Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.09.2019

(Nandana) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG, 6. SEPTEMBER 2019·NR. 207·SEITE 29


Die Deutsche Bank hat den Baustoffher-
steller Heidelbergcement vor Zahlen von
„Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft und
ließ das Kursziel bei 73 Euro. Das dritte
Quartal des Zementherstellers sollte In-
vestoren beruhigen, schrieb Analyst Xa-
vier Marchand in einer Studie. Wegen stei-
gender Kosten für den Kohlendioxid-Aus-
stoß legten die Zementpreise weiter zu.
Im Jahr 2020 sollte der Dax-Konzern zu-
dem in Nordamerika wieder besser voran-
kommen. dpa-AFX

Die DZ Bank hat den Energieversorger In-
nogy von „Halten“ auf „Verkaufen“ herab-
gestuft und den fairen Wert der Papiere
von 43,50 auf 41,20 Euro gesenkt (Kurs:
45 Euro). Der Kon-
kurrent Eon berei-
tet gerade die Inte-
gration der RWE-
Tochtergesellschaft
vor und will eine
Zwangsabfindung
der übrigen Innogy-
Aktionäre in die
Wege leiten. Laut
der Studie eines
Analysten ist Eon
nicht bereit ist, den
Innogy-Aktionären
eine sehr hohe
Zwangsabfindung zu zahlen. Der Rechts-
weg stehe zwar offen, sei aber sehr lang-
wierig und ein höherer Preis keineswegs
sicher. dpa-AFX

mj.FRANKFURT, 5. September. Die
Lastschrift ist als Bezahlmethode im In-
ternet eigentlich auf dem Rückzug. Mehr
als ein Viertel aller Umsätze im deut-
schen Online-Handel werden aktuell
über den Rechnungskauf abgewickelt.
Der BezahldienstPaypalfolgt mit 20,5
Prozent Marktanteil, erst dann kommt
das Lastschriftverfahren (19,7 Prozent),
ergab im Frühjahr eine Studie des Han-
delsforschungsinstituts EHI aus Köln.
Nun hat der Europäische Gerichtshof
(EuGH) die Bedeutung des Lastschrift-
verfahrens für den Online-Kauf von Ti-
ckets derDeutschen Bahnin einem aktu-
ellen Urteil hervorgehoben.
Die Luxemburger Richter entschieden
am Donnerstag, dass der Bahn-Konzern
seinen Kunden mit Sitz im Ausland nicht
verbieten kann, über seine Website ge-
kaufte Tickets per SEPA-Lastschrift
(„Single Euro Payments Area“) zu bezah-
len. Damit setzte sich die Auffassung des
Vereins für Konsumenteninformation
(VKI) aus Wien durch, der den Streit im
Auftrag des österreichischen Sozialminis-
teriums durch die Instanzen betrieben
hatte. (Rechtssache C-28/18).
Bislang stand Bahn-Kunden mit Wohn-
sitz außerhalb von Deutschland die Be-
zahlart nicht offen. Nach Auffassung des
VKI ist dies eine Umgehung der SEPA-
Verordnung. Diese soll zu einer Harmoni-
sierung im Zahlungsverkehr führen und
das Bezahlen vereinfachen. Ein Empfän-
ger einer Lastschrift könne nach Artikel
9 Absatz 2 der Verordnung nicht vorge-
ben, in welchem Land ein Zahlungskon-
to zu führen sei, argumentierten die Ver-
braucherschützer. Sie reichten gegen die
ihrer Auffassung nach unzulässige Klau-
sel in den Allgemeinen Geschäftsbedin-
gungen der Bahn Klage ein. Schließlich
legte der Oberste Gerichtshof in Öster-
reich den Streit dem EuGH vor. In dem
Vorlageverfahren wollte das höchste Ge-
richt der Alpenrepublik klären lassen, ob
sich die SEPA-Verordnung vorwiegend

