Die Welt Kompakt - 11.09.2019

(Darren Dugan) #1

sagte der Torschütze, der den
verletzten Nico Schulz in der
Startelf ersetzt hatte. Löw be-
scheinigte Halstenberg eine or-
dentliche Partie, völlig zufrieden
wirkte der Coach aber nicht: „Die
Nordiren waren mutig und haben
uns früh attackiert. Es war ein
bisschen viel durcheinander.“
Das Team sei „in einer Phase des
Lernens. Da müssen die Spieler
noch ein bisschen zulegen“.
Immerhin sorgte der Sieg von
Belfast für gute Laune unter den
Nationalspielern. Als Halsten-
berg frisch geduscht in den Ka-
takomben des Windsor Parks
stand, berichtete er von einer
kurzen Unterredung mit Gna-
bry. Der sei nach seinem Tor auf


ihn zugekommen und habe ihm
beim gemeinsamen Jubel ange-
kündigt, dass er ihnen am Sams-
tag auch einen reinhauen werde.
Gnabry meinte die Leipziger, bei
denen er mit dem FC Bayern im
Bundesliga-Topspiel zu Gast
sein wird.
Es sind die Ligaspiele – ab der
kommenden Woche dann auch
die Klubpartien auf der interna-
tionalen Bühne –, die für die
deutschen Nationalspieler nun
erst einmal im Vordergrund ste-
hen. Was die Aufgaben mit der
Auswahl des DFB betrifft, so
dürfte es alle im Tross positiv
stimmen, dass die Chancen auf
eine direkte Qualifikation für die
EM 2020 nun wieder größer

sind. Deutschland steht nach
fünf Spielen mit zwölf Punkten
auf Platz eins in der Gruppe C,
gefolgt von den punktgleichen
Nordiren nach ebenfalls fünf
Partien. Dritter sind die Nieder-
lande mit neun Zählern aus vier
Spielen.
Das nächste Länderspiel findet
am 9. Oktober statt. Da gilt es,
sich in Dortmund in einem Test
gegen Argentinien zu behaupten.
Jenen Gegner, dem man im WM-
Finale 2014 in die Schranken wei-
sen konnte. Vier Tage später
muss die Löw-Auswahl dann in
der EM-Qualifikation in Estland
ran. Keine große Hürde: Im Juni
gewann Deutschland 8:0, Gnabry
rührte zweimal im Topf.

AFP

/PAUL FAITH

heftig kritisiert und damit einen
Streit provoziert hatte. Der Ver-
ein wehrte sich nun vehement
gegen die Vorwürfe seines heuti-
gen Hauptgesellschafters. Schrö-
der hatte es als „Schande“ be-
zeichnet und mit Konsequenzen
gedroht, weil sich der Klub von
seinem Entdecker Liviu Călin ge-
trennt hatte. Vor allem habe man
ihn darüber nicht informiert.
Dazu schrieb der Aufsichts-
ratsvorsitzende Paul Anfang:
„Dennis Schröder war frühzeitig
über sein Management in alle De-
tails der Personalentscheidung
schriftlich und demzufolge nach-
weislich eingebunden.“ Sollte er
als Gesellschafter aufhören, dann


werde dies „weder den Basket-
ball-Standort Braunschweig noch
seine jüngste Erfolgsgeschichte,
die wir natürlich fortführen wol-
len, gefährden. Wir können auf
eine starke finanzielle Basis der
Hauptsponsoren bauen, zu de-
nen Dennis Schröder im Übrigen
nicht gehört.“
Die Löwen hatten sich von ih-
rem rumänischen Co-Trainer Li-
viu Călin getrennt. Anschließend
hatten sich der Klub und der 65-
Jährige vergangene Woche vor
dem Arbeitsgericht getroffen.
Auf welcher Seite Schröder steht,
machte er deutlich. „Es ist eine
Schande, was in Braunschweig
bei den Löwen los ist“, sagte er.

Călin habe „25 Jahre für Braun-
schweig gekämpft, Geld inves-
tiert, viele Sachen gemacht, um
es am Laufen zu halten. Ich bin
Gesellschafter, es sollte mit mir
telefoniert werden, bevor so eine
Entscheidung öffentlich wird.
Das ist nicht passiert, und Konse-
quenzen werden kommen“.
Dies stimme nicht, hieß es
vom Klub. Man habe Schröder
„zahlreiche Gesprächsangebote
gemacht, die jedoch nicht wahr-
genommen oder ignoriert wur-
den“, schrieb der Aufsichtsrat:
„„„Wir hätten uns gewünscht,Wir hätten uns gewünscht,
dass wir das intern besprechen
und nicht in der Öffentlichkeit
austragen.“ LWÖ

