„Wir glauben auch an
unser Filialnetz.“
Tina Müller, Vorstandschefin Douglas
„Die Nord Stream 2 Company hat
uns klar mitgeteilt, sie steht zu
dem Zeitplan und dem Budget,
und wir haben keinen Anlass,
heute in irgendeiner Form den Plan zu
revidieren.“
Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender OMV
dpa, imago/Future Image, dpa
Kreditkarten
Auf Nummer
sicher gehen
S
trengere Sicherheitsvorschrif-
ten beim Bezahlen im Inter-
net sorgen in Europa schon
seit Monaten für Aufregung. Händ-
ler befürchten, dass neue Sicher-
heitssysteme zu mehr Kaufabbrü-
chen führen. Doch aktuelle Betrugs-
fälle zeigen: Sicherheit ist letztlich
wichtiger als Bequemlichkeit.
Wenn plötzlich Tausende Euro
auf dem Konto fehlen, ist das für
Bankkunden ein Schock. Erlebt ha-
ben das gerade mehr als 2 000 Kun-
den der Oldenburger Landesbank.
Über ihre Debit-Karten des Kredit-
kartenanbieters Mastercard sollen
Cyberkriminelle von Brasilien aus
rund 1,5 Millionen Euro von ihren
Konten erbeutet haben. Der Scha-
den wurde den Kunden erstattet,
auf den Schreck hätten sie wohl
trotzdem gern verzichtet.
Wie genau die Kriminellen das
Geld ergaunert haben, ist noch
nicht bekannt. Klar ist, dass Banken
ihre Kunden bestmöglich schützen
müssen und kein Einfallstor für Ha-
cker bieten dürfen. Fest steht aber
auch, dass die Betrugsmöglichkei-
ten je nach nationaler Gesetzge-
bung sehr unterschiedlich sind. In
Europa wird ein Einfallstor gerade
geschlossen. Dank der „starken
Kundenauthentifizierung“ reicht es
künftig nicht mehr, beim Bezahlen
per Kreditkarte nur die Karten -
daten plus Prüfziffer anzugeben.
Das macht es Betrügern schwerer.
Die Sorge, dass europäische Kun-
den deshalb nicht mehr online ein-
kaufen, scheint unbegründet. Eine
Studie des Bundesverbands Digitale
Wirtschaft kam gerade zu dem Er-
gebnis, dass die meisten Kunden ihr
Einkaufsverhalten trotz der neuen
Regeln nicht ändern wollen. Auch
die Entwicklung von Kartenzahlun-
gen an der Ladenkasse sollte Händ-
lern Hoffnung machen: Mussten
Kunden früher meist nur auf dem
Kassenzettel unterschreiben, hat
sich inzwischen die PIN- Eingabe
durchgesetzt. Das mag komplizier-
ter sein, trotzdem nehmen Karten-
zahlungen selbst bei deutschen Bar-
geld-Fans stetig zu. Wenn es der Si-
cherheit dient, kann man sich als
Kunde an vieles gewöhnen. Wichtig
ist nur, dass gut erklärt wird, wie
die Systeme funktionieren.
Kartenzahlung soll bequem sein,
doch an neue Sicherheitsverfahren
gewöhnen sich Verbraucher
schnell, sagt Katharina Schneider.
Die Autorin ist
Finanzkorrespondentin.
Sie erreichen sie unter:
[email protected]
I
ch habe gelesen, dass die Unterbezahlung von
Frauen im Kopf beginne. Sie hätten nämlich
wesentlich moderatere Gehaltsvorstellungen
als männliche Bewerber. Im Durchschnitt ver-
dienen Männer 21 Prozent mehr als Frauen in
Deutschland. Und das, obgleich Frauen keineswegs
schlechter ausgebildet sind. Diese Lohnlücke geht of-
fenbar schon beim Einstellungsgespräch los.
