ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Freitag, 30. August 2019·Nr. 201/35 D2 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 2,90 € D 2954 A F. A. Z. im Internet:faz.net
Derstarke Online-Handel setzt
Zusteller und Immobilienbranche
unter Druck. Gefragt sind neue
Ideen.Immobilien, Seite I 1
Als Pompeji unterging, saß so
mancher Bewohner beim Essen.
Eine Ausstellung in Oxford zieht
daraus Schlüsse.Feuilleton, Seite 9
Yang Wei floh 1999 aus China.
Jetzt schickt Kanada ihn zurück.
Sein früherer Mithäftling Liao
Yiwu protestiert.Feuilleton, Seite 12
Saudi-Arabien und der autoritäre
Thronfolger wollen mit Sport ihr
Image aufpolieren. Auch Kiel
reiste an den Golf.Sport, Seite 30
Der Ebertplatz in Köln hat den
Ruf, ein gefährlicher, krimineller
Ort zu sein – die Anwohner
wollen das ändern.Politik, Seite 3
Eine stabile Energieversorgung gibt
es nicht zum Nulltarif, stellt der Prä-
sident der Bundesnetzagenturim
Gespräch klar.Wirtschaft, Seite 19
Sauberer Schnitt
Gegen das Verkehrschaos
F
ürJubelgesänge über eine „stabile
und neue“ Regierung in Italien,
wie sie Bundesfinanzminister Scholz
anstimmt, ist es eindeutig zu früh. Soll-
te die Basis der Fünf-Sterne-Bewe-
gung die geplante Koalition mit dem
Partito Democratico ablehnen, dann
herrschte in wenigen Tagen wieder
Ungewissheit in Rom. Die Neuwah-
len, auf die es Lega-Chef Salvini ange-
legt hatte, könnten dann doch noch
stattfinden – mit allen befürchteten
Folgen für den Haushalt und die Mehr-
heitsverhältnisse im Land. Und noch
weiß man nicht viel über den Kurs,
den Conte mit seinem zweiten Kabi-
nett einschlagen würde. Ginge die
„progressive“ Wende, auf die sich
Scholz freut, mit üppigen Sozialausga-
ben einher, wie der Ministerpräsident
jetzt schon andeutet, dann wäre das
kein Grund zur Freude für Deutsch-
land. Das hochverschuldete Italien ist
und bleibt ein Risikofaktor für den Eu-
roraum.
Völlig offen ist auch die Frage, wie
es in der Migrationspolitik weiterge-
hen soll. Salvinis Lasst-die-Tore-run-
ter-Politik war bei Lichte besehen we-
nig erfolgreich. Der große Rückgang
in den Ankunftszahlen, den Italien er-
lebt hat, geht im Wesentlichen auf die
Vorgängerregierung und ihre Zusam-
menarbeit mit Libyen zurück. Die un-
würdigen Auseinandersetzungen, die
sich der Innenminister mit privaten
Seenotrettern lieferte, betrafen immer
nur einen sehr geringen Teil der Mi-
granten. Vor allem aber hat auch Salvi-
ni nichts daran ändern können, dass
in Europa jeder erst einmal gerne weg-
sieht, wenn es um die Verteilung von
Asylbewerbern geht. In dieser Kern-
frage hat die EU seit 2015 keinen Fort-
schritt erzielt, ebenso wenig wie bei
der dringend nötigen Bekämpfung der
Fluchtursachen. Um da endlich zu dau-
erhaften Lösungen zu kommen,
braucht es mehr als einen Regierungs-
wechsel in Rom.
