS-Lamborghini auch ein golde-
ner Audi R8 steht, seinen Dia-
mantohrringen oder zahlreichen
vollmundigen Ankündigungen.
Der extravagante und eigenwilli-
ge 25-Jährige mit dem „Golden
Patch“ im Haar fällt gern auf.
Insofern verwunderte es auch
nicht, dass sich die Kritik im An-
schluss an den phasenweise de-
solaten Auftritt der deutschen
Nationalmannschaft bei der
Weltmeisterschaft in China auf
den selbst ernannten Anführer
fokussierte, sodass sich am Ende
sogar Ingo Weiss berufen fühlte,
unbefragt Stellung zu beziehen.
„Die Berichterstattung über Den-
nis Schröder geht mir auf den
Wecker“, sagte der DBB-Präsi-
dent: „Er wird nach seinem Com-
mitment gefragt. Was soll er
denn sagen? Er sagt: Wenn ich
gesund bin, wenn ich Lust habe,
und das hat er, spiele ich. Was
soll er denn noch mehr machen?“
Es werde immer nur das Negati-
ve herausgebracht: „Warum kann
man nicht auch einmal sagen,
dass die Jungs sich bis zum Ende
den Arsch aufgerissen haben.“
Tatsächlich hatten die Spieler
und insbesondere Schröder beim
Debakel gegen die Dominikani-
sche Republik (68:70) genau das
vermissen lassen, und der ver-
meintlich beste Spieler hatte im
Anschluss an das auf Platz 18 be-
endete Turnier eine eindeutige
Erklärung verwehrt. Die Heim-
EM in zwei Jahren soll dem Sport
in Deutschland einen weiteren
Schub verleihen. Doch auch in
der Heimat gibt es neuen Ärger.
Ausgerechnet in Braunschweig
sorgt Schröder gerade für ver-
brannte Erde.
Sein ehemaliger Klub distan-
zierte sich deutlich von seinem
langjährigen Spieler, nachdem
dieser die Personalpolitik der
Basketball Löwen Braunschweig
Dennis Schröder spielt in der
NNNBA für OklahomaBA für Oklahoma
DPA/SWEN PFÖRTNER
Streit um Dennis Schröder eskaliert