FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport FREITAG, 30. AUGUST 2019·NR. 201·SEITE 31
D
ie Ethik-Kommission des Deut-
schen Fußball-Bundes (DFB) hat
den Fall Tönnies auf den Punkt ge-
bracht: Der Satz des Chefs von Schal-
kes Aufsichtsrat in einer Rede beim
Tag des Handwerks in Paderborn –
„Dann würden die (in Afrika) aufhö-
ren, Bäume zu fällen, und sie hören
auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produ-
zieren.“ – ist auch aus Sicht dieses Gre-
miums rassistisch. Es verweist zu
Recht auf die möglichen Folgen: „Sein
Satz wäre zumindest geeignet, rassisti-
sches Gedankengut an anderer Stelle
zu unterstützen.“ Zweifellos hat Tön-
nies damit auch die proklamierten
Grundsätze der DFB-Satzung konter-
kariert. Aber allein daraus lässt sich
nicht der Schluss ziehen, Schalkes
Boss sei ein Rassist. Dafür gab es keine
Belege, weder für vorangegangene ras-
sistische Formulierungen noch für ent-
sprechende Handlungen.
Die Entscheidung der Kommission,
auf eine Anklageerhebung zu verzich-
ten, mag auf Kritik stoßen, selbst in
den Reihen von Tönnies’ Gegnern auf
Schalke. Aber der Fall wird nur pro for-
ma zu den Akten gelegt. Denn Tönnies
überzeugte die Kommission offenbar
mit dem Versprechen, aktiv gegen
„Rassismus innerhalb der Arbeit des
DFB“ vorzugehen und sein dem Ethik-
Rat dokumentiertes Engagement für
Afrika auszuweiten. Der Fleischhänd-
ler ist also in eine Art Beweispflicht
eingetreten. Er lässt sich auf die laut
Ethik-Kommission „notwendige tätige
Reue“ ein, die sich einfach überprüfen
lässt. Bei jeder Rede, auch am Stamm-
tisch, bei allen Afrika-Reisen, überall
dort, wo der Fußball an den großen
Worten zu seinen inneren Werten ge-
messen wird. Selbst ohne Verfahren,
ohne Anklageerhebung und Prozess ist
Tönnies in einem gewissen Sinne ver-
urteilt worden: auf eine überzeugende
Bewährung. Das ist allemal wirkungs-
voller, als die lächerliche Dreimonats-
sperre für den Job an der Spitze des
Aufsichtsrates, die er sich im Verein
mit Schalkes Gralshütern auferlegt
hat. Da Tönnies kolportierter Einfluss
auf das operative Geschäft des Bundes-
ligaklubs ohnehin kaum zu überprüfen
ist ohne Überwachungsstaat und so
ein Aufsichtsrat selten tagt, ist allein
die öffentliche Prüfung für Tönnies
von Bedeutung: In dieser gelb gefärb-
ten Verwarnungsphase kommt es nicht
darauf an, was er unterlässt, sondern
was er tut.