Conte hat jetzt davon gesprochen,
dass Italien eine „neue Menschlich-
keit“ in der Politik bekomme. Das ist
vielleicht die größte Veränderung, die
dem Land mit dem Abgang Salvinis
bevorsteht. Er hat den rüden und eng-
stirnigen Politikstil des Rechtspopulis-
mus, der stets an die niederen Instink-
te des Publikums appelliert, wie aus
dem Lehrbuch in die Regierung getra-
gen und damit nicht zuletzt die Zusam-
menarbeit in Europa erschwert, vor al-
lem die mit Brüssel und Paris. Die
Fünf Sterne haben da immer wieder
mitgemacht. Mal sehen, ob sie auch
anders können.
boe.PEKING, 29. August. Chinas Volks-
befreiungsarmee hat am Donnerstag
Truppen und gepanzerte Fahrzeuge in
ihre Garnison in Hongkong verlegt. Die
amtliche Nachrichtenagentur Xinhua
sprach von „Routinebewegungen“ im
Zuge planmäßiger Truppenrotation. Das
Kontingent in Hongkong wird jährlich im
August ausgetauscht. Das Militär machte
aber keine Angaben darüber, inwieweit
die Zahl der Soldaten konstant bleibe.
Prodemokratische Kräfte sprachen von ei-
ner Drohgebärde. Für Verunsicherung
sorgten in Hongkong Übergriffe auf zwei
prominente Aktivisten. Einer von ihnen
wurde von maskierten Männern mit ei-
nem Baseballschläger und einem Messer
angegriffen.(Siehe Seiten 2 und 8.)
Scharfe Messer –Wer den besten Sushi-Fisch schneiden
will, braucht auch das beste Werkzeug, ist aufSeite 18zu
lesen. So weit passt im Leben des japanischen
Messerverkäufers und Sushi-Chefs Kinya Terada einiges
zusammen. Dass der Liebhaber von Thomas-Mann-Roma-
nen aber auch noch Fondsmanager, Chef eines Herstellers
probiotischer Milchgetränke und Marketingchef einer Oper
war, lässt auf einen neugierigen Charakter schließen. Die
Erfüllung seines beruflichen Lebens hat er mit seinem
Stand in der Frankfurter Kleinmarkthalle gefunden. Foto Getty
Oaseder Drogendealer
Überstellung an die Häscher
Sicherheit hat ihren Preis
Die Fassade des Königreichs
Chinaverlegt Truppen
nach Hongkong
ahan. FRANKFURT, 29. August. Die
Nachfahren von NS-Verfolgten haben sich
zurückhaltend zu dem neuen Erlass des
Bundesinnenministeriums geäußert, der
Ungerechtigkeiten bei der Einbürgerung
aus Wiedergutmachungsgründen beseiti-
gen soll. „Wir begrüßen den Erlass als ei-
nen ersten Schritt“, sagte Nicholas Court-
man, einer der Vertreter der Betroffenen.
„Für eine befriedigende Lösung halten
wir ihn aber nicht.“ Mit dem Erlass soll
Nachfahren von NS-Verfolgten, die im
Zuge von Flucht und Emigration ihre deut-
sche Staatsangehörigkeit verloren hatten,
die Einbürgerung erleichtert werden. Die
Betroffenen hatten sich auch einen gesetz-
lichen Anspruch gewünscht, der mehr
Klarheit schaffen würde.(Siehe Seite 8.)
D
eutschland sollte mehr Verant-
wortung übernehmen, seine In-
teressen verteidigen und Europa stär-
ken. Gleichgültigkeit sei keine Option.
Fünfeinhalb Jahre sind vergangen,
seit der Bundespräsident, ein sozial-
demokratischer Außenminister und
die christlich-demokratische Verteidi-
gungsministerin gemeinsam geworben
haben für mehr deutsches Engage-
ment in der internationalen Politik,
auch militärisch. Bundespräsident
Gauck sagte damals, Deutschland müs-
se sich „früher, entschiedener und sub-
stantieller“ für den Erhalt der Weltord-
nung engagieren, aus der das Land
selbst einen immensen Nutzen ziehe.
