Spektrum der Wissenschaft - 07.2019

(Jeff_L) #1
schwersten und sich am schnellsten ausprägenden Usher-
Syndrom vom Typ 1 sind Mutationen in fünf verschiedenen
Genen beteiligt, darunter der Erbanlage USH1C, die für das
Protein Harmonin codiert.
In den zurückliegenden Jahren hat das Team um
Gwenaëlle Géléoc all diese Puzzleteile zusammengefügt.
Sie und ihr Ehemann, der HNO-Arzt Jeffrey Holt, produzier-
ten zusammen mit weiteren Forschern eine AAV-Variante
mit maßgeschneiderter Virushülle. Sie entfernten mehrere

Erbanlagen aus dem Genom des Virus, die mit seinem
Fortpflanzungszyklus zu tun haben, und ersetzten sie durch
intakte Versionen des Gens USH1C. Zudem führten sie
einen so genannten Promotor ein – eine DNA-Sequenz, die
dafür sorgt, dass USH1C in den Haarsinneszellen abgelesen
wird. Als die Forscher das Genkonstrukt mit Hilfe des Virus
in die Zellen eingeschleusten, produzierten diese in großer
Menge intakte Harmoninmoleküle, so dass sie ihre norma-
len Zellfunktionen wieder ausüben konnten. Die Haarsin-

4.
Dort infizieren
die AAV sowohl
innere als auch
äußere Haar-
sinneszellen
und laden ihre
Genfracht in
diesen ab.

5.
Das Einbringen der intakten Genversionen versetzt die Zellen (wieder) in die Lage,
ihre Funktion im Innenohr auszuüben. Für einen unbeeinträchtigten Hörsinn sind
beide Zelltypen erforderlich: sowohl innere als auch äußere Haarsinneszellen.

3.
Die Viren mitsamt
ihrer Genfracht
werden ins Innenohr
des Patienten
gespritzt.

EMILY COOPER / SCIENTIFIC AMERICAN DEZEMBER 2018; BEARBEITUNG: SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT


äußeres Ohr

Mittelohr

Innenohr

innere
Haarsinneszelle

äußere
Haarsinneszelle

defekte
Haarsinneszellen

mutiertes
Gen

Bündel von Haarsinnes-
zellen, das auf Grund
mutierter Gene nicht
richtig ausgebildet ist

Proteine

repariertes
Bündel von
Haarsinneszellen

intaktes
Gen funktionierende
Haarsinneszellen

intaktes
Gen
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