an Zahlungsdienstleister richtet, ob der
Schutz des Zahlungsverkehrs im Vorder-
grund steht und der Empfänger unions-
weit allen Zahlern ein Lastschriftverfah-
ren als Möglichkeit anbieten muss.
Mit seiner Entscheidung schloss sich
der EuGH der Rechtsauffassung des VKI
und den Empfehlungen des Generalan-
walts Maciej Szpunar von Anfang Mai an.
In seinen Schlussanträgen hatte Szpunar
damals eine Diskriminierung ausländi-
scher Kunden und einen Verstoß gegen
EU-Recht durch die Klausel der Deut-
schen Bahn bejaht. In der Begründung
führte der Gerichtshofs am Donnerstag
aus, dass ein Unternehmen die Bezahlme-
thode per Lastschrift nicht anbieten müs-
se. Falls es dem Kunden diese aber offerie-
ren, dürfe dies nicht an einen Wohnort an-
knüpfen, das Angebot müsse dann im ge-
samten EU-Raum verfügbar sein. Ansons-
ten schreibe die Bahn ihren Kunden indi-
rekt die Wahl ihres Wohnorts vor. Nach
Überzeugung der Richter haben aber die
meisten Verbraucher ihr Zahlungskonto
in dem Land, in dem sie wohnen.
„Das nun vorliegende Urteil ist eine po-
sitive Entscheidung im Sinne eines un-
komplizierten grenzüberschreitenden
Zahlungsverkehrs in der Europäischen
Union“, wird der im VKI verantwortliche
Jurist, Joachim Kogelmann, in einer Er-
klärung zitiert. Damit sei gesichert, dass
Verbraucher ihren gesamten Eurozah-
lungsverkehr über ein einziges Bankkon-
to innerhalb des SEPA-Raumes abwi-
ckeln könnten, und zwar unabhängig
vom Wohnsitz.
Seitens der Bahn hieß es am Donners-
tag, man werde das Urteil sorgfältig prü-
fen. „Deshalb können wir zum jetzigen
Zeitpunkt noch keine Aussage darüber
treffen, in welcher Form wir unsere Ge-
schäftsbedingungen für das SEPA-Last-
schriftverfahren anpassen werden. Die
DB strebt hierbei eine Lösung an, die
sich insbesondere nicht auf unsere Be-
standskunden auswirkt“, erklärte ein
Sprecher auf Nachfrage.

Die Deutsche Bank hat den irischen Bau-
stoffhersteller CRH von „Halten“ auf
„Kaufen“ hochgestuft und das Kursziel
von 31 auf 35 Euro angehoben. Der Ak-
tienkurs des Unternehmens beträgt aktu-
ell rund 31 Euro. Das Wachstum des ope-
rativen Ergebnisses (Ebitda) sollte sich
im zweiten Halbjahr beschleunigen, er-
wartet der Analyst Xavier Marchand in ei-
ner Studie. Der amerikanische Markt stüt-
ze. Zudem könnte CRH von Kostensen-
kungen profitieren. dpa-AFX

Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat
das Kursziel für Fuchs Petrolub von 34
auf 30 Euro gesenkt, aber die Einstufung
auf „Halten“ belassen. Der aktuelle Kurs
beträgt 32,50 Euro.
Auf kurze Sicht hiel-
ten die operativen
Herausforderungen
an, schrieb Analyst
Christian Sandherr.
Er kürzte seine
Schätzungen für
den Schmierstoff-
hersteller wegen
der Schwäche in
der Automobilin-
dustrie. Fuchs Petro-
lub hat gerade für
24 Millionen Euro
ein neues Werk in der Türkei eröffnet, wo
jährlich etwa 60 000 Tonnen Schmierstof-
fe in automatischer Fertigung produziert
werden sollen. dpa-AFX

Baustoffhersteller CRH „Kaufen“


KGV(IBES) 12/20191)