Was ist daraus geworden? Der inne-
re Zusammenhang zwischen dem
Kampf gegen den „Islamischen Staat“
(IS) in Syrien oder Mali und sicheren
Straßen in Dresden oder München ist
den meisten Deutschen weiterhin
schleierhaft. Viele wollen nicht wahr-
haben, dass eine Blockade der Straße
von Hormuz etwas anderes ist als ein
Stau auf der Autobahn 4. Putins Russ-
land finden viele besser als Trumps
Amerika. Neu daran ist, dass nun ne-
ben der Linkspartei und der AfD auch
die SPD daraus parteipolitischen Ge-
winn ziehen will.
Und so kommt es, dass inzwischen
selbst minimale Einsätze wie die Tor-
nado-Aufklärungsflüge über Syrien
oder eine bescheidene Ausbildungshil-
fe im Irak für Streit zwischen Union
und SPD sorgen. Die neue Verteidi-
gungsministerin hingegen hat sich bei
ihrer ersten Auslandsreise stark von
den Soldaten vor Ort und ihren Gastge-
bern in Amman, Bagdad und Erbil be-
eindrucken lassen. Alle warben dafür,
dass die Bundeswehr bleiben möge. Be-
sonders betroffen zeigte sich Annegret
Kramp-Karrenbauer von einem Ge-
spräch mit Jesidinnen, die von IS-Män-
nern als Sex-Sklavinnen missbraucht
wurden und wie mehrere tausend Lei-
densgefährtinnen entsetzlichen Qua-
len ausgesetzt waren – übrigens auch
durch Peiniger, die unter Vorwänden
aus Deutschland angereist waren.
Zu denen, die baten, weiter gegen
diesen geschwächten, aber nicht be-
siegten IS-Terror zu kämpfen, gehörte
der jordanische Außenminister. Er ist
Repräsentant eines Landes, das etwa
eine Million syrische Flüchtlinge aufge-
nommen hat und seit Jahrzehnten ge-
flüchteten Palästinensern Aufenthalt
ermöglicht. Doch das beeindruckt den
Chefaußenpolitiker der SPD-Bundes-
tagsfraktion, Rolf Mützenich, wenig.
Die Aussage des jordanischen Außen-
ministers sei „vielleicht eher so zu ver-
stehen, dass er die deutsche Finanzie-
rung des von den Tornados genutzten
Luftwaffenstützpunkts gerne beibehal-
ten würde“. Ob Mützenich mit sol-
chem Zynismus eine Mehrheit reprä-
sentiert, wird sich demnächst zeigen,
wenn er vom kommissarischen zum
tatsächlichen Fraktionsvorsitzenden
aufsteigen wird. Sein Konflikt mit Au-
ßenminister Maas, der eine Mandats-
verlängerung in Jordanien und Irak be-
fürwortet, bekäme dann eine neue Di-
mension. Mützenich beschreibt die
Lage so: „Kluge Außenpolitik bedeutet
aus unserer Sicht keine einseitige Fixie-
rung auf das Militärische.“ Doch da-
von kann überhaupt keine Rede sein,
schon weil seit 1998 ununterbrochen
grüne und sozialdemokratische Außen-
minister im Amt waren, dazwischen
noch kurz Guido Westerwelle (FDP).
Derzeit sind etwa 3000 Soldatinnen
und Soldaten in Missionen unterwegs,
die teilweise vor mehr als 20 Jahren be-
schlossen wurden. Über den aktuellen
Sinn mancher Einsätze kann man tat-
sächlich diskutieren. Was zum Bei-
spiel tut die Bundeswehr in Gao im
afrikanischen Mali? Und was machen
1149 Soldaten eigentlich im afghani-
schen Mazar-i-Sharif, 17 Jahre nach
Beginn der Mission „Enduring Free-
dom“? Auch die Nahost-Mission sollte
öffentlich nachvollziehbar überprüft
werden und nicht allein in Eigenregie
der Bundesregierung.
