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250 Franken
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2009 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Entwicklung des Schindler-Genussscheins
seit 2009
Zuverlässig aufwärts
Quelle:Swissquote
Unternehmen der Woche
B
ei den Liftherstellern sind die Dinge
in Bewegung.Der globale Markt für
Aufzügewird derzeitvon vier gros-
sen Firmen dominiert. DieUS-Firma
Otis führt mit 20% Marktanteil, dahinter
reihen sich dieSchweizer Industrieperle
Schindler und der finnische AnbieterKone
mit jerund 15% ein und schliesslich Thys-
senkrupp Elevator mitgeringfügigweniger
Anteilen.Der Industriekonzern Thyssen-
krupp mussSchulden abbauen und hat sich
deshalb entschlossen, seine gutverdienende
Liftsparte mit einem Umsatzvon rund
7,7Mrd.€zuverselbständigen oder zuver-
kaufen.Laut einemReuters-Bericht lud
Thyssenkrupp letzteWoche Privat e-Equity-
Investoren undKonkurrenten per Brief dazu
ein, eine Offerte abzugeben. Die Finanz-
spezialistenrechnen mit einem Kaufpreis
zwischen 12 und17 Mrd. €. Dabei hat offen-
bar Kone schon Intere sse signalisiert.
Allein diese Nachricht hätte genügt, die
Investoren inAufregung zuversetzen. Die
Konsolidierungkönnte eine massive Ver-
schiebungvon Gewichten bedeuten.Doch es
kam noch dicker. Dieitalienische Finanz-
zeitung «IlSole 24 Ore» berichteteam ver-
gangenenDonnerstag, Otis habe einAuge
auf Schindlergeworfen. DieSchindler-Titel,
die nachverhaltenen Halbjahreszahlen und
einemvorsichtigenAusblick Mitte August
deutlich anTerrainverloren hatten, eröffne-
ten mit einemKurssprung.
KlaresDementi
Doch Schindler entzog den Spekulationen
kurz darauf denBoden.Der Konzern, der
üblicherweise durch betonte Zurückhaltung
glänzt, meldete sich mit einem klaren
Dementi zuWort. DieGerüchte seienvöllig
unbegründet und sachlichfalsch.
Dass sichSchindler nicht kaufen lassen
will, gilt unter Experten als sonnenklar. «Das
Unternehmen hegt seit langem denWunsch,
Marktführer zuwerden. Dazu hatSchindler
rund 1,6 Mrd.Fr. als Netto-Cash-Position auf
der Bilanz. Das istMunition für einen
Ein grosser Konkurrent von Schindler
steht zum Verkauf. Wer schlägt zu?
Zukauf», sagt Martin Flückiger, Analyst beim
FinanzdienstleisterKepler Cheuvreux. Er
wäre deshalb erstaunt,wenn sich nicht auch
Schindler bei der derzeitigen Neuverteilung
von Marktanteilen für einen Zukauf intere s-
sierenwürde. Der Finanzexperte sieht auch
in der bestehenden Aktionariatsstruktur mit
dem hohen Stimmrechtsanteil derSchindler-
undBonnard-Familien (zusammen71%)
keinen Hinderungsgrund: «Einegeringe Ver-
wässerungwürde es vertragen, ohne dass die
Familien dasSagen verlören.»
Gegen diese These spreche laut Flückiger
allerdings , dass sich derSchindler-CEO eher
skeptischgeäussert habe,weil eine solche
Konsolidierung für jeden der beteiligten
globalen Player einewettbewerbsrechtliche
Herausforderung sei.
Besser alseine Obli gation
Für Schindler-Aktionäre stellt sich dieFrage,
ob ein AbseitsstehenWettbewerbsnachteile
mit sich bringen könnte. WelcheBedeutung
haben Grössenvorteile in diesem Markt? Die
Finanzanalysten erklären, es seivor allem im
lukrativen Wartungsbereichwichtig, dass die
einzelnenServicefachleute ein möglichst
kleinesGebiet mit einer hohen Dichte an
Aufzügen betreuenkönnen. Das spart Zeit
undKosten. Hier istSchindler aber bereits
heute gut aufgestellt.
