Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.09.2019

(Nandana) #1
SEITE 26·FREITAG, 6. SEPTEMBER 2019·NR. 207 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

F


acebook ist der Prügelknabe im Si-
licon Valley. Das hat sich das sozia-
le Netzwerk auch selbst zuzuschreiben.
Es gerät regelmäßig wegen seiner Da-
tenschutzpraktiken in Erklärungsnot
und ist lange nicht entschlossen genug
gegen Falschinformationen und Hass-
kommentare auf seinen Diensten vor-
gegangen. Kürzlich musste es in einem
Vergleich mit der Aufsichtsbehörde
FTC wegen Datenverfehlungen zustim-
men, 5 Milliarden Dollar zu zahlen.
Bei all den Negativschlagzeilen um
Facebook rückt manchmal in den Hin-
tergrund, dass sich auch andere Tech-
nologiegiganten reichlich Fehltritte
leisten und man ihnen ähnliche Dinge
vorhalten kann. Ein Beispiel ist die
zum Internetkonzern Google gehören-
de Videoplattform Youtube. Auch sie
hat etwa lange zu wenig gegen extre-
mistische Inhalte getan, und ihr wird
nachgesagt, dass ihre Algorithmen, die
Nutzern Videos empfehlen, zur Radika-
lisierung von Menschen beigetragen
haben. Gerade hat sie einen Vergleich
mit der FTC geschlossen, der sich um
den gravierenden Vorwurf dreht, sie
habe illegal Daten von Kindern zu Wer-
bezwecken gesammelt. Die verhängte
Strafe verblasst aber neben dem Face-
book-Bußgeld und ist für Google leicht
verschmerzbar. Womit sich ein weite-
res Mal der Eindruck aufdrängt, dass
andere Unternehmen mehr Nachsicht
genießen als Facebook.

D

er Abgang von Stephan Engels
aus der Commerzbank ist persön-
lich verständlich, für die Commerz-
bank aber ein Fanal. Engels erhält mit
57 Jahren unweit seiner Heimat Ham-
burg in der schönen dänischen Haupt-
stadt Kopenhagen die Chance, in der
Danske Bank seine Karriere nicht
etwa ausklingen zu lassen, sondern in
diesem von Geldwäscheskandalen ge-
beutelten Haus richtig auszukehren.
Das passt zum Macher Engels, dem es
in der Commerzbank wohl zuneh-
mend langweilig wurde. Engels ist
zwar zu professionell, um es sich an-
merken zu lassen, aber die Commerz-
bank hat sich in den vergangenen Jah-
ren schlicht zu wenig bewegt. Auch die
für Ende September angekündigte
neue Strategie wird kaum ein großer
Wurf: Vermutlich kommt es zu weite-
rem Arbeitsplatzabbau und neuen Fili-
alschließungen, kurz: Der schleichen-
de Niedergang wird sich fortsetzen.
Kein Wunder, dass Engels Lust auf
Neues gepackt hat. Das Erstaunliche
ist vielmehr, dass es der Commerzbank
bisher gelang, Abgänge durch gute
neue Leute zu ersetzen. So band sie ge-
rade mit dem früheren ING-Diba-Chef
Roland Boekhout für den ausscheiden-
den Firmenkundenvorstand Michael
Reuter ein echtes Schwergewicht an
sich. Doch die Führung der Commerz-
bank wird künftig mehr tun müssen,
um den Staat und andere Aktionäre so-
wie die Mitarbeiter zu überzeugen.

