UmsatzsteuerCannabis bringt dem Staat
Millionen ein
Der Staat hat 2018 durch medizi -
nisches Cannabis laut einer Hochrech-
nung des Apotheker-Spitzenverbands
fast 13,3 Millionen Euro Umsatz steuer
eingenommen. Ins gesamt wur-
den demnach in Deutschland
im vorigen Jahr 83 Millionen
Euro brutto damit umgesetzt.
»Der Bedarf an medizini-
schem Cannabis steigt und steigt.
Das freut den Fiskus natürlich,
weil die Staatskasse klingelt«, sagt der
FDP-Bundestagsabgeordnete Markus
Herbrand. Er hatte die Berechnungen
der Apotheker-Spitzenvereinigung ange-
stoßen, nachdem das Finanzministerium
ihm keine genauen Zahlen nennen konn-
te. In Deutschland darf medizinisches
Cannabis seit März 2017 auf Rezept
verordnet werden. Derzeit wird es unter
anderem aus Großbritannien, Kanada
und den Niederlanden importiert. Ende
2020 soll laut Bundesinstitut
für Arzneimittel und Medizin-
produkte erstmals in Deutsch-
land geerntet werden. Im
laufenden Jahr könnten die
Einnahmen durch Cannabis
noch höher liegen als 2018: Bis
Ende Juni sind den Verbands-
berechnungen zufolge bereits Cannabis-
Medikamente für rund 52 Millionen
Euro importiert worden. KKOMobilitätNoch mehr Elektroroller -
verleiher
Bislang düsen E-Scooter von fünf
Verleihfirmen über deutsche Straßen,
nun wird ein sechster Anbieter hinzu-
kommen. Helbiz, Marktführer in Ita-
lien, will nach Deutschland expandie-
ren. Starten will die Firma in München,
da die dortigen »Charakteristika der
Stadt Mailand sehr ähnlich« seien,
Frankfurt am Main und Berlin sollen fol-
gen. In München ist man von dem Vor-
haben überrascht: »Das Unternehmen
ist unserem Verkehrsmanagement nicht
bekannt«, so ein Sprecher des Kreisver-
waltungsreferats, noch habe es keinen
Kontakt gegeben. Tatsächlich scheint
München aber für viele Anbieter ein
interessantes Testgebiet zu sein. Mit sie-
ben weiteren Scooterverleihern habe es
bereits Gespräche gegeben, darunter
mit dem US-Anbieter Bolt. Experten
bezweifeln, dass der Markt für diese
Schwemme groß genug ist: »Für neue
Anbieter wird es schwierig«, sagt Öko-
nom Daniel Schellong von der Boston
Consulting Group. Etablierte Start-ups
hätten bereits einen Vorsprung, der
»nur schwer aufzuholen« sei. Schellong
rechnet deshalb mit Fusionen und einer
Konsolidierung des Marktes, wie es sie
in den USA bereits gegeben hat. RAI55GeldinstituteVolksbank und Sparkasse
legen Filialen zusammen
Die Frankfurter Volksbank und die
Taunus Sparkasse werden unter Spardruck
von Rivalen zu Partnern. Um dauerhaft
Kosten zu senken, wollen die Geldhäu -
ser – bislang Konkurrenten im Kampf um
Kunden – gemeinsam Filialen betreiben.
Vereinzelt tun sie das schon; künftig soll
das Konzept über ihr gesamtes Einzugs -
gebiet ausgerollt werden. Volksbank undTaunus Sparkasse sind an rund 50 Stand-
orten doppelt präsent. Die gemeinsamen
Filialen sollen an vier von fünf Wochen -
tagen geöffnet haben; an zwei Tagen wer-
den Sparkassen-Kunden betreut, an den
anderen Volksbank-Kunden. Basisdienst-
leistungen wie etwa Geldabheben sollen
aber durchgehend für alle über Automaten
angeboten werden. In die Filialumgestal-
tung werden fünf Millionen Euro inves-
tiert. Dafür sparen die Institute künftig
jeweils jährlich Kosten in einstelliger
Millionenhöhe – weil Filialen geschlos -
sen und offene Stellen mit überzähligenFilialmitarbeitern besetzt werden sollen,
anstatt von außen neue zu rekrutieren.
Angesichts eines addierten Verwaltungs-
aufwands beider Häuser von zuletzt
rund 270 Millionen Euro scheint das Spar-
potenzial gering. Die Kooperation zeigt
allerdings den Spardruck in der Branche;
zudem werden Filialen zunehmend weni-
ger frequentiert und damit unwirtschaft-
lich. Das Beispiel könnte daher bei Volks-
banken und Sparkassen auch überregional
Schule machen. Auch die Commerzbank
erwägt, Hunderte ihrer landesweit knapp
tausend Standorte zu schließen. BAZ, IHGeringqualifizierteMehr Arbeit – wenig Lohn
In Deutschland arbeiten Geringquali -
fizierte deutlich häufiger im Niedriglohn-
sektor als in anderen europäischen Staa-
ten. 2016 betrug ihr Anteil 50 Prozent.
In Großbritannien sind es nur 33 Prozent,
in Dänemark 25, in Frankreich 18 und
in Schweden 5 Prozent. Zu diesem Ergeb-
nis kommt eine Studie im Auftrag der
Bertelsmann Stiftung. Insgesamt geht
der Anteil der Geringqualifizierten in
Deutschland jedoch zurück. Zählten 1985
in Westdeutschland noch 27 Prozent
dazu, waren es rund 30 Jahre später nur
noch 12 Prozent. In Ostdeutschland liegt
die Zahl bei 6 Prozent. Zugleich stieg dieErwerbstätigenquote der Geringqualifi-
zierten in den alten Bundesländern von
48 auf 63 Prozent. Ein wesent licher
Grund für die niedrigen Löhne ist, dass
die meisten neuen Jobs für diesen Perso-
nenkreis in der Zeitarbeit oder in Jobs
mit geringen Arbeitszeiten entstanden.
»Niedrige Löhne müssen nicht zwingend
der Preis für eine hohe Beschäftigungs-
quote sein«, sagt Katharina Bilaine,
Arbeitsmarktexpertin bei der Stiftung.
In Frankreich etwa sorgen höhere Min-
destlöhne für weniger Geringverdiener.
In den skandinavischen Ländern inves-
tiert der Staat viel Geld in aktive Arbeits-
marktpolitik, Weiterbildung und berufs-
begleitende Bildung vor allem für gering-
qualifizierte Menschen. MADAnteil der Geringqualifizierten
Qdie einen Job haben Qdie einen Niedriglohn erhalten*Quelle: Bertelsmann Stiftung 2019; Angaben in Prozent; * Bruttostundenlohn von weniger als zwei Drittel des Median-Stundenlohns im jeweiligen LandDeutschland58 50Frankreich53 18Großbritannien59 33Dänemark60 25Schweden61 5E-Scooter-Nutzerinnen in Mailand