SEITE 6·NR. 201
FREITAG, 30. AUGUST 2019 Deutschland und die Welt FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Herr Stimpel, Sie haben am Mittwoch
in Berlin für die Rechte der Fußgänger
demonstriert. Bis zu 1000 Teilnehmer
hatten Sie erwartet. Ziel erreicht?
Quantitativ nein, qualitativ ja. 200 Leu-
te sind gekommen. Das ist nicht wahnsin-
nig viel, aber unter den Demonstranten
waren viele Senioren, Blinde und Roll-
stuhlfahrer – also die, die es auf dem Geh-
weg am schwersten haben. Familien mit
Kindern leiden natürlich auch, haben aber
weniger Zeit zu demonstrieren. Vor der
Schlusskundgebung am Fernsehturm
sind wir einmal um den Alexanderplatz
gelaufen. Wir hatten grüne Schwimm-
nudeln verteilt. Damit haben die Teilneh-
mer, die nah an der Bordsteinkante gin-
gen, symbolisch markiert: Das ist unser
Raum!
Warum das Ganze?
Fußgänger sind die größte und die am
stärksten vernachlässigte Gruppe im
Stadtverkehr. Alle breiten sich auf dem
Gehweg aus: parkende Autos, Roller und
Fahrräder, Schilder und Ladesäulen, dazu
die Stühle von Restaurants und Cafés.
Der Gehweg ist die Resterampe für alle,
die nicht wissen, wohin mit ihrem Zeug.
Der Raum wird immer enger und unsiche-
rer. Durch neue Mobilitätsformen, zuletzt
den E-Roller, wird nicht Mobilität ge-
schaffen, sondern vernichtet.
Auf dem Bürgersteig dürfen die E-Rol-
ler doch gar nicht fahren.
Das durchzusetzen war der bisher größ-
te Erfolg unseres kleinen Vereins. Aber
sie fahren trotzdem auf dem Gehweg,
und vor allem stehen und liegen sie dort.
Wer auf den E-Roller steigt, legt ein re-
gressives Verhalten an den Tag. Es ist, als
würden die Fahrer in ihre Kindheit zu-
rückfallen: Im wuseligsten Stadtbetrieb
rollen sie verträumt vor sich hin.
Sind nicht Autos das größere Problem?
Insgesamt natürlich. Das Kreuzen von
Fahrbahnen ist für Fußgänger gefährlich,
viele Autos parken falsch oder an Ecken.
Besonders absurd
wird es, wenn das ille-
gale Parken auf Geh-
wegen in Vierteln ge-
duldet wird, in denen
es mehr Autos als
Parkplätze gibt. Der
Fußgänger dagegen
verhält sich einwand-
frei – und wird durch
die Falschparker am
Benutzen seines Wegs gehindert. Mit Roll-
stuhl oder Kinderwagen kommen Sie teil-
weise gar nicht durch. Deshalb fordern
wir freie und sichere Wege für Fußgänger.
Sie sind Vorstand von Fuss e. V. Seit
wann gibt es diesen Lobbyverband für
Fußgänger?
Gegründet wurde der Verein 1985, er
ist ein Kind der Bürgerinitiativ- und Öko-
bewegung. Lange haben wir uns als Fach-
verband verstanden. Heute haben wir
700 Mitglieder. Gerade ältere Leute, die
am liebsten ihren Gehstock in Fahrrad-
speichen rammen würden, melden sich
bei uns. Wir nennen sie Wutgänger. Sol-
chen Unmut versuchen wir durch unsere
Arbeit zu kanalisieren und zu zivilisieren.
Was planen Sie als Nächstes?
Wir wollen Ortsgruppen in weiteren
deutschen Städten gründen. Unser Ziel
ist, dass sich überall in Deutschland Fuß-
gänger zusammenschließen.
Die Fragen stelltePaula Lochte.
