Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.09.2019

(Nandana) #1
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG, 6. SEPTEMBER 2019·NR. 207·SEITE 27

Ausstieg aus Scout 24






Die Aktien des Online-Markt-
platzbetreibers Scout 24 lagen
am Donnerstag mit einem Kursverlust
von knapp 3 Prozent ganz weit hinten
im stabilen M-Dax der mittelgroßen
Werte. Die beiden Finanzinvestoren
Hellmann & Friedman und Blacksto-
ne sind nach der bereits im Mai geschei-
terten Übernahme des Unternehmens
ausgestiegen. Sie
verkauften ihr Ak-
tienpaket in Höhe
von etwas mehr als
6 Prozent an insti-
tutionelle Investo-
ren.

Antrieb für Safran-Kurs






Der französische Flugzeugtrieb-
werkhersteller Safran hat seine
Prognosen nach einem hohen Gewinn
im ersten Halbjahr angehoben. Das
ließ den Aktienkurs in Paris um mehr
als 5 Prozent steigen.
Zudem verlängerte
der Konzern den Ver-
trag seines Chefs,
Philippe Petitcolin,
bis Ende 2020. Safran
hob die Prognose für
das Betriebsergebnis 2019 auf über 20
Prozent, zuvor war ein Plus im niedri-
gen Zehnerbereich erwartet worden.
Beim Umsatz rechnet der Konzern
nun mit einem Plus von 15 Prozent
statt sieben bis neun Prozent.

Vor der Automesse IAA sieht es


nicht gut aus für die Aktien


vieler Autohersteller.Seite 29


Was bedeutet es für den


Triebwerkshersteller, plötzlich


im Leitindex zu sein?Seite 29


Die deutschen Volleyball-Frauen


scheitern im EM-Viertelfinale –


aber sie schöpfen Mut.Seite 32


Matteo Berrettini steht für die


Entwicklung des italienischen


Tennissports.Seite 31


Gefragte Halbleiterwerte






Die nachlassenden Konjunktur-
sorgen sowie neue Handelsge-
spräche zwischen den Vereinigten Staa-
ten und China haben die Halbleiterak-
tien am Donnerstag deutlich unter-
stützt. So stieg der Kurs von Infineon
um 5,8 Prozent. Ge-
fragt waren aber auch
die Aktien der nieder-
ländischen ASML, de-
ren Kurs um knapp 5
Prozent anzog. Die Ti-
tel von ST Microelect-
ronics verteuerten
sich um mehr als 5
Prozent.

Tops&Flops


Technische Talfahrt MTUim Dax


4.9. 5.9.

Dax

F.A.Z.-Index 2219,41 2240,06
Dax 30 12025,04 12126,78
M-Dax 25746,08 25867,38
Tec-Dax 2799,15 2845,97
Euro Stoxx 50 3450,83 3484,70
F.A.Z.-Euro-Index 126,28 127,56
Dow Jones 26355,47 26773,91*
Nasdaq Index 7976,88 8102,78*
Bund-Future 178,68 177,36**
Tagesgeld Frankfurt -0,45 % -0,45 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,66 % -0,59 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J.-0,33 % -0,29 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,47 % 1,57 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1552,70 1516,58
Rohöl (London $/barrel) 60,43 61,71**
1 Euro in Dollar 1,1018 1,1058
1 Euro in Pfund 0,9026 0,8958
1 Euro in Schw. Franken 1,0848 1,0863
1 Euro in Yen 117,03 117,97
*) Ortszeit 13.00 Uhr, **) Ortszeit 19.00 Uhr

Bundesanl. R. 10 J.

