Süddeutsche Zeitung - 06.09.2019

(Michael S) #1
interview:christofkneer

SZ:Herr Kimmich, IhreGeneration ist mit
der Dominanz der spanischenNational-
mannschaft aufgewachsen. Ist Ihnen über-
haupt bewusst, dass Ihr Gegner am Frei-
tagabend,die Niederlande, auch immer
eine große Fußballnation war?
Joshua Kimmich:Namen wievanNistel-
rooy,van Persie, Sneijder oder Arjen Rob-
benwaren natürlichjedemvon uns be-
kannt. Mit der früherenGeschichte des hol-
ländischen Fußballs haben wir uns aber
nicht so viel auseinandergesetzt. AlsJu-
gendlicher hatman den Spruch„Ohne Hol-
land fahren wir zur WM“ mitbekommen
(schmunzelt), aber daswarjainmeinerJu-
gendzeit nur 2002 derFall, und eben jetzt
erst 2018.Natürlich erinnereich michauch
an das WM-Finale2010, als Arjen gegen
Spanien diese große Chancevergeben hat.
Im Sommer 2010waren Sie15.
Ja,und generell haben dieNiederländer ja
gerade in meiner Zeit als jugendlicherFan
immer eine ganz gute Rollegespielt.Und
jetzt, als aktiverProfi, binichihnen zuletzt
häufiger begegnet, mit derNationalmann-
schaft in derNations League und der EM-
Qualifikation und mit dem FC Bayern ge-
genAjax Amsterdam.


IhreEindrückeauf demFeld?
Man merkt die holländische Schule immer
noch. Diesesaktive Mit-dem-Ball-spielen-
Wollen,Positionswechselund dieseständi-
ge Bewegung im Spiel, das ist schon sehr
besondersund hat hohe Qualität. Das ist
für einenGegner nicht einfach,wenn ein
Stürmer wieMemphisDepayimmer wie-
der seinePositionverlässt undman ihn im-
mer wieder neu suchen muss.Undhinten
haben sieeben VirgilvanDijk und Matthijs
de Ligt, ihrezweiHünen, diesehr vielweg-
räumen.


VirgilvanDijk ist gerade Europas Fußbal-
lerdes Jahres geworden undkönnte nun
auchWeltfußballerwerden, und das als
Verteidiger.Wie beeindruckend ist dieser
Hüne auf demFeld?Fängt man an zu
zittern,wenn der bei einem Eckball nach
vornekommt?
Physisch ist er natürlich eineWucht.Wenn
manvordem steht, merkt man erst, wie
groß und breit er ist.Vorne ist er torgefähr-
lich, das haben wir sowohl beim FC Bayern
als auch in derNationalmannschaft schon
feststellen müssen,und hinten räumt er
mit seinerPhysis und seinemTempo fast
alles ab.Ichmuss eines aber auch sagen:
VanDijk ist eher ein klassischerVerteidi-
ger,rein fußballerisch findeichNiklas Süle
zumTeil besser.Mir gefällt bei ihm zum
Beispiel seinAufbauspiel besser.
DasGutefürSieist:WennvanDijkbei
einem Eckball nachvornekommt, sind
Sie nicht zuständig.
Das stimmt.Ichsicheredann eher den
Raum ab.


In derNationalmannschaft spielen Sie seit
Herbstfixauf der Sechserposition im zen-
tralen Mittelfeld. Kann man das Spielvon
dort anderslesen als in der Rolle des
Rechtsverteidigers?
Man nimmt das Spielvöllig anderswahr.
Als Rechtsverteidiger kriegt man den Ball
zugespielt, hat das Spielvorsichund die
Seitenlinieals Begrenzung neben einem.

