Neue Zürcher Zeitung - 21.08.2019

(John Hannent) #1

Mittwoch, 21. August 2019 SPORT41


PFERDESPORT

Schweizer Dressurteam
verpasst Olympische Spiele

ac.·Die EM in Rotterdam haben
für die Schweiz enttäuschend begon-
nen. Die Dressurequipe belegte den
11.Team-Rang und verpasste um 4,52
Prozentpunkte die Qualifikation für die
Sommerspiele. Das beste Einzelresultat
gelang BirgitWientzek Pläge mit Zwi-
schenrang 28.Das letzte Olympiaticket
sicherte sichPortugal (8.), Gold gewann
Deutschland. DasAbschneiden der
Schweiz istkeine Überraschung. Um das
Team waren heftige Diskussionen ent-
brannt.DieEquipenchefin Geneviève
Pfister wurde aus einigen Kreisen mas-
siv kritisiert, vor allem, nachdem sie für
die WM 20 18 dasPotenzial ihrerReite-
rinnen völlig überschätzt hatte. Mit dem
EM-Aufgebot provozierte sieForderun-
gen,AntonellaJoannou und Anna-Men-
giaAerne in die Equipe aufzunehmen.

FUSSBALL
Nur ein 0:0von Ajax Amsterdam
Champions-League-Play-offs. Hinspiele. Dienstag:Lask


  • FC Brügge 0:1. CFR Cluj - Slavia Prag 0:1. Apoel Nikosia

  • Ajax Amsterdam 0:0. –Mittwoch:YB -Roter Stern
    Belgrad (21 Uhr/live SRF 2). YB u. a. ohne Spielmann
    (Bänderriss im Sprunggelenk, 6Wochen Pause).


TENNIS
Murray verliert nach Comeback erneut
Winston-Salem (USA).ATP-Tu rnier (71 7955 $/Hart).
1.Runde:Duck-Hee (KOR) s. Laaksonen (SUI) 7:6 (7:4),
6:1. Sandgren (USA) s. Murray(GBR)7:6 (10:8), 7:5. –New
Yo rk. WTA-Tu rnier (250 000$/Hart). 1. Runde:Ferro
(FRA) s. Golubic (SUI) 6:0, 6:1. –US Open. Qualifikation.
Frauen. 1. Runde:Hives (AUS) s.Vögele (SUI) 6:4, 4:6, 6:2.


  • Anisimova (USA) sagtTeilnahme ab (Tod desVaters).


BADMINTON
Sabrina Jaquet bereits ausgeschieden
Basel. WM. 1.Runde. Männer. Doppel:Künzi/Schaller
(SUI) u. Arjun/Shlok (IND) 14:21, 16:21. –Frauen. Einzel:
Jaquet (SUI) u. Eijbergen (NED) 17:21, 15:21.

Zurück aus einem tiefen Krisental

Der YB-Gegner Roter Stern Belgrad war eine der besten Fussba lladressen Eu ropas – bis zu de n Kriegen


THOMASROSER, BELGRAD


Zumindest die Generalprobe für das
Gastspiel am Mittwoch in Bern ist dem
Seriensieger des serbischenFussballs
geglückt. Mit dem 3:2-Sieg bei Spar-
tak Subotica blieb der mit mehreren
Reservisten angetreteneRekordmeis-
terRoter Stern Belgrad amWochen-
ende zum 58. MalinFolge in der hei-
mischenLiga ungeschlagen. Gegen die
Young Boysrechnet der Linksaussen
Veljko Simic mit einem «schwierigen
Match». Bern habe ein gutesTeam.
«Aber wir sind derRote Stern, haben
vor niemandem Angst –undgute Geg-
ner motivieren uns.»
Tatsächlich dürfte sich der lange im
tiefen Krisental dümpelnde Meister-
cup-Sieger von1991 für YB alskeines-
wegs leichte Hürde auf demWeg in die
Champions League erweisen. Seit der
Erfolgscoach Vladan Milojevic vor zwei
Jahren dieVerantwortung übernom-
men hat,erstrahlt derRote Stern sport-
lich in neuem Glanz. Schon in der ers-
ten Saison mit Milojevic gelang es, erst-
mals seit langemin derEuropa League
zu überwintern. Die Belgrader bezwan-
gen in der Gruppenphase höher ein-
gestufte Gegner wie Arsenal oder den