6.6.2019 5.9.2019 6.6.2019 5.9.2019

Viel Respekt erspielt


Die Börse


Forza Italia


sibi.FRANKFURT, 5. September. Auto-
fahrern ist es an der Tankstelle sicherlich
aufgefallen: Benzin und Diesel sind gegen-
über dem Frühsommer wieder deutlich bil-
liger geworden. Internetplattformen für
Preisvergleiche wie Clever-Tanken berich-
ten von einem „Benzinpreis-Rutsch“. Und
auch der Autoklub ADAC vermeldet in
dieser Woche: „Benzin siebte Woche in
Folge billiger.“ Auf 1,232 Euro je Liter
kommt Diesel zuletzt im Bundesdurch-
schnitt und auf 1,381 Euro je Liter Super
E10. Gegenüber Mai ist der Super-Preis
um etwa 10 Cent je Liter gesunken, der
Diesel-Preis um etwa 6 Cent. Hintergrund
sind vor allem niedrigere Rohölpreise. Öl
der Nordseesorte Brent verbilligte sich
von gut 70 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Li-
ter) auf zuletzt um die 60 Dollar.
Das könnte auch die Inflation noch mal
sinken lassen. Erste Ökonomen rechnen
für September in der Eurozone wieder mit
Inflationsraten von weniger als 1 Prozent,
wie das zuletzt im Jahre 2016 der Fall war.
Schon für die niedrige Inflation von nur
1 Prozent im Juli und im August hatten
nach Angaben der europäischen Statistik-
behörde Eurostat die Energiepreise eine
maßgebliche Rolle gespielt.
„Der Ölpreisrückgang dämpft die Infla-
tion“, sagt Jörg Krämer, der Chefvolkswirt
der Commerzbank: „Schwankt der Öl-
preis weiter um nur 60 Dollar je Fass,
dann dürfte die Inflation im Euroraum im
September auf 0,9 Prozent fallen, nach-
dem sie im August noch bei 1,0 Prozent
lag.“ Der jüngste Ölpreisrückgang dämpfe
die Inflation im Euroraum also nach sei-
nen Berechnungen um 0,1 Prozentpunkte.
„In Deutschland könnte der Effekt sogar
0,2 Prozentpunkte betragen, hier dürfte
die Inflation im September von 1,4 Pro-
zent auf 1,2 Prozent sinken.“
Wird diese Tendenz in der kommenden
Woche den EZB-Rat in der Entscheidung
über ein neues Lockerungspaket beeinflus-
sen? Ist das Wasser auf die Mühle aller,
die gern die Zinsen weiter senken wür-


den? „Üblicherweise versucht die EZB,
durch ölpreisbedingte Schwankungen der
Inflation hindurchzuschauen“, sagt Krä-
mer. Allerdings signalisiere eine sich ab-
zeichnende Inflationsrate von weniger als
1 Prozent, dass die EZB noch weit von ih-
rem Inflationsziel von unter, aber nahe
bei 2 Prozent entfernt sei. Dies gelte umso
mehr, als die Inflation ohne die schwan-
kungsanfälligen Energie- und Nahrungs-
mittelpreise im August auf nur 0,9 Prozent
verharrte. Außerdem habe sich das Wirt-
schaftswachstum empfindlich abge-
schwächt. „Die EZB dürfte auf ihrer Sit-
zung nächste Woche gezwungen sein, ihre
Prognosen für das Wachstum und die Infla-
tion wieder nach unten zu korrigieren“,
sagt der Ökonom. All das stütze tenden-
ziell die Position der Befürworter weiterer
Lockerungen der Geldpolitik in Europa.
Für die EZB ist die Kernrate der Inflati-
on – das ist die Inflation ohne häufig
schwankende Preise wie die für Energie
und Lebensmittel – tendenziell wichtiger

als die eigentliche Inflationsrate. „Grund-
sätzlich schaut sich die EZB aber eine gan-
ze Reihe von Inflationsgrößen an“, sagt
Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ
Bank: „Dazu gehört die nominale Inflati-
onsrate, die Kernrate, die marktbasierten
Inflationserwartungen 5y5y, die umfrage-
basierten Prognosen des ,Survey of Profes-
sional Forecasters‘ sowie eigene Projektio-
nen.“ Die Inflationsrate sinke kontinuier-
lich seit Ende des Jahres 2018 von 2,3 auf
aktuell 1 Prozent. Die Kernrate schwanke
um 1 Prozent und betrage derzeit 0,9 Pro-
zent. Die Inflationserwartung mit der meis-
ten Beachtung seitens der EZB, die „5y5y
Inflation Forward“, habe Ende 2018 bei
1,7 Prozent gelegen und sei auf 1,22 Pro-
zent gefallen. Der „Survey of Professional
Forecasters“ prognostiziere ebenfalls ei-
nen Fünf-Jahres-Zeitraum, dieser schwan-
ke eigentlich zwischen 1,8 und 2 Prozent,
sei aber zuletzt auf 1,7 Prozent gesunken.
Die eigenen Projektionen der EZB gingen
bis 2021 und lägen bei 1,6 Prozent. „Insge-

samt geben die unterschiedlichen Indikato-
ren keinen Hinweis darauf, dass sich der
fallende Inflationstrend in naher Zukunft
ändern könnte“, meint Bielmeier.
Unterdessen hat jedoch eine Debatte
an Fahrt aufgenommen, die eine stärkere
Berücksichtigung der „gefühlten Inflati-
on“ der Bürger und der in Umfragen ermit-
telten Inflationserwartungen der Haushal-
te für die Geldpolitik vorschlägt. Darüber
war vor zehn Jahren schon einmal disku-
tiert worden, damals hatte sogar das Statis-
tische Bundesamt vorübergehend die
„wahrgenommene Inflation“ berechnet.
Damals war es aber ein Ansatz, zu bele-
gen, dass es mit der Inflation schlimmer
sei als gemessen. Jetzt wird eher debat-
tiert, ob nicht weniger Aufregung über die
niedrige Inflation angemessen wäre.
Vor einigen Wochen nun hat EZB-Di-
rektoriumsmitglied Benoît Cœuré bei ei-
ner Veranstaltung des Forschungszen-
trums Safe in Frankfurt darauf hingewie-
sen, dass die „gefühlte Inflation“ und die

