MITTELSTAND
Gesicht des Autos“, sagt Pfannstiel. „Sie
geben ihm seinen Charakter und entschei-
den maßgeblich darüber, ob das Modell
gekauft wird oder nicht.“ Auch die Frauen
von wilhelm-plastic verleihen dem Porsche
sein unverwechselbares Aussehen.
Das Unternehmen liefert seine Pro-
dukte in 16 Länder auf vier Kontinenten.
Obwohl Kunststoffe wegen der Umwelt-
debatte einen eher schlechten Ruf haben,
steigt der Umsatz der Branche stetig. Im
vergangenen Jahr lag er bei rund 65 Mil-
liarden Euro. Wilhelm-plastic wächst
ebenfalls, weil es regelmäßig in seine
Fabrik investiert. Zuletzt wurde sie
um neue Hallen erweitert.
Ihre entscheidende Nische
sieht Pfannstiel in hochwerti-
gen Konzepten und guter Kun-
denberatung. „Werkzeuge für
den Spritzguss kosten je nach-
dem mehrere Hunderttausend
Euro. Da ist es besonders wich-
tig, vorher geschickt beraten zu
können.“
Das Unternehmen wurde 1958 von
Pfannstiels Großvater Oskar Wilhelm
gegründet und stellte zunächst Tasten
für Telefone und Waschmaschinen her.
1972 wurde es verstaatlicht und ging im
VEB Berlinplast auf. Wilhelms Sohn Rei-
mer gründete nach dem Mauerfall am
- Juli 1990 die wilhem-plastic. Die DDR-
Zeit prägt die Fima bis heute. „Unser
Leitspruch ist ‚Wir lösen es – unkompli-
ziert‘“, sagt Pfannstiel. „Dabei hat das
Wir historisch für uns noch eine andere
Bedeutung.“ Lösungen werden im Team
gesucht, die Hierarchien sind flach. Jeder
hat eine Stimme.
Wie andere Firmen sucht wilhelm-plas-
tic Nachwuchs. „Wir merken, dass gerade
die junge Generation andere Dinge for-
dert, als wir sie einst gefordert haben“,
sagt Jana Pfannstiel. Darauf müsse man
reagieren. „Das Angebot zur Schichtar-
beit und die Haltung eines Familienun-
ternehmens ermöglichen uns
aber, auf die allermeisten
Wünsche der Arbeitneh-
mer einzugehen.“n
JANINA ZILLEKENS
DIE FIRMA wilhelm-plastic
GRÜNDUNG 1958 in Floh-Seligenthal
UMSATZ 10,9 Millionen Euro
MITARBEITER 90
KUNDEN Audi, Porsche, Mercedes, Peugeot u. a.
Made in
Germany
Der Mittelstand
im FOCUS
SERIE, TEIL 16
52 FOCUS 35/2019
Kunststoffhersteller wilhelm-plastic beliefert alle großen
Autobauer. Ein Erfolgsgeheimnis? Hier arbeiten vor allem Frauen
Porsches weibliche Seite
W
enn es um Frauenquoten in
der Wirtschaft geht, zuckt
Jana Pfannstiel, 50, nur mit
den Schultern. In ihrem Be-
trieb sind Frauen deutlich
in der Mehrzahl. 70 der 90 Mitarbeiter
sind weiblich. Und das in einer Branche,
in der eigentlich Männer dominieren.
Pfannstiel ist Chefin von wilhelm-plas-
tic, einem Kunststoffverarbeiter aus Thü-
ringen. Ähnlich wie in der Metallindus-
trie ist auch im Kunststoffgewerbe im
Durchschnitt nur jede vierte Stelle mit
einer Frau besetzt. „Wir produzieren
Designteile für Autoscheinwerfer“, sagt
Pfannstiel „Dafür braucht man Finger-
spitzengefühl, Geduld und einen Sinn
für das Visuelle. Frauen können das ein-
fach besser.“ Sie stellen unter anderem
Gummidichtungen her, entwerfen Werk-
zeugkonzepte für den Kunststoff-Spritz-
guss, veredeln Oberflächen, fertigen und
montieren Bauteile.
Seit 2003 produziert der Zulieferbe-
trieb vor allem Designteile für Schein-
werfer. Zu den Kunden zählen alle
großen Autohersteller. Die Zusam-
menarbeit mit Porsche für den
neuen Macan ist aktuell
das prestigeträchtigste
Projekt. „Die Front-
scheinwerfer sind das
Erfolgsduo
Gemeinsam mit ihrem Bruder
André Wilhelm, 45, leitet
Jana Pfannstiel seit 2014
das Kunststoffunter-
nehmen wilhelm-plastic
Design-Ikone Teile des Porsche Macan kommen von wilhelm-plastic