Das ist ein viel schmalererFokus. Im Mit-
telfeldhat man Druckvonhinten, Druck
vonvorn, Druckvonder Seite, man ist im-
mer mittendrin, kannvonüberall ange-
spieltwerden und das Spiel auch in alle
Richtungenfortsetzen. Deshalb ist die Mit-
tel feldrollemental auch vielanstrengen-
der,finde ich, man muss sich ständig orien-
tieren. Als Rechtsverteidiger kann es sein,

dass man mal zwei, dreiMinuten nicht in
dieNähe des Balleskommt.Undrechts hin-
ten gibt’sauch häufiger ähnliche Spielsi-
tuationen, manchmal denkeich bei dieser
oder jener Szene: Daskenneichdoch, das
hatteichdoch schon mal.
Sie sind imMoment eine Art Mischwesen:
in derNationalmannschaft im Zentrum,
beim FC Bayern meistens rechts hinten.

Wieschwer ist es, sich bei so unterschiedli-
chen Positionsprofilen ständig umzustel-
lenund trotzdem dieQualität im eigenen
Spiel zu erhalten?
Rechts hinten zu spielen, fällt mir imMo-
ment mentalrelativleicht,weil ichdadie
letztenzweiJahrekonstant gespielt und
konstant trainiert habe.Aufder Sechs ist
daskomplexer. Ichhab’bei Bayern zuletzt
ja auch zweimal da gespielt,einmal davon
ganz kurzfristig,weil Thiagosichverletzt
hatte. Da muss man sich dann erst mal
kurzmal schütteln und braucht im Spiel
manchmal ein bisschen, um sich zurecht-
zufinden: Aha, stimmt, da sind die Räume,
da mussichhin.
Sie hatten den Rollenwechsel auch schon
mal andersrum.
Ja,unter Carlo Ancelotti hab’ich bei Bay-
ern zentral gespielt und bei derNationalelf
rechts hinten. Aber da fiel dieUmstellung
vomVerein zumDFBleichter als jetzt:
Rechts hintenfindet man schnell rein ins
Spiel, man kann sich auch mal ohneGeg-
nerdruck akklimatisieren und dieBälle
mit mehr Ruhe hintenrausspielen. Im Zen-
trum ist sofort Druck da, da geht das nicht.

Sie bekommen dieFrage häufiger
gestellt, aber imMoment drängt siesich
wieder ganz besondersauf: Wospielen Sie
lieber?Müsste nicht selbst ein Spitzen-
spieler wie Sieallmählich mal einefeste
Heimatfinden–oderkönnte das auch
eine Karriereperspektiveund vielleicht
sogar ein Alleinstellungsmerkmal sein:
immer wieder,jenach Mannschaft und
Bedarf, hin- und herzuhüpfen?
Ichfühle mich imMoment auf beidenPosi-
tionen sehrwohl, undichbin auch noch
jung genug, umvonden Wechseln noch zu
profitieren.Unterschiedliche Profilezube-
herrschen, macht mich als Spieler imMo-
ment sicher nochkompletter.Aber das soll
keine Dauerlösung sein. Mittelfristig ist es
mein Ziel, dauerhaft auf der Sechs zu lan-
den.Ichglaube, dass es mir dann auch mal
guttut, auf einerPosition zu bleiben.
Sie gelten als eine Art Klassensprecher
der 1995/96er-Jahrgänge, dieinder Natio-
nalmannschaft allmählich in dieVerant-
wortung rücken. Ist dieSechserposition
fürSie auch hierarchisch einVorteil?
Führt man auf der Sechs besser?
Das glaubeich, ja. Man hat auf demPlatz
einfach mehrKontakt zu jedem einzelnen
Mitspieler,man hat dieJungs um sich rum
und kann mehr Einfluss nehmen. Rechts
hinten ist das anders. Bei Bayern hatteich
etwaimSpiel jahrelang kaumAustausch
mit FranckRibéry.
Weil der links vorne spielt.
Ja,quasi genau entgegengesetzt. Im zentra-
lenMittelfelddagegen kann manleichter
Einfluss nehmen, auf die Mitspieler und
auf mannschaftstaktische Dinge. Im Zen-
trum seheichambesten,wann ichwelches
Kommando geben muss.

