Beobachter - 13.09.2019

(nextflipdebug5) #1

FOTOS: PD, RENÉ RUIS/KEYSTONE, 123RF


D


ie 13-jährige Yuki Mangold ge-
hört zu den besten Kunstturne-
rinnen ihres Alters. Sie ist im
Schweizer Nachwuchskader und be-
sitzt eine nationale Talent-Card. Etwa
28 Stunden pro Woche trainiert die
Oberstufenschülerin aus Wangen-Brüt-
tisellen im Regionalen Leistungszen-
trum in Rüti ZH. An einzelnen Tagen
steht zuerst Schule auf dem Programm,
dann Training, wieder Schule und
nochmals Training. Bei einer Stunde
Weg zwischen Schule und Trainingsort
wäre das nicht zu schaffen. «Yuki käme
so auf eine 78-Stunden-Woche», sagt
Mutter Karin Mangold.
Zum Glück gibt es in Rüti gleich
neben dem Sportzentrum ein Oberstu-
fenschulhaus. Dort hat man sich auf die
Kunstturnerinnen aus dem ganzen
Kanton Zürich eingestellt, viele Talente
besuchen sie. Weil sie keine kantonal
anerkannte Sportschule ist, müssten
die Wohngemeinden der auswärtigen
Sportstudentinnen das Schulgeld
eigentlich nicht übernehmen. Sie tun
es trotzdem. Alle – ausser Wangen-
Brüttisellen.

Die Gemeinde macht ihre Unter-
stützung vom steuerbaren Einkommen
der Eltern abhängig. Ab über 120 000
Franken ist Schluss mit Sportförde-
rung, die Eltern müssen das Schulgeld
von derzeit 17 600 Franken pro Jahr
selber zahlen. Karin Mangold findet das
ungerecht: «Schliesslich bezahlen wir
in Wangen Steuern und finanzieren
somit auch die öffentliche Schule mit.»

«Die fairste Lösung.» Uwe Betz, Schul-
präsident von Wangen-Brüttisellen,
sieht die Sache anders. Man habe sich
letztes Jahr für diese Regelung ent-
schieden. «Es ist die fairste und sozials-
te Lösung, um unsere Sporttalente auf
freiwilliger Basis zu fördern.»
Juristisch gesehen ist Wangen-Brüt-
tisellen im Recht. Gemeinden sind nur
verpflichtet, eine der beiden anerkann-
ten Kunst- und Sportschulen im Kanton
zu bezahlen. Im Fall von Yuki Mangold
läge die nächste in Uster. Die kostet so-
gar 2200 Franken mehr pro Jahr. Doch
wegen des Wegs kommt auch diese
nicht in Frage – Glück für die Gemeinde.
TEXT: CONNY SCHMID | FOTO: PASCAL MORA

Es ist ein Triumph
der Schweizer
Diplomatie.
Aussenminister
Ignazio Cassis
reiste eigens nach
Mosambik zur
Unterzeichnung des Friedens-
vertrags. Dieser beendete einen
jahrzehntelangen Krieg mit fast
einer Million Toten. Den Vertrag
eingefädelt hatte Botschafter
Mirko Manzoni. Anderthalb Jahre
vermittelte er zwischen Rebellen
und Regierung, besuchte per Töff
und in langen Fussmärschen
30-mal das Hauptquartier der
Rebellen, riskierte sein Leben.
Das EDA belohnte ihn dafür
mit einem Büroposten in Bern.
Jetzt ist Manzoni persönlicher
Gesandter von Uno-General-
sekretär António Guterres.

Eigentlich soll
Peter Patrik Roth,
Geschäftsleiter des
Berner Matratzen-
herstellers Roviva
Roth & Cie, für
guten Schlaf sorgen.
Seine Sympathien für die äus-
serste Rechte kann den aber
durchaus rauben. Roth, der mit
Kleidung des russischen Neo-
nazi-Labels White Rex posiert,
besitzt mit Pnos-Mann Florian
Gerber eine Firma, die solche
Produkte vertreibt. Peter Patrik
Roth zeigte sich auch schon
mit dem Sujet der «schwarzen
Sonne», einem Erkennungs-
zeichen unter Neonazis. Mit
dem Gründer von White Rex,
dem rechtsextremen russischen
Kampfsportler Denis Nikitin,
ist er persönlich bekannt.

COURAGE


BLAMAGE


SCHULKOSTEN. Eine junge Kunstturnerin muss wegen des
Trainings ausserhalb ihrer Gemeinde zur Schule. Die zahlt
kein Schulgeld – 18 000 Franken bleiben an den Eltern hängen.

Hohe Hürden für


ein Sporttalent


Sie trainiert
28 Stunden
pro Woche:
Yuki Mangold

Beobachter 19/2019 7
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