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,11.SEPTEMBER2019 SPORT 29


A


ls der Ab-
pfiff ertön-
te, strahlten
sie. Sie wirkten er-
leichtert. Ob nun
die Spieler auf dem Platz oder die
Betreuer draußen an der Seitenli-
nie. Jedem, so schien es, war in
diesem Moment klar, was man
fffür ein hartes Stück Arbeit fürür ein hartes Stück Arbeit für
sich entschieden hatte. Das 2:0
(0:0) der deutschen National-
mannschaft gegen Nordirland ist
ein wichtiger Sieg, keine Frage –
bescherte er doch dem Team von
Bundestrainer Joachim Löw den
Sprung auf Platz eins in der
Gruppe C vor den punktgleichen
Nordiren. Beide Teams haben auf
dem Weg zur EM 2020 nun zwölf
Zähler, gefolgt von den Nieder-
landen mit neun Punkten, aber
auch mit einem Spiel weniger.
AAAber die Lernphase, in derber die Lernphase, in der
sich die junge, neuformierte
deutsche Elf befindet und auf die
der Bundestrainer in seiner Ana-
lyse auch verwies, ist eine an-
strengende, sehr nervenaufrei-
bende. In Belfast wussten die
deutschen Spieler vor allem in
der ersten Halbzeit nicht mit der
Leidenschaft umzugehen, mit
der die Nordiren agierten. Sie
hielten dagegen, aber es war der
Gegner, der mit einer viel höhe-
ren Intensität und viel energi-
scher spielte – unterstützt von
einem Publikum, das jedes Hin-
terherlaufen, jede Grätsche und
jede Ball-Eroberung feierte. Es
war die Anerkennung für den
stärkeren Willen, den die Nord-
iren anfangs zeigten.
Nach der Pause bekam die
deutsche Elf das Spiel besser in
den Griff, selbst wenn sie nicht

immer sicher und
stabil wirkte. Es
spricht für sie, dass
sie den Härtetest
fffür sich entschie-ür sich entschie-
den hat. Den Spielern und ihrem
Trainer sollte jedoch gewahr
sein, dass ein Gegner wie Nordir-
land nicht der Maßstab ist, wenn
der eigene Anspruch jener ist, zu-
rück in die Weltspitze zu wollen.
AAAuf dem Weg dorthin lieferteuf dem Weg dorthin lieferte
die Partie eine weitere Erkennt-
nis – wenn sich die Mannschaft
auf das Wesentliche konzentrie-
ren soll, wäre es schön, wenn
dies auch die Verantwortlichen
drumherum tun könnten. Der
Kontrast im Stadion zwischen
dem Heimspiel in Hamburg und
dem Auswärtsspiel in Belfast hät-
te größer kaum sein können.
In Nordirland stand kein DJ
am Spielfeldrand und legte Mu-
sik für die Zuschauer auf, so wie
am vergangenen Freitag. Es gab
keine Choreo – die in Hamburg ja
auch noch völlig missglückte –,
dafür aber einen Stadionspre-
cher, der entspannt durch die
letzten Minuten vor dem Anpfiff
ffführte und nicht völlig euphori-ührte und nicht völlig euphori-
siert, gar überdreht ins Mikrofon
schrie, als gäbe es gar keines.
Nein, in Nordirland stand an
diesem Abend – und das war
wirklich angenehm – der Fußball
tatsächlich im Vordergrund, das
Drumherum wurde zu dem, was
es sein sollte, zur Nebensache
nämlich. Mit einer kleinen Aus-
nahme: Als vom Band der Song
„Sweet Caroline“ von Neil Dia-
mond eingespielt wurde und
1 8.000 Nordiren inbrünstig mit-
und das Tonband übersangen,
hatte das schon was.

KOMMENTAR


DJ am Spielfeldrand?


Spart euch das Brimborium


LARS
GARTENSCHLÄGER

A


ndreas Herzog konnte es
kaum abwarten. Der Re-
porter hatte seine Frage
noch nicht zu Ende gestellt, als
es aus dem Nationaltrainer Isra-
els herausbrach. Der Österrei-
cher polterte nach dem 2:3 in der
EM-Qualifikationgegen Slowe-
nien los. „Wir sind nicht profes-
sionell genug. Wenn ich das drit-
te Gegentor sehe, das ist der
Horror. Dann machen wir solch
dumme Fehler und verlieren.
Das ist nicht mehr lustig“, sagte
Herzog.
Der 51-Jährige hatte allen
Grund, verärgert zu sein. Seine
Mannschaft hatte beim Favori-
ten ein gutes Spiel gemacht, ver-

lor aber durch ein Gegentor in
der letzten Minute. An der Sei-
tenlinie rastete Herzog aus. Die
Wut des Trainers legte sich auch
nach dem Spiel nicht. Nach is-
raelischen Medienberichten soll
er in der Kabine gewütet haben.
Er soll sein Team in der Kabi-
ne so angegangen sein, dass ge-
standene Spieler geweint hätten.
„Ihr seid naiv, macht dumme
Fehler und werdet nie irgendwas
erreichen“, soll Herzog seinen
Spielern entgegengerufen ha-
ben. Israel rutschte in der EM-
Quali-Gruppe G auf den vierten
Platz ab. Die erste Teilnahme an
einem großen Turnier seit 1970
ist unrealistisch geworden. STEP

Andreas Herzog bringt


seine Spieler zum Weinen


Israels Nationaltrainer wütet nach der


Niederlage in der EM-Quali gegen Slowenien

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