Die europäischen Nachbarn jeden-
falls und auch die Vereinigten Staaten
leiden nicht unter einem Fokus deut-
scher Außenpolitik auf dem Militäri-
schen. Deutschland ist ein Meister dar-
in, unerfreuliche Dinge anderen zu
überlassen. Während viele europäi-
scher Partner unter großen Anstren-
gungen und bei schlechterer Wirt-
schaftslage Streitkräfte unterhalten,
die den gemeinsamen Nato-Zielen ent-
sprechen, reden führende Sozialdemo-
kraten von einem „Tanz ums Goldene
Kalb“. Gemeinsam mit der Union in-
vestieren sie das üppig fließende Steu-
ergeld seit Jahren lieber in den sozial-
politischen Glücksindex der Republik.
Der schlechte Zustand der Streitkräfte
wurde dabei billigend in Kauf genom-
men.
Die Bundeswehr selbst hat die Dok-
trin des Wegduckens und letztlich
doch der Gleichgültigkeit inzwischen
so verinnerlicht, dass der Ministerin in
Jordanien schwerpunktmäßig Luftbil-
der von schützenswerten Kulturgütern
und optischen Besonderheiten in
Flüchtlingslagern präsentiert wurden.
In einer etliche Quadratkilometer gro-
ßen Militärbasis bei Bagdad lag der
Schwerpunkt der Präsentation darauf,
gemeinsam mit zwei jungen irakischen
Pionieren vor laufenden Kameras eine
Holzbank zusammenzubasteln.
Blickt man zurück auf den Ausgangs-
punkt bei der Münchner Sicherheits-
konferenz vor fünfeinhalb Jahren,
muss man feststellen: Deutschland
übernimmt in einer gefährlicher wer-
denden Welt nicht mehr Verantwor-
tung, sondern immer weniger.
rüb.ROM, 29. August. Die Zusicherung
des geschäftsführenden und designierten
künftigen Ministerpräsidenten Giuseppe
Conte, Italien werde in Europa künftig
wieder seine angestammte Führungsrolle
spielen, ist in Berlin und Brüssel auf ein
positives Echo gestoßen. Bundesfinanzmi-
nister Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die
Bildung einer neuen Regierung in Rom
ohne Beteiligung der rechtsnationalisti-
schen Lega als gute Nachricht für Europa.
Er freue sich, dass nach der gut dreiwöchi-
gen Regierungskrise „eine stabile und pro-
gressive Regierung ans Ruder kommen
kann“, sagte Scholz der Nachrichtenagen-
tur Reuters am Donnerstag.
Auch der scheidende EU-Haushaltskom-
missar Günther Oettinger (CDU) begrüßte
die Koalitionspläne der italienischen Sozi-
aldemokraten und der linkspopulistischen
Fünf-Sterne-Bewegung. Es sei eine „gute
Entwicklung“, wenn es in Rom „eine pro-
europäische Regierung“ gebe, sagte Oettin-
ger im SWR. Man werde „alles tun, um der
neuen italienischen Regierung, wenn sie
denn ins Amt kommt, ihre Arbeit zu er-
leichtern und sie damit auch zu belohnen“.
Nach seinem Gespräch mit Staatspräsi-
dent Sergio Mattarella am Donnerstag-
morgen führte Conte Verhandlungen mit
den Präsidenten der beiden Parlaments-
kammern. Conte will bis etwa Mitte nächs-
ter Woche seine Kabinettsliste vorlegen.
Die neue Regierungsmannschaft muss
vom Präsidenten bestätigt, vom Parlament
gewählt und auch von den Anhängern der
Fünf-Sterne-Bewegung in einer Internet-
Abstimmung gebilligt werden.