50,85/30,46
2,203
20,1
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters

F.A.Z.-Grafik
Heß

Börsenwert Mrd. Euro

Höchst-/Tiefst-
stand, 52 Wochen

Fuchs Petrolub
Tagesschlusskurse Xetra
5.9.: Tagesverlauf

ISIN DE0005790430
in Euro

28

31

34

37

40

43

5.3.2019 5.9.2019

FRANKFURT, 5. September. Im Vor-
feld der vom 12. bis 22. September statt-
finden Internationalen Automobil-Aus-
stellung (IAA) in Frankfurt zeigt sich der
europäische Automobilsektor in ange-
schlagener technischer Verfassung. Ne-
ben der sich aktuell abkühlenden Kon-
junktur sorgen weiterhin die Nachwir-
kungen des Diesel-Skandals und die offe-
nen Fragen bezüglich des emissionsfrei-
en und des autonomen Fahrens für Ver-
unsicherung bei den Investoren.
Als Konsequenz können die Titel aus
Stoxx Automobiles & Parts zurzeit in
vier technische Gruppen eingeteilt wer-
den. In Gruppe 1 (technische Doppelstra-
tegie und damit ein technischer Anfangs-
kauf) befinden sich nur die VW Vorzüge.
In Gruppe 2 (Halteposition) sind Ferrari
und Peugeot anzutreffen. In der Gruppe
3 (noch intakte technische Talfahrt) hal-
ten sich aktuell BMW, Daimler, Fiat
Chrysler Automobiles, Renault und von
den Zulieferern Continental, Nokian
Renkaat und Pirelli auf. In Gruppe 4 (in
der technischen Bodenbildung) finden
sich die Zulieferer Faurecia, Hella, Miche-
lin und Valeo.
Der Stoxx Automobiles & Parts um-
fasst zurzeit die 15 größten Aktien der eu-
ropäischen Automobilproduzenten und
Zulieferer. Von den 19 Stoxx-Sektoren ist
der Autosektor mit Blick auf die Bedeu-
tung an Position 15 angekommen. Dieser
Sektorindex, ein Kursindex, startete am



  1. Dezember 1991 bei 100 Punkten und
    notiert aktuell bei ungefähr 454 Punkten.
    Hier bleibt festzuhalten, dass viele ande-
    re Stoxx-Sektoren in den vergangenen 27
    Jahren eine langfristige relative Stärke
    und eine bessere Performance aufwei-
    sen. Die Kursentwicklung seit dem Okto-
    ber 1992 ist im Stoxx Automobiles &
    Parts zunächst durch eine Hausse-Bewe-
    gung geprägt, wobei es ein Wechselspiel
    von mittelfristigen Aufwärtstrends und
    mehrjährigen Seitwärtspendelbewegung
    gab. Seit dem Kurshoch bei 694,3 Punk-


ten (März 2015) befindet sich der Sektor
wieder in so einer Seitwärtspendelbewe-
gung (Unterstützungszone um 400 Punk-
te; Widerstandszone um knapp 700 Punk-
te). Innerhalb dieser Seitwärtspendelbe-
wegung hat sich seit Januar 2018 (Start
bei 690 Punkten) abermals ein Baisse-
Trend herausgebildet, der den Sektor auf
450 Punkte und damit in die Nähe der
langfristigen Unterstützungszone ge-
führt hat. Vor dem Hintergrund der mit-
telfristig überverkauften Lage und da vie-
le Verkaufssignale abgearbeitet sind, be-
steht die technische Chance, dass der
Sektor dort in eine Bodenformation hin-
ein läuft. Da die Herausbildung so einer
Bodenformation oft Quartale benötigt
und die relative Schwäche im europäi-
schen Sektorvergleich ungebrochen ist,
wäre es noch zu früh, die defensive, tech-
nische Haltung bereits aufzugeben.
Die VW Vorzugsaktie ist im Vergleich
zu den anderen europäischen Automobil-
produzenten zurzeit die einzige Aktie
mit einer ansprechenden technischen Ge-
samtlage. VW Vorzüge hatten im Zuge

