NZZamSonntag8. September 2019
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MartinHablützelundseinSohnLuiz.(28. August2019)
SAL
VATOR
E VINCI
Leserbriefe
«Schüler scheitern
wegen Faulheit»
«Gymis sind knabenfeindlich»
NZZ am Sonntagvom
- September
Ich bin imSommer nach über
35-jähriger Unterrichtstätigkeit
am Gymnasium inPension
gegangen. Dass Gymnasien spra-
chenlastig und knabenfeindlich
seien, habe ich immerwieder
gehört.Ich habe aber praktisch
nie einen Knabengesehen, der
wirklich gut in Mathematik und
dann schlecht in sprachlichen
Fächern war. Mathematisch
begabteSchülerkönnen haar-
genau analysieren, ihreTexte
sindvielleicht nicht so kreativ,
aber hundertprozentig logisch.
Ja, die Mädchen –Ausnahmen
bestätigen auch hier dieRegel
- sindfleissiger, angepasster,
genauer. Die allermeisten
Knaben, dieversagen, sindfaul,
unmotiviert, unorganisiert und
unreif.Ich habe in über 35Jahren
praktisch nie einenSchüler
gesehen, derwegen seiner man-
gelnden Intelligenz(gilt übrigens
auch fürSchülerinnen)geschei-
tert ist, sondernwegen der oben
aufgeführten Gründe.Viel mehr
Sorge bereitet mir der schlei-
chende Niveauverlust –welcher
Maturandverfügt heute noch
über ein gutes Allgemeinwissen?
BeatHay oz,Düdingen(FR)
Als junge Frau imvon Män-
nerngeprägtenBereich Informa-
tik und als Absolventin der ETH
Zürichverstehe ichHerrn
Hablützel gar nicht. Offensicht-
lich hat derJunge diePrüfung
nicht bestanden,weil er beim
Nachbarn abgeschrieben hat,
nichtweil der Studienprozess
schlecht organisiertwurde. Wie
kann man nach dem Abschrei-
ben überhaupt etwasvom
Gymifordern?
Auch falls derJunge schliess-
lich an einerHochschule landet,
wird es dort mit einer solchen
Einstellung schwierig. In einem
solchen Alter sollten junge Men-
schen anfangen, dieVerantwor-
tung für ihreTaten zu überneh-
men und nicht zu Papa-Anwalt,
Papa-Polizist oder Papa-Natio-
nalratrennen.
DianaBire nbaum,Zürich
Das Bundesgericht hat 1982
geurteilt, dass höhere Zugangs-
hürden für Mädchen zum Gym-
nasium im Kanton Waadt den
Gleichheitsgrundsatz und das
Diskriminierungsverbotverlet-
zen. Der Kanton ha tte vergeblich
argumentiert, das sei notwendig
für ein ausgeglichenes
Geschlechterverhältnis in den
Schulen, und dieJungen hätten
aus physiologischen und sozio-
logischen Gründen schlechtere
Voraussetzungen, an denPrü-
fungen zureüssieren. Die alten
Argumente sind auch die neuen
Argumente.
Übrigens sind seit 1956 in der
Waadt dieSekundarschulen
gemischt; damals schafften
weniger Mädchen alsJungen die
Prüfungen fürs Collège,weil sie
einen anderenLehrplan hatten:
Während dieJungs mehr Mathe
hatten, mussten die Mädchen
handarbeiten. Vielleicht sind
Mädchen heute deshalb ange-
passter, disziplinierter und
erfolgreicher, nichtweil das in
ihrer Natur liegt, sondernweil
sie bereits erfahren haben, dass
es für siekeine «patriarchale
Dividende» gibt, dass ihnen
nichts quaGeschlechtszugehö-
rigkeit zukommt, sondern alles
hart erarbeitet werden muss.
GesineFuchs,Basel
In einerGesellschaft, dievon
Knaben erwartet, dass sie mög-
lichst nicht brav, fleissig und
strebsam sind, sind diese
bemüht, den Erwartungen zu
entsprechen.
Eltern undLehrpersonen
fühlen sich nachweislichwohler,
wenn die Kinder sich dengesell-
schaftlichenGeschlechterkli-
schees entsprechend ent-
wickeln. Und derÜberlegen-
heitsimperativ, der an die Buben
herangetragenwird, drängt
diese dazu, ohne schulisches
Engagement Erfolg zu haben.
Die Dichotomisierung der
Geschlechter wird oft gradevon
jenen Eltern betont,welche die
Gründe für Erfolg undVersagen
ihrer Kinder in deren
Geschlechtszugehörigkeit
suchen. Sie erwarten Unter-
schiede und empören sich dann
darüber,wenn diese schulisch
nachteiligeWirkungen en tfalten.
Die Wissenschaft hat in unzähli-
gen Studien nachgewiesen, dass
sprachliche oder mathematische
Begabungen nichtgeschlechts-
abhängig sind. Aber Sprache ist
entscheidend für dasDenken
(auch das mathematisch-natur-
wissenschaftliche) und eng
damitverknüpft.Aus diesem
Grund hat dievielfältige Sprach-
förderung in derSchule eine
klareBerechtigung.
Dem verletzten und empörten
Vater ist zuwünschen, dass er
seinenSohn so akzeptiert,wie er
ist, und ihnweder inRollen
drängt noch mit seinen Erfolgs-
erwartungen un ter Druck setzt.
ElisabethRohrer,Klosters(GR)
Die Wirtschaft klagt, dass die
Jungen immerwenigerkönnen.
Kein Wunder,wenn nicht mehr
die Lehrer, sondern die Papis
darüber entscheiden, ob der
Sohn versetztwird oder nicht.
SusannaSchär,Bern
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