Unterdessen erlaubte Innenminister
Matteo Salvini (Lega), dass 22 Kinder so-
wie 26 Frauen an Bord des italienischen
Rettungsschiffes „Mare Jonio“ an Land
gehen dürfen. Auch Kranke dürfen das
von der Hilfsorganisation „Mediterranea
Saving Humans“ betriebene Schiff verlas-
sen. Das Verbot zur Einfahrt in italieni-
sche Hoheitsgewässer bleibe aber beste-
hen, teilte das Ministerium mit. Die
„Mare Jonio“ hatte am Mittwoch etwa
hundert Menschen aus einem sinkenden
Schlauchboot vor der libyschen Küste ge-
rettet. Auch das deutsche Rettungsschiff
„Eleonore“, das seit Montag 101 Boots-
flüchtlinge an Bord hat, darf weiterhin
nicht in italienische und auch nicht in
maltesische Gewässer einfahren.(Siehe
Seiten 2 und 8.)
Heute
job.LONDON, 29. August. Während die
Empörung über die Zwangsbeurlaubung
des britischen Parlaments weitere Kreise
zog und erstmals auch Gerichte beschäftig-
te, beharrte die Regierung von Boris John-
son am Donnerstag auf der Rechtmäßig-
keit der Maßnahme. Jacob Rees-Mogg, der
als „Leader of the House“ Johnsons Inter-
essen im Parlament vertritt, warf den Geg-
nern der Beurlaubung „aufgesetzte Aufre-
gung“ vor. Die Beurlaubung sei ein „Routi-
ne-Vorgang“ gewesen, der von denen bean-
standet werde, „die nie die Europäische
Union verlassen wollten“.
Mehrere hundert Personen versammel-
ten sich am Donnerstag vor dem West-
minster Palace und protestierten gegen die
Entscheidung, die von der Königin auf An-
raten der Regierung verfügt worden war.
Mehr als eineinhalb Millionen Menschen
haben seit Mittwoch eine Internetpetition
unterzeichnet. Ein Gericht in Edinburgh
beriet am Donnerstag in einer Eilsitzung
über die Beurlaubung des Parlaments und
hielt eine Anhörung ab. Mehr als siebzig
Abgeordnete hatten das höchste Zivilge-
richt Schottlands angerufen.
Die schottische Ministerpräsidentin Ni-
cola Sturgeon sprach von „diktatorischen“
Verhältnissen in London. Lord Robert
Kerslake, ehemals oberster Beamter im
Königreich, bezeichnete die Zwangsbeur-
laubung des Parlaments am Donnerstag
als „groben Machtmissbrauch“ durch den
Premierminister. Johnsons Kritiker weh-
ren sich dagegen, dass mit der Zwangsbe-
urlaubung das Zeitfenster verengt wird, in
dem die Abgeordneten einen „No-Deal-
Brexit“ verhindern können. Bis zum Aus-
trittstermin am 31. Oktober bleiben den
Abgeordneten jetzt noch fünf Plenartage
vor der Zwangspause und 14 danach. Dies,
argumentiert die Regierung, sei „reichlich
Zeit“, um über den Brexit zu debattieren
und Abstimmungen abzuhalten.
Die Vorsitzende der schottischen Kon-
servativen, Ruth Davidson, erklärte am
Donnerstag ihren Rücktritt und begründe-
te ihn mit „persönlichen Gründen“: Sie ist
kürzlich Mutter geworden. Für Johnson
fand die „Remainerin“ positive Worte. Sie
lobte seinen „Enthusiasmus“ und forderte
ihn auf, einen Deal in Brüssel zu verhan-
deln. Die Gegner eines ungeregelten Bre-
xits sollten ihm helfen, indem sie ihre Zu-
stimmungsbereitschaft bekundeten.(Sie-
he Seite 3; Kommentar Seite 8.)