Einen Riesenhaihaben Arbeiter auf ei-
ner Bohrplattform in der Nordsee ent-
deckt. Ein vom dänischen Fernseh-
sender TV2 veröffentlichtes Video
zeigt, wie der Hai vor der in dänischen
Gewässern liegenden Plattform Syd
Arne rund 240 Kilometer westlich von
Esbjerg schwamm. „Ich wäre fast vom
Stuhl gefallen, als ich das Video ge-
sehen habe“, sagte der Meeresbiologe
Jens Peder Jeppesen dem Sender. Er
habe noch nie einen Riesenhai von die-
ser Größe in Gewässern Dänemarks
gesehen. Nach TV2-Angaben war er
schätzungsweise acht Meter lang. (dpa)
Millionen Liter Abwassermüssen nach
einer Panne in der Kanalisation von
Warschau in die Weichsel geleitet
werden. Die staatliche Wasserbehörde
sprach von einer Katastrophe größeren
Ausmaßes und ordnete verstärkte Kon-
trollen der Wasserqualität an. Polens
Regierungschef Mateusz Morawiecki
habe für Donnerstagabend einen Kri-
senstab zusammengerufen, sagte ein
Regierungssprecher laut Nachrichten-
agentur PAP. Es seien zwei sogenannte
Sammelrohre ausgefallen. Eine Ge-
sundheitsgefährdung für die Bewohner
der Hauptstadt bestehe nicht, das Lei-
tungswasser könne unbedenklich ge-
trunken werden, teilte die Warschauer
Stadtverwaltung mit. Derzeit gelangen
3000 Liter schmutziges Wasser pro
Sekunde in die Weichsel. (dpa)
Foto Silke Reents
löw. WIEN, 29. August. Wegen des Ver-
dachts auf Misshandlung, Freiheits-
beraubung, Menschenhandel und Bil-
dung einer kriminellen Vereinigung
sind im Fall der Jugend-Betreuungsein-
richtung „Maramures“ in Rumänien
fünf Personen in Untersuchungshaft
genommen worden. Das sagte laut
Medienberichten der Anwalt des Lei-
ters der Einrichtung. Der Deutsche gilt
als Hauptbeschuldigter.
Am Dienstag hatte die rumänische
Ermittlungseinheit für organisierte
Kriminalität und Terrorismus die Ein-
richtung durchsucht und acht Perso-
nen festgenommen; drei wurden unter
Auflagen wieder auf freien Fuß ge-
setzt, unter ihnen die Frau des Haupt-
verdächtigen, ebenfalls eine Deutsche.
In der Einrichtung sollen deutsche Kin-
der und Jugendliche zwischen zwölf
und 18 Jahren, die sozial oder krimi-
nell auffällig wurden, rehabilitiert wer-
den. Die rumänischen Ermittler mut-
maßen jedoch, dass sie zu Arbeit ge-
zwungen und dabei „sklavenartig“ be-
handelt worden seien.
Demnach sollen die Kinder und Ju-
gendlichen zu „übermäßiger körperli-
cher Arbeit“ in Haushalten im nahe
gelegenen Oberwischau (Viseu de Sus)
gezwungen worden seien. Sie seien in
„erniedrigender und entwürdigender“
Weise und mit „schwerer Gewalt“ be-
handelt sowie mit Nahrungsentzug
oder Aussperren bei Kälte bestraft wor-
den. Das rumänische Jugendamt wur-
de mit der Angabe zitiert, 20 Kinder
und Jugendliche hätten sich in der Ein-
richtung befunden. Vier von ihnen sei-
en in ein staatliches Heim gebracht
worden und warteten darauf, von ih-
ren Familien abgeholt zu werden.
Nach Angaben des Anwalts sind die üb-
rigen Kinder und Jugendlichen weiter-
hin in der Einrichtung untergebracht,
wo der Betrieb „normal“ weitergehe.