Lewandowski verlängert
Torjäger Robert Lewandowski hat sei-
nen Vertrag beim deutschen Fußball-
Rekordmeister Bayern München erwar-
tungsgemäß vorzeitig verlängert. Die
neue Vereinbarung gilt bis 2023, die
alte hätte 2021 geendet. Lewandowski
war 2014 ablösefrei von Borussia Dort-
mund zum FC Bayern gekommen. In
den ersten beiden Saisonspielen erziel-
te er alle fünf Tore der Münchner, bei
insgesamt 292 Einsätzen in der Bun-
desliga hat er 207 Mal getroffen. (sid)
Rödl verzichtet auf Bonga
NBA-Profi Isaac Bonga ist als letzter
Spieler aus dem Kader der deutschen
Basketballer für die Weltmeisterschaft
in China gestrichen worden. Bundes-
trainer Henrik Rödl berief den 19 Jah-
re alten Spieler der Washington Wi-
zards nicht in das endgültige Aufgebot
aus zwölf Spielern. Angeführt wird das
deutsche Team bei der WM (31. Au-
gust bis 15. September) von NBA-Star
Dennis Schröder von den Oklahoma
City Thunder. In Maximilian Kleber
(Dallas Mavericks) und Daniel Theis
(Boston Celtics) stehen zwei weitere
Profis aus der besten Liga der Welt im
deutschen Team. Vor Bonga hatte Rödl
bereits auf dessen Wizards-Teamkolle-
gen Moritz Wagner verzichtet. Die
deutsche Auswahl startet am Sonntag
gegen Frankreich ins Turnier. (dpa)
Hoffenheim holt Stürmer
1899 Hoffenheim hat den niederländi-
schen Stürmer Jürgen Locadia ver-
pflichtet. Der 25-Jährige vom engli-
schen Premier-League-Klub Brighton
& Hove Albion kommt auf Leihbasis,
wie der Fußball-Bundesligaverein am
Donnerstag bekanntgab. Locadia war
im vergangenen Jahr für 17 Millionen
Euro Ablöse von Eindhoven auf die In-
sel gewechselt, konnte dort aber nicht
überzeugen. (dpa)
Massensturz bei der Vuelta
Sieganwärter Rigoberto Uran und der
zuletzt im Gesamtklassement führen-
de Ire Nicolas Roche haben nach ei-
nem Massensturz bei der 74. Spanien-
Rundfahrt aufgegeben. Rund 80 Kilo-
meter vor dem Ziel der sechsten Etap-
pe waren am Donnerstag zahlreiche
Fahrer zu Fall gekommen. Auch der
viermalige Zeitfahr-Weltmeister Tony
Martin war involviert, konnte die
Fahrt aber fortsetzen. Roche und Uran
lagen vor der sechsten Etappe auf den
Plätzen fünf und sechs. Die Führung
übernahm am Donnerstag der Belgier
Dylan Teuns. (dpa)
In Kürze
Lieblingsrivalen:Rafael Nadal (links) und Roger Federer verbindet eine Menge – auch ihre Ansichten zur Tennis-Politik. Fotos AFP
ZDF:16 Uhr: Rad, Deutschland-Tour, zweite
Etappe von Marburg nach Göttingen.
NITRO:10.55 Uhr und 14.55 Uhr: Motor, For-
mel 1, Großer Preis von Belgien in Spa-Francor-
champs, freies Training.
N-TV:14.55 Uhr: Motor, Formel 1, Großer Preis
von Belgien in Spa-Francorchamps, freies Trai-
ning.
EUROSPORT 1:13 Uhr: Fußball, Europa League,
Auslosung der Gruppenphase in Monaco. 15
Uhr: Rad, Spanien-Rundfahrt, siebte Etappe von
Onda nach Mas de la Costa. 18.05 Uhr: Tennis,
US Open in New York, fünfter Tag.
SPORT1: 19.25 Uhr: Eishockey, Champions
League, Gruppe F: Vienna Capitals – Adler
Mannheim.
(Durch kurzfristige Absagen oder Verschiebun-
gen können sich Übertragungszeiten ändern.)
Öffentliche
Prüfung
Von Anno Hecker
Tennis,US Open in New York (57,239 Mio.
US-Dollar), Herren, Einzel, 2. Runde: Köpfer
(Donaueschingen) – Opelka (USA) 6:4, 6:4,
7:6 (7:2), Djokovic (Serbien) – Londero (Ar-
gentinien) 6:4, 7:6 (7:3), 6:1, Federer
(Schweiz) – Dzumhur (Bosnien und Hercego-
vina) 3:6, 6:2, 6:3, 6:4, Nishikori (Japan) –
Klahn (USA) 6:2, 4:6, 6:3, 7:5.
Damen,Einzel, 2. Runde: Barty (Australien) –
Davis (USA) 6:2, 7:6 (7:2), Pliskova (Tsche-
chien) – Bolkwadse (Georgien) 6:1, 6:4, Swito-
lina (Ukraine) – Williams (USA) 6:4, 6:4, Sere-
na Williams (USA) – McNally (USA) 5:7, 6:3,
6:1, Keys (USA) – Lin (China) 6:4, 6:1.
NEW YORK (sid). Roger Federer
kämpfte gegen seine Anlaufschwierig-
keiten, Novak Djokovic mit seiner
schmerzenden Schulter und Serena Wil-
liams gegen das frühe Ausscheiden.