Inflationserwartungen der Haushalte im
Moment viel dichter am Inflationsziel der
EZB von 2 Prozent lägen als die am Ren-
tenmarkt gemessenen Inflationserwartun-
gen. Dabei spielten auch die Preise an der
Tankstelle eine Rolle: Viele Menschen
hätten einfache Faustregeln für die Inflati-
on, bei denen Energiepreise und Preise
für Lebensmittel eine wichtige Rolle spiel-
ten. Er plädierte durchaus dafür, nicht
nur die marktbasierten Inflationserwar-
tungen, sondern auch die der Haushalte
zu berücksichtigen. Ein Arbeitspapier der
Bank für Internationalen Zahlungsaus-
gleich (BIZ) unterstützte das zuletzt.
Hat das Praxis-Relevanz? „Ja, ich erwar-
te, dass die Zentralbanken künftig zusätz-
lich zu den Markterwartungen mehr auf
Umfragen schauen werden“, sagt Holger
Schmieding, Chefvolkswirt des Bankhau-
ses Berenberg. Auch DZ-Bank-Ökonom
Bielmeier vertritt diese Ansicht – für die
aktuelle Entscheidung, so sagt er, spiele
dies aber wohl noch keine so große Rolle.

E


s ist ein interessanter Ansatz. Wo-
möglich könnte er irgendwann so-
gar ein wenig zur Versöhnung der Deut-
schen mit der Geldpolitik der Europäi-
schen Zentralbank (EZB) beitragen. Im-
merhin hat die künftige EZB-Präsiden-
tin Christine Lagarde erklärt, es sei ihr
nicht egal, was die Leute über die No-
tenbank denken. Es war EZB-Direktori-
umsmitglied Benoît Cœuré, der kürz-
lich den Vorschlag aufbrachte, Umfra-
gen unter Haushalten über die erwarte-
te künftige Inflation stärker für die
Geldpolitik zu berücksichtigen. Ein Ar-
beitspapier der Bank für Internationa-
len Zahlungsausgleich (BIZ) hat das
jetzt noch mal ökonometrisch unterfüt-
tert: Die längerfristigen Inflationser-
wartungen der Haushalte sind oftmals
höher als die Inflationserwartungen
der Finanzprofis, die sich an den Ren-
tenmärkten ablesen lassen. Wenn man
ernst nimmt, wie die Menschen den
Preisauftrieb im Alltag etwa beim Ein-
kaufen oder an der Tankstelle erfahren,
dann ist die Berücksichtigung ihrer In-
flationserwartungen durchaus sinnvoll.
Die Notenbank würde sich so etwas un-
abhängiger von den Markterwartungen
machen – und ihre Glaubwürdigkeit als
„Hüter der Preisstabilität“ im Auftrag
der Menschen stärken.