FRANKFURT, 29. August. Es fällt leicht,
Peter Maffay nicht zu mögen, diesen ver-
meintlichen Rocker, der zumindest text-
lich auch heute allzu oft noch wie ein ein-
fach gestrickter Schlagerfuzzi daher-
kommt. Maffay hat die Ablehnung viel-
fach am eigenen Leibe erfahren: im Som-
mer 1982 etwa, als er mit seinen Musikern
im Vorprogramm von sechs Rolling-Sto-
nes-Konzerten auftrat. Gleich auf dem ers-
ten Konzert in Hannover wurde er ausge-
pfiffen – von einem großen Teil der 50 000
Zuschauer. Angeblich wurde er sogar mit
Tomaten und Eiern beworfen. „Ich war
nervös, wurde verstockt und wütend. Das
übertrug sich wohl auf die Zuhörer. Am
Ende spürte ich noch die Lust, uns zu guil-
lotinieren“, sagte er später dem „Stern“.
Die Rolling Stones hatten Peter Maffay
aus einem einfachen Grund ausgewählt:
nicht weil sie in dem selbsternannten
„Deutschrocker“ einen begnadeten Musi-
ker sahen, sondern weil er damals schlicht-
weg der erfolgreichste Künstler Deutsch-
lands war. Damit, so dachten sie, seien sie
auf der sicheren Seite. Sie ahnten offenbar
nicht, dass Maffays Verwandlung vom
Schlagerstar mit Countryeinsprengseln
zum – zweifelhaften – Rockpoeten gerade
erst begonnen hatte.
Maffay, der als Peter Alexander Makkay
in Kronstadt (Braşov) in Rumänien ge-
boren wurde und mit 14 Jahren mit seinen
Eltern als Aussiedler nach Bayern kam,
wurde mit Anfang 20 schlagartig be-
rühmt. Ein Lied, von Michael Kunze für
ihn geschrieben, legte den Grundstein sei-
ner Karriere: „Du“ war 1970 der größte
deutschsprachige Hit und Peter Maffays
Segen und Fluch zugleich. Fortan tingelte
er durch die „Hitparaden“ mit Liedern,
die sich in ihrer Banalität zu überbieten
schienen: „Du bist anders“, „Wo bist du?“
und „So bist du“ – es war nach „Du“ im
Jahr 1979 sein zweiter Nummer-eins-Hit.
Anfang der Achtziger wurde der mit
sich selbst unzufriedene Musiker massen-
tauglich: einerseits mit dem Lied „Über
sieben Brücken musst du gehn“, das von
der DDR-Band Karat erstmals 1978 ver-
öffentlicht wurde, andererseits mit dem
kleinen grünen Drachen Tabaluga. Fortan
galt er als akzeptabler Künstler mit sozia-
lem Gewissen, der sich gesellschaftlich
vor allem zum Wohle von Kindern ein-
setzt. Mehrere Stiftungen rief Maffay ins
Leben, wurde dafür mit Preisen geehrt
und überhäuft.
Doch auch als Musiker hatte Peter Maf-
fay, der viermal verheiratet war und mit
seiner knapp 40 Jahre jüngeren Lebens-
gefährtin vor ein paar Monaten noch eine
Tochter – sein insgesamt drittes Kind – be-
kommen hat, großen Erfolg. Achtzehn (!)
seiner Alben, zuletzt sein 35. Studioalbum
„Wenn das so ist“ aus dem Jahr 2014, wa-
ren zum Teil wochenlang auf Platz eins
der deutschen Album-Charts. An diesem
Freitag, seinem 70. Geburtstag, soll sein
- Album mit dem Titel „Jetzt!“ erschei-
nen. PETER-PHILIPP SCHMITT
SAN FRANCISCO, 29. August. Die Wald-
brände im riesigen Amazonasgebiet zu er-
fassen wäre ohne Erdsatelliten unmöglich.
Mit einer Fläche von mehr als sieben Mil-
lionen Quadratkilometern nimmt das
Amazonasbecken fast fünf Prozent der
Landfläche der Erde ein, drei Viertel des
Beckens sind mit Regenwald bewachsen.