DÜSSELDORF,5. September


D


unkelrot sind die Härtefälle für
Monsanto. In einer Liste, die der
amerikanische Konzern vor drei
Jahren angelegt hat, um potentiell wichti-
ge Personen rund um Glyphosat zu identi-
fizieren, sind in dieser Farbe diejenigen
Aktivisten markiert, die sich so offen ge-
gen das Herbizid positionieren, dass sie
nicht umzustimmen sind. In hellem rot
markiert wurden Gegner von Glyphosat,
von denen sich die Ersteller der Listen
vorstellen konnten, ihre Meinung zuguns-
ten Monsantos zu verändern.
Neben solchen Farbschemata tauchten
in den Listen auch Fahrpläne auf, wie der
zukünftige Kontakt aussehen könnte, wel-
chen Einfluss die beschriebenen Perso-
nen haben, welchen Beruf sie ausüben
und welche Kontaktdaten es über sie gibt.
Was Monsanto dort von der Kanzlei
Fleishman Hillard hat zusammenstellen
lassen, ist Bayer im Mai auf die Füße gefal-
len. Nachdem das Pharma- und Agrarche-


mieunternehmen den Saatgutkonzern
Monsanto für 63 Milliarden Dollar über-
nommen hat, gehört auch dessen Vergan-
genheit zum Geschäft von Bayer. Franzö-
sische Medien berichteten im Frühjahr
über ebenjene skandalträchtige Liste, auf
der Monsanto seine Gegner verzeichnet
hat. Für Bayer, das ohnehin wegen der Ge-
richtsverfahren rund um die angeblich
krebserregende Wirkung von Glyphosat
unter Druck steht, war das ein weiterer
Rückschlag.
Nun hat eine von Bayer beauftragte
weitere Kanzlei ihre Untersuchung zu der
Liste fertiggestellt und dabei keine Hin-
weise auf illegales Verhalten gefunden.
Auch sei die Liste nicht – anders als von
den Medien berichtet wurde – durch eine
illegale „Überwachung“ der Personen ent-
standen, sondern nur aus öffentlich zu-
gänglichen Informationen hergestellt wor-
den. Es sei auch nicht darum gegangen,
persönliche Daten wie Wohnorte oder pri-
vate Telefonnummern aufzuzeichnen

oder dort philosophische und damit eher
private Überzeugungen aufzulisten. „Der
Abschluss und die Veröffentlichung der
Untersuchung sind ein weiterer wichtiger
Schritt, um Transparenz zu schaffen“, sag-
te Matthias Berninger, Leiter Public Af-
fairs und Nachhaltigkeit von Bayer. Der
ehemalige Grünen-Politiker wurde ver-
pflichtet, das durch den miesen Ruf von
Monsanto beschädigte Renommee von
Bayer aufzupolieren.
Die Liste war freilich dazu da, so stellt
es auch die Kanzlei in ihrem 49 Seiten star-
ken Abschlussbericht fest, die öffentliche
Meinung zugunsten Monsantos zu beein-
flussen. Nur ist das wohl nicht mit illega-
len Methoden passiert. Dass Unterneh-
men Dossiers anlegen, um sich einen
Überblick zur Strategie und dem nächsten
Vorgehen zu verschaffen, ist erst einmal
nicht skandalös. Die Liste von Monsanto
ist entstanden, als es in der Europäischen
Union um die Verlängerung der Zulas-
sung von Glyphosat ging – die es dann

schlussendlich auch bis zum Jahr 2022
gab. Wenn bald die nächste Überprüfung
stattfindet, ist davon auszugehen, dass
sich auch Bayer genau darüber informiert,
wer welche Positionen vertritt und wie
man Meinungen beeinflussen könnte. Das

aus öffentlichen Daten zusammenzustel-
len, ist nicht verboten.
Gleichwohl zeigt der Bericht der Kanz-
lei durch seine detaillierte Beschreibung,
warum solche Listen in der Öffentlichkeit
ein ungutes Gefühl erzeugen können. Die
Ampel-Farbgestaltung, die kalenderartige
Abfolge der nächsten Schritte und die Ge-
samtsumme der Personen mit 1475 Betrof-
fenen erklärt die Debatte. Die Kanzlei hat
alle Listenmitglieder angeschrieben, aus
Deutschland waren es 202. Die meisten
Betroffenen gab es in Frankreich, doch
auch in Italien, Polen, der Niederlande,
Spanien und im Vereinigten Königreich
wurden Personen informiert. Unabhängig
von der Herkunft waren EU-Institutionen


  • die in der Vergabe der Glyphosat-Zulas-
    sung natürlich die wichtigste Rolle spielen

  • mit 339 Personen auf der Liste die größ-
    te Gruppe. Auf das Angebot der Kanzlei,
    alle von Monsanto gespeicherten Daten
    als Kopie anzufordern, haben 250 der be-
    troffenen 1475 Personen reagiert.