der Aufwärtsbewegung von November
2008 (Start bei 28,10 Euro) bis zum März
2015 ihr Hausse-Top bei 262,50 Euro er-
reicht. Danach setzte eine ausgeprägte
Baisse ein, die im Sommer durch den Die-
sel-Skandal beschleunigt wurde und im
Oktober 2015 bei Kursen um 86,40 Euro
in einem technischen Ausverkauf ende-
te. Hierdurch wurde bei den VW Vorzü-
gen die Baisse-Bewegung, mit der die an-
deren Automobilproduzenten seit Jah-
ren zu kämpfen haben, schlagartig vorge-
zogen. Die Aufarbeitung dieser ausge-
prägten, relativen Schwäche sorgt dafür,
dass sich die VW Vorzüge seit dem Jah-
reswechsel 2015/2106 in einer modera-
ten Aufwärtsbewegung befinden und im
Sektorvergleich wieder eine mittelfristi-
ge, relative Stärke vorliegt. Seit gut ei-
nem Jahr befindet sich der Titel jetzt in
einer Trading-Range (Unterstützungszo-
ne um 140 Euro; Widerstandszone um
160 Euro). Diese hat bisher einen trend-
bestätigenden Charakter nach oben. Des-
halb bietet sich bei den VW Vorzügen
eine technische Doppelstrategie an. Zu-
erst ein Positionsaufbau auf dem aktuel-

len Kursniveau. Sollte der Titel dann in
den kommenden Wochen und Monaten
mit einem Investment-Kaufsignal aus
der Trading-Range nach oben herauslau-
fen – das würde bei Kursen um 163 Euro
vorliegen – und die Aufwärtsbewegung
der vergangenen Jahre wieder aufgenom-
men, wäre ein Positionsausbau interes-
sant.
Ferrari ist ein technisches Musterbei-
spiel dafür, wie ein spezialisiertes Unter-
nehmen auch innerhalb eines technisch
angeschlagenen Sektors erfolgreich sein
kann. Ferrari entwickelt, produziert, ver-
marktet und verkauft Sportwagen in al-
ler Welt im Hochpreissegment. Die Ak-
tie kam im Oktober 2015 mit dem damali-
gen Preis von 52 Dollar (damals etwa
47,30 Euro) an die Börse. Nach einem
holprigen Start – parallel zur damaligen
Gesamtmarktschwäche – war der Titel
bis zum Februar 2016 bis auf ein Kurstief
bei 27,90 Euro unter Druck gekommen.
Ausgehend von diesem Niveau, ist die
Aktie nach oben umgeschlagen und hat
sowohl eine Hausse-Bewegung (zentra-
ler Hausse-Trend aktuell bei 110 Euro)
als auch eine mittelfristige, relative Stär-
ke im Sektor etabliert. Innerhalb des
Hausse-Trends kam es im Jahr 2018 in
der Zone zwischen 84 und 130 Euro zu ei-
ner mittelfristigen, schwankungsintensi-
ven Konsolidierung. Anfang 2019 war
Ferrari dann mit einem neuen Invest-
ment-Kaufsignal nach oben losgefahren
und hatte einen neuen kurzfristigen Auf-
wärtstrend etabliert. Als Folge ergaben
sich neue Allzeithochs bei 152,60 Euro.
Zurzeit befindet sich die Aktie in einer
kleinen Konsolidierung um 145 Euro,
die wieder einen trendbestätigenden
Charakter nach oben aufweist. Auch
wenn die Aktie etwas überkauft ist, deu-
tet die technische Gesamtlage ein mittel-
fristiges Kurspotential von 165 Euro bis
170 Euro an. Damit bleibt Ferrari ein
(spekulativer) technischer (Zu-)Kauf.
Der Autor leitet in der Commerzbank den Bereich
Technische Analyse & Index Research.