Nachfahren von
NS-Opfern unzufrieden
pps.FRANKFURT, 29. August. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
hat sich besorgt über den Anstieg der
Masernfälle in Europa gezeigt. In der
ersten Hälfte dieses Jahres seien schon
90 000 Fälle gemeldet worden, teilte
die WHO am Donnerstag mit. Das sind
mehr als im gesamten vergangenen
Jahr, als 84 462 Fälle der potentiell töd-
lich verlaufenden Infektionskrankheit
gemeldet wurden. Vom 1. Januar 2018
bis zum 30. Juni 2019 wurden 174 000
Fälle aus 49 Ländern gemeldet, 100 Er-
krankte starben aufgrund ihrer Infekti-
on. Die Europäische Region der WHO
umfasst 53 Mitgliedstaaten. Zudem sei
die Zahl der Länder, welche die Elimi-
nierung der Krankheit erreichen oder
aufrechterhalten konnten, rückläufig.
Vier Länder hätten ihren Status der Ma-
serneliminierung verloren: Albanien,
Griechenland, die Tschechische Repu-
blik und das Vereinigte Königreich.
Österreich und die Schweiz haben den
Eliminierungsstatus erreicht, das
heißt, sie konnten nachweisen, dass es
36 Monate lang keine endemische
Übertragung gab. In Deutschland wur-
den nach Angaben des Robert-Koch-In-
stituts von Januar bis Ende Juli mehr
als 450 Masernfälle gezählt. 2018 wa-
ren es etwa 540 Fälle, 2017 knapp 930.
Schon seit Mai kategorisiert die WHO
wegen der anhaltenden Zirkulation der
Masern in der Europäischen Region
eine Notlage der zweithöchsten Stufe.
Was der Antike
geschmeckt hat
jib. WIESBADEN, 29. August. Der
Mann, der einen Jungen am Frankfurter
Hauptbahnhof vor einen Zug gestoßen ha-
ben soll, leidet nach Angaben eines Gut-
achters an einer – wahrscheinlich paranoi-
den – Schizophrenie. Er werde in einer
Psychiatrie untergebracht, da er weiterhin
eine „Gefahr für die Allgemeinheit“ dar-
stelle und zu erwarten sei, dass er auch
künftig „erhebliche rechtswidrige Taten“
begehen werde, teilte die Frankfurter
Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.
(Siehe Deutschland und die Welt.)
Tatverdächtiger von
Frankfurt in Psychiatrie
Rees-Mogg: Beurlaubung des Parlaments ist Routine
„Aufgesetzte Aufregung“ / Sturgeon beklagt „diktatorische“ Verhältnisse / Bürgerproteste
DieKultur des Wegduckens
Von Peter Carstens
loe.BERLIN, 29. August. Die deutschen
Wälder sollen nach den erheblichen Schä-
den durch Dürre und Schädlinge besser
für den Klimawandel gewappnet werden.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia
Klöckner (CDU) will dazu in den kom-
menden Wochen eine umfassende Strate-
gie ausarbeiten. „Es geht nicht um Dürre-
hilfen für Waldbesitzer“, sagte sie nach ei-
nem Treffen mit mehreren Verbänden
am Donnerstag. Beschädigtes Holz müs-
se rasch beseitigt werden. Dafür stünden
in einem ersten Schritt 50 Millionen
Euro bereit. Für die Wiederaufforstung
sollen Baumarten genutzt werden, die
besser mit Trockenheit umgehen können.
(Siehe Wirtschaft, Seite 17; Kommentar
Seite 8.)
Starker Anstieg
von Masernfällen
in Europa
Briefe an die Herausgeber Seite 29
Viel Zustimmung für neue
italienische Regierung unter Conte
Erleichterung über Ende der Regierungsbeteiligung von Salvinis Lega
Klöckner will Wald auf
Klimawandel einstellen
Krisen und Kriege
werden nicht weniger.
Das deutsche
Engagement schon.
Italienohne Salvini
Von Nikolas Busse
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Belgien,Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal (Cont.), Slowakei, Slowenien, Spanien 3,70 € / Griechenland, Kanaren, Malta, Niederlande, Zypern 3,80 € / Dänemark 28 dkr / Großbritannien 3,50 £ / Schweiz 5,00 sfrs / Ungarn 990 Ft
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