Während die drei Stars bei ihrem Ein-
zug in die dritte Runde der US Open
mehr oder weniger große Schwierigkei-
ten überwinden mussten, erlebte der
deutsche Qualifikant Dominik Köpfer
einen Abend zum Genießen. Der 25-jäh-
rige Tennisprofi aus Furtwangen, der
erst zum zweiten Mal bei einem Grand-
Slam-Turnier im Hauptfeld steht, besieg-
te kurz nach Mitternacht (Ortszeit) im
Louis Armstrong Stadium den Lokalma-
tadoren Reilly Opelka mit 6:4, 6:4, 7:6
(7:2). Bereits bei seinem Major-Debüt
in Wimbledon hatte Köpfer überrascht
und war in die zweite Runde eingezo-
gen, nun gelang ihm in New York der
größte Erfolg seiner Karriere. Nach
2:27 Stunden verwandelte er seinen ers-
ten Matchball. „Ein Night-Match, das
ist natürlich unglaublich, davon träumt
man als kleiner Junge. Jetzt ist es wahr
geworden. Das ist unfassbar, ich bin un-
glaublich glücklich“, sagte Köpfer.
Titelverteidiger Djokovic musste hin-
gegen auf die Zähne beißen, die linke
Schulter bereitete Probleme. Dennoch
bezwang der Serbe den Argentinier
Juan Ignacio Londero 6:4, 7:6 (7:3),
6:1. Immer wieder dehnte und massier-
te der Wimbledon-Sieger in Spielpau-
sen seine Schulter, ließ sich zudem
mehrmals vom Physiotherapeuten be-
handeln. Probleme anderer Art hatte
Spätzünder Federer. Wie schon zuvor
gegen den Inder Sumit Nagal verlor der
Schweizer auch in seinem Zweitrun-
den-Match gegen Damir Dzumhur
(Bosnien-Hercegovina) den ersten
Satz, gewann aber schließlich sicher
3:6, 6:2, 6:3, 6:4.
OTTENSHEIM. Auch am Donnerstag
wurde vor der Arbeit erst mal gemeinsam
abgenommen. Leichtgewichtsrudern ist,
wie jede Sportart mit Gewichtslimit, ein
ewiger Kampf gegen Kilos. Aber wenigs-
tens kann man sich dabei gegenseitig, im
buchstäblichen Sinne, etwas abnehmen.
„Mein Zweierpartner hat es ein bisschen
schwieriger mit dem Gewicht“, sagt Jason
Osborne über Jonathan Rommelmann.
„Da wir ein Team sind, schwitze ich natür-
lich mit ab.“
140 Kilo dürfen sie zusammen wiegen.
Wenn einer drüber liegt, nimmt auch der,
der für sich allein kein Gewichtsproblem
hat, mit ab. Ein Fall von Lastenteilung.
Bei der WM in Österreich wird der deut-
sche Leichtgewichts-Doppelzweier am
Samstag vor dem Finale also zum vierten
Mal binnen einer Woche, wie vor jedem
Rennen seit dem ersten Vorlauf, „abko-
chen“ müssen. Also, laut Osborne: „Mor-
gens vor dem Wiegen auf die Fahrrad-Rol-
le, dick angezogen, 30 bis 45 Minuten,
dann ein bisschen nachschwitzen, kalt ab-
duschen, und dann hat man es auch
schon.“ Bisher gelingt es ohne erkennba-
ren Kraftverlust. Zwar hat das Anfang der
Saison aus zwei starken Einer-Ruderern
neu gebildete Duo, das ungewöhnlich
schnell harmonierte, nach dem EM-Sieg
und zwei Weltcup-Erfolgen am Donners-
tag im WM-Halbfinale seine erste Nieder-
lage erlitten, knapp hinter den Iren. Doch
im Vordergrund stand die Olympiaqualifi-
kation, die mit dem Erreichen des Final-
laufs geschafft ist. „Die Pflicht ist erfüllt,
jetzt geht es um die Medaillen“, sagt Os-
borne. Eine Pflicht, die anderen so
schwerfällt wie seit Jahrzehnten nicht.