In einem so großen Gebiet, das zu weiten
Teilen unzugänglich ist, gibt es keine
schnelle Waldbrandüberwachung vom Bo-
den oder von Flugzeugen aus.
So sind es vor allem unbemannte Erd-
erkundungssatelliten, mit denen Wissen-
schaftler und Behörden das Auftreten und
das Ausmaß von Waldbränden aus dem Or-
bit überwachen. Neben den zwei europäi-
schen Sentinel-Satelliten kommen dafür
die Nasa-Kunstmonde Aqua und Terra
zum Einsatz. Aus ihren Messungen wird
die Waldbrandaktivität in aller Welt in Da-
tenbanken erfasst, die frei im Internet zu-
gänglich sind. Angesichts all der Berichte
über die Feuer in Brasilien und Bolivien ist
es dabei überraschend, dass es zurzeit in
Afrika südlich der Sahara viel mehr Wald-
brände gibt als im Amazonasbecken.
Die beiden Nasa-Satelliten, die unsere
Erde in etwa 700 Kilometer Höhe umkrei-
sen, sind mit Modis-Spektrometern ausge-
rüstet. Dabei handelt es sich um Kameras,
die ununterbrochen Bilder vom Erdboden
in mehr als 30 verschiedenen Spektral-
bereichen aufnehmen. Darunter sind auch
Bänder im Infrarotbereich des Spektrums,
in denen die Herde von aktiven Waldbrän-
den als Hotspots besonders hell strahlen.
Da die beiden Satelliten dieselbe Gegend
der Erdoberfläche etwa alle 36 Stunden
überfliegen, lassen sich aus den Daten die
Zahl und Ausdehnung der Brände auch in
sonst unzugänglichen Gebieten mit einer
Genauigkeit von etwa einem Kilometer er-
fassen. Die Sensoren an Bord der in einem
knapp 800 Kilometer hohen Orbit fliegen-
den europäischen Sentinel-Satelliten arbei-
ten nach dem gleichen Prinzip.
Bei der Auswertung von mehr als 250 In-
frarotbildern, die Sentinel allein in den ers-
ten drei Augustwochen vom Amazonas-
gebiet aufgenommen hatte, zählten Mitar-
beiter der europäischen Weltraumbehörde
(Esa) mehr als 4000 aktive Waldbrände.
Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren
es nur 1100. In der auf den Messungen der
beiden Nasa-Satelliten beruhenden Daten-
bank sind die Waldbrände für jede Region
kumulativ erfasst. Demnach gab es seit
dem offiziellen Beginn der mit der Tro-
ckenzeit im Amazonasraum einhergehen-
den Waldbrandsaison Anfang Mai mehr
als 80 000 Waldbrände in dem Gebiet. Im
vergangenen Jahr waren es weniger als
halb so viele. Der diesjährige Wert ist der
höchste der vergangenen sieben Jahre –
seit die Datenbank also besteht.
Forscher des durch Spenden finanzier-
ten unabhängigen Instituts für Umweltfor-
schung im brasilianischen Teil des Amazo-
nasraumes (IPAM) haben die Messungen
auf der Suche nach den Ursachen der Wald-
brände analysiert. Ihre Untersuchungen
beruhen auf mehr als 32 000 Bränden, die
bis zum Stichtag am 14. August erfasst wur-
den. Der Mittelwert für den gleichen Zeit-
raum der vergangenen drei Jahre betrug da-
gegen nur wenig mehr als 20 000 Brände
pro Jahr. Einen Zusammenhang der erhöh-
ten Zahl der Brände mit einer ausgedehn-
ten Dürre konnten die Forscher nicht fin-
den. So gab es in den vergangenen drei Jah-
ren während der Trockenzeit im brasiliani-
schen Amazonasbecken bis zum Stichtag
im Mittel 32 regenfreie Tage. In diesem
Jahr war es erheblich feuchter: Es gab nur
19 Tage ohne Niederschlag. Dennoch tra-
ten wesentlich mehr Waldbrände auf.