Auch Christian Obst, Analyst beim Broker-
hausBaaderHelvea, hält es fürrelativ
unwahrscheinlich, dass sich derSchweizer
Liftkonzern insÜbernahmegetümmel stürzt:
«Kone undSchindler haben zwar eine ähn-
liche Eigentümerstruktur mit starkenMehr-
heitseigentümern, aber eine unterschied-
licheDenkweise.»Schindler habe mehrfach
betont, dass das Unternehmen eher orga-
nisch wachsenwolle. «So passen alle Neu-
entwicklungen nahtlos in die eigenenSys-
teme.» Zukäufe brächten immer Integra-
tionsprobleme, und das drücke auf die
Margen. Derzeit stünden beiSchindler orga-
nischesWachstum sowie gleichzeitig Investi-
tionen inProduktivitätsverbesserung und
neueTechnologien auf demFahrplan. «Die
Strategie von Schindler ist klar definiert.»
Dafür akzeptiere derKonzern einegewisse
Stagnation der Marge. Trotzdemwolle er
dafür sorgen, dass derBetriebsgewinn in
absoluterHöhe weiter steigt.
Obst empfiehlt, die Aktien zu halten. Sie
seien zwar stolz bewertet, und angesichts
des hohenfreienCashflows sowie desFeh-
lensvon Nettoschulden lägewohl eine
höhere Dividende drin. Aber, so Obst: «Die
Aktie ist in meinenAugen fast so sicherwie
eineSchweizer Bundesobligation undren-
tiert mit 1,8% dann doch noch besser.»
BirgitVoigt
Ein Techniker der
Firma Schindler
installiert einen
Aufzug.
SCHINDLER
Es war
dennoch
bereits
der 107. Monat
in Folge, in dem
zusätzliche
Jobs kreiert
wurden.
Wall Street
Kleine Risse im Fundament
D
as ersteiPhoneerblickte 2007 das
Licht derWelt. Rund sechs Millionen
Geräte wurden von der erstenGene-
rationverkauft.Wer hä tte damals
gedacht, was für eine Erfolgsgeschichte der
damalige Chef SteveJobs auslöst.Heute steht
das iPhone fürrund 70% desKonzerngewinns
vonApple,und derMonat Septemberkönnte
auch in iSeptember umbenanntwerden, denn
dannzeigt Apple seine Neuerungen. Nächsten
Dienstag ist eswieder soweit. Das iPhone 11
steht an. Eswird spekuliert, dass eine dritte
Kameralinse auf derRückseite eingebaut
Der amerikanischeArbeitsmarktpräsen-
tiert sichrobust,wenn man Daten aus derPri-
vatwirtschaft heranzieht.Demnachwurden
mit 195000 Jobs rund 50 000 Stellen mehr
geschaffen als erwartet. Daten vom Arbeits-
ministerium unterstrichen diesen Trend aller-
dings nicht. Danachwurden mit insgesamt
130000 neuen Arbeitsplätzenrund 20000
Jobs weniger kreiert als erwartet. 34 000 Stel-
len kamen zudemvon behördlicherSeite. Für
denCensus 2020 wurden Zehntausendevon
Teilzeitkräften eingestellt. DieseVolksbefra-
gung findet allezehn Jahre statt. Sobald der
Census erstellt undverteiltwird, fallen diese
Jobs wiederweg. Einige Ökonomenverwiesen
entsprechend darauf, dass imAugust eigent-
lichweniger als 100 000 neue Stellenge-
schaffenwurden. Es war dennoch bereits der
- Monat inFolge, in dem zusätzlicheJobs
kreiertwurden. Das ist ein einsamerRekord.
Für die Notenbanksitzung am18. September
geht die Wall Street nachwie vor fest von
einerZinssenkungum 25Basispunkte aus.
wird. Eine bahnbrechende Neuerung ist das
nicht.Vielleicht steht eine solche imkom-
mendenJahr auf demProgramm.
Die Aktiezeigte in derVergangenheitvor
allemrund zweiMonate nach den Events eine
starke Entwicklung. In diesemJahr präsen-
tierte sich derKurs bisherwechselhaft, blieb
aber auf einemrecht hohen Niveau. Das gilt
für dieWall Street insgesamt. DieWoche hatte
mit einem kleinenSchock begonnen. Die
neuen Zölle, die seit dem 1.September er-
hobenwerden, drückten auf die Stimmung.
Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe
weckten zudemRezessionsgespensterauf.