Commerzbank verliert
Von Hanno Mußler

SCHANGHAI,5. September


L


i Shufu ahnte, was ihm bevorstand.
Derchinesische Automarkt stehe
vor einem heftigen Umbruch, warn-
te der Gründer des Autoherstellers Geely
im März am Rande des Volkskongresses
in China, in dem Li als Abgeordneter
sitzt. Hersteller würden insolvent gehen,
schwante es Li. Auf jeden Fall seien die
frohen Zeiten zweistelliger Umsatzzu-
wächse auf dem größten Automarkt der
Welt vorbei, lautete die Botschaft. Genau
so ist es gekommen. Chinas Automarkt
steckt in einer tiefen Krise. Im Juli ist der
Autoabsatz im Vergleich zum Vorjahres-
zeitraum um 5,3 Prozent auf 1,51 Millio-
nen gefallen. Damit sind die Verkäufe in
13 der vergangenen 14 Monate in China
zurückgegangen – jenem Land, von dem
die deutschen Automanager früher
schwärmten, hier kämen gerade mal 100
Autos auf 1000 Einwohner anstelle von
700 auf 1000 Menschen wie in Amerika.
Mit anderen Worten: Da sei noch reich-
lich Luft nach oben im Absatzwachstum.
Noch im vergangenen Jahr waren Gee-
ly und sein Gründer Li Shufu rund um
den Globus gefeiert worden als neue Au-
tomacht. Im Februar war der Konzern aus
Hangzhou, zwei Autostunden von Schang-
hai entfernt, beim Stuttgarter Premium-
hersteller Daimler in einer Nacht-und-Ne-
bel-Aktion zum größten Aktionär aufge-
stiegen. Im Jahr zuvor hatte Geely in der
Heimat so viele Autos verkauft wie kein
anderer privater Hersteller. Das Unter-
nehmen, das günstige, aber gutaussehen-
de Klein- und Mittelklassewagen herstell-
te, schien unaufhaltbar.
Inzwischen sind die Lobeshymnen ver-
klungen. Angesichts der katastrophalen
Verkäufe, die Geely im laufenden Jahr
meldet, machen sich in Stuttgart die Mana-
ger nicht mehr Gedanken darüber, ob die
Chinesen entgegen allen Beteuerungen
doch noch nach der Mehrheit oder zumin-
dest einer Sperrminorität bei Daimler grei-
fen. Vielmehr wird gerätselt, ob dem chi-
nesischen Großaktionär möglicherweise
bald das Geld ausgehen könnte, um das ei-
gene Geschäft am Laufen zu halten.
Um 40 Prozent sank der Gewinn von
Geely in der ersten Jahreshälfte gegen-
über dem Vorjahreszeitraum. Dass der
Fahrzeugabsatz des Unternehmens in
den sechs Monaten nur um 15 Prozent ein-
gebrochen war, ist nach eigener Aussage