  1. FCKöln.
    Tr otz demVerkauf mehrerer Leis-
    tungsträger überraschte der lange nur
    für wüste Hooligan-Ausschreitungen
    berüchtigte Klub auch im zweitenJahr
    von Milojevic.In den Play-off-Spie-
    len gegen Salzburg erzwang seinTeam
    vorJahresfrist die Qualifikation für die
    Champions League, gewann daheim
    selbst gegen denspäterenFinalsieger
    Liverpool und punktete gegen Napoli.
    «Wir haben den Stern dorthin zurück-
    gebracht, wo er hingehört», sagte Milo-
    jevic über das gelungene Debüt in der
    Königsklasse erfreut.
    Tatsächlich zählte der Klub lange
    zuden bestenFussballadressen Euro-
    pas. Bis1992 qualifizierte sich dasAus-
    hängeschild des jugoslawischenFuss-
    balls 24 Mal inFolge für einen europäi-
    schenWettbewerb und überwinterte 22
    Mal. Im Meistercup-Final1991 gegen
    Olympique Marseille siegte dasTeam
    mit Stars wieRobert Prosinecki,Si-
    nisa Mihajlovic oderDarkoPancev im
    Penaltyschiessen. Doch in den folgen-
    denJugoslawien-Kriegen sollte derRote
    Stern bald verglühen.
    Die Stars wanderten zu ausländi-
    schen Spitzenklubs ab.Während der
    Uno-Sanktionen war dem Klub die
    Europacup-Teilnahme verwehrt. Da-
    nach fiel demRoten Stern der Neu-
    anfang nicht nur wegen der Löschung
    der Punkte in der Uefa-Fünf-Jahre-Wer-
    tungschwer. Dubiose Spielervermittler,
    Hooligan-Anführer undkorrupteFunk-
    tionäre hatten fortan das Sagen. Die in
    schwarze Kassen fliessendenTr ansfer-
    einnahmen wurden kaum in den Klub
    investiert. In immer schnellererFolge
    drückten sichTr ainer und Spieler die
    Klinke in die Hand. Nicht nur der Schul-


denberg und Hooligan-Randale mach-
tendemRoten Stern zu schaffen, son-
dern auch Rechtsstreitigkeiten über
nicht gezahlte Löhne. WegenVerstös-
sen gegen dasFinancial-Fairplay-Regle-
ment sperrte die Uefa denVerein 20 14
für den Europacup.
Doch seither habensich die Belgra-
der zumindestsportlichkonsolidiert.
Aus Talenten,routiniertenRückkehrern
und günstig erworbenenAusländern hat

derTr ainer Milojevic ein ebenso spiel-
wie kampfstarkesKollektiv geschmie-
det. Einsicherer Rückhalt ist Milan
Borjan.Jüngstkonnte Kanadas Natio-
nalkeeper in der Qualifikationsrunde
gegen den FCKopenhagen dreiPenaltys
halten – und einen verwandeln.Im Mit-
telfeld ist der früheredeutsche National-
spielerMarkoMarin der Ideengeber. Im
Sturm ruhen die Hoffnungen auf dem
Ghanaer Richmond Boakye.

Fraglich ist der Einsatz des angeschla-
genen Edeljokers MilanPavkov,der mit
zweiToren den Sieg gegen Liverpool
besiegelt hatte.Verletzungen und Sper-
ren zwingen nicht nur zu Umstellungen
in der Abwehr, sondernkönnten auch
einem vorwenigenTagen vonLas Palmas
verpflichteten Flügel das Debüt besche-
ren. Serbiens Medienrechnen zumindest
miteinemKurzeinsatz des neuen argenti-
nischen Hoffnungsträgers Mateo Garcia.

DerRote SternwarinF ussballeuropa verglüht,nun glänzt er wieder öfter. ANDREJ CUKIC/ E PA

HERAUSGEGRIFFEN


Spartipps für


NFL-Millionäre


ClaudiaRey·Die Floskel«Von denRei-
chen lernt man sparen» gilt für die meis-
tenFootballspieler nicht.ImJuli wurde
publik, dass derRunningbackAdrian
Peterson Schulden in Millionenhöhe hat