Schon drei Renntage vor dem Ende der
WM haben die Deutschen in der Hälfte
der 14 olympischen Bootsklassen die di-
rekte Qualifikation für Tokio verpasst
und bekommen nur noch eine letzte
Olympiachance bei der Restplatz-Regatta
in Luzern im Mai 2020 – ein klägliches Er-
gebnis.
Osborne dagegen weiß jetzt schon,
dass er in Tokio mit seinem Partner „um
die Medaillen mitfahren“ wird – und dass
es die letzte Chance ist. Leichtgewichtsru-
dern, 1996 bei Olympia eingeführt, um
den Sport global zu öffnen, etwa für asiati-
sche Länder, soll nach Wunsch des IOC
nach den Spielen 2020 wieder aus dem
Programm verschwinden. Deshalb haben
die beiden Ruderer dann andere Pläne,
sehr unterschiedliche. Rommelmann
nimmt sich sein Praktisches Jahr als Arzt
vor – und Osborne eine Karriere als Rad-
profi.
Der Sohn einer Deutschen und eines
Briten hat auf dem Rennrad, das er als
Ausgleich und Abwechslung zum Training
im Wasser anschaffte, nicht nur festge-
stellt, wie er davon im Boot profitiert,
durch die Stärkung der Bein- und Hüft-
muskulatur etwa oder die Fähigkeit, auf
langen Anstiegen ähnliche Schmerzen aus-
zuhalten wie am Ende eines Ruderren-
nens. Er merkte auch, wie schnell er auf
der Straße ist. Vor einem Jahr meldete Os-
borne sich zum Spaß für die deutschen
Radmeisterschaften an und belegte im
Einzelzeitfahren Platz acht. Dieses Jahr
wurde er Sechster.
Straßenrennen im Pulk will der 25-Jäh-
rige bis Olympia nicht wagen, „zu viel Ri-
siko“. Dann aber angreifen, „alles auf
eine Karte setzen und es beim Radfahren
probieren“. Er hat bereits Kontakte zu
zwei Profiteams, die von seinen Leistungs-
werten „beeindruckt“ seien, „aber das
heißt noch nichts“. Nur dass man ihn auf
dem Schirm habe und „dass ich vielleicht
dort mal als Praktikant fahren darf, nicht
unter Vertrag, nur zur Probe“. Sein Vor-
bild ist der frühere Skispringer Primoz Ro-
glic, der Tour- und Giro-Etappen gewon-
nen und die Tür aufgestoßen hat. „Der
Radsport öffnet sich gerade für Querein-
steiger“, sagt Osborne und nennt den Ka-
nadier Michael Woods, der als früherer
Mittelstreckenläufer erst mit 24 Jahren
aufs Rennrad stieg und 2018 WM-Dritter
wurde, und den 19-jährigen Remeco Eve-
nepoel, der belgischer Junioren-National-
spieler im Fußball war und diesen Som-
mer sein erstes Rennen im Rad-Weltcup
gewonnen hat. „Das spielt mir ein biss-
chen in die Karten, weil man derzeit im
Radsport merkt: Es kann funktionieren.“
Aus dem Rudern bringt Osborne, 2018
Weltmeister im Leichtgewichts-Einer,
die Empfehlung großer Trainings- und
Wettkampfhärte mit. Und dazu eine
Teamfähigkeit, die sich auch im gemein-
samen „Abkochen“ äußert. Nicht die
schlechteste Referenz. Auch als Radprofi
muss man vor allem für andere schwit-
zen. CHRISTIAN EICHLER
Sport live im Fernsehen
FRANKFURT (dpa). Die nun auch von
der DFB-Ethik-Kommission als „rassis-
tisch“ gewerteten umstrittenen Afrika-
Äußerungen bleiben für den Schalker
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zu-
mindest von Seiten des Deutschen Fuß-
ball-Bundes folgenlos. Das Gremium
verzichtet auf ein Verfahren gegen den
63 Jahre alten Fleischfabrikanten. „Der
Verzicht auf eine Anklageerhebung ist
zunächst darin begründet, dass Herr
Tönnies bei der eingehenden Anhö-
rung und Befragung überzeugend ver-
mitteln konnte, dass er kein Rassist
ist“, teilte die Ethik-Kommission am
Donnerstag mit.
