Spektrum der Wissenschaft - 08.2019

(Ron) #1

ÄSTHETIK


MATHEMATISCHE


KUNST


Aus der Mathematik in-
spirierte Bilder und Skulp-
turen entfalten ihre atem-
beraubende Schönheit.

Stephen Ornes ist
Wissenschaftsjournalist
in Nashville, Tennessee,
und schreibt unter
anderem für »Scientific
American« und »New
Scientist«.

 spektrum.de/artikel/1654772

ROMAN VEROSTKO


Manchester Illuminated
Turing Machine, #23 (1998)

Der US-Amerikaner Roman Verostko machte in den
1940er Jahren eine Kunstausbildung, wurde Priester,
verließ diesen Beruf wieder, heiratete, zerlegte Com-
puter und lernte in BASIC zu programmieren. Er ist
einer der Ersten, der seine Werke mit selbst entwi-
ckelter Software erzeugte, und zählt daher zu den
Pionieren der »algorithmischen Kunst«.
Als Verostko 1998 das Buch »The Emperor’s New
Mind« des berühmten Physikers Roger Penrose las,
ließ ihn ein darin beschriebener Aspekt nicht mehr
los. Penrose definiert in seinem Werk eine universelle
Version der nach dem britischen Wissenschaftler
Alan Turing benannten Maschinen, die die Arbeits-
weise eines Computers modellieren. Ihre universelle
Version sollte Penrose zufolge jede Funktion einer
spezialisierten Turing-Maschine nachahmen können.
Demnach kann eine universelle Turing-Maschine
(UTM) alles berechnen, was berechenbar ist. Dieses
Konzept begeisterte Verostko außerordentlich.
Daher entschied er, dass die UTM eine prachtvolle
Aufmachung verdient. Wegen seiner theologischen
Studien orientierte er sich dabei an handschriftlichen
mittelalterlichen Texten, die aufwändig mit goldenen
und silbernen Illustrationen verziert sind. Mit einem
Plotterstift schuf Verostko die abstrakten Figuren, mit
denen er die binäre Definition der UTM – eine lange
Folge aus Nullen und Einsen – geschmückt hat.
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