  • obwohl er bisher in seiner Karriere 99
    Millionen Dollar verdient hat.Peterson
    istkeineAusnahme. Laut einem Artikel
    der Zeitschrift «Sports Illustrated»aus
    demJahr 2009 sind78 Prozent der NFL-
    Spieler zweiJahre nach demRücktritt
    entweder bankrott oder sie stecken zu-
    mindest in finanziellen Nöten.
    Gründefür das Phänomen gibt es ver-
    schiedene. Die meisten Spieler werden
    bereits mit Anfang zwanzig zu Multi-
    millionären und habenkeine Ahnung
    vonFinanzplanung. Sie bedenken etwa
    nicht, dass sie das Einkommen versteu-
    ern müssen. Sie geben das Geld aus, so-
    bald es auf demKonto ist. Die Spieler
    wollen sich auch neben demFeld mit
    denKollegen messen: das grösste Haus,
    die längsteJacht, das teuersteAuto.
    Ein weitererFaktor ist, dass viele
    Footballspieler aus einfachenVerhält-
    nissen stammen undFamilie undFreun-
    denkeinenWunsch abschlagenkönnen.
    Andere vertrauen den falschenPerso-
    nen und verlieren deshalb viel Geld –
    sei das durch naive Investments oder
    teureScheidungen. So sind die Millio-
    nen schnellaufgebraucht.
    Nun befürchtet die Spielergewerk-
    schaft NFLPA, dass die Spieler schon
    während der aktivenKarriere bank-
    rottgehen. Denn der NFL droht 2021
    ein Generalstreik. Die Liga und die Ge-
    werkschaft handeln derzeit neueVer-
    träge aus, sind sich bisher aber noch
    nichteiniggeworden.Findet sichkein
    Kompromiss, könnte es zu einem Gene-
    ralstreik oder einem Lockoutkommen.
    Laut «ESPN» hat die Gewerkschaft des-
    halb folgendeTipps erarbeitet, wie die
    Spieler im schlimmstenFall über die
    Rundenkommenkönnten. EinAuszug:


„Versuchen Sie, zu Hause zukochen,
anstatt immer imRestaurant zu essen.
„Tr ennen Sie sich von Ihrem persön-
lichen Stylisten.
„Geben Sie für Schmuck nur das
Nötigste aus.
„Verkaufen SieAutos, die Sie in den
letzten sechs Monaten nicht gefahren
sind.
„Mieten Siekeine weiterenAutos und
Häuser, die Sie kaum verwenden werden.
„Vermieten Sie Ihre unbewohnten
Häuser undWohnungen.
„Lernen Sie, «Nein» – oder zumindest
«nicht jetzt» – zuFreunden undFamilie
zu sagen, die Sie um Geld bitten.

DieSpieler, die sich nun Sorgen machen,
wie sie ohne persönlichen Stylisten aus-
kommen sollen,können etwas beruhigt
werden: Sowohl die NFL als auch die
NFLPA sind zuversichtlich,dass ein
Generalstreik verhindert werden kann.
In denVerhandlungen geht es übrigens
in erster Linie um Geld. Die Spieler wol-
len mehr davon.

Die Anhänger von Roter Stern stehen in Bern unter Beobachtung


Peter B. Birrer·Wenn dieYoung Boys
im Play-off zur Champions League auf
Roter Stern Belgrad treffen, herrscht in
der Stadt Bern und im Stade de Suisse
kein Courant normal. Die Belgrader
Supporter sind heissblütig und wurden
in der letzten Europacup-Saison von der
Uefa mehrmals bestraft.
DieYoung Boys boten den 19000
Saisonkartenbesitzern vor dem Champi-
ons-League-Play-off-Spiel gegenRoter
Stern Belgrad die Möglichkeit, sechs
weitereTickets zu ergattern. Man bevor-
zugt dieFamilie und schliesst nieman-
den direkt aus, auch wenn es so für Ge-
legenheitsbesucher und für mit Belgrad
sympathisierende Supporter fast un-
möglich wird, Billette zu kaufen. Dem
Anhangdes Gegners wurden6Prozent
der Stadionkapazität überlassen – etwas
mehr als die von der Uefa vorgegebe-
nen 5 Prozent.Auch das liest sich gut. Im

Fanblock vonRoter Stern werden gegen
2000 Personen zugegen sein.
Wie viele sonst im Stadion den ser-
bischen Klub unterstützen werden, ist
schwer abzuschätzen.Auch wenn am
Dienstag noch ein paar hundert Ein-
trittskarten für die YB-Familie zu er-
werben waren, wird das Stade de Suisse
ausverkauft sein.Vor einemJahr kamen
zum gleichen Zeitpunkt gegen Dinamo
Zagreb (1:1) etwas über 21 000. Belgrad
ist nicht Zagreb. Um dies zu erkennen,
genügen ein paarYoutube-Bilder über
denFanmarsch vonRoter Stern zum
Stadion in Salzburg 2018.
Der serbische Anhang – und vor
allem die berüchtigteFangruppe De-
lija – steht in der Uefa unterDauerbe-
obachtung. Im letztenJahr wurde dem
serbischen Spitzenklub im Play-off zur
Königsklasse zu Hause gegen Salzburg
ein Geisterspiel aufgebürdet, weil sich