Erstmals seitfast dreiJahrenrutschte der Ein-
kaufsmanagerindex unter die 50-Prozent-
Marke.Werte unter 50% deuten auf negatives
Wachstum hin.Doch wie so häufig in den
vergangenen Monaten wurde die leichte
Schwächephasewieder als Einstiegsmöglich-
keit gesehen.Auf Wochensicht ging es mit
demS&P 500fast 2% nach oben.Für ein
neuesAllzeithochfehlen jetzt nur noch 2%.
JensKorte, New York
Der politische Druck auf die grossenTech-
nologiekonzerne nimmt zu.Wie amFreitag
gemeldetwurde, soll amMontag eine Unter-
suchunggegenGoogleangekündigtwerden.
Dutzende Bundesstaaten unter derFührung
desrepublikanischenGeneralstaatsanwalts
von Texas werfenGooglevor, mit der Markt-
dominanz denKonsumenten zu schaden.
Google erhältrund 90% der Suchanfragen in
denUSA. Die demokratischeGeneralstaats-
anwältin des Gliedstaates NewYork kündigte
dazu amFreitag Untersuchungen gegenFace-
bookan. Auch hier lautet derVorwurf Wettbe-
werbsverzerrung.Vor zweiJahrzehnten gab
es letztmals einen grossenFall gegen einen
Techgiganten. Damals mussteMicrosofteini-
ge Änderungen vornehmen.Heute ist der
Softwarekonzern mit einer Marktbewertung
von über einer BillionDollar daswertvollste
US-Unternehmen. DieFälle gegen Facebook
oderGooglekönnten sich überJahre erstre-
cken. Eine scharfeReaktion derWall Street
hält sich entsprechend noch in Grenzen.
2013 2014 2015 2016 2017 2018
3,0
12,0 12,0 12,0
10,5 10,5 10,0
3,5
6,0
12,0
17,0
23,0
Rest der Welt
Asien
Kleinwarensendungenaus dem Ausland
inMillionenStück
Quelle:Verband des SchweizerischenVersandhandels VSV
Grafik der Woche
E-Commerce
Alles, was man niegebraucht hat, und
nochviel mehr findet sich auf Online-
Marktplätzen. EinZahnarzt-Set, um die
eigenenZähne zu untersuchen? Gibt es
für 11Fr. beiWish. EineMini-Kamera mit
Nachtsichtsensor?Kostet beiAliexpress
$2.95. «Wer will denn so etwas?», mag
man sichfragen. Offenbar dieSchweizer
Konsumenten. In den letzten fünfJahren
hat sich dieZahl der Kleinsendungen aus
dem asiatischen Raum auf 23 Mrd. bei-
naheverachtfacht. Die meisten Pakete
stammen aus China. Dasgeht voll zulas-
ten desSchweizerDetailhandels.
Als Kleinsendung gilt ein Paket mit
einemWarenwert von maximal 1000Fr.,
das nicht mehrwiegt als 1000kg. Das
Problem: DieMenge lässt sich beim Zoll
kaum noch bewältigen.Weil der Bund bei
Paketen mit einemWarenwert von unter
65 Fr. weder Zoll nochMehrwertsteuer
erhebt, machenviele Händlerfalsche
Angaben, umGebühren zu umgehen. Im
dieseWoche veröffentlichten Bericht
«Gleich lange Spiesse für alle Online-Ver-
sandhändler» des Bundesratswerden
Beispielegenannt: «Fahrrad-Teile, Wert
5$» stand etwa auf demVerzollungsfor-
mular eines Pakets. Darin befand sich
aber einLaser-Zielfernrohr für95 Fr. «Die
Eidgenössische Zollverwaltung (EZV)
stelltregelmässigFalschdeklarationen
fest», heisst es imBericht.
Was also tun?Der Bund liess elf Mass-
nahmen ausarbeiten, von denen die EZV
sieben umsetzt. DieHoffnung liegt auf
bessererTechnik – etwaHochleistungs-
Röntgenanlagen–, die effizientereKon-
trollen ermöglicht. Aber ob dasreicht?
Der Verband desSchweizerischenVer-
sandhandels(VSV) rechnet bis 2022 mit
zusätzlichen fünf MillionenSendungen
pro Jahr aus demAusland.Vor allem aus
Asien.(mkf.)
China-Pakete
überfordern den
Schweizer Zoll