Der Spiegel - 31.08.2019

(lily) #1
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KAI LOEFFELBEIN / DER SPIEGEL

Die Augenzeugin

»Es wird galanter«


Den Müll wegzuschaffen ist traditionell Männer -
sache – in Hannover und Umgebung sollen nun auch
Frauen dafür begeistert werden. Helene Herich,
verantwortlich für die Unternehmenskommunikation
der regionalen Abfallwirtschaft, über die »Initiative
Trittbrettfahrerinnen«.

»In fast allen Jobs bei uns findet man mittlerweile Männer
und Frauen, auch bei der Straßenreinigung oder den Wert-
stoffhöfen und Deponien. Dass sich bei der Müllabfuhr
bislang keine Frauen beworben haben, hat sicherlich auch
damit zu tun, dass man auf den Wagen immer nur Männer
sieht. Dabei wären gemischte Teams prima: Frauen sind
oft kommunikativer, außerdem gehen sie weniger Risiken
ein, die Zahl der Arbeitsunfälle sinkt in gemischten Teams
langfristig. Auch der Ton verändert sich. Er bleibt zwar
eher rau und locker, wird aber trotzdem insgesamt galanter.
Wer sich für den Job interessiert, muss zupacken können,
ein Team entsorgt an einem Tag bis zu 16 000 Kilogramm
Abfall. Aber wenn eine Frau die Regale im Supermarkt auf-
füllt, arbeitet sie auch hart. Und die Bedingungen bei der
Müllabfuhr sind oft besser als in anderen Betrieben. Bezahlt
wird man nach dem Tarif im öffentlichen Dienst, zurzeit
liegt das Einstiegsgehalt ohne Sonderzahlungen bei monat-
lich 2488 Euro brutto. Und es muss ja niemand bei der Müll-
abfuhr bleiben, man kann sich innerbetrieblich weiterbilden.
All das wollen wir bekannter machen. 40 Frauen sind zu
unserem Speeddating gekommen, die jüngste war 18, die
älteste um die 60 Jahre alt, eine Paketzustellerin, eine Alten-
pflegerin, auch eine gelernte Malerin waren darunter. Unsere
Müllwerker und Verwaltungsleute saßen an Tischen, und
jede Interessentin hatte pro Gesprächspartner drei Minuten
Zeit für Fragen. Außerdem konnten die Frauen bei einem
Parcours Mülltonnen ziehen oder Altpapiersäcke werfen, um
zu spüren, wie schwer die sind. Das fanden auch die Ehe-
männer lustig, die mitgekommen waren. Einige haben ihre
Frauen ermuntert, sich zu bewerben. Ich fand es toll zu
sehen, dass sich da offenbar ein Rollenbild verändert. Am


  1. September endet die Bewerbungsfrist, dann wollen
    wir die ersten drei Stellen mit Müllwerkerinnen besetzen.«
    Aufgezeichnet von Katja Thimm


Deutscher Darth


Vader?


Der deutsche Regisseur
Werner Herzog, 76, ist in
den USA mehr für seine
Stimme als für seine Filme
bekannt. Die Kommentar-
texte seiner vielfach prämier-
ten Dokumentationen wie
»Grizzly Man« spricht er
gern selbst. Seine eckige Aus-
sprache und sein teutoni-
sches Timbre genießen
inzwischen Kultstatus. Mit
dieser Stimme versetzte Her-


zog gerade im kalifornischen
Anaheim Tausende »Star
Wars«-Fans in Verzückung.
Auf der Expo D23, einer
Messe des Disney-Konzerns,
wurde der Trailer zu der
»Star Wars«-Fernsehserie
»The Mandalorian« gezeigt.
Die einzigen Sätze im Trailer
werden von Herzog gespro-
chen. Als ihn die Fans in
Anaheim sagen hörten:
»Kopfgeldjäger ist ein kom-
plizierter Beruf. Nicht
wahr?«, brandete Jubel auf.
Seitdem wird diskutiert, wel-
che Rolle Herzog in »The
Mandalorian« spielen könn-
te. Auch Darth Vader, der
legendäre Schurke der »Star
Wars«-Filme, hatte nicht
zuletzt über seine Stimme
seine Bedrohlichkeit entfal-
tet. Die Fans werden sich
wohl gedulden müssen, bis
die Serie im November auf
dem neuen Streamingdienst
Disney Plus gezeigt und das
Geheimnis gelüftet wird. LOB

Kunst am Nagel


Die britische Sängerin
Dua Lipa, 24, gilt seit ihrem
vor zwei Jahren erschiene-
nen Debütalbum als kom-
mende Popqueen. Ihr Hit
»New Rules« wurde auf Spo-
tify mehr als eine Milliarde
Mal abgefragt. Mehr als
30 Millionen Abonnenten
verfolgen auf Instagram mit,
wie sie alle zwei Wochen das
Design ihrer Fingernägel
ändert und die Verzierungen
fast zu einer eigenen Kunst-
form erhebt. Nun erklärte


sie gegenüber der ameri -
kanischen »Vogue«, dass sie
aus der Not eine Tugend
gemacht habe. Als junge
Frau habe sie oft auf ihren
Nägeln gekaut. Umso mehr
freue sie sich nun über die
Kreativität ihrer Maniküre:
»Inzwischen liebe ich Nägel,
bin ein großer Fan.« Lipa,
auch Markenbotschafterin
für Yves Saint Laurent, arbei-
tet an ihrem neuen Album
und ist im Gespräch, für den
kommenden Bond-Film »No
Time to Die« einen Song bei-
zusteuern.LOB

SOEREN STACHE / DPA

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