vor allem den hohen Rabatten zu verdan-
ken, die das einstige Vorzeigeunterneh-
men den Käufern gewährte, um seine Pro-
dukte überhaupt losschlagen zu können.
Sein Ziel, im Gesamtjahr 1,5 Millionen
Autos zu verkaufen, hatte Geely ange-
sichts der Hiobsbotschaften bereits zuvor
um 10 Prozent gesenkt. Seit Ende 2017 ist
der Aktienkurs um mehr als die Hälfte ge-
sunken.
Bei anderen chinesischen Herstellern
sieht die Lage nicht besser aus. Great
Wall aus der Provinz Hebei, der normaler-
weise so viele SUV verkauft wie niemand
sonst in China, meldet Gewinneinbußen
in der ersten Jahreshälfte von fast 60 Pro-
zent. Die Zahl seiner Verkäufe konnte das
Unternehmen zwar halten, musste dafür
aber seinen Kunden ebenfalls riesige
Nachlässe gewähren.
Sogar BYD, Chinas größter Hersteller
von Autos mit Elektromotor, rechnet da-
mit, in den kommenden Monaten deut-
lich weniger Geld zu verdienen. In der ers-
ten Jahreshälfte waren die Verkäufe zwar
noch ganz leicht gestiegen. Doch das war
allein der Tatsache geschuldet, dass zur

Jahresmitte die Regierung ihre hohen
Subventionszahlungen für die E-Vehikel
zusammenzustreichen drohte und Chinas
Autokäufer die Vergünstigungen, die
schon mal umgerechnet 10 000 Euro be-
tragen können, noch schnell mitnehmen
wollten. Auf der Internationalen Automo-
bilausstellung (IAA) in Frankfurt, die in
der kommenden Woche beginnt, fehlt der
Anbieter aus dem südchinesischen Shen-
zhen im Ausstellerverzeichnis ebenso wie
Geely. Neben dem staatlichen Autoprodu-
zenten FAW, der sein Geld vor allem
dank des Jointventures mit Volkswagen
verdient, teilt lediglich Great Wall mit,
dass es am Main einen Ausstellungsstand
mit Modellen seiner Edelmarke Wey be-
stücken wird, die es in westlichen Län-
dern wie Australien verkaufen will.
Diese Ankündigung dürfte Volkswa-
gen, Daimler und BMW allerdings nur
schwerlich beunruhigen. Vorbei sind die
Zeiten, in denen die Wettbewerber aus
China als Gefahr aus Fernost betitelt wur-
den, die die etablierten deutschen Auto-
bauern das Fürchten lehren sollten.
Selbst in der chinesischen Autokrise schla-

gen sich die deutschen Anbieter bislang
gut. Der Volkswagen-Konzern hält sei-
nen Absatz stabil. BMW legt mit seinen
Verkäufen in der Volksrepublik ebenso
mit zweistelligen Prozentraten zu wie
Konkurrent Daimler. Noch in diesem
Jahr will der Stuttgarter Konzern in Chi-
na die Produktion seines Elektro-SUV
EQC starten, der gegen Tesla antreten
soll. Noch bevor die Amerikaner in
Schanghai ihre Fabrik fertiggestellt ha-
ben, hätte Daimler damit als erste Luxus-
marke ein in China gebautes Elektroauto
auf dem weltgrößten Markt, auf dem im-
mer mal wieder spekuliert wird, die Regie-
rung werde den Verkauf von Benzinmoto-
ren bald verbieten.
Den deutschen Marken kommt in Chi-
na zugute, dass sie eine andere Käufer-
schicht bedienen als Geely und Great
Wall: die statusbewusste Mittelschicht
aus den Städten der sogenannten ersten
und zweiten Reihe wie Peking und
Schanghai. Im Hinterland hingegen, wo
die weit weniger begüterte Stammkund-
schaft der heimischen Marken zu Hause
ist, hat der seit eineinhalb Jahren andau-