Beim DFB teilen Siesich das Zentrum zu-
meist mitToni Kroos.Wie istdadie Auftei-
lung? Spielen Sie eher den defensiven und
Toni Kroos den offensivenPart?
Ichfinde, wir ergänzen uns gut.Toni hat ei-
ne beeindruckende Ruhe in seinem Spiel
und eine extreme Ballsicherheit, wenn
man ihm unter Druck den Ball rüberspielt,
kann man davonausgehen, dass man hin-
terher weiter im Ballbesitz ist.Ichbin der
etwas aggressivere Spielertyp,vor allem ge-
gen den Ball. Das passt gut.
Sowohl beim FC Bayern als auch in der
Nationalelf ist vielvonUmbruch dieRede.
WasmeinenSie:Welche Ihrer beiden

Mannschaften ist auf demWegindie Zu-
kunft schon weiter vorangekommen?
Gefühlt würdeichsagen: dieNational-
mannschaft. Sie hat da einfachein Jahr Vor-
sprung, derUmbruch kam zwangsläufig
nach der WM 2018. Bei Bayern ist der Pro-
zess naturgemäß ein stetiger und sicher-
lich nun auch einschneidender,weil Spie-
lerden Klubverlassen haben, die ihn über
eine sehr lange Zeit geprägt haben.
In einem Dreivierteljahr beginnt das erste
große Turnier nach demVorrunden-Aus
vonWatutinki.Wieweit ist diejunge deut-
scheNationalmannschaft schon?Kann sie
schon wieder um den Titel mitspielen?
Wenn ichmich an meine Kindheit undJu-
gend zurückerinnere, dann fällt mirkein
Turnier ein, zu dem Deutschlandnicht min-
destens als Mitfavorit gefahrenwäre.Das
muss wieder sowerden. Klar gibt es ande-
re gefährliche Mannschaften, dieHollän-
der,die Franzosen, die Spanier sowieso,
auch dieEngländer und dieimmerunange-
nehmenItaliener–aber mitunsererQuali-
tätzähleichuns auchzumFavoritenkreis.
WennichunsereMannschaft anschaue,
seheichextremesPotenzial. Der nächste
Schritt muss sein, eskonstant auf den
Platz zu bekommen. Wir müssen häufiger
an unser Limitran.

Da spricht jetzt der Klassensprecher.
Serge Gnabry undJulian Brandt haben
kürzlich erzählt, dass Sie ein berüchtigter
Whatsapp-Kritiker seien–Sie schicken
den MitspielernNachrichten, loben oder
bewerten ihre Leistungen. Lassen diesich
das gefallen?
Ichbewerte das nicht im klassischen Sin-
ne,ichbin ja nicht der Online-Trainer.Ich
freueich mich halt über die Entwicklung
vonSpielern wiezum BeispielvonJule
Brandt oder Kai Havertz, und dann schick
ichihnen ab und an eineNachricht. Oder Ti-
moWerner: Ihm habeichjetzt gesagt, dass
sein Spiel amvergangenenWochenende in
Gladbach das bestewar, dasichjevon ihm
gesehen habe.UndTimokenneichschon,
seit wir zwölf sind.
DerJahrgang 95/96ist eineverschwore-
ne Gemeinschaft?
Es ist fürsInnenleben derNationalmann-
schaft sicher einVorteil, dass wir uns alle
gutverstehen und schon viel miteinander
erlebt haben.Auch Niklas Sülekenneich,
seit wir zwölf sind, wir haben jahrelang ge-
geneinander gespielt,mit Jule Brandt bin
ichU19-Europameister geworden, mit Le-
on Goretzka habeichbei der U21 gemein-
sam auf der Sechs gespielt, auch Leroy Sa-
né kenneichvon da.

Istdas eigentlich okayfür Sie,wenn man
Sie den Klassensprecher der 95/96er
nennt, oder nervtSie dieses Führungs-
thema allmählich?
Ichmöchte jaVerantwortung überneh-
men, aber Klassensprecher trifft denKern
nicht. Es geht ja nicht darum, speziell den
95/96er-Jahrgang hervorzuheben–dieser
ist nur einTeil derNationalmannschaft.
Wiedie ganze Mannschaft noch besserwer-
den kann, darüber macheichmir sehr vie-
le Gedanken und bringe meineIdeen ins
Team ein. Seite 28