KGV(IBES) 12/20191)

45,98/37,41
25,433
30,1
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-GrafikHeß

Börsenwert Mrd. Euro

Höchst-/Tiefst-
stand, 52 Wochen

Innogy
Tagesschlusskurse Xetra
5.9.: Tagesverlauf

ISIN DE000A2AADD2
in Euro

37

39

41

43

45

47

5.3.2019 5.9.2019

csc. DÜSSELDORF, 5. September.
Deutschlands größer Wohnungskonzern,
die Vonovia SE aus Bochum, hat erstmals
ein Schuldscheindarlehen über eine digi-
tale Plattform begeben. Bei der Privatpla-
zierung über den deutschen Online-
Marktplatz Firstwire stellte ein institutio-
neller Investor 50 Millionen Euro mit ei-
ner Laufzeit von sieben Jahren bereit.
„Die Digitalisierung ist ein Megatrend
und gewinnt daher auch im Finanzbe-
reich zunehmend an Bedeutung“, kom-
mentierte Finanzvorstand Helene von
Roeder. Vonovia sei es darauf angekom-
men, den ersten Schuldschein „eigenstän-
dig und unkompliziert“ im Markt zu pla-
zieren. Damit erweitere das Unterneh-
men sowohl seine Finanzierungspalette
wie auch die Investorenbasis.
Zuletzt hat der Dax-Konzern im Januar
eine Anleihe in Höhe von 500 Millionen
Euro begeben. Ende Juni belief sich das
Fremdkapitalvolumen auf insgesamt 20,5
Milliarden Euro. Wie von Roeder sagte,
ist die Emission weiterer Schuldscheine –
auch in größeren Volumina – denkbar.
Das Kölner Fintech Firstwire will auf sei-
ner digitalen Fremdkapitalplattform gro-
ße Mittelständler und Konzerne mit Ban-
ken und institutionellen Investoren zu-
sammenbringen. Jüngst erhielt der Auto-
zulieferer Grammer über Firstwire einen
zweistelligen Millionenbetrag von einem
internationalen Investor.

dmoh./kön.FRANKFURT/MÜNCHEN,



  1. September. Das UnternehmenMTU
    und der Aktienindex Dax haben bis An-
    fang August in keinem Zusammenhang
    gestanden. Seit dem Jahr 2005 fühlte sich
    der Münchener Triebwerkshersteller in
    der zweiten Börsenliga, dem M-Dax, gut
    aufgehoben. Der Dax, also die Siemens,
    Bayer und Daimler dieser Welt, erschie-
    nen als eine unerreichbare Liga. Nun ge-
    hört vom 23. September an MTU Aero
    Engines dazu – statt Thyssen-Krupp,
    dem Stahlgiganten und Dax-Gründungs-
    mitglied. Zu tief ist dessen Kurs gefallen.
    Doch warum MTU, was ursprünglich
    mal für Motoren- und Turbinen-Union
    steht, die aber nichts mit dem nichtbör-
    sennotierten Dieselmotorenhersteller
    MTU Friedrichshafen zu tun hat? Von 13
    Euro in der Finanzkrise 2008 kannte der
    Aktienkurs ohne größere Rückschläge
    nur den Weg nach oben. In dieser Woche
    wurde mit 254 Euro eine neue Höchstmar-
    ke gesetzt. Im Jahr 2005 brachte der ame-
    rikanische Finanzinvestor KKR das Unter-
    nehmen für 21 Euro an die Börse, nach-
    dem er es zwei Jahre zuvor vom Daimler-
    Konzern übernommen hatte.
    Der stetige und mitunter steile Kursan-
    stieg ist den geschäftlichen Erfolgen zu
    verdanken. Erst mit den Zahlen des ers-
    ten Halbjahres 2019 hat MTU seine Er-
    gebnisprognose nach oben korrigiert und
    einen Zwischenspurt an der Börse ausge-