Inflation im Alltag
Von Christian Siedenbiedel

maf.FRANKFURT, 5. September.Bun-
desfinanzminister Olaf Scholz sieht auf-
grund der Vertragsstrukturen für Banken
kaum Möglichkeiten, negative Zinsen an
einfache Sparer weiterzuleiten. Er räum-
te auf einer vom „Handelsblatt“ veran-
stalteten Bankenkonferenz am Donners-
tag in Frankfurt ein, dass ein Verbot für
Negativzinsen geprüft werde: „Es ist ge-
sagt worden, man solle solche Dinge ein-
mal erwägen, und es gehört sich ganz
selbstverständlich, dass dann solche Fra-
gen auch geprüft werden“, sagte Scholz,
der per Videoübertragung der Konferenz
zugeschaltet war. „Ich glaube, es besteht
noch genügend Klugheit in den Vorstän-
den und Geschäftsführungen der Ban-
ken, zu wissen, was das auslösen würde“,
sagte der SPD-Politiker.
Noch deutlichere Worte fand der Präsi-
dent der Bundesanstalt für Finanzdienst-
leistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld:
„Ich würde der Politik nicht empfehlen,
dieses Instrument in Erwägung zu zie-
hen.“ Vor zwei Wochen hatte Bayerns Mi-
nisterpräsident Markus Söder ein Negativ-
zinsverbot für Sparguthaben bis zu einer
Grenze von 100 000 Euro gefordert. Im
Bundesfinanzministerium wird geprüft,
ob ein Verbot negativer Zinsen auf Spar-
guthaben rechtlich möglich ist. Das be-
zweifelt Scholz aufgrund der heutigen Ver-
tragsstrukturen. Die Verbraucherzentra-
len hatten in den vergangenen beiden Jah-
ren mehrere Urteile gegen Negativzinsen
erstritten, und zwar hinsichtlich von Ta-
gesgeldkonten, Girokonten und für Ries-
ter-Sparverträge.
Wie aus dem Bundesfinanzministeri-
um verlautete, würden derzeit in 95 Pro-
zent aller Fälle die Allgemeinen Ge-
schäftsbedingungen keine Negativzinsen
zulassen. Allerdings können die Banken
mit ihren Kunden neue Sparverträge ab-
schließen, in denen ein Negativzins oder
ein Verwahrentgelt vereinbart wird. Die
negativen Zinsen der EZB bekommen die
Sparer aber schon längst über höhere Ge-
bühren der Banken für die Kontoführung

oder Giro- und Kreditkarten zu spüren.
Vor Jahren waren die Konten noch kosten-
los, nun sind sie es kaum noch.
Söders Vorstoß ist durch Überlegungen
in der Europäischen Zentralbank (EZB)
ausgelöst worden, den Einlagenzins von
minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent oder so-
gar noch tiefer zu senken. Dieser negative
Zins kommt einem Strafzins gleich, den
Banken auf ihre bei der EZB geparkten
Einlagen zahlen müssen. Der Präsident
des Bundesverbandes deutscher Banken
(BdB), Hans-Walter Peters, verwies auf
die schon jetzt hohen Kosten für die Ban-
ken durch den negativen Einlagenzins:
Die europäischen Institute zahlten dafür
im Jahr 7,5 Milliarden Euro, davon 2,3
Milliarden Euro die deutschen. Sollte der

Strafzins verschärft werden, dann erhö-
hen sich die Belastungen für die europäi-
sche Kreditwirtschaft auf 9,5 Milliarden
Euro, für die deutsche auf 2,9 Milliarden
Euro. Der Strafzins kostete dann die deut-
schen Banken ein Zehntel ihres Jahresge-
winns, fügte der Bankenpräsident hinzu,
der Chef der Privatbank Berenberg ist. Da-
gegen erhalten amerikanische Banken
von der Notenbank Fed im Jahr 40 Milliar-
den Euro an Zinseinnahmen. Die EZB dis-
kutiert aber auch, wie Banken entlastet
werden können. Dabei stehen nach
Schweizer Vorbild Staffelzinsen im Mittel-
punkt, die einem Freibetrag für Banken
gleichkämen.
Peters hält auch von neuen Anleihekäu-
fen der EZB nichts. Denn die Renditen

der Staatsanleihen gingen dadurch deut-
lich zurück. Diese seien aber Ausgangs-
punkt für andere Preise am Markt, wie
zum Beispiel Immobilienkredite. Der Ko-
Vorstandsvorsitzende der DZ Bank, Uwe
Fröhlich, sprach von einer „komplett irra-
tionalen Welt“. Dabei verwies er auf das
Volumen von Anleihen mit negativer Ren-
dite über 16 Billionen Dollar. Bundesan-
leihen in allen Laufzeiten weisen eine ne-
gative Rendite auf.
Bafin-Präsident Hufeld verwies auf die
geringe Profitabilität deutscher Institute:
„Wir sind zunehmend besorgt, was die
nächsten Jahre angeht.“ Es ist möglich,
dass noch negativere Zinsen mit einer
schwächeren Konjunktur und steigender
Kreditrisikovorsorge zusammenträfen.
„Wie können die Banken einer weiteren
Erosion ihrer Erträge entgegenwirken?“,
fragte sich Hufeld. Er kritisierte auch die
Banken, „wenn seitens führender Vertre-
ter primär aus der Attitüde einer Opfer-
Mentalität gesprochen“ werde. Die Er-
tragsprobleme deutscher Banken führte
er auf die hohe Abhängigkeit von den
Zinserträgen zurück. Dagegen würden
amerikanische Institute 60 Prozent ihrer
Erträge über Provisionen erzielen. „Bei
uns ist es mehr als umgekehrt.“
Der Bafin-Präsident forderte die Ban-
ken auf, sich von dem Gedanken zu verab-
schieden, es handele sich um vorüberge-
hende Störungen. Das schwierige Umfeld
werde noch zehn Jahre anhalten. Die Ban-
ken müssten ihre Geschäftsmodelle um-
bauen. Der Vorstandschef der französi-
schen Bank Société Générale, Frédéric
Oudéa, hatte zuvor die Negativzinsen als
Belastung im Privatkundengeschäft be-
zeichnet, gleichzeitig aber auf die vielen
Geschäftsfelder verwiesen, in denen Ban-
ken noch Geld verdienten. Mit Blick auf
die Provisionseinnahmen erinnerte Doro-
thee Blessing, Deutschland-Chefin von
JP Morgan, an den sehr wettbewerbsinten-
siven Bankenmarkt in Deutschland. Dies
wirke sich auf die Provisionen aus. Damit
dürften ihrer Ansicht nach die Möglich-
keiten zur Steigerung begrenzt sein.