Stattdessen gibt es nach Meinung der
IPAM-Forscher einen klaren Zusammen-
hang zwischen der Zahl der Waldbrände
und jener Urwaldfläche, die in den vergan-
genen Jahren gerodet wurde. Seit den Re-
kordjahren 1995 und 2004, als jeweils
mehr als 30 000 Quadratkilometer Urwald
in Brasilien abgeholzt wurden, ist die jähr-
lich gerodete Fläche auf um die 7500 Qua-
dratkilometer zurückgegangen. In diesen
abgeholzten Gebieten ist es in diesem Jahr
zu der besonders großen Zahl an Bränden
gekommen. Das spricht dafür, dass die
meisten Feuer von Landwirten gelegt wer-
den, um ihre Felder für die Saat vorzuberei-
ten. Immer wieder greifen die Feuer dann
aber auf den Regenwald über.
Die vom IPAM-Forscher Divino Silvério
geleitete Studie zeigt einen weiteren kla-
ren Zusammenhang zwischen der Zahl der
Brände und der in diesem Jahr frisch gero-
deten Urwaldfläche. So treten die meisten
Waldbrände in frisch abgeholzten Gebie-
ten auf. Das wird besonders in der Gegend
rund um die Stadt Altamira im brasiliani-
schen Bundesstaat Pará deutlich, die am
Amazonas-Nebenfluss Xingu liegt. In die-
ser Gegend wurden knapp 300 Quadratki-
lometer Urwald gerodet. Anschließend
wurden dort bis zum 14. August mehr als
1630 Waldbrände erfasst, also etwa fünf
Prozent der Gesamtzahl der Brände.
Der Zusammenhang zwischen den Brän-
den und der Landwirtschaft wird beson-
ders klar, wenn die Messungen der Infrarot-
sensoren mit herkömmlichen Satelliten-
bildern überlagert werden. Dabei sieht
man immer wieder Rauchwolken über den
zum Teil riesigen Feldern, die durch Abhol-
zungen entstanden sind. Dort werden
hauptsächlich Sojabohnen angebaut.
Ein Blick in die Datenbanken zeigt aber
auch, dass Amazonien keineswegs die
Weltgegend mit den meisten Waldbrän-
den ist. Die Rekordhalter sind vielmehr
Angola und Kongo, wo in den Satellitenda-
ten allein am vergangenen Wochenende
mehr als 10 000 Wald- und Buschbrände
gezählt wurden. In Brasilien brannten
etwa 2100 Feuer, hinzu kamen 750 im zu
Bolivien gehörenden Teil des Amazonas-
beckens. Wie Amazonien, so befinden
sich auch Angola und Kongo momentan
in ihrer trockenen Jahreszeit. Viele afrika-
nische Landwirte nutzen die trockenen
Monate, um ihre Felder für die nächste
Wachstumssaison vorzubereiten. Die
Asche der verbrannten Biomasse dient als
Dünger für das kommende Jahr.
jib. WIESBADEN, 29. August. Der
Mann,der einen Jungen am Frankfur-
ter Hauptbahnhof vor einen Zug gesto-
ßen haben soll, leidet nach Angaben ei-
nes Gutachters an einer Schizophrenie.
Er stelle weiterhin eine Gefahr für die
Allgemeinheit dar und werde deshalb
in einem psychiatrischen Krankenhaus
untergebracht, teilte die Frankfurter
Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.
Der 40 Jahre alte Eritreer soll Ende
Juli einen Achtjährigen sowie dessen
Mutter vor einen Zug gestoßen haben;
der Junge wurde überrollt. Zu einem
möglichen Motiv hatte sich der mut-
maßliche Täter nicht geäußert.
Der Mann war von einem psychiatri-
schen Gutachter untersucht worden.