löst. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen
und Steuern (Ebit) soll nun rund 16 statt
bisher angekündigter 15 Prozent errei-
chen, nach 14,7 Prozent im Vorjahr. Der
prognostizierte Umsatz bleibt mit 4,7 Mil-
liarden Euro unverändert.
Streng genommen ist MTU kein Trieb-
werksbauer, sondern ein Hersteller von
Turbinen als wesentliche Zulieferteile.
Die Münchner entwickeln mit den gro-
ßen Produzenten General Electric und
Pratt & Whitney gemeinsam derlei An-
triebssysteme, die am größten Passagier-
flugzeug Airbus A380 hängen, bei den
Airbus-Reihen der A320-Familie wie
auch bei der Boeing 777, dem Dreamliner
B787 oder den Kampfjets Eurofighter
und Tornado eingesetzt werden. Vor-
standsvorsitzender Reiner Winkler hat
eine Erklärung, warum MTU für Investo-
ren interessant ist. „In Zeiten, in denen
andere Branchen schwächeln, ist es für

Anleger attraktiv geworden, in Unterneh-
men mit nachhaltig positiven Perspekti-
ven zu investieren“, sagt er im Gespräch
mit der F.A.Z. „MTU ist Teil eines Sek-
tors, der für langfristige Stetigkeit und
Planbarkeit steht.“
Mit 18,5 Milliarden Euro Auftragsbe-
stand ist das Unternehmen die nächsten
fünf Jahre beschäftigt und hofft, mit stabi-
len Mittelzuflüssen und Dividende die In-
vestoren zu beglücken. Auch dank der Per-
spektiven, die Winkler aufzeichnet: „Ich
bleibe optimistisch, was das Wachstum
der Branche angeht“, sagt er. „Es wird ja
in erster Linie aus Asien und aus aufstre-
benden Entwicklungsländern kommen,
während in Europa und Deutschland
eher eine Abflachung zu erwarten ist.“
Der Sektor ist vor allem für langfristig
orientierte Investoren geeignet, da Pla-
nungen über Jahrzehnte laufen. „Wir wer-
den weiter massiv investieren, in neue

energiesparende Generationen heutiger
Triebwerkstechnologien, aber auch in al-
ternative Antriebe“, kündigt der MTU-
Chef an. Die Projekte reichten bis in die
Mitte dieses Jahrhunderts hinein. „Unse-
re Finanzkraft erlaubt uns solche Investi-
tionen.“ Mit dem Hinweis beruhigt er An-
leger, da ungewünschte Kapitalerhöhun-
gen nicht in Betracht kommen.
Zwangsläufig wird sich die Aktionärs-
struktur nun verschieben, da mehr index-
orientierte Fonds auf den neuen Dax-
wert blicken müssen. Eindeutiger Kernak-
tionär ist derzeit der amerikanische
Fonds Capital Group mit mehr als 15 Pro-
zent. Erst mit großem Abstand folgen
MFS Investment Management sowie
Blackrock mit mehr als 3 Prozent. Jeweils
ein Drittel der Aktien befinden sich in
den Vereinigten Staaten und in Großbri-
tannien, nur 11 Prozent sind deutsche An-
leger, meist Investmentfonds.
In den Ranglisten der Deutschen Börse
ist MTU entsprechend der Kurssteigerun-
gen geklettert, aber nie in Dax-Nähe ge-
kommen. Das ist erstmals Ende Juli pas-
siert. Da waren genügend Anleger auf die
Aktie aufmerksam geworden, so dass die
Handelsumsätze in der MTU-Aktie erst-
mals den Ansprüchen der Deutschen Bör-
se für den Dax genügten. Und es ist eine
glückliche Fügung, dass gleichzeitig der
Dax-Favorit Deutsche Wohnen derart
von Berliner Mietern und der Berliner
Stadtpolitik angegangen wurde, dass der
Kurs um ein Drittel absackte. Plötzlich
war Anfang August MTU mehr wert als
die Deutsche Wohnen, und der Dax rück-
te in Reichweite. Der Vorsprung wurde
bis Ende August ausgebaut, und so ent-
schied die Deutsche Börse am späten
Mittwochabend für MTU. Dafür steigt
Thyssen-Krupp in den M-Dax ab.