ernde Handelskrieg Chinas mit Amerika
schon so deutliche Spuren hinterlassen,
dass die Menschen größere Anschaffun-
gen wie ein neues Auto auf die lange
Bank schieben. Auch ausländische Anbie-
ter wie Ford oder PSA, die in diesem
Marktsegment stark vertreten sind, be-
kommen die Flaute deutlich zu spüren.
Allerdings trifft der Handelskrieg
BMW und Daimler an anderer Stelle:
Nachdem Peking als Vergeltung für die
Strafzoll-Attacken von Präsident Donald
Trump zu Mitte Dezember wieder den
Zollsatz für importierte Fahrzeuge aus
Amerika auf 40 Prozent erhöhen will,
sind die Aktienkurse der Hersteller gefal-
len. Denn in den Vereinigten Staaten ste-
hen die Fabriken, in denen die deutschen
Luxus-SUV gebaut werden, die später
über Chinas Straßen fahren. Im Jahr
2018, hatte BMW einst kalkuliert, hätte
das den Münchener Konzern 600 Millio-
nen Euro kosten können – wenn sich
nicht zwischenzeitlich der Streit zwischen
Peking und Washington wieder beruhigt
und die Chinesen die Zollerhöhung wie-
der rückgängig gemacht hätten.

Zweierlei Maß
Von Roland Lindner

D

ie Liebe zu Nissan ist Hiroto Sai-
kawa immer anzumerken. 42 Jah-
re arbeitet Saikawa für den Autoher-
steller. Die lange Zeit erklärt in vielem
seine Reaktion auf den Skandal um
den früher allmächtigen Carlos Ghosn,
der wegen des Vorwurfs der Veruntreu-
ung in Tokio seinem Verfahren entge-
gensieht. Man darf dem nüchternen
Saikawa glauben, dass er geschockt
war, als das ganze Ausmaß deutlich
wurde. Vom ersten Tag des Skandals
an aber blieb unklar, was davon Saika-
wa und der Aufsichtsrat schon früher
wussten. Nissan hat das nie aufgeklärt,
mit Verweis auf laufende Verfahren
und auch, weil das Unternehmen mit
der Staatsanwaltschaft kooperiert. Der
Schatten über Ghosn war so immer
auch ein Schatten über Saikawa. Der
versuchte, den guten Ruf Nissans zu
retten, indem er volle Transparenz ver-
sprach, auf die Souveränität in der Alli-
anz mit Renault pochte und über die
Auswüchse der Ära Ghosn schimpfte.
Erst wenn Nissan gesundet sei, wolle
er über seine eigene Zukunft nachden-
ken, sagte Saikawa oft. Der Vorwurf
der Tricksereien zum eigenen finanziel-
len Vorteil, der Saikawa jetzt trifft, soll-
te seine Entscheidung beschleunigen.
Entweder hat der Manager selbst betro-
gen, oder er war unfähig, zu sehen, was
vor sich ging. Es ist schwer zu sagen,
was schlimmer wäre. Unabhängig da-
von aber gebietet die Liebe zu Nissan,
dass Saikawa zurücktritt und Platz für
einen echten Neuanfang macht.

Im Rückwärtsgang:Der chinesische Hersteller Geely kämpft gegen sinkende Umsätze und spart sich auch die Automesse in Frankfurt. Foto dpa


NEWYORK, 5. September


F


acebook ist ein weiteres Mal durch
einDatenleck in Erklärungsnot ge-
raten. Nach einem Bericht des Tech-
nologieportals „Techcrunch“ hat ein Si-
cherheitsforscher im Internet Datenban-
ken mit Telefonnummern von 419 Millio-
nen Mitgliedern des sozialen Netzwerks
gefunden, die für jeden frei zugänglich wa-
ren. Das würde einem erheblichen Teil
der rund 2,4 Milliarden Facebook-Nutzer
auf der Welt entsprechen. Neben den Tele-
fonnummern waren dem Bericht zufolge
auch die Facebook-eigenen Identifika-
tionsnummern der Nutzer abrufbar und
teilweise auch Informationen wie Na-
men, Geschlecht oder Standort. Allein in
den Vereinigten Staaten sollen 133 Millio-