Dank des ehemaligen Uefa-Präsidenten
MichelPlatinifindet die EM 2020in13Län-
dern statt.Favoritengibt es fast ebenso vie-
le.Gehören die Deutschen und dieNieder-
länder dazu?Das wissen sie selber nicht so
genau, beideNationalteams befinden sich
in einemmassivenUmbruch. Trotzdem
müssen dielogistischen Fragen (Flüge,Ho-
tels)schon jetzt geklärtwerden.Vordem
Duell der beiden sich selbst nochrecht ge-
heimenFavoriten ist dieSZgern behilflich
und stellt den Reisebüros derVerbände im
direktenVergleich derewigen Widersa-
cher eine unbestreitbare und–für dieses
Gewerbe ungewöhnlich–unbestechliche
sportliche Analysezur Verfügung.
Obwohl Platini nicht mehrUefa-Chef ist
und sich wie ReinhardGrindel,Wolfgang
Niersbach und Sepp Blatter im Funktio-
närsexil imHöllentalbefindet, trägt die
amtlicheTauglichkeitsplakette seinenNa-
men. DiebronzenePlatini-Plakette zeigt
diesportlicheTauglichkeit für die zweiwö-
chigeVorrunde an, die silberne empfiehlt
immerhin Reisedispositionen bis zum Vier-
telfinale, das goldene Gütesiegellegt früh-
zeitigeReservierungenfür Halbfinale und
Endspiel im teuren London nahe.


Tor
Im niederländischenTor stehtJacobus
AntoniusPeter Cillessen, das klingt fast
noch besser als Marc-Andréter Stegen.
Aber dieWahrheit ist:HollandsNummer
eins, Cillessen,warbeim FC Barcelona nur
dieNummer zwei,während dieNummer
eins des FC Barcelona, ter Stegen,bei
Deutschland nur dieNummerzwei ist.
Mehr muss man nicht wissen, oder?Außer
natürlich, dass Cillessen jetzt beim FCVa-
lencia dieNummer eins ist, immerhin.


ReiseoptionDeutschland:GoldenePlati-
ni-Plakette in doppelter Ausfertigung
dank der beidenWeltklassekeeper Manuel
Neuer und ter Stegen. Extrapluspunkt: Der
dritteTorwart Bernd Leno (FC Arsenal),
der in London zuhausewohnen kann.
Reiseoption Niederlande:SilbernePlati-
ni-Plakette. Reicht für Baku, Bukarest und
Bilbao–Reisezieleauf Valencia-Niveau.


Abwehr
Das muss man unbestechlichzugeben:
Mathijs de Ligt, 20, und VirgilvanDijk, 28,
bilden die besteniederländischeInnen-
verteidigung seit den Zeiten mit Frank
Rijkaardund RonaldKoeman. Der eine –
de Ligt, neuerdingsJuventus Turin–ist
auf demWegzumWeltstar,der andere –
vanDijk, FC Liverpool–ist schon einer.
Das kann manvonMatze Ginter undNiki
Sülenoch nicht sagen.Auch nichtvonToni
Rüdiger(zurzeitverletzt)und Jona Tah (Le-
verkusen). „Scheromm“(OriginaltonJogi
Löw) Boateng und MatzeHummelswaren
malWeltstars, wurden aber deshalbvom
Bundestrainer insWeltstarexil geschickt.
DieAußenverteidiger beiderNational-
mannschaften habenkein Weltstar-Prädi-
kat, hiersteht’s unentschieden(einNullzu-
null der besseren Sorte immerhin). Sind
dieNiederländervon daheraus(Original-
tonHuub Stevens)insgesamt imVorteil?
Hm. Selbst mit Rijkaard undKoeman ha-
ben sie1990bei der WM imAchtelfinalege-
gen Deutschlandverloren. Im EM-Halbfi-
nale1988reichte es zwar zu einem 2:1-Sieg
–aber das ist schon lang her.

Reiseoption Deutschland:SilbernePlati-
ni-PlakettederbesserenSorte,dankSüle.
ReiseoptionNiederlande:GoldenePlati-
ni-Plakette dank de Ligt undvanDijk,
zumal Letzterer kostengünstig aus
Liverpoolpendeln kann.

