Nennen wir es „Der Teufel trägt Prada“
im Fernsehmilieu. Emma Thompson
ist als TV-Talk-Legende Katherine
Newbury ähnlich unsympathisch und
frisiert wie Meryl Streeps Miranda
Priestley. Nachdem ihr eine talentierte
Nachwuchsautorin (US-Comedy-Star
Mindy Kaling) die Show und Karriere
gerettet hat, menschelt sie am Ende
auch richtig. Keine gravierenden
Überraschungen also in „Late Night“,
der dank seiner beiden Leading Ladies
knapp eine Etage über der Konfek-
tionsabteilung liegt. 22222
Was führt Rachel im Schilde? „Die
Agentin“ hatte für den israelischen
Geheimdienst Mossad in Teheran
spioniert, dann tauchte sie plötzlich
unter. Ein Jahr später meldet sie
sich zurück. Und will aussteigen. Un-
spektakulär, aber durchaus spannend
dröselt der Regisseur Yuval Adler
in seinem stellenweise überkompli-
zierten Thriller den Fall auf. Der Trumpf
seines Films ist Diane Krüger in der
Titelrolle, die mit ihrer nuan cierten
Vorstellung erneut zeigt, welch tolle
Schauspielerin sie ist. (^22222)
KINO
Er mischte in den Siebzigern mit seinen
Kumpels Coppola, Spielberg und
Scorsese das US-Kino auf – und kehrte
später nach Hits wie „Mission:
Impossible“ Hollywood den Rücken.
Seither dreht Brian De Palma mal mehr,
oft weniger gelungene Filme. „Domino“
zählt zu letzteren. Mit dem Thriller um
einen Kopenhagener Polizisten auf
der Jagd nach Terroristen bleibt er weit
unter seiner Klasse. Aber er macht
weiter – und plant einen Reißer über
den Weinstein-Skandal. 22222
DVD
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA
Think
Pink: Emma
Roberts, 28
Emma Roberts hat eine berühmte Tante – und die
Gabe, diese Tatsache einfach zu überstrahlen
Sein oder Nichte-Sein
gewachsen war. Sie hätte es lieber gesehen,
wenn die kleine Emma erst mal zur
Schule gegangen wäre und sich aufs Kind-
sein konzentriert hätte. Emma aber war
längst vom Schauspielvirus befallen, nach-
dem sie schon als Winzling über die
Filmsets ihrer Tante und ihres Vaters ge-
stromert war.
Heute zählt Emma Roberts zu den cools-
ten jungen Frauen im US-Kino. Fast 60
Rollen hat sie schon gespielt. In James
Francos gelungener Generationen-Studie
„Palo Alto“, der Serie „American Horror
Story“, aber auch in vielen Produktionen,
die eher nachrangig zu behandeln sind.
„Paradise Hills“ etwa, aktuell im Kino, eine
über ambitionierte, feministische Dystopie,
in der reiche Mädchen auf einer Insel zu
seelenlosen Zombies umerzogen werden.
Doch Emma besitzt die Gabe, selbst matte
Filme ein bisschen zum Strahlen zu brin-
gen. Da schimmert dann doch etwas von
ihrer Tante durch. Und mal ganz ehrlich:
Es gibt Schlimmeres. Bernd Teichmann
„Paradise Hills“ (^22222)
D
er Gag war gelungen. Blonde
Perücke, weißes Top, blauer Mini-
rock, schwarze Lackstiefel: Für
eine exklusive Halloween-Party
hatte sich Emma Roberts exakt
so als Bordsteinschwalbe aufge-
brezelt wie einst Julia Roberts in „Pretty
Woman“. 2012 war das, und man muss kein
Proseminar in Psychologie belegt haben,
um diesen Auftritt als ironischen Kom-
mentar zu deuten. Auf die hartnäckig an
ihr klebende Berufsbezeichnung „Julia
Roberts’ Nichte“ und die damit verbunde-
nen Nepotismus-Verdächtigungen.
Zu dieser Zeit hatte sich die Tochter von
Julias Bruder Eric Roberts aber schon
längst ihre eigene Karriere erarbeitet.
Mit zehn Jahren neben Johnny Depp im
Drogen-Drama „Blow“ debütiert, mit der
Jugendserie „Unfabulous“ Erfolg gehabt
und in mehreren Teenager-Filmen ihr
Talent bewiesen. Ohne schlaue Ratschlä-
ge aus der Familie. Und gegen den Willen
ihrer Mutter Kelly Cunningham, Produ-
zentin und Ex-Model, bei der sie auf-
112 29.8.2019
KULTUR
FILM