Scholz und Hufeld raten von Negativzinsen für Sparer ab


Bafin-Präsident kritisiert „Opfer-Mentalität“ der Banken / Finanzminister appelliert an Klugheit der Bankchefs


FRANKFURT, 5. September (Reu-
ters). Europas oberster Bankenaufse-
her hat vor großen Lücken bei der Re-
gulierung von Digitalwährungen wie
Libra gewarnt. Auf die von Facebook
geplante Cyberdevise müsse beson-
ders geachtet werden, sagte der Präsi-
dent der Europäischen Bankenaufsicht
(EBA), Jose Manuel Campa, am Don-
nerstag. Für solche von privaten Unter-
nehmen organisierten Cyberdevisen
gebe es bislang keine ausreichenden
Regeln. Sie fielen in ein „großes
Loch“. Facebook hatte im Juni ange-
kündigt, in der ersten Hälfte des kom-
menden Jahres eigenes Digitalgeld mit
dem Namen Libra einführen zu wol-
len. Die Technologie ist bislang weitge-
hend unreguliert. Das Projekt stieß in
der Gruppe der sieben führenden In-
dustriestaaten (G 7) auf Bedenken. An-
ders als die Cyberwährung Bitcoin,
soll Libra ein „Stable coin“ sein, der
sich an einem Korb mehrerer Währun-
gen und Staatsanleihen orientieren
und so weniger schwankungsanfällig
sein soll. Die 28 Mitgliedstaaten der
Europäischen Union suchen derzeit
nach Gesetzen zur Eindämmung von
Geldwäsche, nachdem es zuletzt im-
mer wieder Vorfälle bei Banken gab
wie etwa bei der Danske Bank. Die
EU-Kommission will die Vorschriften
für die Bekämpfung von Geldwäsche
für Mitgliedstaaten bindend machen.
Auch die Bankenaufsicht soll verbes-
sert werden. Auch Kryptowährungen
sollen im Rahmen der Geldwäschere-
geln reguliert werden. Gegen die von
Facebook geplante Cyberdevise Libra
laufen Notenbanken, Aufseher und Po-
litiker schon länger Sturm. Wegen der
potentiellen Zahl der Nutzer – bei Face-
book sind etwa 2,4 Milliarden Men-
schen registriert – könnte Libra im in-
ternationalen Geldsystem langfristig
eine wichtige Rolle spielen.


Die Inflation könnte


wiederunter 1 Prozent


fallen. Was heißt das für


die Zinsentscheidung


der EZB in der nächsten


Woche? Eine Debatte


kommt auf, ob man die


„gefühlte Inflation“ der


Privathaushalte stärker


berücksichtigen sollte.


Bankenaufseher


fordert Kontrolle


von Digitalgeld


Benzinpreis-Rutsch drückt die Inflation


Felix Hufeld Foto Wolfgang Eilmes Olaf Scholz Foto Matthias Lüdecke


Spritpreis

1) Jüngster Stand: 4.9.2019. 2) Jüngster Stand:
5.9.2019, im Tagesverlauf. 3) Commerzbank-Prognose.
Quellen: Clever Tanken; Bloomberg; Eurostat
Foto dpa / F.A.Z.-GraXk Brocker

in Cent je Liter1)

Super E10

Diesel

Mai Juni Juli Aug. Sept.

Rohölpreis
Sorte Brent in Dollar je Barrel2)

Mai Juni Juli Aug. Sept.

Mai Juni Juli

(^20192019)
2019
Aug. Sept.
In:ationsrate im Euroraum
Veränderung zum Vorjahr in Prozent
1,2
1,3
1,0 1,0
0,93)
55
60
65
70
75
120
125
130
135
140
145
150
155

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