Beobachter - 13.09.2019

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FOTOS: FRANK MCKENNA/UNSPLASH, GETTYIMAGES/ISTOCKPHOTO

62 Beobachter 19/2019


RATGEBER


Eine Person leidet an körper­
lichen Beschwerden. Nun wird
sie auch noch bei einem Auf­
fahrunfall verletzt. Wie weit
muss der Unfallverursacher für
den Verdienstausfall aufkom­
men? Hier ist entscheidend, wie
viel Einfluss der konstitutio­
nellen Prädisposition, also dem
«Vorzustand» des Unfallopfers,
zugerechnet wird. Das schliesst
die Haftung des Unfallverur­
sachers nicht aus, kann sich
aber auf die Höhe des Schaden­
ersatzes auswirken.
NORINA MEYER

Konstitutionelle


Prädisposition


Das hängt davon ab,
wie lange Sie zuvor
Beiträge in die Ar­
beitslosen ver si che­
rung einbezahlt
haben. Betrachtet
werden einzig die
letzten 24 Monate
vor der Anmeldung
beim RAV, ganz egal, wie viele Jahre
Sie davor gearbeitet haben. Gezählt
werden die vollen Monate, die Sie
während dieser Zeit tatsächlich ge­
arbeitet und dafür einen versicherten
Lohn erhalten haben.
Ausnahmsweise auch mitgerech­
net werden die Monate, die Sie
während des laufenden Arbeits­
verhältnisses krank waren – obwohl
Krankentaggelder weder bei der
AHV noch bei der Arbeitslosenversi­
cherung beitragspflichtig sind.
Nicht zur Beitragszeit zählen aber
die Monate, während deren Sie nach
Beendigung des Arbeitsverhältnisses
Krankentaggelder bezogen haben. Da
Sie während sieben Monaten vor der
RAV­Anmeldung nicht mehr angestellt

waren, beträgt Ihre Beitragszeit für die
letzten zwei Jahre lediglich 17 Monate.
Damit haben Sie Anspruch auf bis
zu 260 Taggelder der Arbeitslosen­
versicherung. Weil man mit einer
Fünf­Tage­Woche rechnet und ein
Monat im Schnitt 21,7 Arbeitstage hat,
wird Ihr Anspruch knapp ein Jahr
reichen. Finden Sie in dieser Zeit
keine neue Stelle, werden Sie aus­
gesteuert. Falls Sie dann in eine finan­
zielle Notlage geraten, müssen Sie
Sozialhilfe beantragen.

Mehr Rücksichtnahme. Hätten Sie
einen Monat länger arbeiten können,
18 statt nur 17 Monate, hätten Sie
bereits bis zu 400 Taggelder erhalten.
Mit mindestens 22 Bei tragsmonaten
wären Sie aufgrund Ihres Alters
sogar auf 520 Taggelder gekommen.
Wünschbar wäre natürlich, dass
Arbeitgeber mehr Rücksicht nehmen
und – gerade wenn eine Kranken­
taggeldversicherung den Lohnausfall
deckt – kranken Angestellten für den
späteren Wiedereinstieg nicht unnötig
Steine in den Weg legen.

Ich bin 58 und habe wegen Krankheit den Job verloren. Danach
bezog ich sieben Monate Krankentaggeld, bevor ich aufs RAV ging.
Wie lange habe ich Anspruch auf Arbeitslosengeld?

Wie lange bekomme ich Arbeitslosengeld?


Prozent der Wohn­
bevölkerung lebten
2017 in einem Haus­
halt, der von Armut
betroffen war. Das sind
rund 675 000 Personen.
Die Armutsgrenze lag
für eine Einzelperson
bei 2259 Franken pro
Monat und für einen
Haushalt mit zwei Kin­
dern unter 14 Jahren
bei 3990 Franken.
Am häufigsten trifft
es Singles, Allein­
erziehende mit min­
derjährigen Kindern,
weniger gut Gebildete
und Arbeitslose. Auch
über 65­Jährige sind
stark gefährdet – vor
allem wenn sie allein
leben. Seit 2014 steigt
die Armutsquote in der
Schweiz stetig an.
CARLOS PÉREZ
QUELLE: BUNDESAMT FÜR STATISTIK

JURISTENDEUTSCH


8,2


IN ZAHLEN


Fachbereich Arbeit

Gitta Limacher,
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