Fans zuvorrassistisch verhalten hatten.
Daserbische Anhänger nach demRück-
spiel in SalzburgimJubel denRasen ge-
stürmt hatten, wurden sie in der Cham-
pions League sowohl inParis gegen PSG
als auch in Liverpool von der Uefa nicht
zugelassen.Auch der Belgrad-Match in
Kopenhagen vor einerWoche verlief
neben demRasen nicht problemlos.
Kühles Blut ist in Bern am Mittwoch
das Gebot der Stunde. Das Polizeiauf-
gebot in der Stadt wird unüblich gross
sein. Zum Glück ist Miralem Sulejmani,
der Serbe in den YB-Reihen,keinLaut-
sprecher. Er zieht es vor zu schweigen.
Und zum noch grösseren Glück hat YB
keinen Spieler unterVertrag, der in auf-
geladener Atmosphäre und im dicken
Pyro-Rauch inVersuchung kommen
könnte, vor dem serbischen Sektor den
Doppeladler vorzuführen.
Mitarbeit:ThomasRoser

Man spricht deutsch


Neue Rolle für den Schweizer Fussballer Stephan Lichtst einer im FC Augsburg


fcl. · Hier, in der Stadt von Bertolt
Brecht, im FCAugsburg,könnte seine
Karriere also zu Ende gehen. Denn auch
einer wie er, der in seiner Art,Fussball
zu spielen, immer etwasFanatisches
hatte, kann ja nicht ewig weitermachen,
obwohl er einmal gesagt hatte, er werde
auf demFussballplatz stehen, bis es ihn
«vertätscht». 35 Jahre alt ist Stephan
Lichtsteiner, am Montag hat er im Süd-
westenBayerns einen Einjahresvertrag
unterschrieben, und nach dem ersten
Tr aining am Dienstag muss er sich etwa
so gefühlt haben wie in derFilmsatire
«Man spricht deutsh».
Zum ersten Mal seit seiner Zeit bei
GC vor fast 15 Jahren wird in der Gar-
derobe wieder deutsch geredet, «ich
musste mich erst wieder daran gewöh-


nen», sagt er. Er spielte in den besten
Ligen derWelt, zuerst in Lille, später bei
Lazio undJuventus, zuletzt bei Arsenal.
Lichtsteiner ist einer der besten Schwei-
zerAussenverteidiger der Geschichte,
aber nun musste er sich entscheiden:
«Bei einenTopklub zu bleiben und nur
die zweite Geige zu sein. Oder zu einem
Klub zu gehen, der etwas kleiner ist.»
Augsburg wird in dieser Saison ver-
mutlich gegen den Abstieg aus der Bun-
desliga spielen, «so etwas» habe er noch
nie gemacht,sagt Lichtsteiner. Es ist
ein neues Setting für einenTitelsamm-
ler wie ihn,allein siebenmalwurde er in
Italien Meister. Nachdem Lichtsteiner
bei Arsenalkeine Leaderrolle überneh-
menkonnte undkeinen neuenVertrag
bekam, soll er inAugsburg die verun-

sicherte Mannschaft des SchweizerTrai-
ners Martin Schmidt führen.Augsburgs
Saisonstartmissriet: Im Cup schiedman
gegen denViertligistenVerl aus, das
erste Meisterschaftsspiel gegen Dort-
mund ging 1:5 verloren.
Weil nie etwas anderes kommuniziert
wurde, ist Lichtsteiner offiziell immer
noch Captain der Schweizer National-
mannschaft. DerTr ainer VladimirPet-
kovic hat ihn zwar für dasFinalturnier
der Nations League imJuni nicht auf-
geboten, und seit der WM 20 18 kam er
bloss noch zweimal zum Einsatz. Aber
Lichtsteiner hat nie verheimlicht, dass
er nicht freiwillig aus dem Nationalteam
zurücktreten wird. Sollte er inAugsburg
regelmässig spielen, ist dieses Kapitel
vielleicht doch noch nicht beendet.
Free download pdf