Dieser kam nach Angaben der Staats-
anwaltschaft zu dem Ergebnis, dass der
Mann unter einer Schizophrenie leidet,
wahrscheinlich einer paranoiden. Da
die Erkrankung zum Tatzeitpunkt „in
akuter Form“ vorgelegen habe und
„kausal“ für die Taten gewesen sei, kön-
ne „von einer erheblich verminderten
Einsichts- und Steuerungsfähigkeit des
Beschuldigten“ ausgegangen werden.
Die psychiatrische Unterbringung sei
erforderlich, da aufgrund der Erkran-
kung „mit hoher Wahrscheinlichkeit“
zu erwarten sei, dass der Beschuldigte
auch künftig „erhebliche rechtswidrige
Taten“ begehen werde. Der Mann lebte
seit 2006 in der Schweiz, wo er als vor-
bildlich integriert galt. Allerdings wur-
de er dort bereits psychiatrisch behan-
delt. Ihm wird Mord und versuchter
Mord in zwei Fällen vorgeworfen.
Kurze Meldungen
„Gehweg als Resterampe“
Roland Stimpel über Fußgänger und ihre Hindernisse
löw. WIEN, 29. August. In Wien macht
eine Affäre Schlagzeilen, deren Reflex
in den bunten Blättern zuweilen fast
noch greller scheint als die Ibiza-Affä-
re: der Teigtascherl-Skandal.
In der österreichischen Hauptstadt
hat sich ein blühender Geschäftszweig
etabliert: In gewöhnlichen Wohnungen
werden im großen Stil gefüllte Teig-
waren zubereitet, die dann in Asia-Re-
staurants und -Imbissen auf den Tisch
kommen. Dabei sind neben der fehlen-
den Gewerbeberechtigung, den Arbeits-
bedingungen und mutmaßlich hinterzo-
genen Steuern vor allem die hygieni-
schen Verhältnisse bedenklich. Auch in
dieser Hinsicht scheint es sich um ein
blühendes Gewerbe zu handeln.
Diese Woche wurde schon die vierte
Produktionsstätte binnen eines Monats
ausgehoben. 1,5 Tonnen illegal herge-
stellter Speise seien gefunden und
beschlagnahmt worden. Ende Juli war
die erste „Teigtascherlfabrik“ in einem
Mietshaus entdeckt worden. Vier chine-
sische Staatsangehörige wurden da-
mals angetroffen, die Polizei fand zwei
weitere Männer ohne Ausweis in Klei-
derschränken.
Gefahndet wird nicht nur nach den
Abnehmern der „Teigtascherln“, son-
dern auch nach mutmaßlichen Hinter-
männern. Dass vier Gruppen unabhän-
gig voneinander die gleiche Geschäfts-
idee entwickeln, erscheint wenig wahr-
scheinlich, auch wenn die Wohnungen
in vier unterschiedlichen Wiener Bezir-
ken lagen. Interessant wäre auch die
Frage, ob es das nur in Wien gibt.
Über siebzig Brücken...
Der Deutschrocker Peter Maffay wird 70 Jahre alt
ceh. LOS ANGELES, 29. August. Die
amerikanische Rennfahrerin Jessi
Combs ist bei dem Versuch, einen Ge-
schwindigkeitsrekord zu brechen, töd-
lich verunglückt. Die Neununddreißig-
jährige fuhr am Dienstagnachmittag
während eines Testlaufs in der Alvord-
Wüste im Bundesstaat Oregon durch
ein trockenes Flussbett, als sie unter
bislang ungeklärten Umständen in
ihrem jetgetriebenen Wagen zu Tode
kam. Der Sheriff des Bezirks Harney
nahm Ermittlungen auf. In den kom-
menden Tagen sollen die Bordcompu-
ter des fast 20 Meter langen „North
American Eagle Supersonic Speed
Challenger“ ausgewertet werden.
Combs, bekannt als „Schnellste
Frau auf vier Rädern“, hatte immer
wieder auf der etwa acht Kilometer lan-
gen Strecke geübt. Laut „The Oregoni-
an“ plante sie, den Geschwindigkeits-
rekord von knapp 1228 Kilometern
pro Stunde zu brechen, der vor 22 Jah-
ren in Nevada aufgestellt wurde.
