Tina Müller
Wendepunkt
bei Douglas
V
ielleicht ist das ja der Turn -
around bei der lange schwä-
chelnden Parfümeriekette.
Zumindest kann Douglas-Chefin Tina
Müller knapp zwei Jahre nach Amts-
antritt bereits das vierte Quartal
in Folge steigende Umsätze vermel-
den – und einen Überschuss. „Unser
Wachstum ist nachhaltig positiv“,
sagte sie dem Handelsblatt, „auch in
das vierte Quartal sind wir mit dem
Umsatz gut gestartet.“
So hat Douglas im dritten Quartal
des Geschäftsjahres 2018/19 ein Plus
von 5,7 Prozent erzielt. Zwar fiel in
diesen Zeitraum das für die Beauty-
Branche so wichtige Ostergeschäft.
Aber auch die Bilanz für die ersten
neun Monate weist Erfolge aus: Der
Umsatz stieg auf 2,7 Milliarden Euro,
fast die Summe des kompletten Vor-
jahres. Unter dem Strich steht für
diese Zeit ein Überschuss von 59,9
Millionen Euro – nach zuvor minus
30,2 Millionen Euro.
Entsprechend selbstbewusst gibt
sich die Marketingstrategin, die
schon in ihrer Zeit bei Opel dem Au-
tohersteller ein neues Image verpasst
hat und bei Douglas mit hohen An-
sprüchen und Tempo die Mannschaft
antreibt, Filialen umbauen lässt, die
Digitalisierung treibt und auch selbst
mit Postings auf Social Media auffällt.
Vor allem preist sie die rasante Ent-
wicklung im Onlinehandel. „Wir
wachsen online schneller als der
Markt und sind dabei zweistellig pro-
fitabel.“ In den ersten neun Monaten
des Geschäftsjahres erwirtschaftete
Douglas online schon fast eine halbe
Daniel Terberger
Anhänger des
Mittelstands
E
s schien wie ein Signal: Peek &
Cloppenburg hat angekün-
digt, in vielen Häusern die Ab-
teilungen für Kindermode zu schlie-
ßen. Doch Daniel Terberger lässt diese
Entscheidung der großen Düsseldor-
fer Modekette unbeeindruckt. „Kin-
dermode ist nach wie vor ein wichti-
ger Bestandteil unseres Modege-
schäfts“, sagt der Vorstandschef der
Bielefelder Katag AG. „Wir halten es
für verkehrt, die Kindermode den
Discountern zu überlassen.“ Der
Modedienstleister beliefert 350 mit-
telständische Modehäuser mit Eigen-
marken wie Basefield oder Comman-
der und hilft ihnen bei EDV, Marke-
ting und sozialen Medien.
Katag hat lange Erfahrung mit Kin-
dermode. Das Familienunterneh-
men entwirft und verkauft bisher
die Kindermodelinien seiner Eigen-
marken Staccato und Basefield so-
wie die Lizenzlinie Jette, die von Jet-
te Joop entworfen wird. Diese Kol-
lektionen liegen eher im günstigen
Preisbereich. Deshalb ist die neue,
jetzt bekannt gegebene Zusammen-
arbeit mit der Premiummarke Marc
O’Polo bei Kindermode für Terber-
ger die Chance, das „Portfolio im ge-
hobenen Markt weiter auszubauen“.
Terberger wird mit seiner Katag in
Lizenz die Kinderkollektion für Marc
O’Polo entwerfen, produzieren las-
sen und liefern.
Der Vorstandschef ist niemand,
der in das allgemeine Wehklagen der
Modebranche einstimmt. „Ich halte
viel davon, die wichtigen Themen
mit Augenmaß anzugehen“, lautet
sein Grundsatz. So hat er lange daran
gearbeitet, seine mittelständischen
Handelspartner an das Onlinegeschäft
heranzuführen. Vor ein paar Jahren
hat er mit Partnern die Onlineplatt-
form Modehaus.de gegründet, um
auch weniger finanzstarken Händlern
beim Einstieg ins Digitalgeschäft zu
helfen. Und vor Kurzem hat er es so-
gar geschafft, dass sich einige Händler
der Onlineplattform mit dem Mode-
riesen Zalando verbinden. Sie belie-
fern künftig Zalando-Kunden, wenn
diese beim Berliner Unternehmen
Rock, Hose oder Handtasche bestel-
len und die Ware beim Händler vor
Ort vorrätig ist. So verbünden sich
die Davids der Online-Modebranche
mit dem Goliath.
Wenn der 52-Jährige, der das 96
Jahre alte Unternehmen seit 2001
führt, eine Leidenschaft hat, für die
er kämpft, dann ist es sein Glaube an
die Zukunft des mittelständischen
Modehandels. Bislang geht seine
Strategie auf. Im vergangenen Jahr ist
der Katag-Umsatz gegen den Trend in
der Branche leicht auf über 1,1 Milli-
arden Euro gestiegen.
Terberger ist ein Netzwerker, des-
sen Rat gefragt ist. So hat ihn der Un-
ternehmer Bernd Freier in den Beirat
seiner Modegruppe s.Oliver in Würz-
burg geholt. Von da ist es nicht mehr
so weit bis zum Chiemsee. Dort er-
holt sich Terberger von seinen vielen
Aufgaben auf einem Bauernhof, wo
er mit seiner Frau, Elisabeth Herzogin
in Bayern, lebt. Georg Weishaupt
Daniel Terberger:
Netzwerker, dessen
Rat gefragt ist.
Tina Müller:
Sie treibt den
digitalen Umbau
bei Douglas mit
Tempo voran.
Dominik Asbach/laif
Die Marketingstrategin weist
bei der einst darbenden
Parfümeriekette wiederholt
steigende Umsätze vor – und
zwar online wie offline.
Der Chef der Familienfirma
Katag gewinnt Marc O’Polo als
neuen Kunden. So baut er
das Geschäft des Modedienst -
leisters aus.
Katag AG
Milliarde Euro – 17 Prozent des Ge-
samtumsatzes. Müller verweist auch
auf ihre Strategie #forwardbeauty
und den Umbau zum Online-Markt-
platz. Douglas – zu 15 Prozent im Be-
sitz der Gründerfamilie Kreke, zu 85
Prozent Beteiligung des Finanzinves-
tors CVC – soll nicht einfach nur ver-
kaufen, sondern beraten, behandeln,
Schönheitswissen vermitteln.
Bei so viel Entschiedenheit für
E-Commerce erregen Meldungen wie
jene, dass Douglas 70 Filialen schlie-
ßen werde, Aufregung. Die 50-jährige
CEO aber sagt: „Wir stehen zu unse-
rem Filialnetz und investieren.“ Es
gehe um Läden vorrangig in Italien
und Spanien, wo der Konzern in
kurzer Zeit vier Unternehmen zuge-
kauft hatte. In Deutschland sollen
bis Ende 2020 etwas mehr als zehn
Filialen schließen. Aber allein 2019
habe man hier auch 16 eröffnet. Mül-
ler sagt: „Wir werden immer Filialen
haben – aber sie müssen sich vom
reinen Verkauf zum Erlebnisshop-
ping wandeln.“ Corinna Nohn
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