Tönnies hatte zuvor als Festredner
beim „Tag des Handwerks“ in Pader-
born Steuererhöhungen im Kampf ge-
gen den Klimawandel kritisiert. Statt-
dessen solle man lieber jährlich 20
Kraftwerke in Afrika finanzieren.
„Dann würden die Afrikaner aufhören,
Bäume zu fällen, und sie hören auf,
wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzie-
ren.“ Öffentlich wurde dies teilweise als
rassistisch bezeichnet. „Diese Qualifizie-
rung erfolgte nach allgemeinem Sprach-
verständnis zu Recht“, befand die DFB-
Ethik-Kommission unter dem Vorsitz
von Nikolaus Schneider nun und wider-
sprach damit der Einschätzung des
Schalker Ehrenrats. „Sein Satz wäre zu-
mindest geeignet, rassistisches Gedan-
kengut an anderer Stelle zu unterstüt-
zen.“ Vor der Kommission habe Tön-
nies ausreichend Reue gezeigt, meinte
das Gremium des DFB. „Das von ihm
nun in Aussicht genommene Eintreten
gegen Rassismus innerhalb der Arbeit
des DFB und ein weitergehendes Enga-
gement in und für Afrika ist für die Kom-
mission glaubhaft“, hieß es.
E
s mag Zeiten mit Differenzen ge-
geben haben, und unterschiedli-
che Meinungen leisten sie sich
bis heute immer wieder. Aber of-
fensichtlich schätzen sich Roger Federer
und Rafael Nadal so sehr, dass sie gemein-
same Sache machen, wenn es um das
Wohl und das Wehe in ihrem Sport geht.
Als sie vor ein paar Monaten darüber spra-
chen, ob sie in das Council, den Spielerrat
der Männertennis-Organisation ATP, zu-
rückkehren wollten und sollten, stand für
beide schnell fest, dass daraus kein Allein-
gang werden würde. Nach seinem Sieg in
der zweiten Runde der US Open, wieder
zu Beginn etwas rumpelnd mit dem Ver-
lust eines Satzes, berichtete Federer, wie
er im Sommer mit Nadal schnell einig ge-
wesen sei. „Wenn du es machst“, habe er
gesagt, „dann mach ich es auch.“
Im Prinzip hätten sie noch ein Jahr war-
ten müssen bis zur neuen Besetzung des
Gremiums, in dem die Spieler zehn Plätze
besetzen, darunter sechs aus den Top 100
der Weltrangliste. Doch dann waren die
Kollegen Robin Haase, Jamie Murray und
Sergi Stachowsky, frustriert von den herr-
schenden Verhältnissen, zurückgetreten,
und Federer, Nadal und der Österreicher
Jürgen Melzer rückten Anfang August
nach. In New York nahmen sie nun zum
ersten Mal nach der Rückkehr an einer Sit-
zung teil, und Federer lässt wissen, es sei
gut gelaufen. Von 2008 bis 2014 hatte er
den Spielerrat schon als Präsident gelei-
tet, bis 2012 mit dem Vizepräsidenten Ra-
fael Nadal. Diverse Entwicklungen in die-
sem Jahr riefen beide nach einer Pause
wieder auf den Plan. Die Querelen um die
Kündigung des Vertrages des britischen
ATP-Chefs Chris Kermode im März, an
dessen Stelle der Präsident des Spielerra-
tes, Novak Djokovic, am liebsten seinen
guten Freund Justin Gimelstob gesehen
hätte, schlugen Wellen. Und vieles, was
sie da sahen und hörten, gefiel weder Na-
dal noch Federer. Auch anderen nicht wie
Stan Wawrinka, der die Verhältnisse in ei-
nem offenen Brief als chaotisch be-
schrieb. „Dass es explosiv zugeht, ist ja
klar“, sagt Federer, „aber wenn du außer-
halb bist, dann bekommst du nicht alles
mit – die Hälfte. Und um eine Meinung zu
bilden, langt die Hälfte einfach nicht.“
Es gibt genügend Themen, die den Spie-
lern auf den Nägeln brennen, von der
Richtung der politischen Führung in Per-
son des noch nicht feststehenden Nachfol-
gers für Kermode. Und vor allem der
Kampf der Akteure jenseits der Top 100,
die höheres Preisgeld für die ersten Run-
den fordern, um für das Leben auf der
Tour nicht draufzahlen zu müssen. Fede-
rer meint, im Vergleich zu seinen Anfän-
gen sei das Preisgeld für die Besten ziem-
lich schnell drastisch erhöht worden.