Combs’ Team „North American
Eagle“ soll in den vergangenen Jahren
fast 60 Mal versucht haben, den Rekord
zu brechen. Sie erreichte dabei angeb-
lich eine Höchstgeschwindigkeit von
etwa 829 Kilometern pro Stunde. Die
Rennfahrerin, die in South Dakota auf-
wuchs und ihre letzten Jahre in Long
Beach bei Los Angeles verbrachte, trat
auch als Fernsehmoderatorin auf.
MÜNCHEN, 29. August. Vermutlich
hatte der 38 Jahre alte Autofahrer aus
dem Ostallgäu höchstens mit einer ver-
balen Auseinandersetzung gerechnet.
Hätte er gewusst, was ihm geschehen
sollte, wäre er am Dienstagnachmittag
auf der Bundesstraße 12 Richtung Kauf-
beuren ganz bestimmt nicht aus dem
Auto ausgestiegen. Doch wer konnte
mit so etwas rechnen?
Der Mann war überholt und so aus-
gebremst worden, dass er anhalten
musste. Vor ihm hielt das mit vier Män-
nern besetzte Auto, das ihn bedrängt
hatte. Zwei Männer, der Fahrer und der
Beifahrer, stiegen aus. Sie kamen direkt
auf den Achtunddreißigjährigen zu,
schlugen und traten ohne Vorwarnung
auf ihn ein. Dann stiegen sie wieder in
ihr Auto und flüchteten. Der Mann
kam mit Prellungen ins Krankenhaus.
Gefilmt wurde der Angriff, den die
Polizei als gefährliche Körperver-
letzung wertet, von einem anderen
Autofahrer. Die Art, wie die Männer
auf den Mann einprügelten, erinnere
an eine Szene aus einem brutalen Ac-
tionfilm, sagt Markus Dösinger, stellver-
tretender Dienststellenleiter der Polizei-
inspektion Buchloe. Die Polizei leitete
die Fahndung ein – bislang vergebens.
Begonnen hatte die Konfrontation
gegen 15.30 Uhr auf der Autobahn 96
Richtung Lindau. Nach Polizeiangaben
hatten sich dort vier Autofahrer, alle in
Fahrzeugen mit Schweizer Kennzei-
chen, ein Rennen geliefert. Der 38 Jah-
re alte Autofahrer war den Rasern
offenbar im Weg. Sie fuhren dicht auf
sein Auto auf und nötigten ihn, zur Sei-
te zu fahren. Als er die Autobahn an
der Anschlussstelle Jengen verließ, folg-
te ihm einer der Raser und bremste ihn
zu Beginn der Bundesstraße aus.
Über die Fahrzeugtypen sei bislang
nichts bekannt, sagt Dösinger. Auch
über die Fahrer sowie die Schläger gibt
es keine Angaben. Es sollen „junge
Männer Anfang 30“ gewesen sein, Na-
tionalität oder Herkunft unbekannt.
„Das Video gibt da keine konkreten An-
haltspunkte.“ Ein Kennzeichen hin-
gegen hat die Polizei. „Die Ermitt-
lungen laufen.“ KARIN TRUSCHEIT
Verhaftungen
im „Maramures“-Fall
Rennfahrerin Jessi
Combs verunglückt
Es brennt – vor allem in Afrika
Verdächtiger vom
Hauptbahnhof
wohl schizophren
Raser verprügeln
ohne Vorwarnung
einen Autofahrer
Wien hat seinen
Teigtascherl-Skandal
Ein einzig Rot:Die ausgewerteten Daten der Nasa-Satelliten zeigen eine Vielzahl von Bränden, besonders in Zentralafrika. Foto Firms/Nasa
Satellitenbilder zeigen,
dass es in Angola und
Kongo wesentlich mehr
Wald- und Buschbrände
gibt als am Amazonas.
Von Horst Rademacher
So bist du:Peter Maffay Foto dpa