Mittelfeld
Deutschland kann es sichleisten, einen
künftigenWeltfußballer auf die Bank zu
setzen. Kai Havertz spielt eine zentrale Rol-
le in Leverkusen, aber noch nicht in der
Nationalelf, in der stattdessen Spieler aus
München(Joshua Kimmich), Madrid(Toni
Kroos)und Manchester (IlkayGündogan)
spielen. „In den nächstenJahren wirder
sich durchsetzen“, sagte LöwamDonners-
tag über Havertz.Konfliktpotenzial be-
steht durch die SonderstellungvonKroos,
der zuletzt das Privileg genoss, sich nicht
zu jedem Spiel bequemen zu müssen–und
trotzdem den Stammplatz für selbstver-
ständlich zu halten.Kroos hat dieGefahr er-
kannt:Künftig will er auf das Privilegver-
zichten.
Hollands Havertzheißt FrenkiedeJong,
22, und spielt nicht mehr bei einer Art Le-

verkusen (Ex-Klub:Ajax Amsterdam), son-
dern beim FC Barcelona.Aufseinen jun-
gen Schultern liegt schon sehr viel,viel-
leicht zu vielVerantwortung. Immerhin as-
sistiert ihm der Champions-League-Sie-
gerGeorginioWijnaldum, der dieMentali-
tät und Wettkampfhärte einesJürgen-
Klopp-Spielershat undweitaus häufiger
grätscht und sprintet alsToni Kroos(was
aberauch nicht so schwerist).
Reiseoption Deutschland:Für die End-
rundengarantieinLondon fehlendie alten
englischen Tugenden:Kopfball-und Zwei-
kampfstärke,Intensität.Wersichert im
hinteren Mittelfeld die Innenverteidiger
Matze Ginter undNiki Süle? Immerhin ver-
fügt LöwüberweitereVariationsmöglich-
keiten, die ihm LeonGoretzka oderJulian
Brandt bieten.Außerdemfür diedefensive
Abteilung EmreCan, ein ehemaliger Klopp-
Spieler. Insgesamt: GoldenePlatini-Plaket-
te, allerdings mit silbernerKehrseite.
Reiseoption Niederlande:SilbernePlati-
ni-Plakette. Mit einerAutorität wieWesley
Sneijder würde der Oranje-Anstrich noch
etwas mehrleuchten. Aber Sneijderhat die
Karriere beendet.

Sturm
DieDeutschenverfügen über eine ausge-
zeichnete holländische Sturmreihe: schnel-
le und klassische Flügel, ständige Bewe-
gung, hoheVariabilität. Allerdingsfehlt ih-
nen der typische holländischeNeuner,und
der originaledeutscheNeuner sowieso
(keinvanBasten,vanNistelrooy, vanHun-
telaar, vanPersie;kein Gerd Müller,kein
Hrubesch,kein Klinsmann,kein MiroKlo-
se). Aber in der neuenFormation mussJogi
vanLöwimmerhin auch nicht mehrauf
einen falschenNeuner wie MarioGötze zu-
rückgreifen. Dieschnellen und jungen
Serge Gnabry,TimoWerner und Leroy Sa-
né (zurzeitverletzt)machen aus der Abwe-
senheitvonklassischenNeunern ein Lu-
xusproblem, zumal noch Marco Reus zur
Verfügung steht. Es sindvorallem diese
Spieler,die dazu beitragen, denUmbruch
gut und zeitgemäß aussehen zu lassen.
Die Frage ist: Reicht das?Werstürmt,
wenn dieVerletzungvonLeroy Sanéplötz-
lich ansteckend ist? Dahinter gibt’snoch
LucaWaldschmidt aus der Fußball-Haupt-
stadtFreiburg(der aktuelleBundestrainer
Löw, der künftigeDFB-Chef FritzKeller,