hpe. MÜNCHEN, 5. September. Das Ver-
gleichsportal Check 24, das Reisen, Miet-
wagen oder Versicherungs- und Stromver-
träge vermittelt, hat sein Geschäftsmo-
dell erweitert. Bei der Finanzaufsichtsbe-
hörde Bafin hat das Münchner Unterneh-
men eine Banklizenz beantragt. Mit der
offiziellen Erlaubnis für Geldgeschäfte,
wie sie auch Großbanken haben, wolle
Check 24 sein Geschäftsmodell einfacher
und schneller vorantreiben. „Wir haben
bereits ein Team mit zwei erfahrenen frü-
heren Bank-Managern zusammenge-
stellt“, sagte Geschäftsführer Christoph
Röttele der dpa. „Wir hoffen auf grünes
Licht von der Bafin bis Anfang 2020.“
Schon heute vermittelt Check 24 klassi-
sche Bankprodukte wie Ratenkredite, Ta-
ges- und Festgelder, Kreditkarten oder Im-
mobilienfinanzierungen. Dabei arbeitet
das Unternehmen mit Partnerbanken und
Finanz-Start-ups zusammen. Mitunter
hätten die Partner aber die Wünsche von
Check 24 nicht erfüllen können, erklärte
Röttele. Mit einer Banklizenz könne man
flexibler auf die Kundenbedürfnisse ein-
gehen. Check 24 verstehe sich nicht als
Wettbewerber von Banken, betonte Rötte-
le. Auch würden bestehende Partnerschaf-
ten nicht abgelöst. Die Vermittlung von
Finanzprodukten gegen Provision ist ein
lukratives Geschäft – bei dem sich
Check 24 regelmäßig Ärger mit der Asse-
kuranz einhandelt.

Tendenzen und Tipps


Digitaler Schuldschein


von Vonovia


Die neue Wundertüte MTU für den Dax


Check 24 beantragt


Banklizenz


Technische Talfahrt vor der Automesse IAA


Zurzeit nur VW Vorzüge und Ferrari mit positiver technischer Lage / Technische Analyse von Achim Matzke


Lastschrift darf nicht von


Wohnort im Inland abhängen


Eine Zahlungsmethode muss für alle Kunden gelten


Heidelbergcement „Kaufen“


Fuchs Petrolub, Kursziel gesenkt


Es gibt Unternehmen, die


lange an die Tür zur ersten


Börsenliga klopfen. Und es gibt


MTU, die plötzlich drin ist.


Was taugt die Aktie?


Handarbeit ist gefragt:Turbine für einen Eurofighter in einer MTU-Fabrik in München Foto Bloomberg


MTU
Monatsschlusskurse Xetra
5.9.: Tagesverlauf

ISIN DE000A0D9PT0

50

90

130

170

210

250

31.7.2014 5.9.2019

KGV12/20191)

257,20/155,60
13,177 25,0
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß

Höchst-/Tiefststand 52 Wochen, €
Börsenwert Mio. €

in Euro

Thyssen-Krupp
Monatsschlusskurse Xetra
5.9.: Tagesverlauf

ISIN DE0007500001

5

10

15

20

25

30

31.7.2014 5.9.2019

KGV09/20201)

23,50/9,25
6,845 15,2
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß

Höchst-/Tiefststand 52 Wochen, €
Börsenwert Mrd. €

in Euro

VW Vorzüge: Technische Doppelstrategie sinnvoll

Quelle: Commerzbank F.A.Z.-Grafik Kaiser

2015 2016 2017 2018 2019

260
240
220
200
180
160

140

120

100

80

Handelspanne


Angaben in Euro (Skala logarithmisch, K=Kaufsignal, V=Verkaufssignal, TP= Gewinnmitnahmesignal)
262,50

139,50

86,40

124,80

155,00

192,50

140,00

160,00

200-Tage-Linie


Bodenformation


Ausver-
kauf

TP


K K


K


V


Innogy „Verkaufen“

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