„Wenn es weitere Erhöhungen gibt, dann
sollte es nicht mehr an der Spitze passie-
ren, da haben wir ein wirklich gutes Ni-
veau erreicht. Ich weiß, dass es die Turnie-
re nicht sehr sexy finden, mehr Geld an
Qualifikanten der ersten oder zweiten
Runde oder bei den Challengern auszu-
schütten. Aber es wäre schön, wenn auch
die Spieler auf dieser Ebene überleben
könnten und nicht nur ganz oben an der
Spitze. Das kriegen wir hoffentlich in den
nächsten fünf bis zehn Jahren hin.“
Es geht, wie der in diesen Sachen sehr
aktive Kanadier Vasek Pospisil fordert,
vor allem um mehr Transparenz bei der
Verteilung des Geldes. Dem Tennis gehe
es so gut, sagt er, und doch seien nicht ge-
nug Spieler in der Lage, damit den Le-
bensunterhalt zu bestreiten. „Aber wir
sind relativ machtlos im Dialog mit den
Turnieren. Wir haben keine juristischen
Repräsentanten, die sich ausschließlich
um unsere Interessen kümmern. Wie
kann es jemals Gerechtigkeit geben? Das
ist Geschäft.“
Ob man die Rückkehr der Granden aus
Spanien und aus der Schweiz in den Spie-
lerrat darüber hinaus auch so deuten soll,
dass die dem Kollegen Djokovic ein we-
nig auf die Finger schauen wollen? Das
wäre vermutlich nicht völlig aus der Luft
gegriffen. Zur Zeit des größten Durchein-
anders im März hatte Federer vergeblich
versucht, einen Termin beim Serben zu be-
kommen. Jetzt sagt er, die neue Konstella-
tion rücke alle enger zusammen und er
hoffe, damit Fehler zu vermeiden. „Ich
bin ja schon früher mit Novak und Rafa
im Council gewesen, und es ist eigentlich
alles sehr gutgegangen.“
Und was nun die in langen Jahren, vie-
len Spielen und Begegnungen entstande-
ne Gemeinsamkeit mit dem spanischen
Lieblingsrivalen betrifft, da scheint alles
zum Besten zu stehen. Ist der Kontakt viel-
leicht noch enger als früher? Federer
sagt, es habe auch Zeiten gegeben, in de-
nen der andere eine Meinung gehabt
habe und er selbst eine andere, „aber heu-
te können wir beide zurückschauen und
denken, dass wir gute Fights gehabt ha-
ben und dass wir froh sind, uns so gut zu
verstehen“. So gut, dass er auch zur Hoch-
zeit des Kollegen am 18. Oktober eingela-
den wird, wie zu hören ist? „Davon weiß
ich nichts“, sagt er, amüsiert. Man solle
doch bitte nicht alles glauben, was so zu
lesen sei. Als Dementi oder Absage sollte
man die Antwort aber vielleicht erst mal
nicht verstehen.
Ergebnisse
Die Stars mühen
sich – Köpfer
genießt den Abend
Abkochen und umsatteln
Die Leichtgewichtsruderer Osborne und Rommelmann kämpfen noch um Medaillen – einer wird dann Radprofi
Rückkehr der Granden
DFB leitet
kein Verfahren
gegen Tönnies ein
Getrennte Wege nach Olympia:Jason Osborne (l.) und Jonathan Rommelmann Foto dpa
Unzufrieden mit der Tennis-Politik:
Roger Federer und Rafael Nadal machen im
Spielerrat wieder gemeinsame Sache, um
Novak Djokovic auf die Finger zu schauen.
Von Doris Henkel, New York