Seit 50 Jahren ist
der Jazz des Art En-
semble of Chicago
sehr ungebunden.
Wer mal nachhören
will, was wir meinen,
steuere beim Streamingdienst das
„Theme de Yoyo“ von 1970 an. Das
Ensemble musiziert zwischen Schön-
heit und tonalem Chaos und tönt,
als bringe es das prachtvoll errichtete
Klanggebäude mutwillig zum Ein-
sturz. Das ist bis heute so geblieben:
Zum Geburtstag schenkt es uns „We
are on the Edge“, ein Doppelalbum,
das alle, die den Wohlklang suchen,
eher meiden sollten. Viele andere aber
werden sich nicht satthören können
an den Kompositionen, die frei sind, so
herrlich frei. 22222JAZZ
FOTOS: NBAE/GETTY IMAGES; UNIVERSAL PICTURES; REUTERS; UNIVERSAL MUSIC
Die große Stadt:
Stets lockt sie die
Musiker aus der
Provinz an, und wer
in Schwaben lebt,
der folgt oft dem Ruf
Berlins. Ilgen-Nur dagegen verschlug
es mit ihrer elektrischen Gitarre nach
Hamburg, aber nicht nur dort fand
sie mit ihren lässig hingeworfenen
Akkorden viele Freunde. Eine Tournee
lang wärmte sie das Publikum für To-
cotronic auf – das passte bestens. Nun
führt sie ihren Slacker Rock auf „Power
Nap“ vor, ihrem wunderbaren ersten
Album. Dazu singt die 23-Jährige von
ihrem Leben – sie hat selbst nachge-
zählt: Unter den etwa 1500 Wörtern
kommt 300 Mal „I“ vor. Was sie in den
zehn Songs nicht verrät: Sie zieht jetzt
auch in die Hauptstadt. 22222ROCK
Er hat zwar auch mal
mit frauenfeindli-
chen Sprüchen ange-
fangen, doch der
mittlerweile 47-jähri-
ge Common gilt
schon länger als Musterschüler des
Rap. Keine Gangster-Posen, keine
Bikinimädchen weit und breit. Dafür
scharfsinnige Texte über Religion und
Rassismus, Familie und, klar, die Liebe.
So auch auf seinem neuen Album „Let
Love“, angelehnt an seine Bestseller-
Memoiren, in denen er unter anderem
offenbart, dass er als Kind sexuell
missbraucht wurde. Common, der auch
viel im Kino auftaucht und der sowohl
Oscar, Grammy als auch Emmy gewon-
nen hat, macht dazu sehr entspannten
Hip-Hop mit Jazz- und Soul-Verzierun-
gen. Sehr liebenswert. 22222HIP-HOP
29.8.2019 111