Laut einer Studie des Bonner Forschungsinstituts
zur Zukunft der Arbeit (IZA), für die Studenten ver-
schiedener Fachrichtungen befragt wurden, rechnen
männliche Studenten mit einem jährlichen Einstiegs-
gehalt in ihrem Job von 39 076 Euro, ihre Kommilito-
ninnen dagegen begnügen sich mit erwarteten
33 434 Euro. Was bedeutet, wenn eine Frau ein Ge-
haltsangebot bekommt, das 20 Prozent unter dem
liegt, das ein Mann bekommen würde, fällt sie nicht
vor Überraschung vom Stuhl, sondern hat Ähnliches
schon erwartet. Die Forscher fanden heraus, dass
die niedrigen Gehaltserwartungen nicht etwa damit
zusammenhängen, dass Frauen sich generell für
schlechter bezahlte Jobs entschieden. Auch angehen-
de Maschinenbauerinnen erwarten weniger als die
männlichen Kollegen.
Die Forscher erkundeten zudem, wie sich Frauen
und Männer in Gehaltsverhandlungen verhalten.
Dies ergab, dass Männer generell mit wesentlich hö-
heren Forderungen in die Verhandlungen gehen. Sie
pokern hoch, haben aber auch großen Verhand-
lungsspielraum. Sie sind bereit, ihre Arbeitskraft we-
sentlich höher zu taxieren, als die eigentlich wert ist.
Man kann es auch so sehen: Frauen wird vielleicht
nicht zu wenig gezahlt, sondern vor allem Männern
zu viel. Diese halten von sich selbst unrealistisch
viel, stellen überzogene Gehaltsforderungen und be-
kommen am Ende mehr raus. Das bedeutet, dass ein
beträchtlicher Teil des wirtschaftlichen Investitions -
volumens für Männer mit zu großem Selbstbewusst-
sein ausgegeben wird. Als Reaktion auf besagte Stu-
die wurden Frauen zu Trainings aufgerufen, wo sie
lernen sollten, genauso große Gehaltsforderungen
zu stellen wie ihre männlichen Kollegen. Schließlich
könnten sie dann damit rechnen, ebenfalls mehr ab-
zustauben.
Nun wäre es allerdings die Frage, ob das über-
haupt erstrebenswert sein soll. Männer stellen ihre
hohen Forderungen ja offenbar nicht aus strategi-
schem Geschick, sondern wegen Selbstüberschät-
zung. Würde man denn gerne die Fähigkeit, sich
selbst realistisch einschätzen zu können, gegen Geld
eintauschen beziehungsweise für eine effektive Ge-
haltserhöhung von 20 Prozent? Man könnte viel-
leicht alternativ Männern frühzeitig ein Training zu-
kommen lassen, das sie davor bewahrt, sich für Göt-
ter zu halten. Ich will nicht zu defätistisch wirken,
aber einige Katastrophen wären der Wirtschaft wohl
erspart geblieben, hätte es etwas weniger männli-
chen Größenwahn gegeben.
Große Probleme entstehen im Allgemeinen nicht
durch vernünftig vor sich hin wurschtelnde Klein-
gläubige, sondern durch große Visionen einzelner
Männer. Wo heute ein Visionär ein neues Zeitalter
einläutet, ist morgen ein Loch in der Kasse. Es gäbe
also viel zu sparen. Aber dazu wird es nicht kom-
men. Denn jene, die das Geld verteilen, sind ja auch
zum großen Teil Männer.
Prüfers Kolumne
Moderate Frauen
Tillmann Prüfer
fragt sich, ob es
erstrebenswert ist,
die Lohnlücke
zwischen den
Geschlechtern zu
schließen.
Schließlich leiden
Männer zu oft an
Größenwahn.
Der Autor ist Mitglied der Chefredaktion des
„Zeit-Magazins“. Sie erreichen ihn unter:
Illustration: Max Fiedler [email protected]
Unternehmen & Märkte
WOCHENENDE 30./31. AUGUST / 1. SEPTEMBER 2019, NR. 167^23
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