nen Nutzer betroffen gewesen sein. Die
Datenbanken sind mittlerweile vom Netz
genommen worden, nachdem die Publika-
tion dem Betreiber der Internetseiten de-
ren Existenz gemeldet hatte. Unklar
bleibt, wer sich diese Informationen be-
schafft hat, wann dies geschehen ist und
welches Motiv es dafür gab.
Facebook hat in einer Stellungnahme
das Datenleck nicht bestritten, gleichzei-
tig aber darauf hingewiesen, dass die Da-
ten alt seien. Sie seien vermutlich abge-
griffen worden, bevor das Unternehmen
im April vergangenen Jahres eine Such-
funktion für Telefonnummern deaktiviert
habe. Bis dahin war es möglich, Personen
auf Facebook durch die Eingabe von de-
ren Telefonnummern und Mail-Adressen

und nicht nur deren Namen zu finden.
Das Unternehmen hat das als nützlichen
Weg dargestellt, um neue Kontakte zu
knüpfen, zum Beispiel in Ländern, in de-
nen viele Menschen den gleichen Namen
haben und eine Suche nach einem Namen
entsprechend viele Ergebnisse liefern
würde. Allerdings gab es bei der Ankündi-
gung der Deaktivierung zu, dass die Funk-
tion von „bösartigen Akteuren“ genutzt
worden sei, um an Informationen aus
dem öffentlichen Profil von Nutzern her-
anzukommen. Wie es damals hieß, müss-
ten die meisten Facebook-Mitglieder da-
von ausgehen, dass sich jemand auf diese
Weise Zugang zu ihren Daten verschafft
habe. Das Abschalten der Funktion war
Teil einer Reihe von Schritten, die Face-

book nach dem Datenskandal um Cam-
bridge Analytica bekanntgegeben hat.
Das britische Unternehmen war auf re-
gelwidrige Weise an Informationen von
87 Millionen Facebook-Nutzern herange-
kommen. Das Bekanntwerden dieses Da-
tenlecks stürzte das soziale Netzwerk in
eine schwere Krise, Vorstandsvorsitzen-
der Mark Zuckerberg wurde vor den ame-
rikanischen Kongress zitiert. Es war auch
Ausgangspunkt für Ermittlungen der Ver-
braucherschutzbehörde FTC. Diese Er-
mittlungen führten im Juli zu einem spek-
takulären Vergleich, bei dem sich Face-
book zur Zahlung von fünf Milliarden Dol-
lar bereit erklärte.
Mit Blick auf die Datenbanken mit Tele-
fonnummern sagte Facebook jetzt weiter,

es gebe keine Hinweise, dass Konten von
Nutzern kompromittiert worden seien.
Zudem sei die Zahl der Betroffenen wo-
möglich nur halb so groß wie in dem Be-
richt genannt, weil es viele Duplikate
gebe. Dem Bericht zufolge könnte das
Leck von Telefonnummern Facebook-Nut-
zer anfällig für Werbeanrufe machen.
Auch könne es ein höheres Risiko für An-
griffe von Hackern geben, etwa indem
ihre Nummer auf eine andere SIM-Karte
übertragen wird. So dürften sich Angrei-
fer in der vergangenen Woche Kontrolle
über das Twitter-Konto von Jack Dorsey
verschafft haben, dem Vorstandsvorsit-
zenden von Twitter. Von dessen Konto
wurde eine Serie rassistischer und antise-
mitischer Botschaften verschickt.

Die Liebe zu Nissan
Patrick Welter

Facebooks gigantische Datenpanne


Die Telefonnummern von mehr als 400 Millionen Nutzern waren im Internet frei zugänglich / Von Roland Lindner


Alarm am größten Automarkt der Welt


Monsanto-Listen waren nicht illegal


Register mit Glyphosat-Kritikern sei unverdächtig, sagt eine vom Mutterkonzern Bayer beauftragte Kanzlei / Von Jonas Jansen


Die Chinesen kaufen


erheblich weniger Autos.


Heimische Hersteller sind


hart getroffen, Daimler,


BMW und Co. dagegen


bislang kaum. Doch just


zur IAA droht den Premi-


ummarken neues Unheil.


Von Hendrik Ankenbrand


Bayer

Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß

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