der aktuelleCo-Trainer und mögliche
künftigeBundestrainer MarcusSorg, Ex-
SC-Profi Matze Ginter), und es gibt noch
den, wieviele meinen, formstarkenKevin
Volland. Löwhingegen meint: „Da weißich
schon,waserkann undwasernicht kann.“
AusLöwsMund ist das so etwas wie die
Höchststrafe: lebenslänglich draußen.
DieNiederländerverfügen über eine
ausgezeichnete holländische Sturmreihe:
schnelleund klassische Flügel, ständige
Bewegung, hoheVariabilität. Allerdings
fehlt ihnen der typische niederländische
Neuner,und der originaledeutscheNeu-
ner sowieso.Umständehalber stürmen für
Holland zurzeitkeine großenNamen, es
stürmt eher die alte holländische Schule.
In der sieht dannRyan Babel, 32,plötzlich
aus, alswürde er nichtfür Galatasaraystür-
men, sondern mindestens für Chelsea oder
Inter oder so. Immerhin habendie Hollän-
der auf der Bank noch einen Kluivert sit-
zen, allerdings nur den Sohn(Justin).

Reiseoption Deutschland:Für die golde-
ne Platini-Plakette reicht’s noch nicht.
Stattdessen gibt’svielleicht diePla-Teenie-
Plakette?
ReiseoptionNiederlande:Definitivkein
Gold, aber Oranje.

Trainer
RonaldKoeman, 56, hat als Spieler eine
glanzvolle Karriere hintersich, erwarviele
Jahrebeim FC Barcelona. Allerdings hat er
nieinder Fußball-Hauptstadt Freiburgge-
sp ielt –andersals Jogi Löw, 59, der in Frei-
burgschon mit LeroySanésVater Souley-
man gemeinsam stürmte. Löwist als Trai-
nerWeltmeister,Koemannicht mal als
Spieler.Dafür istKoeman auch nieinWatu-
tinki ausgeschieden.

Reiseoption Deutschland:GoldenePla-
kette mit dem WM-Löw von2014. Mit dem
WM-Löw von2018 ist im EM-Quartier in
Herzogenaurach Endstation.
ReiseoptionNiederlande:Koemanwar
andersals Löwschon mal Europameister
(1988), aber das ist viel zu lange her.
christofkneer,philippselldorf

„Esist fürs Innenleben sicher
einVorteil,dass wir uns alle
gutverstehen und schon viel
miteinander erlebt haben.“

DEFGH Nr.206,Freitag ,6.September2019 HF2 27


Die silberne Kehrseite vonvan Dijk und vanLöw


Werkann schon mal für die EM-Endrunde 2020 inLondon planen?Die alten Rivalen Deutschland und Niederlande im unbestreitbaren und unbestechlichenVergleich


„Wir müssenhäufiger


an unser Limit ran“


BeimFCBayernrechtshinten, in der NationalelfimZentrum:
Vordem Länderspielgegen dieNiederlande sprichtJoshuaKimmichüber seine
Rollenwechsel auf dem Platz,über dieTitelchancen bei derEM–
und er erklärt,warumerseine Mitspieler gerne perWhatsapp lobt

SPORT

Zupackend: Der beiMönchengladbach spielendeInnenverteidigerMatthias Ginter
lässt dem Esten Sander Puri keinen Raum zum Laufen. FOTO: TEAM2/IMAGO

Imposant:Virgilvan Dijk(hier gegenHummels&Co. imHerbst 2018)war schonder
Schrecken desDFB-Teams, bevorerEuropas Fußballerdes Jahres wurde.FOTO: IMAGO

Deutschlandnoch Zweiter
EM-Qualifikation:die deutscheGruppeC

Estland–Weißrussland Fr.18.00
Deutschland–Niederlande RTL/Fr.20.45


  1. Nordirland 4400 7:2 12

  2. Deutschland 3300 13:2 9

  3. Niederlande 2101 6:3 3

  4. Weißrussland 4004 1:9 0

  5. Estland 3003 1:12 0
    9.9.:Nordirland–Deutschland (in Belfast).


„Gefühlt würde ich sagen:Die Nationalmannschaft ist mit demUmbruchschon weiter
vorangekommenals der FC Bayern“:JoshuaKimmich, 24, spieltseit 2015 inMünchen und
gab 2016 sein Debüt in derNationalelf(42Länderspiele).FOTO:A.HASSENSTEIN/GETTY
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